die alte komparation, die in allen germ. sprachen erhalten ist, wird von der wurzel idg. *bhad- (vgl. WALDE-POK. 2, 152) gebildet, nhd. besser (vgl. teil 1, 1644 ff.) und best, beste (vgl. teil 1, 1649 f., 1659 ff.), dazu als adv. des comp. basz (vgl. teil 1, 1153 ff.). die anomalie der komparation erklärt sich aus der ursprünglichen begriffsgrenze von gut, das in der bedeutung 'passend' keiner steigerung fähig war. eine allseitige kongruenz der bedeutungsinhalte des positivs und der komparationsformen fehlt bis heute. die folge ist das in den maa. und der kindersprache sichtbare bestreben, die anomalie zu beseitigen und namentlich für bestimmte sonderbedeutungen von gut eine wurzelechte steigerung zu schaffen, die jedoch bestenfalls neben der alten komparation besteht. schon im mhd. setzen diese bildungen ein, sind aber nicht zu allgemeinerer verwendung gelangt:
fürstinne wart nie guoter
danne diu grævinne Irmetschart
ULRICH V. D. TÜRLIN Willehalm 247, 4 Singer;
noch den ist der minneste heilige in himelriche guter und getruwere dan alle menschen mochten wesen heil. regel 19, 25 Priebsch; alsus vindest du an dem einvaltigen aller
Bd. 9, Sp. 1227
gutesten gute, daz got ist TAULER pred. 426, 4 Vetter; der aller gutste got 173, 19; die heiligen seind all gut, doch ist unser frow die gutest und dye gnädigest d. heiligen leben summerteyl (1472) 150b; mal. in gewissen bedeutungen im schwäb. guter, gutest und mit umlaut güter, gütest, vgl. FISCHER 3, 940: eine gütere milch 3, 941; mein feld ist güter als das deine ebda; im schweiz. (kanton Schaffhausen) güeter, güetist, sonst nur scherzhaft und in der kindersprache STAUB-TOBLER 2, 535; 'güeter (güetest) kommt im physischen sinne in bezug auf speisen und mehr bei kindern vor, besser (best) in allen andern fällen, wo es bas nicht vertritt' TOBLER appenzell. 245a; gueter, guetst in der kindersprache MARTIN-LIENHART 1, 248, vgl. guder sprich (= besser ausgedrückt) 'mit andern worten' FOLLMANN lothr. 221; jor, jotst 'bei beteuerungen und emphatisch' rhein. wb. 2, 1509: he is gor äs got ebda; et jotste keukche ROVENHAGEN Aachener ma. 46; meine mutter is gitter als deine (Meiszen) MÜLLER-FRAUREUTH 1, 452 in der kindersprache, aber auch sonst: gemochter arbeit wor ar giter ROB. PÖSCHEL Gösznitzer bilderbuch (1909) 158; obs. und anderorts namentlich als anrede mei gutster (herre) MÜLLER-FRAUREUTH a. a. o.; sehen sie, gutester herr lieutenant, nu sind sie mir noch drei mal lieber HOLTEI erz. schr. 7, 154; na, mein gutester W. RAABE Abu Telfan 124; sie ist ihrem vater guter gewesen als er ihr HIPPEL lebensläufe 3, 94; dem Copernikus bin ich am gutsten 1, 378; so bin ich dem liederdichter Hans Rist nur noch guter geworden FR. LUDW. JAHN br. 158 Meyer; mit übernahme des komparativ-r in den superlativ: güatar, güatarst BACHER Lusern 264; gütor, gütorst SCHMELLER cimbr. 127b; guterst 'der beste' (oberhess.) ESTOR rechtsgelahrtheit 3 (1767) 1410. im bayr. oberland tritt güetiger, güetigist als steigerung von gut auf, vgl. SCHMELLER-FR. 1, 965; sonst hilft sich die sprache bei der komparation von bedeutungen, die besser, best nicht besitzt, durch umschreibung mit mehr, meist.
das adv. von gut ist in älterer sprache allein wohl (got. waila, ahd. wela, wola, mhd. wol), was darauf deuten dürfte, dasz gut zufrühest noch keine qualifizierende bedeutung zukam, die auf handlungen hätte bezogen werden können, sondern dasz gut lediglich als adj. in anwendung auf concreta deren gebrauchsfähigkeit feststellte. seit dem 13. jh. tritt im deutschen gut neben wohl als adv. auf, gewinnt aber erst mit dem nhd. seinen vollen umfang als adv.; genaueres s. u. gut VII kopf.
b e d e u t u n g
u n d
g e b r a u c h .