Erdbeermund

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knychen

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Erdbeermund

`…wenn ich jetzt einen Wunsch frei hätte…`
denkt er sehnsüchtig
`…dann würde ich diese Kassiererin in einen französischen Supermarkt an die Kasse wünschen. Die würde an der Arschruhe der Franzosen verzweifeln…`
Mit ihrer nervigen Quäkstimme nölt sie gerade das Rudiment einer Frage Richtung Kunde: „Paybackcaaard?“ Die alte Dame, an die diese Frage gerichtet ist, scheint sichtlich überfordert und schüttelt vorsichtshalber den Kopf.
Erst als schon zwei Leute hinter ihm standen, hatte Karl gemerkt, dass er wieder mal mit traumwandlerischer Sicherheit die unangenehmste und zickigste aller Kassiererinnen erwischt hatte. Diese Unaufmerksamkeit seinerseits stank ihm ein wenig, aber er war seit vierundzwanzig Stunden auf den Beinen, hatte in dieser Zeit achthundert Kilometer fast nonstop im Lkw hinter sich gebracht, nebenher einen Reifen gewechselt und fühlte sich rechtschaffen müde. Er trug es also mit Fassung.
Seit Mittwoch ging ihm alles schief.
Erst fiel die Rückladung in Barcelona aus und der Alte bekam nichts anderes als dreißig Paletten Erdbeeren nach Berlin. Zu laden bis Donnerstagmittag, allerdings zwischen Avignon und Montelimar. Das war ja an sich in Ordnung - genau die richtige Linie - aber die Ladung war am Donnerstagmittag noch nicht komplett und die letzten zehn Paletten wurden peu a peu von den Landarbeitern angeliefert. So wurde es Abend, bevor er losfuhr – der Entladetermin hatte sich jedoch nicht geändert: Samstag, vier Uhr, Großhandelslager Großbeeren bei Berlin. Der Alte hatte am Telefon gesagt, da müssten „wir“ jetzt durch und später anliefern kommt nicht in Frage: wer braucht schon Samstagmittag Erdbeeren. Also hatte er durchgezogen. Bei Macon flog ihm dann der Reifen an der zweiten Trailer-Achse weg und in Luxemburg musste er ewig an der Tanke warten. War auch so eine Anweisung von oben: Getankt wird Hin- und Rückweg in Luxemburg. „Wir haben nichts zu verschenken.“ In der Eiffel hatte er ein paar Stunden geschlafen, Köln gut passiert, aber auf der Eins Richtung Dortmund wurde die Durchschnittsgeschwindigkeit rapide langsamer. Richtig fett kam es dann nach dem Kamener Kreuz. Auf der Zwei stand er immer wieder mal an den üblichen Stellen: Großbaustelle bei Hamm, von Porta bis Bad Nenndorf auf die Umgehung wegen einer Vollsperrung und beim Kreuz Wolfsburg-Königslutter hatte es kurz vor ihm gekracht. Konnte er nicht mal mehr runter von der Bahn.
Es wurde schließlich halbfünf, als er beim Empfänger an der Rampe stand. Der Kunde trampelte schon und er als Fahrer musste sich Lahmarschigkeit vorwerfen lassen.
`…egal…`
hatte er sich gedacht und
`…gleich geschafft...'
Den Volvo hatte er noch in die Firma gebracht, die Türen vom Kühler zum Lüften weit geöffnet, sich in seinen alten Citroen gesetzt und war um acht Uhr endlich zu Hause angelangt. Er hatte die Post der Woche sortiert, die Werbung in den Karton mit der Aufschrift "Werbung" geschmissen und dann ausgiebig und genüsslich geduscht. Er hätte einschlafen können unter der Dusche und wäre gern sofort ins Bett gekrochen. Weil er sich jedoch recht gut kannte, wusste er, dass er bis weit in den Abend hinein schlafen würde und dass er auf jeden Fall noch einiges einkaufen musste. Rasieren fiel aus, weil er die im französischen Supermarkt überteuert gekauften Ersatzklingen im Lkw gelassen hatte. Deswegen lag auch eine Packung Einwegrasierer neben ein paar Kleinigkeiten für das Wochenende in seinem Wagen. Eigentlich hätte für das bisschen auch ein Korb gereicht, aber er ist halt Kraftfahrer.
`…seit bald dreißig Jahren schon…`
dachte er gerade.
'…und wo bist du? Auch nicht weiter als vor zwanzig Jahren…`
stieß es ihm ein wenig bitter auf.
Zwei enthusiastische Hochzeiten hat er gefeiert, zwei wunderbare Kinder gezeugt und zwei Scheidungen überstanden. Für den Rest seines Arbeitslebens würde ihm nicht mehr Geld bleiben, als wenn er sich ins soziale Netz fallen ließe und den Staat für den Unterhalt der Kinder zur Verantwortung zöge. Ein Brief von seiner zweiten Frau war im Kasten gewesen. Zweihundert Euro bräuchte sie extra für das Ferienlager der Tochter. Bis spätestens Freitag! Damit war der gestrige Freitag gemeint. Sonst müsse sie der Tochter sagen, dass der „Papa“ nicht will, dass sie ins Ferienlager fährt. Und er konnte sich kaum dagegen wehren, war ja zu selten hier. Weil er den Unterhalt verdienen musste.
Er hatte halt immer das Nachsehen.
Durch diese ganzen Gedanken ein wenig verbiestert, stand der Mann in der Schlange vor der Kasse und wartete ergeben darauf, seine Waren auf das Band legen zu können.
Bei der Wahl des T-Shirts hatte nach dem Duschen der Zufall Pate gestanden und er hätte nicht besser wählen können. In verwaschenem Blau steht auf Unigrau:
WAS MACHE ICH HIER EIGENTLICH?
`Das denk ich mir auch oft in letzter Zeit`
denkt sich die junge Frau.
Sie steht an der Kasse bei dieser unsympathischen Kassiererin und ist in eben diesem Augenblick damit fertig geworden, ihren Einkauf auf das Transportband zu legen. Dabei hat sie verstohlen den Mann gemustert, der so völlig in Gedanken hinter ihr steht. Er ist ein wenig größer als sie, hat dunkelblonde kurze Haare mit einem deutlichen Grau darin, trägt Diesel-Jeans und Wildlederschuhe ohne Socken. Und eben dieses T-Shirt. Auf ungefähr fünfundvierzig schätzt sie ihn,
‚…fünfundvierzig plus…‘
aber sie hat auch nicht übersehen, dass er ganz schön fertig aussieht, k.o., knülle, unrasiert und ein wenig eingefallen. Dass so was täuschen kann beim Alterschätzen, weiß sie.
'…sieht vielleicht frisch rasiert und ausgeruht aus wie Ende Dreißig…'
War bei ihrem Mann früher auch so, als er auf Montage gefahren ist. Wenn er Freitagnacht oder Samstagfrüh aus dem tiefsten Süddeutschland nach hause kam, sah er auch manchmal so aus. Dann hatte die Firma Pleite gemacht, er war arbeitslos geworden und eine Weile hatten sie das Beisammensein genossen. Bis - ja – bis der Kleine kam und ihr Mann endlich wieder Arbeit gefunden hatte. Auf dem Bau natürlich, aber diesmal Berlin und Umgebung.
`…das ist jetzt grad mal vier Monate her…`
denkt sie
`…und er ist ein völlig anderer Mensch geworden...'
Am Anfang war er freitags mit den neuen Kollegen auf zwei, drei Bier in eine Kneipe gegangen. Immer irgendwo in der Nähe der jeweiligen Baustelle. Aus den paar Bieren waren ganze Abende geworden und sie hatte zu Hause den Kleinen versorgt und sich mit der Großen beschäftigt. Kam er dann irgendwann nachts nach hause, stank er nach Kneipe, übergab sich manchmal und zweimal hatte er schon Spuren von Lippenstift auf dem Hals. Auf der Wange hätte sie ja akzeptiert bei den Küsschen-Küsschen-Begrüßungen überall heutzutage, aber am Hals – das war ihr zu intim. Er hatte beide Male gesagt, er erinnere sich nicht und das hatte sogar glaubhaft geklungen.
Mechanisch geht sie ihren Waren auf dem Band hinterher.
Der Mann hinter ihr hatte jedenfalls nicht die Nacht durchgesumpft, er riecht frisch. In diesem Punkt ist sie sensibel geworden. Sie überfliegt noch mal kurz den Einkauf, bleibt an den Erdbeeren hängen.
`…Erdbeeren!...`
denkt sie,
`…jetzt im April! Welch ein Luxus!...`
Es ist schön, wieder ein wenig mehr Geld zur Verfügung zu haben. Sie hofft, dass ihr Mann inzwischen aus dem Bett wäre, dass sie wenigstens gemeinsam frühstücken könnten. Gegen Mittag wollte er wieder los, irgendwo ein Fundament für eine Garage gießen. Wahrscheinlich würde er sogar über Nacht dort bleiben, weil da noch was an der Terrasse gemacht werden müsse.
`Schatz, wir brauchen das Geld.`
hatte er argumentiert.
`Ja, aber nicht um jeden Preis!`
hätte sie am liebsten geschrieen.
Aber sie hatte nichts gesagt, so wie sie meistens nichts sagt.
Und er hat ja recht: kein Geld, keine Erdbeeren, keine Barbie-Zeitung für Hanna, kein, kein, kein. Sie würde ihm ein großes Stullenpaket machen und hoffen, dass er am morgigen Abend mal wieder Lust hätte. Lust auf seine Frau und Lust auf sich.
Ihre Tochter, die vorn an dem inzwischen leeren Wagen turnt, hat im Augenblick auf ganz was anderes Lust.
„Mama, darf ich ’ne Erdbeere naschen?“
Der Mann blickt auf, schaut auf das Mädchen, das soeben in die Schale mit den Erdbeeren greift. Anscheinend hat die Mutter die Frage gar nicht registriert. Die junge Frau vor ihm trägt eine weite grobleinene Hose mit enganliegender hochgeschlossener Taille. Im Farbton irgendwo zwischen Braun und Oliv. Darüber
'...aus der Boutique oder selbstgestrickt...'
einen kurzen Pullover mit weiten Ärmeln. An den Füßen ein paar Sandalen
`...sehen aus wie handgeflochten, wahrscheinlich Mexiko, Urlaubsmitbringsel oder second-hand...'
Die junge Frau ist ein wenig kleiner als er und hat eine sportliche schmale Figur. Ihr Haar wallt in vermutlich gewollt wirren Locken ein Stück über die Schultern hinweg.
`...wenn du hässlich bist, dreh dich bitte nicht um...`
denkt er und sagt mit ruhiger Stimme zu dem kleinen Mädchen.
„Also ich würde diese Erdbeeren nicht ungewaschen essen.“
Das geht der jungen Frau ein klein wenig zu weit. Sie dreht sich zu dem Mann und er ist erschrocken, wie schön sie ist.
Sie ist braungebrannt, hat Sommersprossen in der Farbe ihrer Haare und nur ihr Mund ist geschminkt. Erdbeerrot. Und alles zusammen – das Braun, das Oliv und auch ein wenig Orangerot – das alles sieht auch er in ihren Augen. Er sieht es trotz seiner Müdigkeit und spürt, wie seine Aufmerksamkeit erwacht.
Sie will sich die Einmischung verbeten, sieht aber im Gesicht des Mannes, wie er jünger wird und ist verblüfft.
Die Müdigkeit ist weg, da ist helle Wachheit statt Müdigkeit und da sind Falten und Fältchen statt eingefallener Schlaffheit. Das Gesicht hat eindeutig Konturen bekommen.
’...jetzt sieht er richtig interessant aus...’
denkt sie.
Er wendet den Blick von ihr zu dem kleinen, vielleicht fünfjährigen Mädchen. Das Mädchen ist eine Miniaturausgabe ihrer Mutter, allerdings trägt sie ein buntes Kleid als Zugeständnis an den sommerlichen Tag und darüber eine Jacke als Zugeständnis an die reellen Temperaturen. Die Erdbeere hat sie noch in der Hand und die Hand kurz vor dem Mund, aber sie schaut schon ein wenig skeptisch.
„Entschuldigung“ sagt er zu der Frau gewandt „Aber ich habe genau diese Erdbeeren heute früh auf dem Großmarkt angeliefert und ich hatte direkt beim Kunden geladen...also da, wo die Erdbeeren geerntet wurden..äh...na ja, da sind jedenfalls einige Paletten bei gewesen, die wurden aus Zeitgründen nicht mehr gewaschen, also die Beeren natürlich, nicht die..äh... Paletten....und ich nehme nicht an, dass das ein Erzeuger war, der biologischen Anbau ...äh...Sie verstehen?“
Er ist ganz durcheinander.
„Sind die giftig, wenn man die nich wäscht?“ fragt das Mädchen.
„Nee, giftig nicht direkt“ antwortet er zu der Kleinen gewandt „aber ich nehme an, man kann da so Ausschlach von kriegen. Auf der Haut, verstehst du?“
„Was iss’n Ausschlach?“
„Na da kriegt man Flecken oder Pickelchen auf der Haut, denke ich mir. Ich kenn mich da nicht so aus.“
Bei diesem Gespräch überfliegt er kurz den Einkauf der schönen Frau.
Packung Wiener
'...klar, gehört in jeden Haushalt mit Kindern...'
ein Paket von der Fleischtheke, zwei Packungen fettreduzierte Geflügelwurst, ein Sechserträger kleine Pils, Flasche Rosé aus dem mittleren Preissegment, Brötchen zum Aufbacken, Slipeinlagen, eine Schale Erdbeeren, eine Kleinemädchenzeitschrift,
'...zumindest der Farbe nach...'
Milch, eine ganzes Display voller Kindernahrung in bunten Gläsern
'...aha...da ist also noch ein Kind, Familienplanung wahrscheinlich abgeschlossen, wahrscheinlich bis sicher auch ein Mann, das dicke Wurstpaket war garantiert nicht für sie, bei dem Bier konnte man nicht wissen, echte Bräune hat sie auch, wahrscheinlich Reihenhaus mit Garten oder Wohnung mir großzügigem Balkon, aber eher Garten....verflucht!... ist die hübsch...was hat die Kleine grad gesagt?..’
Er bekommt eben noch mit, dass das Mädchen mit den Worten
„Ich hab schon so einen Fleck“
den Träger ihres Kleidchens zur Seite schiebt, den Ausschnitt nach unten zieht und ein braunes Pünktchen etwas oberhalb ihrer mageren linken Brust zur Schau stellt.
„Hanna!“ rügt ihre Mutter halbherzig.
Er bedeckt mit übertrieben gespieltem Erschrecken seine Augen und grinst.
"Nicht doch! Das ist nur ein belangloser und dafür umso hübscherer Leberfleck. Ich würd ihn an deiner Stelle aber nicht überall rumzeigen."
’...eigentlich grinst er gar nicht, sondern lächelt...’
findet die Mutter.
Während ihre Tochter sich mit dem Mann unterhielt, war sie neugierig mit den Augen über seinen kleinen Einkauf gescannt.
Zwei eingeschweißte Rindersteaks, eine Packung Salatherzen, ein Beutel Einwegrasierer – '...Rasieren tat not, Einwegrasierer passten nicht zu ihm...'
Schafskäse, ein Krustenbrot, Birnensaft
'...schwer zu sagen, ob er für sich allein einkauft oder so wie sie den großen Wochenendeinkauf ergänzt...’
Erstaunt stellt sie offensichtliches Interesse für diesen fremden Mann fest.
Ihre Tochter hatte gerade wieder Kleid und Jacke gerichtet, zeigt aber mit dem Finger nochmals auf die Stelle an der Brust und sagt:
"Mama hat da auch einen."
Die Frau schaut den Mann an, der Mann schaut die Frau an, vier Augenbrauen wandern synchron nach oben.
"HANNA!!" kommt es jetzt mit Nachdruck von der Frau.
Er blickt interessiert in das Regal mit den Tabakwaren und pfeift so, wie man pfeift, wenn man sich uninteressiert stellt und trotzdem das Komische einer Situation genießt.
'...steht ihr toll, die leichte Röte...'
stellt er fest.
"Da fehlt aber noch ein guter Wein zu dem Candlelight-Diner..."sagt sie ablenkend und nickt über seinen Einkauf hinweg.
"Nicht wirklich“, antwortet er und fühlt sich wieder auf sicherem Boden, "den hol ich mir aus dem Keller, wenn es soweit ist. Ist übrigens kein Candlelight-Diner, gab nur leider keine einzelnen Steaks. Aber ich denke, ich werde mir mit einem Villages aus dem unteren Rhonetal auch das zweite Steak noch irgendwie reinquälen können. Wahrscheinlich nehme ich einen 98er von der Domaine du Pigeonnier aus Saint Alexandre. Malerisches französisches Hügeldorf an der..."
Er verstummt mitten im Satz.
'...warum hat sie bloß plötzlich diesen bohrenden Blick?...'
denkt er.
'...Saint Alexandre...Alexandre...'
klingt es in ihr nach. Ihr Gehirn spult in Millisekunden einen etwa zwei Wochen zurück liegenden Abend vor ihrem inneren Auge nach. Sie hat das Gefühl, eine Gesprächssequenz des Abends hat mit der jetzigen Situation zu tun. Sie zoomt sich heran...
'...freundin susan...esoteriktrip....netter weiberabend...wahrsagerin.....reimform....
....Reimerin...

Die Reimerin wurde sie genannt und sie las den anderen Gästen bei Susan auf Wunsch in einer stillen Ecke der Wohnung aus der Hand. Sie selbst, Alexandra, kann mit solchem Hokuspokus nichts anfangen und war demonstrativ in die Küche gegangen. Dort hatte sie am Fenster gestanden, einen Rotwein in der Hand, und ins Nichts gestarrt.
'...wär schon manchmal toll, wenn man wüsste, was die Zukunft so bringt...'
Bis plötzlich eine angenehm tiefe weibliche Stimme dicht neben ihr gesagt hatte:
"Na? Glaubst nicht dran, stimmt's?"
Sie hatte der Reimerin ins Gesicht geschaut und noch schnell einen Schluck Roten genommen.
Das fest geplante "Nein" kam recht brüchig. Die Reimerin wusch sich ihre Hände an der Spüle und benutzte dafür Spülmittel.
'...das hat Mutter auch immer so gemacht...'
war es ihr durch den Kopf gegangen und plötzlich war da eine andere Atmosphäre. Die Reimerin hatte sich auf die Tischkante gesetzt, die langen Haare mit gleichmäßigem Schwung nach links und rechts über die Schulter geworfen und ihr dann angeboten:
"Pass auf, ich schau mir mal deine linke Hand kurz an und wenn ich was Schönes entdecke, sag ich es dir. Schaden kann's nix und kosten tut's auch nix. Und wenn ich nichts sage, heißt das ja nicht automatisch, dass ich was Schlechtes gesehen habe. Vielleicht war ja dann auch gar nichts zu sehen. Und wenn du im ersten Moment denkst, es könnte was Schlechtes sein, wenn ich nichts sage, dann schaltest du einfach wieder das rationale Denken ein und alles ist wie vorher."
Da hatte sie ihr ein wenig trotzig die Linke hingestreckt. Die Reimerin hatte die Hand in ihre frischgewaschenen und schon wieder ganz trockenen und warmen Hände genommen, hatte ihr die Finger gebeugt und dann wieder gerade gestrichen, war mit den Fingerkuppen mit sanftem Druck über die gesamte Innenfläche ihrer, Alexandras, Hand und dann in einer wiederkehrenden Reihenfolge die Linien darauf entlang gefahren. Es hatte nicht unangenehm gekribbelt und dann hatte die Reimerin gefragt, ob mit den Kindern alles in Ordnung sei. Ob das nicht in der Hand stünde, hatte sie provokatorisch gefragt. Nein, hatte die Reimerin geantwortet und war dabei ganz entspannt geblieben, wie es den Kindern ginge, könnte sie – wenn überhaupt – nur aus deren Händen erkennen. Sie sehe nur, dass sie eine ältere Tochter mit viel Mühe und Schmerzen und einen noch ganz jungen Sohn exakt nach Zeitplan und ohne Drumherum entbunden habe. Und genau so war es ja auch gewesen mit den Kindern.
Dann hatte die Reimerin ihre Hand noch einmal zwischen ihre Hände genommen, ganz sanft und irgendwie angenehm entspannend, hatte sie dann los gelassen und gesagt:
"Neues Glück wird dich erreichen..."
Dabei war sie dann schon Richtung Tür gegangen, hatte sich dort noch mal umgedreht und vollendet:
"...und der Name ist das Zeichen."
'...Neues Glück wird dich erreichen und der Name ist das Zeichen.....Name...Zeichen...'

Sie bläst sich eine nicht vorhandene Locke aus der Stirn.
'...kann er wissen, dass ich Alexandra heiße?...'
Sie stehen sich mit einem halben Meter Distanz gegenüber, die Tochter ist in ihre Aufgabe vertieft, die gescannte Ware in den Korb zu legen.
Er schaut erstaunt in das ihm voll zugewandte Gesicht.
'...WAS hab ich gesagt?...ihre Augen...was suchen die in meinem Kopf?...'
Sie weiß, sie bräuchte jetzt bloß fragen, wo dieser Wein heute Abend auf den Tisch kommt.
',,,Hanna und Timmy nimmt Mutter...hat sie schon immer angeboten...und ihr Mann?....hat doch schon ewig gesagt: Geh doch auch mal wieder ne Runde um die Blöcke!...Ich muss den Mann nur fragen, wo dieser Wein heute....'
"Können wir jetzt mal weiter machen? Hier warten schließlich noch mehr Leute. Paybackcard? siebenundzwanzigfünfunddreißig! Karte?"
Automatisch hat die Frau sich der Rede der Kassiererin zugewandt, reicht nun ihre Karte rüber und wirft einen Seitenblick auf den Mann.
Er sieht ihr an, dass sie noch etwas sagen will.
"Fertig!" ruft Hanna und die Frau würde am liebsten alles noch mal heraus räumen, um Zeit zu gewinnen. Sie unterschreibt den Bon und nun gibt es keinen plausiblen Grund mehr für sie, zu warten. Nicht mit der Tochter dabei. Hanna schiebt mit dem Korb zur Tiefgarage und dann folgt die Frau ihrer Tochter – erst langsam, zögernd, dann zügig und mit festem Schritt.
Sie hat wie immer nichts gesagt.
Er hofft währenddessen, dass er schnell an der Kasse durch kommt. Er will die schöne Frau nebst Tochter auf ein unverfängliches Eis einladen und dann würde sich schon Gelegenheit für ein kurzes Gespräch ergeben. Er will wissen, was das eben für eine seltsame Situation war.
Aber es kommt nicht so. Der Strichcode bei den Steaks lässt sich nicht einlesen und dann ist die Bonrolle am Ende und auch wenn das Auswechseln nicht lange dauert – in der Summe läuft es darauf hinaus, dass die schöne Frau verschwunden ist, als er mit seinem Einkauf in der Tüte vor der Entscheidung steht: Rolltreppe oder Tiefgarage?
Denn er hat nicht gesehen, wohin sie entschwunden ist.
So wie er immer das Nachsehen hat.
 

knychen

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Erdbeermund

`…wenn ich jetzt einen Wunsch frei hätte…`
denkt er sehnsüchtig
`…dann würde ich diese Kassiererin in einen französischen Supermarkt an die Kasse wünschen. Die würde an der Arschruhe der Franzosen verzweifeln…`
Mit ihrer nervigen Quäkstimme nölt sie gerade das Rudiment einer Frage Richtung Kunde: „Paybackcaaard?“ Die alte Dame, an die diese Frage gerichtet ist, scheint sichtlich überfordert und schüttelt vorsichtshalber den Kopf.
Erst als schon zwei Leute hinter ihm standen, hatte Karl gemerkt, dass er wieder mal mit traumwandlerischer Sicherheit die unangenehmste und zickigste aller Kassiererinnen erwischt hatte. Diese Unaufmerksamkeit seinerseits stank ihm ein wenig, aber er war seit vierundzwanzig Stunden auf den Beinen, hatte in dieser Zeit achthundert Kilometer fast nonstop im Lkw hinter sich gebracht, nebenher einen Reifen gewechselt und fühlte sich rechtschaffen müde. Er trug es also mit Fassung.
Seit Mittwoch ging ihm alles schief.
Erst fiel die Rückladung in Barcelona aus und der Alte bekam nichts anderes als dreißig Paletten Erdbeeren nach Berlin. Zu laden bis Donnerstagmittag, allerdings zwischen Avignon und Montelimar. Das war ja an sich in Ordnung - genau die richtige Linie - aber die Ladung war am Donnerstagmittag noch nicht komplett und die letzten zehn Paletten wurden peu a peu von den Landarbeitern angeliefert. So wurde es Abend, bevor er losfuhr – der Entladetermin hatte sich jedoch nicht geändert: Samstag, vier Uhr, Großhandelslager Großbeeren bei Berlin. Der Alte hatte am Telefon gesagt, da müssten „wir“ jetzt durch und später anliefern kommt nicht in Frage: wer braucht schon Samstagmittag Erdbeeren. Also hatte er durchgezogen. Bei Macon flog ihm dann der Reifen an der zweiten Trailer-Achse weg und in Luxemburg musste er ewig an der Tanke warten. War auch so eine Anweisung von oben: Getankt wird Hin- und Rückweg in Luxemburg. „Wir haben nichts zu verschenken.“ In der Eiffel hatte er ein paar Stunden geschlafen, Köln gut passiert, aber auf der Eins Richtung Dortmund wurde die Durchschnittsgeschwindigkeit rapide langsamer. Richtig fett kam es dann nach dem Kamener Kreuz. Auf der Zwei stand er immer wieder mal an den üblichen Stellen: Großbaustelle bei Hamm, von Porta bis Bad Nenndorf auf die Umgehung wegen einer Vollsperrung und beim Kreuz Wolfsburg-Königslutter hatte es kurz vor ihm gekracht. Konnte er nicht mal mehr runter von der Bahn.
Es wurde schließlich halbfünf, als er beim Empfänger an der Rampe stand. Der Kunde trampelte schon und er als Fahrer musste sich Lahmarschigkeit vorwerfen lassen.
`…egal…`
hatte er sich gedacht und
`…gleich geschafft...'
Den Volvo hatte er noch in die Firma gebracht, die Türen vom Kühler zum Lüften weit geöffnet, sich in seinen alten Citroen gesetzt und war um acht Uhr endlich zu Hause angelangt. Er hatte die Post der Woche sortiert, die Werbung in den Karton mit der Aufschrift "Werbung" geschmissen und dann ausgiebig und genüsslich geduscht. Er hätte einschlafen können unter der Dusche und wäre gern sofort ins Bett gekrochen. Weil er sich jedoch recht gut kannte, wusste er, dass er bis weit in den Abend hinein schlafen würde und dass er auf jeden Fall noch einiges einkaufen musste. Rasieren fiel aus, weil er die im französischen Supermarkt überteuert gekauften Ersatzklingen im Lkw gelassen hatte. Deswegen lag auch eine Packung Einwegrasierer neben ein paar Kleinigkeiten für das Wochenende in seinem Wagen. Eigentlich hätte für das bisschen auch ein Korb gereicht, aber er ist halt Kraftfahrer.
`…seit bald dreißig Jahren schon…`
dachte er gerade.
'…und wo bist du? Auch nicht weiter als vor zwanzig Jahren…`
stieß es ihm ein wenig bitter auf.
Zwei enthusiastische Hochzeiten hat er gefeiert, zwei wunderbare Kinder gezeugt und zwei Scheidungen überstanden. Für den Rest seines Arbeitslebens würde ihm nicht mehr Geld bleiben, als wenn er sich ins soziale Netz fallen ließe und den Staat für den Unterhalt der Kinder zur Verantwortung zöge. Ein Brief von seiner zweiten Frau war im Kasten gewesen. Zweihundert Euro bräuchte sie extra für das Ferienlager der Tochter. Bis spätestens Freitag! Damit war der gestrige Freitag gemeint. Sonst müsse sie der Tochter sagen, dass der „Papa“ nicht will, dass sie ins Ferienlager fährt. Und er konnte sich kaum dagegen wehren, war ja zu selten hier. Weil er den Unterhalt verdienen musste.
Er hatte halt immer das Nachsehen.
Durch diese ganzen Gedanken ein wenig verbiestert, stand der Mann in der Schlange vor der Kasse und wartete ergeben darauf, seine Waren auf das Band legen zu können.
Bei der Wahl des T-Shirts hatte nach dem Duschen der Zufall Pate gestanden und er hätte nicht besser wählen können. In verwaschenem Blau steht auf Unigrau:
WAS MACHE ICH HIER EIGENTLICH?
`Das denk ich mir auch oft in letzter Zeit`
denkt sich die junge Frau.
Sie steht an der Kasse bei dieser unsympathischen Kassiererin und ist in eben diesem Augenblick damit fertig geworden, ihren Einkauf auf das Transportband zu legen. Dabei hat sie verstohlen den Mann gemustert, der so völlig in Gedanken hinter ihr steht. Er ist ein wenig größer als sie, hat dunkelblonde kurze Haare mit einem deutlichen Grau darin, trägt Diesel-Jeans und Wildlederschuhe ohne Socken. Und eben dieses T-Shirt. Auf ungefähr fünfundvierzig schätzt sie ihn,
‚…fünfundvierzig plus…‘
aber sie hat auch nicht übersehen, dass er ganz schön fertig aussieht, k.o., knülle, unrasiert und ein wenig eingefallen. Dass so was täuschen kann beim Alterschätzen, weiß sie.
'…sieht vielleicht frisch rasiert und ausgeruht aus wie Ende Dreißig…'
War bei ihrem Mann früher auch so, als er auf Montage gefahren ist. Wenn er Freitagnacht oder Samstagfrüh aus dem tiefsten Süddeutschland nach hause kam, sah er auch manchmal so aus. Dann hatte die Firma Pleite gemacht, er war arbeitslos geworden und eine Weile hatten sie das Beisammensein genossen. Bis - ja – bis der Kleine kam und ihr Mann endlich wieder Arbeit gefunden hatte. Auf dem Bau natürlich, aber diesmal Berlin und Umgebung.
`…das ist jetzt grad mal vier Monate her…`
denkt sie
`…und er ist ein völlig anderer Mensch geworden...'
Am Anfang war er freitags mit den neuen Kollegen auf zwei, drei Bier in eine Kneipe gegangen. Immer irgendwo in der Nähe der jeweiligen Baustelle. Aus den paar Bieren waren ganze Abende geworden und sie hatte zu Hause den Kleinen versorgt und sich mit der Großen beschäftigt. Kam er dann irgendwann nachts nach hause, stank er nach Kneipe, übergab sich manchmal und zweimal hatte er schon Spuren von Lippenstift auf dem Hals. Auf der Wange hätte sie ja akzeptiert bei den Küsschen-Küsschen-Begrüßungen überall heutzutage, aber am Hals – das war ihr zu intim. Er hatte beide Male gesagt, er erinnere sich nicht und das hatte sogar glaubhaft geklungen.
Mechanisch geht sie ihren Waren auf dem Band hinterher.
Der Mann hinter ihr hatte jedenfalls nicht die Nacht durchgesumpft, er riecht frisch. In diesem Punkt ist sie sensibel geworden. Sie überfliegt noch mal kurz den Einkauf, bleibt an den Erdbeeren hängen.
`…Erdbeeren!...`
denkt sie,
`…jetzt im April! Welch ein Luxus!...`
Es ist schön, wieder ein wenig mehr Geld zur Verfügung zu haben. Sie hofft, dass ihr Mann inzwischen aus dem Bett wäre, dass sie wenigstens gemeinsam frühstücken könnten. Gegen Mittag wollte er wieder los, irgendwo ein Fundament für eine Garage gießen. Wahrscheinlich würde er sogar über Nacht dort bleiben, weil da noch was an der Terrasse gemacht werden müsse.
`Schatz, wir brauchen das Geld.`
hatte er argumentiert.
`Ja, aber nicht um jeden Preis!`
hätte sie am liebsten geschrieen.
Aber sie hatte nichts gesagt, so wie sie meistens nichts sagt.
Und er hat ja recht: kein Geld, keine Erdbeeren, keine Barbie-Zeitung für Hanna, kein, kein, kein. Sie würde ihm ein großes Stullenpaket machen und hoffen, dass er am morgigen Abend mal wieder Lust hätte. Lust auf seine Frau und Lust auf sich.
Ihre Tochter, die vorn an dem inzwischen leeren Wagen turnt, hat im Augenblick auf ganz was anderes Lust.
„Mama, darf ich ’ne Erdbeere naschen?“
Der Mann blickt auf, schaut auf das Mädchen, das soeben in die Schale mit den Erdbeeren greift. Anscheinend hat die Mutter die Frage gar nicht registriert. Die junge Frau vor ihm trägt eine weite grobleinene Hose mit enganliegender hochgeschlossener Taille. Im Farbton irgendwo zwischen Braun und Oliv. Darüber
'...aus der Boutique oder selbstgestrickt...'
einen kurzen Pullover mit weiten Ärmeln. An den Füßen ein paar Sandalen
`...sehen aus wie handgeflochten, wahrscheinlich Mexiko, Urlaubsmitbringsel oder second-hand...'
Die junge Frau ist ein wenig kleiner als er und hat eine sportliche schmale Figur. Ihr Haar wallt in vermutlich gewollt wirren Locken ein Stück über die Schultern hinweg.
`...wenn du hässlich bist, dreh dich bitte nicht um...`
denkt er und sagt mit ruhiger Stimme zu dem kleinen Mädchen.
„Also ich würde diese Erdbeeren nicht ungewaschen essen.“
Das geht der jungen Frau ein klein wenig zu weit. Sie dreht sich zu dem Mann und er ist erschrocken, wie schön sie ist.
Sie ist braungebrannt, hat Sommersprossen in der Farbe ihrer Haare und nur ihr Mund ist geschminkt. Erdbeerrot. Und alles zusammen – das Braun, das Oliv und auch ein wenig Orangerot – das alles sieht auch er in ihren Augen. Er sieht es trotz seiner Müdigkeit und spürt, wie seine Aufmerksamkeit erwacht.
Sie will sich die Einmischung verbeten, sieht aber im Gesicht des Mannes, wie er jünger wird und ist verblüfft.
Die Müdigkeit ist weg, da ist helle Wachheit statt Müdigkeit und da sind Falten und Fältchen statt eingefallener Schlaffheit. Das Gesicht hat eindeutig Konturen bekommen.
’...jetzt sieht er richtig interessant aus...’
denkt sie.
Er wendet den Blick von ihr zu dem kleinen, vielleicht fünfjährigen Mädchen. Das Mädchen ist eine Miniaturausgabe ihrer Mutter, allerdings trägt sie ein buntes Kleid als Zugeständnis an den sommerlichen Tag und darüber eine Jacke als Zugeständnis an die reellen Temperaturen. Die Erdbeere hat sie noch in der Hand und die Hand kurz vor dem Mund, aber sie schaut schon ein wenig skeptisch.
„Entschuldigung“ sagt er zu der Frau gewandt „Aber ich habe genau diese Erdbeeren heute früh auf dem Großmarkt angeliefert und ich hatte direkt beim Kunden geladen...also da, wo die Erdbeeren geerntet wurden..äh...na ja, da sind jedenfalls einige Paletten bei gewesen, die wurden aus Zeitgründen nicht mehr gewaschen, also die Beeren natürlich, nicht die..äh... Paletten....und ich nehme nicht an, dass das ein Erzeuger war, der biologischen Anbau ...äh...Sie verstehen?“
Er ist ganz durcheinander.
„Sind die giftig, wenn man die nich wäscht?“ fragt das Mädchen.
„Nee, giftig nicht direkt“ antwortet er zu der Kleinen gewandt „aber ich nehme an, man kann da so Ausschlach von kriegen. Auf der Haut, verstehst du?“
„Was iss’n Ausschlach?“
„Na da kriegt man Flecken oder Pickelchen auf der Haut, denke ich mir. Ich kenn mich da nicht so aus.“
Bei diesem Gespräch überfliegt er kurz den Einkauf der schönen Frau.
Packung Wiener
'...klar, gehört in jeden Haushalt mit Kindern...'
ein Paket von der Fleischtheke, zwei Packungen fettreduzierte Geflügelwurst, ein Sechserträger kleine Pils, Flasche Rosé aus dem mittleren Preissegment, Brötchen zum Aufbacken, Slipeinlagen, eine Schale Erdbeeren, eine Kleinemädchenzeitschrift,
'...zumindest der Farbe nach...'
Milch, eine ganzes Display voller Kindernahrung in bunten Gläsern
'...aha...da ist also noch ein Kind, Familienplanung wahrscheinlich abgeschlossen, wahrscheinlich bis sicher auch ein Mann, das dicke Wurstpaket war garantiert nicht für sie, bei dem Bier konnte man nicht wissen, echte Bräune hat sie auch, wahrscheinlich Reihenhaus mit Garten oder Wohnung mir großzügigem Balkon, aber eher Garten....verflucht!... ist die hübsch...was hat die Kleine grad gesagt?..’
Er bekommt eben noch mit, dass das Mädchen mit den Worten
„Ich hab schon so einen Fleck“
den Träger ihres Kleidchens zur Seite schiebt, den Ausschnitt nach unten zieht und ein braunes Pünktchen etwas oberhalb ihrer mageren linken Brust zur Schau stellt.
„Hanna!“ rügt ihre Mutter halbherzig.
Er bedeckt mit übertrieben gespieltem Erschrecken seine Augen und grinst.
"Nicht doch! Das ist nur ein belangloser und dafür umso hübscherer Leberfleck. Ich würd ihn an deiner Stelle aber nicht überall rumzeigen."
’...eigentlich grinst er gar nicht, sondern lächelt...’
findet die Mutter.
Während ihre Tochter sich mit dem Mann unterhielt, war sie neugierig mit den Augen über seinen kleinen Einkauf gescannt.
Zwei eingeschweißte Rindersteaks, eine Packung Salatherzen, ein Beutel Einwegrasierer – '...Rasieren tat not, Einwegrasierer passten nicht zu ihm...'
Schafskäse, ein Krustenbrot, Birnensaft
'...schwer zu sagen, ob er für sich allein einkauft oder so wie sie den großen Wochenendeinkauf ergänzt...’
Erstaunt stellt sie offensichtliches Interesse für diesen fremden Mann fest.
Ihre Tochter hatte gerade wieder Kleid und Jacke gerichtet, zeigt aber mit dem Finger nochmals auf die Stelle an der Brust und sagt:
"Mama hat da auch einen."
Die Frau schaut den Mann an, der Mann schaut die Frau an, vier Augenbrauen wandern synchron nach oben.
"HANNA!!" kommt es jetzt mit Nachdruck von der Frau.
Er blickt interessiert in das Regal mit den Tabakwaren und pfeift so, wie man pfeift, wenn man sich uninteressiert stellt und trotzdem das Komische einer Situation genießt.
'...steht ihr toll, die leichte Röte...'
stellt er fest.
"Da fehlt aber noch ein guter Wein zu dem Candlelight-Diner..."sagt sie ablenkend und nickt über seinen Einkauf hinweg.
"Nicht wirklich“, antwortet er und fühlt sich wieder auf sicherem Boden, "den hol ich mir aus dem Keller, wenn es soweit ist. Ist übrigens kein Candlelight-Diner, gab nur leider keine einzelnen Steaks. Aber ich denke, ich werde mir mit einem Villages aus dem unteren Rhonetal auch das zweite Steak noch irgendwie reinquälen können. Wahrscheinlich nehme ich einen 98er von der Domaine du Pigeonnier aus Saint Alexandre. Malerisches französisches Hügeldorf an der..."
Er verstummt mitten im Satz.
'...warum hat sie bloß plötzlich diesen bohrenden Blick?...'
denkt er.
'...Saint Alexandre...Alexandre...'
klingt es in ihr nach. Ihr Gehirn spult in Millisekunden einen etwa zwei Wochen zurück liegenden Abend vor ihrem inneren Auge nach. Sie hat das Gefühl, eine Gesprächssequenz des Abends hat mit der jetzigen Situation zu tun. Sie zoomt sich heran...
'...freundin susan...esoteriktrip....netter weiberabend...wahrsagerin.....reimform....
....Reimerin...

Die Reimerin wurde sie genannt und sie las den anderen Gästen bei Susan auf Wunsch in einer stillen Ecke der Wohnung aus der Hand. Sie selbst, Alexandra, kann mit solchem Hokuspokus nichts anfangen und war demonstrativ in die Küche gegangen. Dort hatte sie am Fenster gestanden, einen Rotwein in der Hand, und ins Nichts gestarrt.
'...wär schon manchmal toll, wenn man wüsste, was die Zukunft so bringt...'
Bis plötzlich eine angenehm tiefe weibliche Stimme dicht neben ihr gesagt hatte:
"Na? Glaubst nicht dran, stimmt's?"
Sie hatte der Reimerin ins Gesicht geschaut und noch schnell einen Schluck Roten genommen.
Das fest geplante "Nein" kam recht brüchig. Die Reimerin wusch sich ihre Hände an der Spüle und benutzte dafür Spülmittel.
'...das hat Mutter auch immer so gemacht...'
war es ihr durch den Kopf gegangen und plötzlich war da eine andere Atmosphäre. Die Reimerin hatte sich auf die Tischkante gesetzt, die langen Haare mit gleichmäßigem Schwung nach links und rechts über die Schulter geworfen und ihr dann angeboten:
"Pass auf, ich schau mir mal deine linke Hand kurz an und wenn ich was Schönes entdecke, sag ich es dir. Schaden kann's nix und kosten tut's auch nix. Und wenn ich nichts sage, heißt das ja nicht automatisch, dass ich was Schlechtes gesehen habe. Vielleicht war ja dann auch gar nichts zu sehen. Und wenn du im ersten Moment denkst, es könnte was Schlechtes sein, wenn ich nichts sage, dann schaltest du einfach wieder das rationale Denken ein und alles ist wie vorher."
Da hatte sie ihr ein wenig trotzig die Linke hingestreckt. Die Reimerin hatte die Hand in ihre frischgewaschenen und schon wieder ganz trockenen und warmen Hände genommen, hatte ihr die Finger gebeugt und dann wieder gerade gestrichen, war mit den Fingerkuppen mit sanftem Druck über die gesamte Innenfläche ihrer, Alexandras, Hand und dann in einer wiederkehrenden Reihenfolge die Linien darauf entlang gefahren. Es hatte nicht unangenehm gekribbelt und dann hatte die Reimerin gefragt, ob mit den Kindern alles in Ordnung sei. Ob das nicht in der Hand stünde, hatte sie provokativ gefragt. Nein, hatte die Reimerin geantwortet und war dabei ganz entspannt geblieben, wie es den Kindern ginge, könnte sie – wenn überhaupt – nur aus deren Händen erkennen. Sie sehe nur, dass sie eine ältere Tochter mit viel Mühe und Schmerzen und einen noch ganz jungen Sohn exakt nach Zeitplan und ohne Drumherum entbunden habe. Und genau so war es ja auch gewesen mit den Kindern.
Dann hatte die Reimerin ihre Hand noch einmal zwischen ihre Hände genommen, ganz sanft und irgendwie angenehm entspannend, hatte sie dann los gelassen und gesagt:
"Neues Glück wird dich erreichen..."
Dabei war sie dann schon Richtung Tür gegangen, hatte sich dort noch mal umgedreht und vollendet:
"...und der Name ist das Zeichen."
'...Neues Glück wird dich erreichen und der Name ist das Zeichen.....Name...Zeichen...'

Sie bläst sich eine nicht vorhandene Locke aus der Stirn.
'...kann er wissen, dass ich Alexandra heiße?...'
Sie stehen sich mit einem halben Meter Distanz gegenüber, die Tochter ist in ihre Aufgabe vertieft, die gescannte Ware in den Korb zu legen.
Er schaut erstaunt in das ihm voll zugewandte Gesicht.
'...WAS hab ich gesagt?...ihre Augen...was suchen die in meinem Kopf?...'
Sie weiß, sie bräuchte jetzt bloß fragen, wo dieser Wein heute Abend auf den Tisch kommt.
',,,Hanna und Timmy nimmt Mutter...hat sie schon immer angeboten...und ihr Mann?....hat doch schon ewig gesagt: Geh doch auch mal wieder ne Runde um die Blöcke!...Ich muss den Mann nur fragen, wo dieser Wein heute....'
"Können wir jetzt mal weiter machen? Hier warten schließlich noch mehr Leute. Paybackcard? siebenundzwanzigfünfunddreißig! Karte?"
Automatisch hat die Frau sich der Rede der Kassiererin zugewandt, reicht nun ihre Karte rüber und wirft einen Seitenblick auf den Mann.
Er sieht ihr an, dass sie noch etwas sagen will.
"Fertig!" ruft Hanna und die Frau würde am liebsten alles noch mal heraus räumen, um Zeit zu gewinnen. Sie unterschreibt den Bon und nun gibt es keinen plausiblen Grund mehr für sie, zu warten. Nicht mit der Tochter dabei. Hanna schiebt mit dem Korb zur Tiefgarage und dann folgt die Frau ihrer Tochter – erst langsam, zögernd, dann zügig und mit festem Schritt.
Sie hat wie immer nichts gesagt.
Er hofft währenddessen, dass er schnell an der Kasse durch kommt. Er will die schöne Frau nebst Tochter auf ein unverfängliches Eis einladen und dann würde sich schon Gelegenheit für ein kurzes Gespräch ergeben. Er will wissen, was das eben für eine seltsame Situation war.
Aber es kommt nicht so. Der Strichcode bei den Steaks lässt sich nicht einlesen und dann ist die Bonrolle am Ende und auch wenn das Auswechseln nicht lange dauert – in der Summe läuft es darauf hinaus, dass die schöne Frau verschwunden ist, als er mit seinem Einkauf in der Tüte vor der Entscheidung steht: Rolltreppe oder Tiefgarage?
Denn er hat nicht gesehen, wohin sie entschwunden ist.
So wie er immer das Nachsehen hat.
 

knychen

Mitglied
Erdbeermund

`…wenn ich jetzt einen Wunsch frei hätte…`
denkt er sehnsüchtig
`…dann würde ich diese Kassiererin in einen französischen Supermarkt an die Kasse wünschen. Die würde an der Arschruhe der Franzosen verzweifeln…`
Mit ihrer nervigen Quäkstimme nölt sie gerade das Rudiment einer Frage Richtung Kunde: „Paybackcaaard?“ Die alte Dame, an die diese Frage gerichtet ist, scheint sichtlich überfordert und schüttelt vorsichtshalber den Kopf.
Erst als schon zwei Leute hinter ihm standen, hatte Karl gemerkt, dass er wieder mal mit traumwandlerischer Sicherheit die unangenehmste und zickigste aller Kassiererinnen erwischt hatte. Diese Unaufmerksamkeit seinerseits stank ihm ein wenig, aber er war seit vierundzwanzig Stunden auf den Beinen, hatte in dieser Zeit achthundert Kilometer fast nonstop im Lkw hinter sich gebracht, nebenher einen Reifen gewechselt und fühlte sich rechtschaffen müde. Er trug es also mit Fassung.
Seit Mittwoch ging ihm alles schief.
Erst fiel die Rückladung in Barcelona aus und der Alte bekam nichts anderes als dreißig Paletten Erdbeeren nach Berlin. Zu laden bis Donnerstagmittag, allerdings zwischen Avignon und Montelimar. Das war ja an sich in Ordnung - genau die richtige Linie - aber die Ladung war am Donnerstagmittag noch nicht komplett und die letzten zehn Paletten wurden peu a peu von den Landarbeitern angeliefert. So wurde es Abend, bevor er losfuhr – der Entladetermin hatte sich jedoch nicht geändert: Samstag, vier Uhr, Großhandelslager Großbeeren bei Berlin. Der Alte hatte am Telefon gesagt, da müssten „wir“ jetzt durch und später anliefern kommt nicht in Frage: wer braucht schon Samstagmittag Erdbeeren. Also hatte er durchgezogen. Bei Macon flog ihm dann der Reifen an der zweiten Trailer-Achse weg und in Luxemburg musste er ewig an der Tanke warten. War auch so eine Anweisung von oben: Getankt wird Hin- und Rückweg in Luxemburg. „Wir haben nichts zu verschenken.“ In der Eiffel hatte er ein paar Stunden geschlafen, Köln gut passiert, aber auf der Eins Richtung Dortmund wurde die Durchschnittsgeschwindigkeit rapide langsamer. Richtig fett kam es dann nach dem Kamener Kreuz. Auf der Zwei stand er immer wieder mal an den üblichen Stellen: Großbaustelle bei Hamm, von Porta bis Bad Nenndorf auf die Umgehung wegen einer Vollsperrung und beim Kreuz Wolfsburg-Königslutter hatte es kurz vor ihm gekracht. Konnte er nicht mal mehr runter von der Bahn.
Es wurde schließlich halbfünf, als er beim Empfänger an der Rampe stand. Der Kunde trampelte schon und er als Fahrer musste sich Lahmarschigkeit vorwerfen lassen.
`…egal…`
hatte er sich gedacht und
`…gleich geschafft...'
Den Volvo hatte er noch in die Firma gebracht, die Türen vom Kühler zum Lüften weit geöffnet, sich in seinen alten Citroen gesetzt und war um acht Uhr endlich zu Hause angelangt. Er hatte die Post der Woche sortiert, die Werbung in den Karton mit der Aufschrift "Werbung" geschmissen und dann ausgiebig und genüsslich geduscht. Er hätte einschlafen können unter der Dusche und wäre gern sofort ins Bett gekrochen. Weil er sich jedoch recht gut kannte, wusste er, dass er bis weit in den Abend hinein schlafen würde und dass er auf jeden Fall noch einiges einkaufen musste. Rasieren fiel aus, weil er die im französischen Supermarkt überteuert gekauften Ersatzklingen im Lkw gelassen hatte. Deswegen lag auch eine Packung Einwegrasierer neben ein paar Kleinigkeiten für das Wochenende in seinem Wagen. Eigentlich hätte für das bisschen auch ein Korb gereicht, aber er ist halt Kraftfahrer.
`…seit bald dreißig Jahren schon…`
denkt er gerade.
'…und wo bist du? Auch nicht weiter als vor zwanzig Jahren…`
stößt es ihm ein wenig bitter auf.
Zwei enthusiastische Hochzeiten hat er gefeiert, zwei wunderbare Kinder gezeugt und zwei Scheidungen überstanden. Für den Rest seines Arbeitslebens würde ihm nicht mehr Geld bleiben, als wenn er sich ins soziale Netz fallen ließe und den Staat für den Unterhalt der Kinder zur Verantwortung zöge. Ein Brief von seiner zweiten Frau war im Kasten gewesen. Zweihundert Euro bräuchte sie extra für das Ferienlager der Tochter. Bis spätestens Freitag! Damit war der gestrige Freitag gemeint. Sonst müsse sie der Tochter sagen, dass der „Papa“ nicht will, dass sie ins Ferienlager fährt. Und er konnte sich kaum dagegen wehren, war ja zu selten hier. Weil er den Unterhalt verdienen musste.
Er hatte halt immer das Nachsehen.
Durch diese ganzen Gedanken ein wenig verbiestert, stand der Mann in der Schlange vor der Kasse und wartete ergeben darauf, seine Waren auf das Band legen zu können.
Bei der Wahl des T-Shirts hatte nach dem Duschen der Zufall Pate gestanden und er hätte nicht besser wählen können. In verwaschenem Blau steht auf Unigrau:
WAS MACHE ICH HIER EIGENTLICH?
`Das denk ich mir auch oft in letzter Zeit`
denkt sich die junge Frau.
Sie steht an der Kasse bei dieser unsympathischen Kassiererin und ist in eben diesem Augenblick damit fertig geworden, ihren Einkauf auf das Transportband zu legen. Dabei hat sie verstohlen den Mann gemustert, der so völlig in Gedanken hinter ihr steht. Er ist ein wenig größer als sie, hat dunkelblonde kurze Haare mit einem deutlichen Grau darin, trägt Diesel-Jeans und Wildlederschuhe ohne Socken. Und eben dieses T-Shirt. Auf ungefähr fünfundvierzig schätzt sie ihn,
‚…fünfundvierzig plus…‘
aber sie hat auch nicht übersehen, dass er ganz schön fertig aussieht, k.o., knülle, unrasiert und ein wenig eingefallen. Dass so was täuschen kann beim Alterschätzen, weiß sie.
'…sieht vielleicht frisch rasiert und ausgeruht aus wie Ende Dreißig…'
War bei ihrem Mann früher auch so, als er auf Montage gefahren ist. Wenn er Freitagnacht oder Samstagfrüh aus dem tiefsten Süddeutschland nach hause kam, sah er auch manchmal so aus. Dann hatte die Firma Pleite gemacht, er war arbeitslos geworden und eine Weile hatten sie das Beisammensein genossen. Bis - ja – bis der Kleine kam und ihr Mann endlich wieder Arbeit gefunden hatte. Auf dem Bau natürlich, aber diesmal Berlin und Umgebung.
`…das ist jetzt grad mal vier Monate her…`
denkt sie
`…und er ist ein völlig anderer Mensch geworden...'
Am Anfang war er freitags mit den neuen Kollegen auf zwei, drei Bier in eine Kneipe gegangen. Immer irgendwo in der Nähe der jeweiligen Baustelle. Aus den paar Bieren waren ganze Abende geworden und sie hatte zu Hause den Kleinen versorgt und sich mit der Großen beschäftigt. Kam er dann irgendwann nachts nach hause, stank er nach Kneipe, übergab sich manchmal und zweimal hatte er schon Spuren von Lippenstift auf dem Hals. Auf der Wange hätte sie ja akzeptiert bei den Küsschen-Küsschen-Begrüßungen überall heutzutage, aber am Hals – das war ihr zu intim. Er hatte beide Male gesagt, er erinnere sich nicht und das hatte sogar glaubhaft geklungen.
Mechanisch geht sie ihren Waren auf dem Band hinterher.
Der Mann hinter ihr hatte jedenfalls nicht die Nacht durchgesumpft, er riecht frisch. In diesem Punkt ist sie sensibel geworden. Sie überfliegt noch mal kurz den Einkauf, bleibt an den Erdbeeren hängen.
`…Erdbeeren!...`
denkt sie,
`…jetzt im April! Welch ein Luxus!...`
Es ist schön, wieder ein wenig mehr Geld zur Verfügung zu haben. Sie hofft, dass ihr Mann inzwischen aus dem Bett wäre, dass sie wenigstens gemeinsam frühstücken könnten. Gegen Mittag wollte er wieder los, irgendwo ein Fundament für eine Garage gießen. Wahrscheinlich würde er sogar über Nacht dort bleiben, weil da noch was an der Terrasse gemacht werden müsse.
`Schatz, wir brauchen das Geld.`
hatte er argumentiert.
`Ja, aber nicht um jeden Preis!`
hätte sie am liebsten geschrieen.
Aber sie hatte nichts gesagt, so wie sie meistens nichts sagt.
Und er hat ja recht: kein Geld, keine Erdbeeren, keine Barbie-Zeitung für Hanna, kein, kein, kein. Sie würde ihm ein großes Stullenpaket machen und hoffen, dass er am morgigen Abend mal wieder Lust hätte. Lust auf seine Frau und Lust auf sich.
Ihre Tochter, die vorn an dem inzwischen leeren Wagen turnt, hat im Augenblick auf ganz was anderes Lust.
„Mama, darf ich ’ne Erdbeere naschen?“
Der Mann blickt auf, schaut auf das Mädchen, das soeben in die Schale mit den Erdbeeren greift. Anscheinend hat die Mutter die Frage gar nicht registriert. Die junge Frau vor ihm trägt eine weite grobleinene Hose mit enganliegender hochgeschlossener Taille. Im Farbton irgendwo zwischen Braun und Oliv. Darüber
'...aus der Boutique oder selbstgestrickt...'
einen kurzen Pullover mit weiten Ärmeln. An den Füßen ein paar Sandalen
`...sehen aus wie handgeflochten, wahrscheinlich Mexiko, Urlaubsmitbringsel oder second-hand...'
Die junge Frau ist ein wenig kleiner als er und hat eine sportliche schmale Figur. Ihr Haar wallt in vermutlich gewollt wirren Locken ein Stück über die Schultern hinweg.
`...wenn du hässlich bist, dreh dich bitte nicht um...`
denkt er und sagt mit ruhiger Stimme zu dem kleinen Mädchen.
„Also ich würde diese Erdbeeren nicht ungewaschen essen.“
Das geht der jungen Frau ein klein wenig zu weit. Sie dreht sich zu dem Mann und er ist erschrocken, wie schön sie ist.
Sie ist braungebrannt, hat Sommersprossen in der Farbe ihrer Haare und nur ihr Mund ist geschminkt. Erdbeerrot. Und alles zusammen – das Braun, das Oliv und auch ein wenig Orangerot – das alles sieht auch er in ihren Augen. Er sieht es trotz seiner Müdigkeit und spürt, wie seine Aufmerksamkeit erwacht.
Sie will sich die Einmischung verbeten, sieht aber im Gesicht des Mannes, wie er jünger wird und ist verblüfft.
Die Müdigkeit ist weg, da ist helle Wachheit statt Müdigkeit und da sind Falten und Fältchen statt eingefallener Schlaffheit. Das Gesicht hat eindeutig Konturen bekommen.
’...jetzt sieht er richtig interessant aus...’
denkt sie.
Er wendet den Blick von ihr zu dem kleinen, vielleicht fünfjährigen Mädchen. Das Mädchen ist eine Miniaturausgabe ihrer Mutter, allerdings trägt sie ein buntes Kleid als Zugeständnis an den sommerlichen Tag und darüber eine Jacke als Zugeständnis an die reellen Temperaturen. Die Erdbeere hat sie noch in der Hand und die Hand kurz vor dem Mund, aber sie schaut schon ein wenig skeptisch.
„Entschuldigung“ sagt er zu der Frau gewandt „Aber ich habe genau diese Erdbeeren heute früh auf dem Großmarkt angeliefert und ich hatte direkt beim Kunden geladen...also da, wo die Erdbeeren geerntet wurden..äh...na ja, da sind jedenfalls einige Paletten bei gewesen, die wurden aus Zeitgründen nicht mehr gewaschen, also die Beeren natürlich, nicht die..äh... Paletten....und ich nehme nicht an, dass das ein Erzeuger war, der biologischen Anbau ...äh...Sie verstehen?“
Er ist ganz durcheinander.
„Sind die giftig, wenn man die nich wäscht?“ fragt das Mädchen.
„Nee, giftig nicht direkt“ antwortet er zu der Kleinen gewandt „aber ich nehme an, man kann da so Ausschlach von kriegen. Auf der Haut, verstehst du?“
„Was iss’n Ausschlach?“
„Na da kriegt man Flecken oder Pickelchen auf der Haut, denke ich mir. Ich kenn mich da nicht so aus.“
Bei diesem Gespräch überfliegt er kurz den Einkauf der schönen Frau.
Packung Wiener
'...klar, gehört in jeden Haushalt mit Kindern...'
ein Paket von der Fleischtheke, zwei Packungen fettreduzierte Geflügelwurst, ein Sechserträger kleine Pils, Flasche Rosé aus dem mittleren Preissegment, Brötchen zum Aufbacken, Slipeinlagen, eine Schale Erdbeeren, eine Kleinemädchenzeitschrift,
'...zumindest der Farbe nach...'
Milch, eine ganzes Display voller Kindernahrung in bunten Gläsern
'...aha...da ist also noch ein Kind, Familienplanung wahrscheinlich abgeschlossen, wahrscheinlich bis sicher auch ein Mann, das dicke Wurstpaket war garantiert nicht für sie, bei dem Bier konnte man nicht wissen, echte Bräune hat sie auch, wahrscheinlich Reihenhaus mit Garten oder Wohnung mir großzügigem Balkon, aber eher Garten....verflucht!... ist die hübsch...was hat die Kleine grad gesagt?..’
Er bekommt eben noch mit, dass das Mädchen mit den Worten
„Ich hab schon so einen Fleck“
den Träger ihres Kleidchens zur Seite schiebt, den Ausschnitt nach unten zieht und ein braunes Pünktchen etwas oberhalb ihrer mageren linken Brust zur Schau stellt.
„Hanna!“ rügt ihre Mutter halbherzig.
Er bedeckt mit übertrieben gespieltem Erschrecken seine Augen und grinst.
"Nicht doch! Das ist nur ein belangloser und dafür umso hübscherer Leberfleck. Ich würd ihn an deiner Stelle aber nicht überall rumzeigen."
’...eigentlich grinst er gar nicht, sondern lächelt...’
findet die Mutter.
Während ihre Tochter sich mit dem Mann unterhielt, war sie neugierig mit den Augen über seinen kleinen Einkauf gescannt.
Zwei eingeschweißte Rindersteaks, eine Packung Salatherzen, ein Beutel Einwegrasierer – '...Rasieren tat not, Einwegrasierer passten nicht zu ihm...'
Schafskäse, ein Krustenbrot, Birnensaft
'...schwer zu sagen, ob er für sich allein einkauft oder so wie sie den großen Wochenendeinkauf ergänzt...’
Erstaunt stellt sie offensichtliches Interesse für diesen fremden Mann fest.
Ihre Tochter hatte gerade wieder Kleid und Jacke gerichtet, zeigt aber mit dem Finger nochmals auf die Stelle an der Brust und sagt:
"Mama hat da auch einen."
Die Frau schaut den Mann an, der Mann schaut die Frau an, vier Augenbrauen wandern synchron nach oben.
"HANNA!!" kommt es jetzt mit Nachdruck von der Frau.
Er blickt interessiert in das Regal mit den Tabakwaren und pfeift so, wie man pfeift, wenn man sich uninteressiert stellt und trotzdem das Komische einer Situation genießt.
'...steht ihr toll, die leichte Röte...'
stellt er fest.
"Da fehlt aber noch ein guter Wein zu dem Candlelight-Diner..."sagt sie ablenkend und nickt über seinen Einkauf hinweg.
"Nicht wirklich“, antwortet er und fühlt sich wieder auf sicherem Boden, "den hol ich mir aus dem Keller, wenn es soweit ist. Ist übrigens kein Candlelight-Diner, gab nur leider keine einzelnen Steaks. Aber ich denke, ich werde mir mit einem Villages aus dem unteren Rhonetal auch das zweite Steak noch irgendwie reinquälen können. Wahrscheinlich nehme ich einen 98er von der Domaine du Pigeonnier aus Saint Alexandre. Malerisches französisches Hügeldorf an der..."
Er verstummt mitten im Satz.
'...warum hat sie bloß plötzlich diesen bohrenden Blick?...'
denkt er.
'...Saint Alexandre...Alexandre...'
klingt es in ihr nach. Ihr Gehirn spult in Millisekunden einen etwa zwei Wochen zurück liegenden Abend vor ihrem inneren Auge ab. Sie hat das Gefühl, eine Gesprächssequenz des Abends hat mit der jetzigen Situation zu tun. Sie zoomt sich heran...
'...freundin susan...esoteriktrip....netter weiberabend...wahrsagerin.....reimform....
....Reimerin...

Die Reimerin wurde sie genannt und sie las den anderen Gästen bei Susan auf Wunsch in einer stillen Ecke der Wohnung aus der Hand. Sie selbst, Alexandra, kann mit solchem Hokuspokus nichts anfangen und war demonstrativ in die Küche gegangen. Dort hatte sie am Fenster gestanden, einen Rotwein in der Hand, und ins Nichts gestarrt.
'...wär schon manchmal toll, wenn man wüsste, was die Zukunft so bringt...'
Bis plötzlich eine angenehm tiefe weibliche Stimme dicht neben ihr gesagt hatte:
"Na? Glaubst nicht dran, stimmt's?"
Sie hatte der Reimerin ins Gesicht geschaut und noch schnell einen Schluck Roten genommen.
Das fest geplante "Nein" kam recht brüchig. Die Reimerin wusch sich ihre Hände an der Spüle und benutzte dafür Spülmittel.
'...das hat Mutter auch immer so gemacht...'
war es ihr durch den Kopf gegangen und plötzlich war da eine andere Atmosphäre. Die Reimerin hatte sich auf die Tischkante gesetzt, die langen Haare mit gleichmäßigem Schwung nach links und rechts über die Schulter geworfen und ihr dann angeboten:
"Pass auf, ich schau mir mal deine linke Hand kurz an und wenn ich was Schönes entdecke, sag ich es dir. Schaden kann's nix und kosten tut's auch nix. Und wenn ich nichts sage, heißt das ja nicht automatisch, dass ich was Schlechtes gesehen habe. Vielleicht war ja dann auch gar nichts zu sehen. Und wenn du im ersten Moment denkst, es könnte was Schlechtes sein, wenn ich nichts sage, dann schaltest du einfach wieder das rationale Denken ein und alles ist wie vorher."
Da hatte sie ihr ein wenig trotzig die Linke hingestreckt. Die Reimerin hatte die Hand in ihre frischgewaschenen und schon wieder ganz trockenen und warmen Hände genommen, hatte ihr die Finger gebeugt und dann wieder gerade gestrichen, war mit den Fingerkuppen mit sanftem Druck über die gesamte Innenfläche ihrer, Alexandras, Hand und dann in einer wiederkehrenden Reihenfolge die Linien darauf entlang gefahren. Es hatte nicht unangenehm gekribbelt und dann hatte die Reimerin gefragt, ob mit den Kindern alles in Ordnung sei. Ob das nicht in der Hand stünde, hatte sie provokativ gefragt. Nein, hatte die Reimerin geantwortet und war dabei ganz entspannt geblieben, wie es den Kindern ginge, könnte sie – wenn überhaupt – nur aus deren Händen erkennen. Sie sehe nur, dass sie eine ältere Tochter mit viel Mühe und Schmerzen und einen noch ganz jungen Sohn exakt nach Zeitplan und ohne Drumherum entbunden habe. Und genau so war es ja auch gewesen mit den Kindern.
Dann hatte die Reimerin ihre Hand noch einmal zwischen ihre Hände genommen, ganz sanft und irgendwie angenehm entspannend, hatte sie dann los gelassen und gesagt:
"Neues Glück wird dich erreichen..."
Dabei war sie dann schon Richtung Tür gegangen, hatte sich dort noch mal umgedreht und vollendet:
"...und der Name ist das Zeichen."
'...Neues Glück wird dich erreichen und der Name ist das Zeichen.....Name...Zeichen...'

Sie bläst sich eine nicht vorhandene Locke aus der Stirn.
'...kann er wissen, dass ich Alexandra heiße?...'
Sie stehen sich mit einem halben Meter Distanz gegenüber, die Tochter ist in ihre Aufgabe vertieft, die gescannte Ware in den Korb zu legen.
Er schaut erstaunt in das ihm voll zugewandte Gesicht.
'...WAS hab ich gesagt?...ihre Augen...was suchen die in meinem Kopf?...'
Sie weiß, sie bräuchte jetzt bloß fragen, wo dieser Wein heute Abend auf den Tisch kommt.
',,,Hanna und Timmy nimmt Mutter...hat sie schon immer angeboten...und ihr Mann?....hat doch schon ewig gesagt: Geh doch auch mal wieder ne Runde um die Blöcke!...Ich muss den Mann nur fragen, wo dieser Wein heute....'
"Können wir jetzt mal weiter machen? Hier warten schließlich noch mehr Leute. Paybackcard? siebenundzwanzigfünfunddreißig! Karte?"
Automatisch hat die Frau sich der Rede der Kassiererin zugewandt, reicht nun ihre Karte rüber und wirft einen Seitenblick auf den Mann.
Er sieht ihr an, dass sie noch etwas sagen will.
"Fertig!" ruft Hanna und die Frau würde am liebsten alles noch mal heraus räumen, um Zeit zu gewinnen. Sie unterschreibt den Bon und nun gibt es keinen plausiblen Grund mehr für sie, zu warten. Nicht mit der Tochter dabei. Hanna schiebt mit dem Korb zur Tiefgarage und dann folgt die Frau ihrer Tochter – erst langsam, zögernd, dann zügig und mit festem Schritt.
Sie hat wie immer nichts gesagt.
Er hofft währenddessen, dass er schnell an der Kasse durch kommt. Er will die schöne Frau nebst Tochter auf ein unverfängliches Eis einladen und dann würde sich schon Gelegenheit für ein kurzes Gespräch ergeben. Er will wissen, was das eben für eine seltsame Situation war.
Aber es kommt nicht so. Der Strichcode bei den Steaks lässt sich nicht einlesen und dann ist die Bonrolle am Ende und auch wenn das Auswechseln nicht lange dauert – in der Summe läuft es darauf hinaus, dass die schöne Frau verschwunden ist, als er mit seinem Einkauf in der Tüte vor der Entscheidung steht: Rolltreppe oder Tiefgarage?
Denn er hat nicht gesehen, wohin sie entschwunden ist.
So wie er immer das Nachsehen hat.
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo knychen,

dass deine Geschichten gut sind, ist ja (zumindest für mich) nichts Neues. Aber die hier ist saugut!
In Erwartung einer längeren Erzählung hatte ich mir den Text herunter geladen, die Anschläge zählen lassen und mich auf eine ellenlange Erzählung gefasst gemacht. Dabei übersah ich, dass ich ja alle drei Versionen kopiert hatte. Deshalb war ich überrascht, wie schnell die Geschichte zu Ende ging. Und enttäuscht. Ich hätte den beiden sympatischen Menschen ihr Glück gegönnt. Aber trotzdem (oder gerade deshalb?) fand ich den Schluss toll.
Ein paar kleine Anmerkungen:
Die Art, in der du die wörtliche Rde zerhackst, finde ich ungewöhnlich. Gewollt?
Besonders am Anfang des Textes fiel mir die Häufung von Hilfverben (war, hatte, wurden) auf. Vielleicht lassen die sich mit etwas Geschick noch ein wenig reduzieren.
Das ändert aber nichts an meiner Begeisterung.

Gruß Ralph
 
Ach Du, das hab ich mal wieder gebraucht. Eine so schöne Geschichte! Klasse. So detailliert geschrieben, so exzellent beobachtet, so exzellent zurück und nach vorn geblickt. Die Seitenhiebe - so schön. Da fehlt nur noch ein wenig Feinschliff im Gesamtbild – absatzmäßig und Herr Gutenberg kann sich und seine Druckautomaten schon mal warm laufen lassen.

Für mich: Ganz großes kleines Kino! Respekt und Herzlichen Gruß aus dem Osten.

Spätschreiber
 
K

KaGeb

Gast
Fantastisch! Wirklich sauber hinbekommen :)

Das Einzige, was m.M.n. (manchmal) fehlt, sind ein paar Absätze. Egal, der Stoff war geil :)

LG, KaGeb
 

FrankK

Mitglied
Hallo Knychen
Ein gelungener Text. Wollte nur mal kurz reinschnuppern, worum es geht und schwups - war ich auch schon durch.

Erbsen zählen? Ach, vergiss es.
Wie meine Vor-Poster schon erwähnten - Kleinkram.
Hier und da ein Absätzchen, besonders an den Stellen mit den Perspektive-Wechseln.
Die wörtliche Rede (und wohl auch die Gedankengänge) nicht so häufig umbrechen, am besten sogar überhaupt nicht.

Im Gegensatz zu Ralph habe ich mit den Hilfsverben zu Beginn der Geschichte keine Probleme, sie machen den Text etwas schleppend, vermitteln die Müdigkeit des Kraftfahrers.

Der Schluss ist schön aufgelöst, herrlich unspektakulär und sehr realistisch.
Ein herrlicher kurzer Augenblick des Glücks.


Danke für diesen Text.
Viele Grüße aus Westfalen
Frank
 

knychen

Mitglied
hallo an alle,
meine frau sagte mir am telefon, dass zur geschichte noch ein paar kommentare und bewertungen eingetroffen seien und da ich unter der woche keinen netzzugang habe und eher auf kommunikation im real-touch-modus stehe, musste ich vor lauter neugier ein automatencasino entlang der autobahn ansteuern. kaffee gibt's umsonst, also alles schick und schön.
das mit den hilfsverben schau ich mir am wochenende gründlich an, auch wenn ich genau das, was ... schrieb, erreichen wollte - die retardierte ausdrucksweise oder gedankenwelt eines zum umfallen müden menschen.
motivierend ist euer zuspruch auf jeden fall, so dass ich in nächster zeit mal gründlich im kopf aufräumen werde, um platz für neue gestalten zu schaffen.
also besten dank und bis die tage.
gruß von unterwegs.
knychen
 

ThomasStefan

Mitglied
Hallo Knychen!
Phantastische Geschichte, Erst habe ich Walther gelesen, dann dich, Schreiben hier alle so gut?
Eine erst erschreckende lange, dann aber sehr kurzweilige Geschichte, die man verschlingt. Bei den Perspektivwechseln hätte ich einen Zeilenabstand gelassen. Dennoch geht es auch so, man kommt nicht durcheinander.
Apropos Perspektivwechsel: Sowas soll ja ganz schädlich sein, amateurhaft, grundfalsch. Wenn man das hier liest, alles Quatsch, davon lebt diese Story ja bestens.
Ausgeruhte Vormittagsgrüße, Tom
 

HerbertJanus

Mitglied
Einfach nur gut!

Danke für die Geschichte! War prickelnd zu lesen, weil nicht so geradeaus geschrieben - ich mag das sehr.

Aber am meisten mag ich den Inhalt - und das Ende der Geschichte. Melancholisch und realistisch... und eben doch nicht einfach durchschnittlich. Und es ist eine Geschichte über die Liebe und da ist es eine grosse Tat, wenn diese nicht in eine rosa Dämmerung abrutscht.
 

knychen

Mitglied
Großes Erstaunen...

erfüllte mich, als diese Geschichte plötzlich wieder raus gekramt war. Und Werk des Monats ist ja auch ne schöne Hausnummer. Das wunderlichste daran ist aber, dass ich auf Grund ein paar freier Tage grad darüber nachgedacht hatte, mal wieder was in den Fokus der Leselupe zu rücken. Man kann sich ja nicht ständig mit Faulheit heraus reden.
Also schönen Dank, Ralph.
 



 
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