Geld in son fremdet Land buttern? Püttmann Folge 15

Geld in son fremdet Land buttern?

Bertaken war nach dem Kauf der Apartheidswohnung völlig aussem Häusken. Sie plante von morgens bis abends die Gestaltung der Ibiza-Wohnung. Natürlich waren dat wieder sauteure Überlegungen. Jeden Tach kam se mit neuen Ideen angedackelt. Ich musste se stark bremsen, sonst würde dat mit dem Finanzierungsplan total inne Hose gehn.

Am liebsten hätte Berta die gemietete Bruchbude sofort verlassen und wär nur mit ner Liege unterm Arm in die leer stehende Traumwohnung gezogen. Sie wollte unbedingt dat neue Eigentumsgefühl live erleben und gab keine Ruhe. Da war se wie son bissigen Terrier.
Am Wochenende schlief sie tatsächlich in der leeren Wohnung - ma so auf Probe!
Und ich? Ich Trottel musste den Schwachsinn auch noch mitmachen, sonst hätt et wieder neue Gefechte mit ihr gegeben!

Insgesamt gesehen war mein Bertaken nach dem Kauf der Wohnung zufriedener und auch viel umgänglicher. Et fiel seit Tagen kein böset Wort mehr. Im Gegenteil, sie war auch gefühlsmäßig wie umgewandelt. Küsschen hier und Küsschen da! Sie verströmte geradezu Harmonie. Dat hatte ich ja inne letzten Wochen nur von träumen können! Ich fragte mich:
Eintracht auf Dauer? Dat wär ja ganz toll! Dat allein lohnte ja schon die Anschaffung von die Ibiza-Bude!

Und trotzdem, mir war immer noch mulmig im Bauch, ob dat mit dem Kauf wirklich allet so richtig war!
Ich grübelte und grübelte: Dat gute deutsche Geld hasse in son fremdet Land gesteckt, wo doch unsere heimische Wirtschaft tief am Boden liegen tut!
Ich dachte an die vielen Arbeitslosen inne Heimat, die Kosten vonne Wiedervereinigung und an die maroden Sozialsysteme. Irgendwie hatte ich en ganz schlechtet Gewissen. Ich kam mir vor wie son gemeiner Vaterlandsverräter.
Berta las die nagenden Zweifel von meiner Sorgenfaltenstirn ab. „Williken, wir sind nich nur Deutsche, nee, auch Europäer. Du muss heute europäisch, ja besser noch, global denken! Die Zeiten haben sich verändert, wir leben gottlob nich mehr im Mittelalter. Allet iss in Bewegung, beweg Dich mit, sonz bleibsse aufe Strecke und wierss platt gerollt.“

Dat reichte mir: „Berta, komm auf’n Teppich, Du biss ja total durchgeknallt! Wat meinze wohl, wenn die Kundschaft erfährt, dat wir hier sonne Luxusbude gekauft haben? Aufträge kannze dann inne Pfeife rauchen! Sach bloß niemanden wat davon! Vor allem erzähl deiner puckeligen Verwandtschaft nix vonne Wohnung. Die gönnen uns ja nich ma dat kleine Häusken zu Hause.“
Da wurde meine holde Berta gleich wieder sauer. „Wilhelm, Du redes immer nur schlecht von meiner Sippe, aber Deine Mischpoke iss ja noch viel neidischer, viel hinterhältiger, die gönnen uns nich ma dat Schwatte unterm Fingernagel! Diese Wohnung iss doch kein rausgeschmissenet Geld für irgendein Luxuskram, nee, dat iss ne ganz tolle Kapitalanlage, dat iss unsere Altersversorgung. Ja, auch ne vernünftige Investition inne Zukunft rein - mit großem Wertsteigerungspotenzial in einem aufblühenden, europäischen Land.“
Man, dat saß! Wo hatte die Frau diese Argumente her?
„Berta, lass dat geschwollene Gequatsche, Du redes ja schon wie der ekelhafte Immobiliengeier. Du könntest bei Deinen superklugen Sprüchen glatt bei dem schrappigen Kerl anfangen und Touristen über’n Tisch ziehn!“
Ich bekam gleich wieder mein Fett ab: „Willi, Du biss ja so ein Miesepeter, so ein armer Mensch, ein Mann ohne Visionen. Deshalb kommsse auch nich auf’n grünen Zweig. Sei froh, dat Du mich heiraten durftest, sonst säßte heute auf en dürren, morschen Ast und wärs en verschrobener Junggeselle geblieben!“

Oh, jetz war dat Berta wieder die mir sehr vertraute Ehefrau! Mir fehlte ihr Keifen schon! Willi, dachte ich, bleib ruhig, lasse reden, schalt die Löffel auf Durchzug!
Ich gab mich geschlagen. Vielleicht hatte Berta ja doch son ganz klein wenig Recht, wenn auch nur son winziget bissken. War ich denn wirklich son konservativer, alter Knötterkopp? Mag schon sein, man kann eben keinen Eskimo gegen die Tropen impfen!
Ja, Willi, sachte ich für mich, du muss leider auch ma über deinen eigenen Schatten springen, wenn dat auch manchmal sehr weh tut!

Ich nahm die Kurve. „Berta, wann kaufen wir die Möbel? Wir haben nur noch zwei Tage bis zur Heimreise.“
Der Satz kam an. „Ja, mein Williken, so gefällze mir, spontan sein, ein Mann von Tat, nur so kommsse zu wat!“
Ganz verrückt von ihrer seltenen Lobhudelei, rutschte plötzlich wieder wat bei mir raus, wat ich wegen der knappen Kasse nich hätte sagen dürfen: „Ja, wenn wir jetz so viel Lauferei haben und noch so viel Kram erledigen müssen, brauchen wir auch noch son kleinet Autoken. Der Leihwagen iss auf Dauer viel zu teuer!“
Mensch, Willi, dachte ich erschrocken für mich, dat können doch nich deine Worte gewesen sein. Kannze plötzlich bauchreden, oder tickt da irgendwat bei dir im Kopp nich ganz sauber?
Berta umarmte mich stürmisch, küsste zärtlich meine Stirn und säuselte: „Williken, daran hab ich schon längst gedacht, ich wollte dat aber aus Deinem Mund hören. Hier, schau ma, Deine Berta hat Dir schon Prospekte und Preislisten von Opel, Nissan, Seat und Fiat besorgt ...“
 
S

suzah

Gast
Geld in son fremdet Land buttern?

hallo wolfgang,

hat mir gut gefallen,
aber

"... Kauf der Apartheidswohnung..."

auch im dialekt heißt apartment doch wohl nicht "apartheid"?

oder hast du das bewußt gemacht?

grüße suzah
 
S

suzah

Gast
püttmann

hallo wolfgang,

danke für die info. das war nicht klar ersichtlich für mich, ich bin auch noch nicht ganz überzeugt, ob durch "apartheid" das ausgedrückt wird, was du damit sagen willst.
im übrigen hat mir die geschichte viel spaß gemacht, ich werde jetzt auch die anderen folgen lesen und weiterempfehlen,

liebe grüße suzah
 



 
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