Im Restaurant und mittenmang

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Walther

Mitglied
Im Restaurant und mittenmang


Ich sitze hier und denk, ich döse.
Da fährt’s hinein in das Gekröse
Und es entfährt mit viel Getöse
Ein dumpfer Pups: Welch eine Blöße!

Ich sitze still und denke bloß,
Was ist mit den Gedärmen los!
Die Furcht und Angst sind riesengroß,
Dass erstem folgt ein zweiter Stoß!

Wenn einer sitzt im Restaurant,
So ganz zentral und mittenmang,
Dann wird es einem richtig bang,
Wenn laut sich bahnt ein solcher Klang!

Man ist im Tiefsten sehr betroffen
Und rutscht unruhig auf den Stoffen,
Verzweifelt schwitzend leis zu hoffen,
Dass der Verursacher blieb offen.

Mir hilft nur eines: Ruhig bleiben.
Will sich der nächste rasch entleiben,
Gilt es die Hände laut zu reiben,
Um die Geräusche zu vertreiben.

Ich greif entschieden nach der Tasse.
Zur Ablenkung gehört schon Klasse.
Die ich jetzt stark aufblitzen lasse.
Wie ich das laute Rühren hasse!

Der nächste, der wird eingeklemmt.
Es wird mit Todesmut gehemmt,
Was seinen Austritt hält und stemmt.
Es spannt der Bauch im Unterhemd.

Nun heißt’s, die Tasse abzusetzen.
Und aufzusteh’n, ohne zu hetzen
Den andren Gast nicht sehr vergrätzen,
Nur die Sitten nicht verletzen,

Doch eilig zum Entsatz zu schreiten,
Luftig durchs Lokal zu reiten,
Um dem ein Ende zu bereiten,
Wobei leicht weitere entgleiten.

Ich lächle beinah gönnerhaft.
Ist die Erleichtrung mir verschafft.
Schnurz ist’s, wenn jetzt noch einer gafft.
Ich setze mich. Und bin erschlafft.
 

Udogi-Sela

Mitglied
Menschlich Allzumenschliches

Zu diesem anrüchigen Werk möchte keiner einen Kommentar abgeben. Vielleicht, weil der Pups ja schon für sich selbst spricht.
Aber es wurde doch Zeit, dass (mal wieder) etwas zu dieser allzu menschlichen Körperregung geschrieben wurde. Jeder verspürt dieses innerliche Rumoren von Zeit zu Zeit und jedem ist es peinlich, wenn ein anderer das mitkriegt. Grade weil es jedem so peinlich ist, kann man über diesbezügliche Missgeschicke so prima lachen.
(In diesem Fall schreibt ein „Ich“, und nimmt sich selbst auf den Arm.)
Mir fallen zu diesem Thema immer Zeilen eines Gedichts von Fritz Grasshoff ein: „Es war Herr Prunz von Prunzelschütz...“

Luftanhaltende Grüße
Udo
 

Walther

Mitglied
Blödsinn

Hallo Udo,

in der Tat muß nicht jeder Reim einen sittlichen Nährwert haben. Und sich auf die eigenen Kosten einen Spaß zu machen ist allgemein die unblutigste und damit ungefährlichste Form desselben. Denn dann kann einfach niemand mit einem böse sein, es sei denn, der Spaß ist keiner.

Ich hoffe nun, daß auch ohne Kommentare das Lesen wenigstens erheitert hat. Bei Dir war das ja der Fall, und mehr ist dieses kleine Reimwerk auch nicht. Es sei denn, man hat etwas für technische komplexe Reimschemata übrig. ;)

Es hat jedenfalls Spaß gemacht, es zu schreiben. Und Dein netter Kommentar natürlich auch. Obwohl ich kaum die Hoffnung habe, bei zukünftigen Werken dieses Zielrichtung einmal aus dem Gedächtnis zitiert zu werden. Aber freuen würde das ja schon, der Traum des Dichters ist es doch, einmal ein geflügeltes Wort zu hinterlassen, so einen kleinen Zweizeiler, wie etwa:

"Der Worte sind genug gewechselt,
Nun laßt uns endlich Taten sehn!"

Hier lieber nicht, würde man Schiller am liebsten zurufen, aber so zitiert zu werden, das hätte schon sein eigenen Charme. Aber bitte zu Lebzeiten, wenn schon, denn schon...

Lieber Gruß

W.
 



 
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