Ich liege nun

Ich liege nun

Ins Bad sie geht zum Rosenstrauch
Um seinen Durst zu stillen auch.
Im Augenwinkel: Waschbecken,
Triefend Dolch und rote Flecken.
Verwirrt und starrend bleibt sie stehen,
Vergisst, sagt habe nichts gesehen.
Zu gehen Weg mit neuer Kraft
Die Blume hat durch Lebenssaft.

Sie geht die Treppe hinunter,
Äußerlich erschöpft nicht munter.
Tief in Gedanken versinken
Will sie mit Augen, die blinken.
Auf fallenden Stufen liegt Fuß,
Mit Schmerz gefoltert, schwarz vor Ruß.
Achtung wird ihm nie mehr geschenkt,
Verkrampftem Fuß, der ausgerenkt.

Durch Küche der ausgesaugten
Schweift Blick nach mehreren Flauten.
An der Brotmaschine liegen
Finger übersäht mit Fliegen.
Selbst spürt man ihre Schreie noch.
Worte fehlen im tiefen Joch.
Der Hunger fehlt dem dunklen Wrack,
Denn es verlor seinen Geschmack.

Sie dreht sich um und geht zurück
Ins Wohnzimmer mit kleinem Schritt.
Der Geigenkasten offenbart
Zerrissnen Arm, zu schlecht bewahrt.
Die Violine mit Gewalt
Besudelt und betäubt doch kalt.
Das Gefühl will nicht mehr singen,
Nicht nach Schmerz und Trauer klingen.

Den Kopf zum Milieu des Fensters
Erblickt sie Brief ihres Tänzers.
Am Rahmen sind festgenagelt
Rote Augen, lüstern Bargeld.
Das Blut tropft ins Freie geschwind.
Weigernd sie recht zu sehen ist sie blind.
In ihrer eignen Welt sie lebt.
Wichtiger ist Traum, der vor ihr schwebt.

In Keller wird sie eintauchen,
Im Falle dann auch Halt brauchen.
Über Treppe ergießt sich Bach
Zäh fließend und schon nicht mehr wach.
Der Weg, den sie geht, ist klebrig
Sie rutscht nicht aus, wandelt selig.
Sie redet sich wohlmöglich ein,
Das es ist Liebe oder Wein.

Im Keller riecht es unbehagend.
Luft wirkt auf sie deprimierend.
Es macht der Blick in Kühltruhe
Bad im rostigen See mit Ruhe.
Hier liegen Därme ellenlang
Im lichterhellten Schrank.
Sofort wird die Kälte wieder
Eingesperrt, denn es ist bieder.

Im Werkkeller sie zuletzt sieht
Den Körper, der in Ecke liegt.
Rotblau ist er und stark zerfleischt.
Geschlechtslos hat er viel gekreischt.
Man spürt den Hauch Genugtuung,
Der jetzt gerade ward errungen.
Noch lange Zeit steht sie dann dort,
Die schwarze Witwe nach dem Mord.
 



 
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