Ich bin ein V-Mann

Ich bin ein V-Mann
Verratet mich nicht, Kolleginnen und Kollegen! Am Tag schreibe ich unverfängliche Artikel für die linkslastige Leselupe, in der Nacht bin ich im Auftrag des BND als
V-Mann unterwegs. Da ich aussehe wie ein Konfirmand, an chronischem Haarausfall leide und stets braune Gabardine-Hosen aus der Nachkriegszeit trage, bin ich mühelos bis in die innere Kommandozentrale einer Partei eingedrungen, die man demnächst verbieten will. Natürlich musste ich zum Beweis meiner rechten Gesinnung erst einmal eine Mutprobe ablegen. Ich schmiss in der Morgendämmerung ein Fenster an einer seit zehn Jahren unbewohnten Bauruine ein, die vor dem letzten Weltkrieg einem sozialdemokratischen Halbjuden gehört haben soll. Alles, was braun und prominent ist in diesem unserem Vaterland, hat mir dafür gratuliert. Jetzt verwalte ich die Mitgliederliste dieser Partei, sowie die geheimen Einsatzpläne unseres Ordnungsdienstes.
Wenn mich allerdings die Büld-Zeitung zufällig enttarnt und herausbringt, dass ich in meiner Eigenschaft als V-Mann, sozusagen als Amtsperson, einen Stein in ein Fenster
geworfen habe, was eine schwere Straftat ist, so wird ein rechtschaffener Kanzlerkandidat für Ordnung sorgen. Dann muss mein höchster Auftragsgeber, der Bundesminister des Innern, samt allen Mitgliedern seiner rot/grünen Übergangsregierung, mit Asche auf den Häuptern und auf blanken Knieen nach München rutschen und alle CDU/CSU -Anhänger um Absolution anbetteln. Vielleicht wird unser zukünftiger bayerischer Kandesbunzler Gnade vor Recht walten lassen und den reuigen Sündern erlauben, nach der Wahl auf den Oppositionsbänken Buse zu tun. Damit den rot/grünen Halunken auf dem Heimweg nichts Schlimmes zustößt, wird unsere stramme Ordnungstruppe mit Springerstiefeln auf beiden Seiten der Schleichspur Spalier stehen. Warum die so hilfsbereit sind? Pst, pst! Das ist ein großes Geheimnis, von dem nur ich etwas weiß!
Die Schwarzen wollen die Braunen gar nicht so recht verbieten! Da seht ihr einmal, welch wichtigen Menschen ihr in eurer Leselupe beherbergt. Ihr werdet euch noch wundern.
 
B

Bruno Bansen

Gast
Satire...

Hi Bernhard! Satire ist schwerer, als man denkt, für Humor gilt gleiches. Was Du hier abgeliefert hast, ist Satire vom Feinsten: Zeitnah, politisch, deutlich und mit einer exakt den Umständen angepassten Dosis Witz und Schärfe, wie's notwendig erscheint bei diesem Thema. Das ist mir 'ne handvoll Punkte wert - genau 9!

Grüße von hier!

Bruno
 



 
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