In Märchenhaft

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joyce

Mitglied
In Märchenhaft​


Rumpelstilzchen lebt nicht mehr
Zwerg Nase operiert
Rotkäppchen hört auch schon schwer
Der Wolf ist längst kastriert

Frau Holle ist grad arbeitslos
Der kleine Prinz trägt Strapse
Die sieben Zwerge wurden groß
Rapunzel hat ne Glatze

Der Zappelphillip fiel vom Stuhl
Schneewittchen ist erfroren
Peter Pan ist glaub ich schwul
Der Hans hat s´ Glück verloren

Pinocchio steht jetzt vor Gericht
Man wird ihn wohl bestrafen
Dornröschen weiß von allem nichts
Die Alte hat verschlafen

Wenn das noch lang so weitergeht
Sind alle Märchen tot
Kein Held mehr für das Recht einsteht
Die Liebe nicht mehr rot

Kein Rübezahl der zu mir hält
Kein Gnom der mich bewacht
Kein Elfchen das die Nacht erhellt
Kein Mensch mehr mit mir lacht

So ruf ich euch zur Hilfe auf
Ich leg es euch ans Herz
Lasst eurer Fantasie den Lauf
Und hindert nie den Scherz



© by Joyce 07 -04​
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Joyce,
ja, auf Märchengestalten kann man sich auch nicht mehr verlassen;)
Hier sind ein paar ganz tolle Köstlichkeiten drin,
die ich nicht aufzählen kann, sonst müßte ich fast
Dein ganzes Gedicht zitieren;) - gelungen!!!

LG Klopfstock
 

LuMen

Mitglied
Rumpelstilzchen?

Hallo joice,

mit dem Titel Deines Gedichts kann ich sprachlich nichts anfangen, und in der ersten Strophe rumpelt und stilzt die Metrik noch ganz erheblich. Ansonsten aber sehr vergnügliche Verse!

Gruß
LuMen
 

joyce

Mitglied
Hallo LuMen,

da ist mir doch tatsächlich ein märchenhafter fehler unterlaufen. das wird mir zwerg nase sehr übelnehmen. es fiel mir tatsächlich beim lesen nie auf. habe es immer so betont, wie ich es nicht geschrieben habe (lach auch ne art kunst) werde es natürlich umgehend ändern.
hoffe du rumpelst dann nicht mehr so sehr beim lesen. da "Rübe Zahl" mein bester kumpel ist, finde ich das stilzen im ersten vers nicht. sollte es aber zu verletzungen bei lesern kommen, werde ich hotzenplotz in den fall einschalten.
du kannst mit dem titel nichts anfangen? er mit dir schon! er hat dich nämlich in haft genommen ;-) wie sonst hättest du so aufmerksam lesen können.
ich bin in märchenhaft, im sinne von inhaftiert sein, gefangen, hinter schloss und riegel, oder eben mit nils holgerson in einer zelle. da möchte ich auch bleiben, aber ohne meine mitinsassen wäre mein lebenslänglich sehr öde. deshalb mein aufruf an die menschheit: sich mit den wahren helden des lebens gefangen nehmen zu lassen, einzusitzen im bunker für schwererziehbare erwachsene.

danke dir nochmal für das aufmerksame lesen und den wichtigen hinweis bzgl. der nase, zwerg wird es dir danken

gruss joyce
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Joyce,
das mit der Betonung stimmt - es ist wirklich eine Kunst.
Für mich holpert es deswegen nicht, weil ich ein Gedicht
nie in "Altagssprachen-Betonung" lese, sonder immer
in der dazu ausgesuchten Gedichtsmelodie bleibe.
Hier wird es immer Streit geben, ob man das darf oder sollte- ich meine man darf nicht nur, sondern man sollte,
denn ein Gedicht ist ein künstliches Werk und hat wie gesagt
eine Melodie. Aber was sage ich da, das wollen die wenigsten
verstehen oder wissen;);).....einige davon sind mir
allerdins schon über den Weg gelaufen - von den "Verstehern", meine ich;).....

LG Klopfstock
 

LuMen

Mitglied
kapiert!

Hallo joice,

das mit dem Titel habe ich jetzt kapiert, nachdem ich ein bißchen Hirngymnastik gemacht habe, dagegen nicht das mit der "angepassten" individuellen Betonung. Es gibt nun mal - und ich meine, zum Glück - die metrischen Gesetze, und wenn man schon reimt (man muss es ja nicht), sollte man sie beachten.
Du hast Deine Verse grundsätzlich als Jamben (unbetont, betont) geschrieben, nur an einigen Stellen verlässt Du ohne Not diesen Rhythmus. Rumpelstilzchen fängt mit betonter Silbe an (Trochäus), ebenso wie Rotkäppchen und Peter Pan. Man kann das durch Einfügen einer passenden Silbe ("Ach, Rumpelstilzchen..") vermeiden, häufig reicht auch ein "und". Zugegeben, es gibt Wörter, die sich grundsätzlich nicht oder nur schwer in diesem Schema unterbringen lassen wie z. B. Rotkäppchen mit den zwei unbetonten Silben hintereinander. Da hilft dann nur die dichterische Freiheit!

Gruß
LuMen
 

Herzog

Mitglied
Rhythmus und Reim...

... es gibt genug Beispiele in der Lyrikgeschichte, bei denen bekannte Autoren sich auch in gereimten strophischen Werken von der strengen Forderung nach einem unbedingten Festhalten am Metrum gelöst haben: Das ist eine Diskussion von vorgestern und natürlich längst erledigt...

Freundlicher Gruß, Herzog
 
Hallo joyce,

...sehr schoen!

Aber es macht doch nichts, wenn die alle tot sind: Wir haben doch den Harry Potter dafuer...

Die Metrum Diskussion finde ich ganz interessant. Es muss wohl ein reizvolles Wechselspiel zwischen der Alltagsbetonung und dem "Takt" des Gedichtes entstehen. Wenn sich die Alltagsbetonung zu sehr dem Takt anpasst, ist die Prosodie langweilig (doch bei Parolen oder ganz scharfen Satiren geht es). Ist der Takt zu weit entfernt von der Alltagsbetonung, dann ist's ein..., uh... "freies Gedicht". Aber all das kann in der Tat sehr subjektiv sein. Die Alltagsbetonung veraendert sich ja auch. Es ist mir fast unmoeglich z.B. Yeats (und viele andere) im Englischen zu verstehen, da ich die Prosodie ueberhaupt nicht nachempfinden kann. Da habe ich einfach nicht genuegend englische Deklamation gehoert und bin von der amerikanischen Alltagssprache "inhaftiert". Im Deutschen habe ich dies Problem zum Beispiel nicht, da ich die Alltagssprache sehr selten hoere. Gibt's eigentlich taube Poeten? (Beethoven's "Prosodie" wurde immer kuehner, je tauber er wurde).

Persoenlich habe ich nichts zu meckern an Deiner Metrik. Ich fand den Trochaeus-Jambus Wechsel der ersten Strophe ganz reizvoll.

Maerchenhafte Gruesse,
Rolf-Peter
 



 
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