In meinem Herzen

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Anysa

Mitglied
Mein kleines Würmchen,

ich schreibe dir diese Zeilen um dir etwas von mir auf deine lange Reise mitzugeben.
Du warst schon vor deiner Geburt mein Sonnenschein. Täglich lauschte ich in mich hinein und spürte eine neues Leben in mir wachsen.
Du hast dafür gesorgt, dass die Welt in noch viel kräftigeren Farben für mich leuchtete. Das Gras und die Bäume rochen besser und die Blumen intensiver.
Als du da warst und ich in deine Augen schaute, die wie die Sterne am Firmament leuchtete, da kannte ich den Sinn meines Lebens. Du brachtest mich täglich zum Lachen. Endlich warst du da und ich konnte dich in meine Arme schließen. Du warst das schönste und wunderbarste Baby auf der Welt.
Jeden Tag habe ich mit dir genossen, schaute zu, wie du geschlafen hast. Jeden Morgen konnte ich es gar nicht erwarten, dich in meine Arme zu schließen und in dein wunderbares Gesicht zu schauen. Ich begrüßte dich mit deinem Spitznamen „Würmchen“ und du hast es verstanden und mich angelacht. Dein Lachen war, als ginge die Sonne auf und eine wohlige Wärme durchströmte mich. Du hast mir ein neues Leben geschenkt, eine Aufgabe die ich bedingungslos erfüllen wollte.
Doch eines Tages war es ruhig in deinem Zimmer. Ich blieb stehen, weit weg vom Bettchen und wusste, dass etwas nicht stimmte. Mein unsichtbares Band zu dir war gestört. Ich hörte dich nicht mehr atmen, obwohl ich ganz angestrengt meine Ohren spitze.
Irgendwann musste ich zu deinem Bettchen. Du hast ausgesehen, als würdest du schlafen. Süß und unglaublich niedlich hast du unter der Decke gelegen, die Ärmchen von dir gestreckt. Zuerst wollte ich aufatmen, aber dann bemerkte ich, dass sich deine Brust nicht bewegte.
Nein, das konnte nicht sein. Und doch war es so. Ich beugte mich zu dir und nahm dich in meine Arme. Schlaff hast du darin gelegen, deine kleinen Augen wollten sich nicht öffnen. Ich habe deinen Namen gerufen, habe dich sanft geschüttelt, dann immer stärker. Aber du wolltest nicht aufwachen.
Warum, meine Schatz? Warum hast du mich verlassen? Habe ich dir nicht alle Liebe gegeben? Habe ich dir nicht genug Zuneigung und Freude gespendet? Was habe ich falsch gemacht?
Doch du wirst mir nie diese Fragen beantworten. Du wirst nie deine Ärmchen mehr nach mir ausstrecken. Du wirst nie wieder mich anschauen und mich mit deinem Lächeln bezaubern. Du wirst mich nie Mami nennen.
Mit dir ist ein wichtiger Teil von mir gestorben, mein Herz zerbrach in tausend spitze Stücke, die sich täglich in mein Innerstes rammen.
Wenn ich die Augen schließe, dann sehe ich dich deutlich vor mir. Ich höre deine Lachen, sehe deine strahlenden Auge und rieche deinen unverwechselbaren Duft. Dann bist du da und ich strecke meine Arme nach dir aus.
Doch wenn ich denke dich zu spüren und hoffnungsvoll mit einem Lachen die Augen öffne, ist da nichts.
Ich mache dir keinen Vorwurf, mein Schatz. Du bist gegangen, für alle Zeit. Doch die vielen schönen Momente mit dir, die Augenblicke unbändiger Freude seit ich von dir wusste, die bleiben für immer in meiner Erinnerung.
Du, mein Würmchen, wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben.

Ich liebe dich!

Deine Mami


Während der Pastor die Rede am Grab des Babys hält, hat die Mutter den Brief noch in der Hand. Hat sie alles gut geschrieben und wird ihr kleiner Engel dies verstehen? Sie ringt mit sich, ob sie den letzten Gruß auf den Sarg legen soll.
Als der Sarg in das tiefe, schwarze Grab hinab gelassen wird, steht die Mutter wie erstarrt am Rand. Was passiert nun mit ihrem Baby? Ob es glücklich ist, da wo es sich nun befindet?
Bevor der Sarg den Boden des Grabes erreicht hat, tritt die Mutter vor. Sie kniet sich nieder und legt ihren Brief auf den Sargdeckel.
„Ich werde dich immer lieben, mein Engel“, sagt sie unter Tränen, Der Brief findet seinen Platz und wird mit in das Grab hinab gelassen. Noch einen Blick auf ihr geliebtes Kind, bevor sie sich umdreht und geht.
„Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben“, flüstert sie dem Himmel entgegen und glaubt fast, das Gesicht ihres Kindes zu sehen.
Mit hängenden Schultern und gebeutelt von Weinkrämpfen verlässt sie mit ihrem Mann den Friedhof. Es beginnt zu schneien und die Flocken legen sich sanft auf den kleinen Sarg.
 

Anysa

Mitglied
Hallo Franka,

ich habe deinen Ratschlag beherzigt und das Gedicht gelöscht. Ob mir die Kurzgeschichte besser gelungen ist, ist schwer zu sagen.

Und ja, es liegt eine wahre Begebenheit der Geschichte zu grunde. Aber ich habe sie nicht persönlich erlebt, sondern nur miterlebet. War auch so schlimm genug.

Ich hoffe, ich bekomme keinen Ärger, das ich dies zuerst als Gedicht hatte und nun als Geschichte geschrieben.

Ich will mit dieser Geschichte niemandem zu nahe treten und verletzte hoffentlich keine Gefühle. Das ist nicht meine Absicht.

Liebe Grüße
Anysa
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Liebe Anysa,

hier bekommst du keinen Ärger, besonders dann nicht, wenn du Fehler ganz offensichtlich korrigierst.

Lieben Gruß
Franka
 
H

Haki

Gast
Hallo Anysa,

den Schluss finde ich toll, jedoch denke ich, dass der brief zu pathetisch zu aufgedunsen ist. mir erscheinen ob vieler aufgebrauchter bilder und metaphern die gefühle, die du beschreibst, zu künstlich. dieser brief muss stärker sein, so deine geschichte gut werden will...
natürlich wäre es möglich, dass eine mutter genau so ihre gefühle ausdrückt, aber um mein herz zu treffen reichen diese standard phrasen nicht... schade eigentlich, weil das ende doch sehr, sehr traurig ist und mit einem guten anfang wirklich perfekt zusamengepasst hätte...

trotzdem liebe grüße,
haki
 

Anysa

Mitglied
Hallo Haki,

harte Worte für so eine traurige Geschichte.
Ich werde aber versuchen, ihn noch einmal zu überarbeiten.
Ich habe ihn mit sehr viel Gefühl geschrieben und wollte die Verzweiflung am Ende der Geschichte zum Ausdruck gebringen.
Das er dabei künstlich wirkt, war mir nicht klar und auch nicht gewollt.

Liebe Grüße
Anysa
 

Anysa

Mitglied
Habe den Text etwas korrigiert und einiges herausgenommen.
Sehr viel mehr fällt mir nicht ein, damit er nicht künstlich oder gar kitschig wirkt.
Vielleicht liegt er mir zu sehr am Herzen, so daß ich nicht objektiv daran arbeiten kann.
Wäre schön, wenn mir jemand noch ein paar Ratschläge zur Verbesserung geben könnte.

Liebe Grüße
Anysa
 



 
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