Igelhochzeit

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Endlich ist der lange Winterschlaf beendet. Jetzt bin ich aber hungrig! Wo ist noch die Stelle, an der es im April kurzfristig Futter gibt? Ich sprinte los, so schnell ich kann, schwups durch Hecken und Gärten – ach, da ist die Terrasse. Ja! Ich erinnere mich! Hallo, noch kein Futter da? Oh, die Tür geht auf, ich bekomme einen Tritt von ihrem nackten Fuß. Die Frau, die kenne ich schon vom letzten Jahr. Sie schreit auf:
„Aua, was hat mich denn da gestochen? Ach, ein Igelchen! Na, du? Bist du endlich aufgewacht? Ich habe schon immer geschaut, wann ihr zum Fressen kommt. Der Winter war so lang und hart. Einen Moment, ich bereite dir schnell eine Mahlzeit zu.“
Na, wird aber auch Zeit, mein Bäuchlein knurrt ganz laut. Es dauert nur einen Moment, dann ist sie wieder zurück. Das klappt ja prima, ganz so wie im letzten Jahr. Ich stürze mich voll ins Futter und fresse, so schnell ich kann. Dann trotte ich davon, um mir zum Nachtisch noch ein paar Käfer und Larven zu suchen. Ich höre noch, wie die Frau sagt:
„Wo ist eigentlich die hübsche Igeldame vom letzten Jahr? Habt ihr zusammen in einem Nest geschlafen und euch gewärmt? Sicher kommt sie auch bald.“
Das gibt es doch nicht, da kommt sie tatsächlich in diesem Moment angetippelt, läuft zu unserem Futterort und lässt sich die zweite zubereitete Mahlzeit schmecken. Mit diesem Igelweibchen hätte ich gern angebändelt, aber ich traue mich nicht. Oder ob ich es doch einfach mal wage? Ja! Ich will mutig sein!

„He du, bist du gut durch den Winter gekommen? Wie heißt du eigentlich?“
„Ich heiße Minni. Der Winter war schrecklich, fast einen Monat länger mussten wir schlafen. Wie heißt du denn?“
„Ich bin das Fritzchen, so hat mich die Frau getauft, als ich noch ganz klein war und fast verhungert wäre.“
„Mich hat sie auch gerettet, Fritzchen. Sie gab mir auch meinen Namen. Ist doch gut für uns, jetzt für unsere leeren Mägen ein paar Happen zu bekommen. Da es gestern geregnet hat, lassen sich die Regenwürmer gut aus dem Rasen ziehen. Hmmm, die sind lecker. Hast du Lust, mit mir zusammen essen zu gehen?“
Selbstverständlich habe ich Lust. Es wird richtig romantisch. Plötzlich haben wir den selben Wurm, jeder ein Ende von ihm, in den Mäulchen. Unsere Nasen stupsen aneinander. Schön, mir wird ganz warm. Anschließend bringe ich Minni nach Hause. Dort zeigt sie mir ihr warmes, weiches Nest unter einem dichten Gebüsch. Richtig gemütlich hat sie es sich gemacht. Hier könnten gut ein paar Igelkinder aufwachsen, so geschützt und mollig weich.

Wir treffen uns jetzt jede Nacht und gehen zusammen auf Nahrungssuche. Ich glaube, ich habe mich verliebt! Ob ich es Minni mal sage? Ich habe Angst, dass sie mich auslacht. Egal, es ist inzwischen Sommer, wenn wir Kinder haben wollen, wird es Zeit, damit sie bis zum Herbst groß genug sind für die lange Ruhezeit.

Abends treffen wir uns auf der Terrasse, ich bin so aufgeregt. Minni berührt mich leicht mit ihren Stacheln. Ein Schauer läuft mir durch den Körper. Sie mag mich! Sie mag mich! Ich beginne sie zu umkreisen, das ist der Hochzeitstanz. Ganz still bleibt sie liegen und genießt es, dass ich um sie herum renne, immer und immer wieder. Ich komme völlig aus der Puste, schnaufe schon wie eine Lokomotive. Das muss aber alles so sein, ohne Werbung wird Minni mich nicht erhören, dann gibt es keine Hochzeit. Wie lange muss ich denn noch laufen?

Plötzlich öffnet sich die Tür. Die Frau kommt heraus, ihr grünes Nachthemd weht im Wind. Sie fuchtelt mit ihren Händen herum, die in gleichfarbigen Gummihandschuhen stecken. Nun greift sie mich und geht ein Stück durch den Garten. Bevor sie mich in das Gras setzt, sagt sie:
„Ihr müsst euch doch hier nicht raufen, ausgerechnet nachts auf meiner Terrasse, wenn ich schlafen will. Es ist furchtbar laut. Außerdem verletzt ihr euch womöglich.“

Ist die dumm? Weiß sie nicht, dass wir gerade heiraten wollen? Nun hat sie meine Braut Minni in den Händen und trägt diese ans andere Ende des Gartens. Was fällt der eigentlich ein? Ich bin empört. Am liebsten würde ich jetzt losrennen und ihr meine Stacheln in die Beine stechen. Aber, sie kann ja auch so freundlich sein. Schließlich bekommen wir immer Futter im Frühjahr. Im Spätherbst werden dann die Stachelkinder, wenn sie noch zu wenig Gewicht haben, um durch den Winter zu kommen, von ihr versorgt. Aber für heute ist mir jedenfalls die Lust vergangen.

In der nächsten Nacht treffe ich mich wieder mit Minni auf der Terrasse. Nach drei Stunden Hochzeitstanz heiraten wir, ganz ungestört. Die Frau hat sich nämlich inzwischen informiert und weiß jetzt, dass wir gerade für Igelnachwuchs sorgen.
 
R

Rose

Gast
Hallo Estrella,

die Geschichte der kleinen Stacheltierchen herrlich und niedlich beschrieben. Gefällt mir sehr gut.

Liebe Grüße
Rose
 
S

suzah

Gast
hallo estrella,

das ist ja eine ganz süße geschichte. (offenbar hast du das auch noch selbst erlebt.)

den letzten absatz (die erklärung) würde ich weglassen.

liebe grüße suzah
 
Liebe suzah,

ich freue mich sehr, dass dir meine Igelhochzeit gefällt. Wenn man so etwas erlebt, schreibt es sich auch wie von selbst. Du hast recht damit, den letzten Satz zu streichen. Kommt wohl jeder von allein drauf? :) Ich erkläre es ja auch im Anschluß im Beitrag. Danke dir, für den Hinweis.

Ganz lieben Gruß,
Estrella
 
Endlich ist der lange Winterschlaf beendet. Jetzt bin ich aber hungrig! Wo ist noch die Stelle, an der es im April kurzfristig Futter gibt? Ich sprinte los, so schnell ich kann, schwups durch Hecken und Gärten – ach, da ist die Terrasse. Ja! Ich erinnere mich! Hallo, noch kein Futter da? Oh, die Tür geht auf, ich bekomme einen Tritt von ihrem nackten Fuß. Die Frau, die kenne ich schon vom letzten Jahr. Sie schreit auf:
„Aua, was hat mich denn da gestochen? Ach, ein Igelchen! Na, du? Bist du endlich aufgewacht? Ich habe schon immer geschaut, wann ihr zum Fressen kommt. Der Winter war so lang und hart. Einen Moment, ich bereite dir schnell eine Mahlzeit zu.“
Na, wird aber auch Zeit, mein Bäuchlein knurrt ganz laut. Es dauert nur einen Moment, dann ist sie wieder zurück. Das klappt ja prima, ganz so wie im letzten Jahr. Ich stürze mich voll ins Futter und fresse, so schnell ich kann. Dann trotte ich davon, um mir zum Nachtisch noch ein paar Käfer und Larven zu suchen. Ich höre noch, wie die Frau sagt:
„Wo ist eigentlich die hübsche Igeldame vom letzten Jahr? Habt ihr zusammen in einem Nest geschlafen und euch gewärmt? Sicher kommt sie auch bald.“
Das gibt es doch nicht, da kommt sie tatsächlich in diesem Moment angetippelt, läuft zu unserem Futterort und lässt sich die zweite zubereitete Mahlzeit schmecken. Mit diesem Igelweibchen hätte ich gern angebändelt, aber ich traue mich nicht. Oder ob ich es doch einfach mal wage? Ja! Ich will mutig sein!

„He du, bist du gut durch den Winter gekommen? Wie heißt du eigentlich?“
„Ich heiße Minni. Der Winter war schrecklich, fast einen Monat länger mussten wir schlafen. Wie heißt du denn?“
„Ich bin das Fritzchen, so hat mich die Frau getauft, als ich noch ganz klein war und fast verhungert wäre.“
„Mich hat sie auch gerettet, Fritzchen. Sie gab mir auch meinen Namen. Ist doch gut für uns, jetzt für unsere leeren Mägen ein paar Happen zu bekommen. Da es gestern geregnet hat, lassen sich die Regenwürmer gut aus dem Rasen ziehen. Hmmm, die sind lecker. Hast du Lust, mit mir zusammen essen zu gehen?“
Selbstverständlich habe ich Lust. Es wird richtig romantisch. Plötzlich haben wir den selben Wurm, jeder ein Ende von ihm, in den Mäulchen. Unsere Nasen stupsen aneinander. Schön, mir wird ganz warm. Anschließend bringe ich Minni nach Hause. Dort zeigt sie mir ihr warmes, weiches Nest unter einem dichten Gebüsch. Richtig gemütlich hat sie es sich gemacht. Hier könnten gut ein paar Igelkinder aufwachsen, so geschützt und mollig weich.

Wir treffen uns jetzt jede Nacht und gehen zusammen auf Nahrungssuche. Ich glaube, ich habe mich verliebt! Ob ich es Minni mal sage? Ich habe Angst, dass sie mich auslacht. Egal, es ist inzwischen Sommer, wenn wir Kinder haben wollen, wird es Zeit, damit sie bis zum Herbst groß genug sind für die lange Ruhezeit.

Abends treffen wir uns auf der Terrasse, ich bin so aufgeregt. Minni berührt mich leicht mit ihren Stacheln. Ein Schauer läuft mir durch den Körper. Sie mag mich! Sie mag mich! Ich beginne sie zu umkreisen, das ist der Hochzeitstanz. Ganz still bleibt sie liegen und genießt es, dass ich um sie herum renne, immer und immer wieder. Ich komme völlig aus der Puste, schnaufe schon wie eine Lokomotive. Das muss aber alles so sein, ohne Werbung wird Minni mich nicht erhören, dann gibt es keine Hochzeit. Wie lange muss ich denn noch laufen?

Plötzlich öffnet sich die Tür. Die Frau kommt heraus, ihr grünes Nachthemd weht im Wind. Sie fuchtelt mit ihren Händen herum, die in gleichfarbigen Gummihandschuhen stecken. Nun greift sie mich und geht ein Stück durch den Garten. Bevor sie mich in das Gras setzt, sagt sie:
„Ihr müsst euch doch hier nicht raufen, ausgerechnet nachts auf meiner Terrasse, wenn ich schlafen will. Es ist furchtbar laut. Außerdem verletzt ihr euch womöglich.“

Ist die dumm? Weiß sie nicht, dass wir gerade heiraten wollen? Nun hat sie meine Braut Minni in den Händen und trägt diese ans andere Ende des Gartens. Was fällt der eigentlich ein? Ich bin empört. Am liebsten würde ich jetzt losrennen und ihr meine Stacheln in die Beine stechen. Aber, sie kann ja auch so freundlich sein. Schließlich bekommen wir immer Futter im Frühjahr. Im Spätherbst werden dann die Stachelkinder, wenn sie noch zu wenig Gewicht haben, um durch den Winter zu kommen, von ihr versorgt. Aber für heute ist mir jedenfalls die Lust vergangen.

In der nächsten Nacht treffe ich mich wieder mit Minni auf der Terrasse. Nach drei Stunden Hochzeitstanz heiraten wir, ganz ungestört.
 

Fallanda

Mitglied
Hallo Estrella,

jaja, so ist es recht. Selbst unter Igeln muss sich der Mann ordentlich abstrampeln (unter drei Stunden ist auch läpsch *g*), um Aufmerksamkeit zu erhalten und wird dann auch noch missverstanden. Gefällt mir. ;-)

Auch wenn du es noch Tatsachenbericht nennst, so finde ich die Umsetzung - aus der Sicht des Igels geschrieben - viel schöner. Wirklich süß.

Liebe Grüße
Fallanda

Ach, weil ich das jetzt grad noch gesehen habe: Ich finde es auch besser, dass die abschließende Erklärung weggelassen wurde. Aber musste grad gut lachen. Passt zwar nicht zur Geschichte, aber klingt richtig lustig.^^
 

HelenaSofie

Mitglied
Hallo Estrella,

es macht Spaß, deine Igelgeschichte zu lesen. Und wer sich nicht so gut mit Igeln auskennt, bekommt ganz nebenbei auch einiges an Sachinformation.
Unsere Igel haben sich noch nicht gezeigt, dafür aber ein Fuchs.
Liebe Grüße und viel Freude bei der Fortsetzung

HelenaSofie
 
Wow, Tante Oma,

was für eine Punktzahl. Dankeschön! Das ist für mich der Beweis, dass ich mich tatsächlich in die Igelchen reinversetzen konnte während des Schreibens.

Lieben Gruß,
Estrella
 
Hallo fallanda,

das ist ja prima, dass dir meine Geschichte gefällt. Danke für die Punktevergabe. Es ist wirklich besser, aus der Sicht der Tiere zu schreiben. Kommt sicher auch gut bei den Kindern an.

Ja, drei Stunden...... :), die armen Igelmännchen. :)

Der letzte Satz hatte es doch in sich, oder? Ist aber besser, dass ich ihn gestrichen habe. Ein bisschen Fantasie muss ja auch schon bei den Kindern gefördert werden.

Lieben Gruß,
Estrella
 
Hallo HelenaSofie,

ich freue mich, dass auch dir meine Geschichte gefällt. Danke fürs Voten.

Ich hatte letzt gerade noch mal nach den Fressfeinden der Igel geschaut, der Fuchs ist auch dabei - leider. Hier strolcht ja auch einer herum. Aber, zum Glück rollen die Igel sich bei Gefahr ja blitzschnell zusammen. Ich weiß allerdings nicht, wie es bei den jungen Igeln ist, wenn sie Anfangs das Nest verlassen. Ich nehme aber an, dass es ein angeborenes Verhalten ist, mit dem Einigeln.

Übrigens: weißt du, wie sich Igel vermehren?
Gaaaanz vorsichtig. :)

Lieben Gruß,
Estrella
 
Endlich ist der lange Winterschlaf beendet. Jetzt bin ich aber hungrig! Wo ist noch die Stelle, an der es im April kurzfristig Futter gibt? Ich sprinte los, so schnell ich kann, schwups durch Hecken und Gärten – ach, da ist die Terrasse. Ja! Ich erinnere mich! Hallo, noch kein Futter da? Oh, die Tür geht auf, ich bekomme einen Tritt von einem nackten Fuß. Die Frau, die kenne ich schon vom letzten Jahr. Sie schreit auf:
„Aua, was hat mich denn da gestochen? Ach, ein Igelchen! Na, du? Bist du endlich aufgewacht? Ich habe schon immer geschaut, wann ihr zum Fressen kommt. Der Winter war so lang und hart. Einen Moment, ich bereite dir schnell eine Mahlzeit zu.“
Na, wird aber auch Zeit, mein Bäuchlein knurrt ganz laut. Es dauert nur einen Moment, dann ist sie wieder zurück. Das klappt ja prima, ganz so wie im letzten Jahr. Ich stürze mich voll ins Futter und fresse, so schnell ich kann. Dann trotte ich davon, um mir zum Nachtisch noch ein paar Käfer und Larven zu suchen. Ich höre noch, wie die Frau sagt:
„Wo ist eigentlich die hübsche Igeldame vom letzten Jahr? Habt ihr zusammen in einem Nest geschlafen und euch gewärmt? Sicher kommt sie auch bald.“
Das gibt es doch nicht, da kommt sie tatsächlich in diesem Moment angetippelt, läuft zu unserem Futterort und lässt sich die zweite zubereitete Mahlzeit schmecken. Mit diesem Igelweibchen hätte ich gern angebändelt, aber ich traue mich nicht. Oder ob ich es doch einfach mal wage? Ja! Ich will mutig sein!

„He du, bist du gut durch den Winter gekommen? Wie heißt du eigentlich?“
„Ich heiße Minni. Der Winter war schrecklich, fast einen Monat länger mussten wir schlafen. Wie heißt du denn?“
„Ich bin das Fritzchen, so hat mich die Frau getauft, als ich noch ganz klein war und fast verhungert wäre.“
„Mich hat sie auch gerettet, Fritzchen. Sie gab mir auch meinen Namen. Ist doch gut für uns, jetzt für unsere leeren Mägen ein paar Happen zu bekommen. Da es gestern geregnet hat, lassen sich die Regenwürmer gut aus dem Rasen ziehen. Hmmm, die sind lecker. Hast du Lust, mit mir zusammen essen zu gehen?“
Selbstverständlich habe ich Lust. Es wird richtig romantisch. Plötzlich haben wir den selben Wurm, jeder ein Ende von ihm, in den Mäulchen. Unsere Nasen stupsen aneinander. Schön, mir wird ganz warm. Anschließend bringe ich Minni nach Hause. Dort zeigt sie mir ihr warmes, weiches Nest unter einem dichten Gebüsch. Richtig gemütlich hat sie es sich gemacht. Hier könnten gut ein paar Igelkinder aufwachsen, so geschützt und mollig weich.

Wir treffen uns jetzt jede Nacht und gehen zusammen auf Nahrungssuche. Ich glaube, ich habe mich verliebt! Ob ich es Minni mal sage? Ich habe Angst, dass sie mich auslacht. Egal, es ist inzwischen Sommer, wenn wir Kinder haben wollen, wird es Zeit, damit sie bis zum Herbst groß genug sind für die lange Ruhezeit.

Abends treffen wir uns auf der Terrasse, ich bin so aufgeregt. Minni berührt mich leicht mit ihren Stacheln. Ein Schauer läuft mir durch den Körper. Sie mag mich! Sie mag mich! Ich beginne sie zu umkreisen, das ist der Hochzeitstanz. Ganz still bleibt sie liegen und genießt es, dass ich um sie herum renne, immer und immer wieder. Ich komme völlig aus der Puste, schnaufe schon wie eine Lokomotive. Das muss aber alles so sein, ohne Werbung wird Minni mich nicht erhören, dann gibt es keine Hochzeit. Wie lange muss ich denn noch laufen?

Plötzlich öffnet sich die Tür. Die Frau kommt heraus, ihr grünes Nachthemd weht im Wind. Sie fuchtelt mit ihren Händen herum, die in gleichfarbigen Gummihandschuhen stecken. Nun greift sie mich und geht ein Stück durch den Garten. Bevor sie mich in das Gras setzt, sagt sie:
„Ihr müsst euch doch hier nicht raufen, ausgerechnet nachts auf meiner Terrasse, wenn ich schlafen will. Es ist furchtbar laut. Außerdem verletzt ihr euch womöglich.“

Ist die dumm? Weiß sie nicht, dass wir gerade heiraten wollen? Nun hat sie meine Braut Minni in den Händen und trägt diese ans andere Ende des Gartens. Was fällt der eigentlich ein? Ich bin empört. Am liebsten würde ich jetzt losrennen und ihr meine Stacheln in die Beine stechen. Aber, sie kann ja auch so freundlich sein. Schließlich bekommen wir immer Futter im Frühjahr. Im Spätherbst werden dann die Stachelkinder, wenn sie noch zu wenig Gewicht haben, um durch den Winter zu kommen, von ihr versorgt. Aber für heute ist mir jedenfalls die Lust vergangen.

In der nächsten Nacht treffe ich mich wieder mit Minni auf der Terrasse. Nach drei Stunden Hochzeitstanz heiraten wir, ganz ungestört.
 



 
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