Elena

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Cafard

Mitglied
elena! sie läuft ja wie ein offenes rasiermesser durch die welt, man schneidet sich an ihr. (mauerparole in berlin-west)

Ich habe das gelesen, wie viele das vor mir gelesen hatten, es ließ mich nicht ruhen, ich wollte eine Frau wie Elena finden. Mit glänzend schwarzen Haaren, mit dunklen Wildlederstiefeln. Gerne stark geschminkt, ein Luderwesen nach außen, eine Feengestalt nach innen, schwierig zu finden, und umgekehrt ist es besser vorstellbar.

Betroffene Augen streunten durch die Junisonne - mein suchender Blick - wer einen Wunsch hat, muss handeln, wer einen Wunsch hat und nicht handelt, der brütet siechendes Unheil aus, eine kleine Pest. Stattdessen: Gehen und Ausschau halten. Allmählich hörbares Atmen. Stehenbleiben. Nachdenken:

Wenn es in diesem Viertel irgendeine Gestalt gibt, die dem Profil entspricht, was dann, was passiert dann eigentlich?

Dann passierte kaum etwas, als wenn ich jemals eine Frau angesprochen hätte, jedenfalls keine von den Frauen, an denen man sich schneidet. Was sollte das denn heißen, „man schneidet sich an ihr, sie läuft wie ein offenes Rasiermesser durch die Welt“, was bedeutete das, wer hatte das geschrieben, warum?

Ich war benommen, ich rannte einem Phantom nach, einer Hülle für die Idee von einer Frau. Auf der Suche nach einer lebendigen Skulptur, erst der Anblick einer wirklichen Person würde mich die Poesie an der Wand verstehen lassen.

Die Nachdenkerei machte nichts besser, ich begann mich zu schämen, mein unreifes Innenleben spielte mir schon wieder einen Streich, ich war das gewohnt, ich begriff es nur nicht ad hoc, erst drei Takte später.

Die Mauer ist weg, ich habe nie eine Frau gesehen, die Elena sein konnte.

Es ist doch besser so.

Wirklich?

Ja / und / nein.
 
U

USch

Gast
Hallo Cafard,
ja, ja, der ewige Zweifel. Wer könnte die "Traumfrau" sein? Und was für Eigenschaften will ich? Kommt gut rüber.
LG USch
 

Gabriele

Mitglied
- mein suchender Blick - wer einen Wunsch hat, muss handeln, wer einen Wunsch hat und nicht handelt, der brütet siechendes Unheil aus, eine kleine Pest.
Das gefällt mir besonders gut!
Ja, ich mag deinen kleinen Text, die Gefühle und Bedürfnisse des Prot. sind gut nachvollziehbar, finde ich.
Liebe Grüße,
Gabriele
 

Cafard

Mitglied
Das ist völlig richtig, man hätte mehr daraus machen können, jedoch liegt für mich der Reiz einer solchen Short-Prosa im Andeuten eines Stimmungsbildes, nicht mehr und nicht weniger soll sie leisten, der Leser kann sich anstecken lassen und etwas dazu fabulieren, wenn er möchte.

Und Danke für die Antworten, das freut mich.
 

Pola Lilith

Mitglied
Stimmungsbild

ja, das hast du auch erreicht - da hat mein Gehirn doch gleich eine kleine Story aus der Ecke hervorgezaubert, die sich aber durch diverse Ablenkungen wieder irgendwohin verkrümelt hat - ich werd mal deine Kurzprosa in die Kladde speichern - und wenn dann irgendwann mal daraus eine kleine Geschichte entsteht, dann melde ich mich - lb gruß, pola
 



 
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