Führer und Verführer

Führer und Verführer
Eine Firma will geführt sein! Geführt von Führungspersönlichkeiten mit anerkanntem Führungsstil und ausgeprägtem Führungswillen. Kenntnisse in Menschenführung werden dabei vorausgesetzt. In speziellen Führungskräfte-Seminaren erwirbt und vertieft das Führungspersonal sein nötiges Sachwissen, um die dabei vermittelten Führungsleit- und -richtlinien in den von ihnen angeführten Abteilungen durchzuführen. Vermieden werden muss, dass sich die innerbetrieblichen Führungsgremien um ihre Führungskompetenzen herumstreiten. Die abrupte Zerschlagung gewachsener Führungsstrukturen und die Ablösung führender Köpfe gehört zum beliebten Führungsriteal höchster Führungsspitzen. Bei Firmen, die von jährlich wechselnden Führungskräften geleitet werden, darf mindestens eine betriebliche Führungskrise vermutet werden. Die Gehälter der Manager an führenden Stellen sollte noch in einem vertretbaren Verhältnis zur Wirtschaftskraft des von ihnen geführten Unternehmens stehen. Wirtschaftswissenschaftler führen das Versagen mancher Unternehmensführungen auf die mangelnde Ausbildung rechter Führungseliten in unserem Lande zurück. Die Fähigkeit, in der Wirtschaft führend tätig werden zu können, ist erlernbar, zu ererben sind diese Tugenden nur in Maßen: Um den Führernachwuchs scheint es oft schlecht bestellt zu sein: Nicht wenige Nachkommen einstiger Führungspersönlichkeiten führten das übernommene Lebenswerk ihrer Väter mangels Führungs- und anderer Qualitäten in den Ruin! Opernführer, Städte- sowie Berg- und Wanderführer gelten, im Gegensatz zu politischen Führern, nicht als Führer im rechtlichen Sinne. Ein äußerst rechter Führer im politischen Sinne war jener Führer, der, ohne einen Führerschein zu besitzen, einst das kürzeste aller tausendjährigen Reiche angeführt hat und dem dann gottlob Führung, Reich und Truppen abhanden kamen, trotz pausenloser Führerbefehle aus Führerbunkern und -hauptquartieren an seine führertreuen Truppenführer. Trümmerfrauen räumten am Ende ohne männliche Führung den Schutt der glorreichen Führerepoche beiseite. Verführungen und Verführern steht der Mensch ziemlich unvorbereitet gegenüber. Leicht zu erkennen war der Verführer einstmals im biblischen Garten Eden, wo der Urmensch Adam noch dem Bilde Gottes und der Verführer einer Schlange glich. Was die törichte Eva allerdings nicht daran hinderte, diesem Verführer trotzdem auf den Leim zu gehen. Sie verführte ihrerseits den verführungswilligen Adam dazu, in den sauren Apfel der Erkenntnis zu beißen, was dazu führte, dass beide von den himmlischen Führungskräften aus dem Paradies hinausgeführt wurden. Die Pflicht, seine nackige Eva danach in sein bescheidenes Heim zu führen, sie zu ernähren und zu kleiden und sie zu schützen vor irdischen Verführern, das war die prompt ausgestellte Quittung für sein erwiesenes Führungsdefizit unter dem paradiesischen Apfelbaum. Für den Adam von heute wird es immer schwieriger, seine Eva vor Orten raffinierter Verführungskünste zu bewahren! Nicht nur, dass er sie täglich an unzähligen verführerischen Schaufenstern vorbeiführen muss, nein, die modernen Verführer scheuen nicht davor zurück, sich und ihre Artikel in zahlreichen Werbepausen mäßiger Seifenopern per Werbespots im heimischen Wohnzimmer ein- und vorzuführen. In Wahlkampfzeiten lächeln uns zahlreiche parteiliche Listenanführer verführerisch von hochhängenden Plakaten herab an und sichern uns ihre selbstlose Führungsbereitschaft zu. Hier gilt: Jeder verdient den Verführer, den er sich selbst gewählt hat! Wer allerdings seine Verführungsresistenz dadurch zu beweisen sucht, dass er sich jeglicher Führung widersetzt, darf sich nicht wundern, dass sich fürsorgliche Behörden genötigt sehen, Akten und Dateien über sein staatsgefährdendes Führungsverhalten anzulegen und zu führen...
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
einfach

köstlich, lieber bernhard! das kommt in meine sammlung und wird mit deiner gütigen erlaubnis morgen auf arbeit vorgelesen. ganz lieb grüßt
 
Danke, Flammarion, für Deinen Kommentar. Nach 45 vollende-ten Berufsjahren und als politisch interessierter Bürger kann man manche Dinge nur noch satirisch beschreiben.
-Bernhard-
 



 
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