Gedicht kaputt

im vorwiegend zynischen herbst
bandagierte jemand umgeknickte träume
ein verirrter katholik hielt gardinenpredigten
während bauarbeiter mit besserwisserdiplom trugschlussbilder
auf abgehetzte hirngespinste nagelten

ich hätte es wissen müssen
es war einer dieser bergabfließenden tage
an denen selbst abziehbilder
rekordpreise an der eremitenbörse erzielen

So, liebe Leute! Von meinen 10-Wort Gedichten habe ich mich ( vorerst )
verabschiedet. Brauchte dringend ne lyrische Luftveränderung...............gebt es mir jetzt....LG revilo

hallo revilo,

die luftveränderung hat dir gut getan und es wäre schade um jedes andere wort, hättest du es bei 10 belassen.

gruß
a.d.

Lieber Oliver,

mir scheint es sehr gut gelungen (viel besser als die Kurzform), wenn ich auch im ersten Augenblick glaubte, es habe Karl Feldkamp geschrieben, ähem.

Aber mir geht es leider nicht anders. - Bei Dichtern, die man sehr bewundert, besteht immer die Gefahr, sich zu sehr deren Stil anzupassen, besonders bei Amateuren wie uns.

Da du aber ganz herrliche und originelle Worte gefunden hast, gibt es trotzdem eine satte 8.

Dir einen lieben Gruß
Heidrun

Hallo Oliver,

spannende Wortkonstrukte die Räume lassen
für eigene Gedanken

mein persönlicher Favorit:
"bergabfließende Tage"

Vorschlag:

beim lesen von "abgehetzte hirngespinste", las ich
"abgewetzte" und fand das dies Wort möglicherweise
besser passt?!

Was hällst du von einer Umstellung der zweiten Strophe:

" Ich hätte es wisssen müssen"

stellte ich abgesetzt als letzte Zeile

gerne gelesen
Ralf

Hallo AD, vielen Dank für Deinen aufmunternden Kommentar. Ich wollte einfach mal einen anderen Wege gehen, bzw. in eine " andere Dimension " vorstoßen . Lyrik heißt sich auszuprobieren . Das schließt nicht aus , daß man sich manchmal auf die Fresse legt. Dieses Gedicht besteht aus einigen Fragmenten, mit denen ich herumspielte. Ein erster untauglicher Versuch war mein letztes, von HerbertH zu Recht kritisiertes Gedicht. Es geht also auch halbwegs mit mehr als 10 Worten.....LG revilo

Hallo Ex- Verlobte, Du Traum meiner verlassenen Nächte.........An Kalle F. habe ich beim Schreiben dieses Gedichts wirklich nicht gedacht. Das Du mich mit ihm vergleichst, ist für mich der Ehre fast zu viel und freut mich ungemein.......Kalle, Du alter Lyrik - Racker, ich hoffe, Du nimmst mir mein " Plagiat " nicht übel........Beschauliche Grüße von revilo

Von einem lyrischen Vorbild wie Otto Lenk ´ne 8 zu bekommen is wie ein lyrischer Orden.............. ich fühl mich wie der neunte Ritter der Tafelrunde...........LG revilo

Lieber revilo,
einfach nur gut, deine Gedichtzeilen über Tage, die ich auch bestens kenne...
Gruß
Karl

Schaaaaaaaaalllllllllllllkeeeeeeeeeeeeeehhhhhhhh

Häh, Häh...............
Hallo liebster Ralf,vielen Dank für Deinen Kommentar. Die "bergabfließenden Tage" waren zunächst " bergabfließende Verse "......das war mir allerdigs zu plakativ und so habe ich dieses Bild in die Mottenkiste gepackt und bei nächster Gelegenheit wieder hervorgekramt.über Deine Veränderungsvorschläge denke ich nach........die abgehetzten Hirngespinste gefallen mir gut..........

Ja, Karl, es gibt sie diese Tage........vielen Dank von revilo

Hallo Oliver,

das ist viel besser als die vorherige Kurzvariante.

lG

Herbert

Vielen Dank, Herbert, vor allen Dingen für Deine Kritik............LG revilo

das gedicht ist mutig. in seiner sprache. sicher, manches mag tollkühn und etwas überspitzt, fast schon künstlich daher kommen[ohne konkret etwas nennen zu können, vielmehr ist es die fülle an konstruktionen, die dieses gefühl in mir hervorruft]. aber das ist egal. nein, nicht egal. es zeigt das potentail auf. wenn das gedicht vielleicht ein bisschen magerer, ein bisschen zentrierter dastehen würde, könnte es wirklich leuchten. so bleibt es einfach ein gutes gedicht, das ich gern gelesen habe, speziell aufgrund seines wagemuts, darüber bist du dir sicher bewusst. aber ganz blenden lassen habe ich mich davon nicht, wie gesagt...

also gut,
du hast es nicht anders gewollt,

hier meine bilder zu deinem text:


ich ist ein anderer

im vorwiegend zynischen herbst
zersägt jemand umgeknickte träume
ein Mann predigt hinter den Gardinen
die reine Leere
während im vorgarten bauarbeiter
wieder besseren wissens
auf Schilder schreiben
und in die Erde treiben

Es war einer dieser bergabfließenden tage
Der rinnstein voll mit abziehbildern
feuchtfröhlicher erinnerungen

ich hätte es wissen müssen


( sieh zu wie du damit fertig wirst)

lg
ralf

Lieber revilo,

kurze Anmerkung: bergab fließende Tage wären Tage, die bergab fließen.

Bergabfließende Tage wären Tage, die so fließen, dass der Berg am Ende abgeflossen (weg, verflüssigt) ist.

Ich denke, Du wolltest Ersteres sagen. (Habe unlängst im Duden die Regeln zum Auseinander-/Zusammenschreiben von Adjektiven nachgelesen und überdacht. Schwieriges Thema aber nicht undurchdringlich.)

Sehr ausdrucksstarke Bilder in dem Gedicht. Vielleicht ein paar zu viele von den Mehrfachsubstantiven. Ansonsten schön zynisch!

Beste Grüße,

Elke

Hallo Der Andere, danke für Deine wirklich interessante Anmerkung. Schön, daß Du mein Gedicht mutig nennst. Gut, daß Du Dich nicht blenden lässt. Ich wollte mal etwas anderes schreiben als meine 10- Wort Gedichte und habe bewusst übertrieben. Das Gedicht ist ein Blender, es übertreibt. Das hast Du völlig richtig erkannt. Lg revilo

Hallo Ralf, schön, daß ich Dich inspirieren konnte.Die umgeknickten Träume zersägen.......das gefällt mir gut............der hinter den Gardinen predigende Mann........auch nicht schlecht.......jemand, der sich scheut, seine Meinung zu sagen........aber hinter dem Tuch hat er ne große Fresse...........der Rinnstein voll mit Abziebildern........da kommt ein Kneipenfeeling auf.........LG revilo

Lieber Oliver,

ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass du hier trotzig aufgedreht hast und in die Vollen schlugst. Nach dem Motto: Die kurzen (Gedichte)wollen nicht so recht, dann kriegt ihr es halt mit dem großen Scheuerlappen um die Ohren und zwar volle Breitseite. Großer Lappen, viel Wasser, viel Schaum.
Hehe, es scheint mir, als ob du trotz des Trotzes oder wegen des Trotzes wirklich gut zugeschlagen hättest. Manchmal kann man versuchen Mist zu schreiben, zu übertreiben, zu provozieren und trotzdem kommt etwas besseres dabei heraus als bei den Versuchen, für die man sich Mühe gab, an denen man schliff und feilte.

Die Maren grüßt dich

Hallo Elke, ich dachte mir schon, daß meine Schreibweise mit der ( neu -) deutschen Grammatik kollidiert........aber ich mag " mein Wort "........Die Übertreibungen im Gedicht sind übrigens gewollt...........ich wollte massenhaft Sustantive und habe sie auch bekommen........LG revilo