Na, das ist ja mal ein Text, bei dem die Meinungen weit auseinander gehen. Finde ich spannend.
@ Fettauge
Schwierig, auf Deine Anmerkungen näher einzugehen, da ich weder erklären noch rechtfertigen will. Andererseits habe ich den Eindruck, dass Du völlig am Inhalt vorbeikommentiert hast, und es somit zu einem Verständnis-Problem gekommen ist. Daher möchte ich schon ein Stück auf Deine Rückmeldung eingehen. Du hast ein Recht darauf, schließlich hast Du Dich ausführlich mit dem Text auseinandergesetzt.
Zunächst gibt es hier kein Lyrisches Ich, das angegriffen wurde. Der Text ist aus der Sicht eines Beobachters geschrieben worden. Anlass waren einige Auseinandersetzungen hier in der LL, die bereits 2-3 Jahre zurück liegen (hat also nicht seinen Ursprung in dem merkwürdigen Klima, das hier zurzeit an manchen Stellen über den grünen Rasen wabert) sowie Konflikte in anderen Bereichen meines näheren Umfeldes. Zu Papier gebracht habe ich diese Gedanken aber erst jetzt. Ich befand mich stets in der Beobachterrolle, habe mir das angesehen und teilweise nur noch mit dem Kopf geschüttelt. Natürlich habe ich mir dann auch irgendwann eine Meinung gebildet oder einen Eindruck von dem gewonnen, was da vor meinen Augen ablief. Doch das war eine Schlußfolgerung aus der Beobachterrolle - klar, auch da kann man daneben liegen
. Du schreibst selber, dass Du "eine Portion Phantasie bemühen" musstest, um das aus den Zeilen herauszulesen. Mein Eindruck ist der, dass Dich genau diese Phantasie in eine völlig andere Richtung geschickt hat, als sie vom Autor, also mir, gedacht war.
Gut, jetzt kann es natürlich an mir liegen, dass ich mich so unglücklich ausgedrückt habe. - An Auseinandersetzungen sind immer zwei beteiligt, schreibst Du. Stimmt! Doch das trifft auch auf die Auseinandersetzung mit Texten zu. Du schreibst von Vorurteilen - Deine Deutung meines Textes liest sich für mich teilweise wie eine in Stein gemeißelte Wahrheit, die sich aber nur aus Annahmen, Vermutungen, Eindrücken und einer "Portion Phantasie" zusammensetzt. Daraus setzen sich auch Vorurteile zusammen.
Während der sechzehn Jahre Sozialarbeit, in der ich einst Flüchtlinge, Spätaussiedler und andere Zuwanderergruppen betreut habe, habe ich gelernt, wie wichtig es ist, Fragen zu stellen, mehrmals hinzusehen, sich die Mühe zu machen, die Sichtweise des anderen zu begreifen und erst dann seine Schlüsse zu ziehen. Das ist weiß Gott nicht einfach, und ich rutsche selber immer noch mal wieder ab und (ver-/be-) urteile viel zu früh. Doch insgesamt fahre ich gut damit, diese Erfahrung auch in meine anderen Lebensbereiche zu übernehmen.
Warum erzähle ich das? Vor allem, weil ich mir wünschen würde, zunächst gefragt zu werden, wie etwas gemeint ist, wenn ein Text merkwürdig rüberzukommen scheint, oder dass mir der Eindruck geschildert wird, den der Text beim Lesen auslöst - und das Ganze ohne dass bereits ein Urteil über den Inhalt gefällt wurde. Dann habe ich die Chance, mir den Text noch einmal ansehen zu können, ohne ihn gleich verteidigen zu "müssen".
Ich denke, dabei belasse ich es an dieser Stelle.
@ herziblatti
Dir herzlichen Dank für Deine Rückmeldung und Wertung. Ich habe mich sehr darüber gefreut.
@ Hi Christoph,
Auch Dir danke ich für Deinen Kommentar. Tja, die Frage ob das Lyrik ist... Im Lupanum wird gerade darüber diskutiert, was eigentlich Lyrik ist. Ich muss gestehen, dass solche Diskussionen nicht unbedingt mein Ding sind. Da bin ich dann mehr ein Bauchmensch und fühle mich bei diesen eher intellektuelleren Diskussionen nicht so wirklich zu Hause - aber ich verfolge sie hin und wieder mit Interesse, denn auch Bauchmenschen können lernen
.
Noch einmal ein Dank in die Runde für die Auseinandersetzung mit diesem Text.
Liebe Grüße
Andreas