Gedanken eines Giftlings

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Paloma

Mitglied
Gedanken eines Giftlings

Wie lange habe ich gebraucht, um das alles zu begreifen? Wie lange stehe ich schon hier und sehe dem Treiben am Boden zu? Sehe eifrige Ameisen, wie sie unerbittlich bemüht sind ihrem Staat zu dienen. Sie rennen den ganzen Tag hin und her und kommen niemals zur Ruhe. Sehe Schnecken ihre schleimige Spur ziehen ohne Ziel und Sinn. Bin Zeuge wie winzige Blattläuse Marienkäfer melken. Höre die verschiedensten Insekten summend und brummend vorbei eilen. Waldbirkenmäuse jagen um die Wurzeln der Birke, in deren Schatten ich stehe und mit der mich eine merkwürdige Kameradschaft verbindet. Mist- und andere Käfer krabbeln emsig über den feuchten Waldboden. Bestaune entsetzt brutale Frösche, wie sie andere Lebewesen - überwiegend vorlaute Fliegen - fressen. Alle hasten und hetzen sie und begreifen doch nichts. Sie erscheinen mir unerträglich dumm. Lautes und leises Getier ohne Sinn und Verstand. Jeden Gedanken nur an das nächste Fressen verschwendend. Abscheuliches vulgäres Gesindel.
Gut, dass ich mich schon von Weitem abhebe. Mein großer rot-weißer Hut schützt mich vor vielen Feinden. Tag und Nacht habe ich Zeit zum Nachdenken und werde ständig intelligenter und ich kann amüsiert auf die anderen hinabschauen.

@Paloma – Mai 2010
 
Liebe Paloma,

als Naturliebhaber ist dein Text natürlich äußerst interessant für mich. Bis ich begriffen hatte, dass du den Fliegenpilz meinst, dauerte es etwas (der Hut brachte die Aufklärung). Ich kenne nämlich den Giftling als Schleimfisch und war am Grübeln. Aber einen giftigen Pilz kann man schließlich auch als Giftling bezeichnen. :)

Sehr schön beschrieben hast du das ganze Krabbelgetier am Waldboden. Dann die Überheblichkeit des Pilzes - prima.

Liebe Grüße,
Estrella
 

Paloma

Mitglied
Danke Dir Estrella,

leider gibt es diese Giftlinge nicht nur am Waldboden, sondern auch unter den Menschen...

Liebe Grüße
Paloma
 
U

USch

Gast
Hallo Paloma,
na, da könnte man doch auch für das ganze Getier und den Fliegenpilz Mitglieder der LL einsetzen - mich natürlich eingeschlossen. Das wäre sicher ein wilder Aufstand und würde die Klickerei extrapolieren. Oder doch lieber unverfänglicher unsere Politiker, auf die man ja gerne schimpft ohne Rückmeldungen zu bekommen.
Dein Text wäre eine "schöne" Metapher. :)
Lg USch
 

Paloma

Mitglied
Hallo DocSchneider,
da hast du ja ein Schätzchen ausgegraben. :)
Ich freue mich, dass es nach drei Jahren noch gefällt.

Liebe Grüße
Paloma
 

Paloma

Mitglied
Hallo Usch,

ganz klar dich (und mich natürlich :)) ausgeschlossen Es sollte zwar eine Parabel sein, aber der Gedanke den Text als Metapher zu nutzen ist auch nicht schlecht.

Liebe Grüße
Paloma
 



 
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