Es ist zum Kotzen

Botschafter

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„Stellen Sie sich doch nicht so verdammt kindisch an, Frau Röhr.“
„Inge! Inge, Herr Fischer hat schon wieder in die Hose geschissen. Komm mal her und mach das Ferkel sauber.“
„Wo wollen Sie denn mit diesem Koffer hin, Herr Simmen? Sie wollen doch wohl nicht türmen!?“

Ich hasse diesen Laden.

Mag sein, dass es woanders besser ist. Ich bin hier und „woanders“ kann mir den Buckel runter rutschen.

Fünf Gören habe ich durchgefüttert. Keine wollte mich haben. „Es wird dir gefallen“, „Die Betreuer sind so nett“, „Es ist das Paradies auf Erden“. „Scheisse“, sage ich dazu nur. Ein guter Tipp: mit 79 und 364 Tagen, sag nochmal jedem Arsch, der dir im Leben auf den Sack ging deine Meinung, scheiss mal kräftig und schiess dir eine Kugel in den Kopf.
Mit 80 ging’s los. „Papa, du kannst ja kaum noch gehen“, „Papa, hörst du mich denn nicht?“ Alle wollten sie mir Leiden anhängen. Noch vor kaum sechzig Jahren bin ich mit dem verdammten Arschloch Hitler durch halb Europa gelatscht und konnte jeden Russen-Furz auf 200 Meter Entfernung hören. Ich habe ihnen gesagt: „Schickt mich nicht dahin, ich mag das nicht.“ Sie wollten es nicht glauben; haben mich einfach angemeldet und her geschleppt.

Die Gesichtszüge einiger Betreuer vermute ich zu kennen, aus Treblinka, Theresienstadt und Dachau.
Beim Duschen läuft es mir oft kalt den Rücken runter.

Der Frass ist zum Kotzen. Und was an einem lausigen Haufen verkochter Kartoffeln, einer jämmerlichen Bratwurst und etwas Mineralwasser ohne Gas 15 Mark Wert sein soll, hat mir auch noch niemand erklären können.

Manchmal werden Insassen geschlagen. Dafür habe ich Beweise. Eine Frau soll sogar mal vergewaltigt worden sein. Man stelle sich dieses Bild nur mal vor. Ein Verfahren deswegen gab es nie. Schien ihr also gefallen zu haben, der alten Schlampe.

Meine Mitgefangenen sind auch zum Kotzen. Lauter alte Säcke. Mehrheitlich schon über 80. Die meisten ticken nicht mehr richtig und alle bestimmt nicht mehr lange. Ist wohl besser so. Verluste stellen sie allesamt nicht mehr dar.

Besuch bekommt hier selten jemand. Zählt man von den wenigen noch die offensichtlichen Erbschleicher ab, bleibt eine Menge übrig, die der Erwähnung nicht mehr wert ist.
Neulich sass eine kleinbürgerliche Familie zwei Stunden neben einer alten Mutter, bis sich herausstellte, dass es nicht ihre war.

Um mich ruhig zu stellen verschafften mir meine Töchter einen Computer mit Anschluss an das Internet. Ich sollte ihnen Nachrichten damit senden und mit Weibern „chatten“, was immer das sein soll. Bei einem hoffnungslosen Versuch mit dem Netz Frieden zu schliessen, geriet ich auf die Seite eines Händlers. Er hatte interessante Ding im Angebot. Kurze Zeit später besuchte er mich. Wir einigten uns darauf, dass er mir für meine vergammelte Uniform und die französischen Pistolen eine gewisse Menge Sprengstoff zukommen lassen würde.

Das Paket kam heute Morgen an.
 

Botschafter

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Danke für die Blumen

Guten Tag Sucher

Ich würde mich gerne für die Blumen bedanken, aber mein Computer und der Internet-Anschluss sind bei der Explosion drauf gegangen!

Botschafter
 

Botschafter

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Wobei wir doch schon beim Thema wären

Mir sagten sie auch immer, das Fenster gehöre geschlossen, weil sonst die Heizung zu teuer käme.

Das Problem hat sich aber nun wohl definitv erledigt!

Ich würde allerdings befürworten, dass man den Krater schliesst, weil es sonst zu stinken beginnt.

Der Blütenstaub ist mir heute Morgen übrigens auch aufgefallen; war aber schon vor der Explosion da.

Ein hoch auf die frische Luft

Botschafter
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
re

eine gut geschriebene geschichte. erschütternd die stelle, wo eine familie bei einer frau sitzt, die gar nicht ihre mutter ist. den scheißladen zu sprengen finde ich aufgrund der fakten besser, als sich zu erschießen. lg
 



 
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