Generationen

1,00 Stern(e) 1 Stimme

Hella

Mitglied
60er Jahrgang versus 80er Jahrgang

„Dir fehlen viele Dimensionen, Liebe
Das ,Styling’ deiner Seele scheint recht flach
Die Blumen scheust du um der Wespen willen
Nur Filme wo sich Menschen quälen machen
dich und deine tauben Sinne wach
Du magst Geschichten wo ganz viel passiert
Du schläfst bis zwölf und gehst dann nicht ins Bett
Du hast noch immer keinen Berg bestiegen
Und ackerst für ein Nagelplastikdach.“

„Du hast nicht ganz verstanden wer ich bin
Nur das was du machst lässt du wirklich gelten
Dann schau mal was du heute erst geschafft hast
In deinem Alter hab ich Haus, Familie, Geld
Du bist moralisch bis in deine unlackierten
Zehen. Doch was hast du bewirkt mit deinem Sein
Habe meinen Platz schon längst gefunden
Da hinkst du doch sehr lahm mir hintendrein
Hast du je einem Mensch dich hingegeben?
Erwachsen willst du immer noch nicht sein.“
 

dissidentin

Mitglied
Ich verstehe nicht ganz worauf du hinaus willst, siehst du die Sache wirklich so oder nimmst du die eher spießbürgerliche Perspektive auf den Arm, weil du einmal in der Du und dann in der Ich-Form sprichst..? Wenn es so sein sollte, kommt es nicht so rüber...

„Dir fehlen viele Dimensionen, Liebe
Das ,Styling’ deiner Seele scheint recht flach
Die Blumen scheust du um der Wespen willen
Nur Filme wo sich Menschen quälen machen
dich und deine tauben Sinne wach
Du magst Geschichten wo ganz viel passiert
Du schläfst bis zwölf und gehst dann nicht ins Bett
Du hast noch immer keinen Berg bestiegen
Und ackerst für ein Nagelplastikdach.“

„Du hast nicht ganz verstanden wer ich bin
Nur das was du machst lässt du wirklich gelten
Dann schau mal was du heute erst geschafft hast
In deinem Alter hab ich Haus, Familie, Geld
Du bist moralisch bis in deine unlackierten
Zehen. Doch was hast du bewirkt mit deinem Sein
Habe meinen Platz schon längst gefunden
Da hinkst du doch sehr lahm mir hintendrein
Hast du je einem Mensch dich hingegeben?
Erwachsen willst du immer noch nicht sein.“
Erste Zeile wirkt gut, so in den Raum gestellt, sie braucht nicht unbedingt eine Art Begründung. Dritte Zeile kann auch für sich alleine stehen gelassen bleiben, ich finde sie sogar sehr gelungen. Der Rest geht daneben, finde ich...

Gehst du ins Detail verpeilst du den Bezug zur 80er, weil die angeprangerten Verhaltensweisen einmal auf jede Generation zutreffen können, zweitens es echt schlimmere Dinge gibt, über die man sich aufregen könnte, als dass jemand lange schläft, spät ins Bett geht oder sich Horrorfilme anschaut...

Insgesamt versuchst du die 60er Generation in ein besseres Licht zu stellen als die 80er, wobei das was Du als Vorteil gegenüber dieser anbringst halt tatsächlich keinen Jugendlichen von der Playstation weglocken wird oder auch aus den Federn nach einer heiß durchfeierten Nacht.

Ich glaub auch die 70er Generation ist im Großen und Ganzen nicht mehr ganz so erzkonservativ eingestellt...

Kurz gesagt, spricht mir nicht aus dem Herzen, im Gegenteil, ich ergreife lieber Partei für die Jungen...
 

Hella

Mitglied
Hallo Dissidentin,

vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, den Text so gründlich zu hinterfragen.

Im ersten Block bezieht eine Person der 60er Stellung zu einer Person der 80er, im zweiten Block ist es dann umgekehrt. Was irritiert, ist beabsichtigt. Ich will nicht eine Position zur richtigen erklären und die andere zur falschen, sondern ich will diese zwei (natürlich nicht nur vom Alter bestimmten, sondern auch individuell geprägten) Blickwinkel nebeneinander stehen und für sich selbst sprechen lassen. Und auch zeigen, dass Reife nicht unbedingt eine Frage des Alters ist.

Dass die Position des 80er Jahrgangs bei dir so negativ ankommt(dass die also so rüberkommt, als wollte ich an der kein gutes Haar lassen), irritiert wiederum mich. Ich (als 60er Jahrgang) beneide die "Alphafrauen" (wenn wir von Frauen reden) eher um ihre Zielstrebigkeit. Auch die Fähigkeit, sich hinzugeben, halte ich für einen erstrebenswerten Wesenszug.

Das mit den Horrorfilmen und dem langen Schlafen halte ich auch nicht für eine ausnahmslos bei Jüngeren auftretende Erscheinung, aber in der Tendenz in den jüngeren Altersgruppen gehäufter. Dass die 60er-Jahrgang-Person diese Attribute wählt, sollte aber auch eine gewisse ironische Brechung bezwecken, denn gerade über das lange Schlafen der Jugend haben sich auch schon die Eltern der 60er Generationen und deren Eltern wiederum auch aufgeregt.

Dass dies alles bei dir (und somit vermutlich auch anderen) nicht ankommt, gibt mir echt zu denken.

Gruß, Hella
 

dissidentin

Mitglied
Diese Zeilen vor allem haben mich irritiert...

In deinem Alter hab ich Haus, Familie, Geld
Du bist moralisch bis in deine unlackierten
Zehen. Doch was hast du bewirkt mit deinem Sein
Habe meinen Platz schon längst gefunden
Da hinkst du doch sehr lahm mir hintendrein
Das ist ein Wesenszug, vor allem mit dem Haus, Familie, Geld (quasi geplantes Leben statt spontanes), der die Generation eher oberflächlich darstellt, als ob sie die Tiefe scheut und nur noch materiellem Gut bzw. nem gewissen Status und Stand hinterherhechelt.

Die vorletzte Zeile sticht wiederum raus, die Aussage finde ich sehr gut, allerdings auch weniger auf eine ganze Generation bezogen sondern eher auf Individuuen jeden Alters.

Erwachsen sein möchte ich aber auch nicht, also nicht in allen Momenten...
 

Hella

Mitglied
Nee, ich auch nicht in allen Momenten ...

Werde mir die Formulierungen noch mal vornehmen, damit die beabsichtigte Ambivalenz klarer wird.

Gruß, Hella
 



 
Oben Unten