Jäger lass sein

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fenestra

Mitglied
Jäger lass sein


Jagdwildes Mannsbild
jagt freiwildes Weibsbild
(= mannbares Dam’wild).

Macht ist sein Leitbild
weshalb ihm der Kamm schwillt
wenn nachts ihn sein Weib schilt.

Das macht ihn verdammt wild
doch stimmt ihn ihr Leib mild
wenn lachend sie Leid stillt.

Macht ist sein Neidbild
weshalb der Alarm schrillt
wenn nachts weit und breit gilt:

Jagd, wildes Wanstschild!
Erst jagt er auf Breitbild
wo - prachtvoll im Standbild -

den Nachbarn im Streit killt
wer achtbar sein Lamm grillt.
(Beachte, für’n Mann gilt

das Machbare.) Stramm drillt
wer schlachtreif den Eid füllt
bis Blut aus dem Kleid quillt.

Welch waidwundes Wahnbild!
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo fenestra,

das ist gar nicht einfach, so viele Reimworte dann noch mit einem überzeugenden Inhalt zu füllen.

Ich glaube nicht, dass der Jäger es sein lässt. ;) Vielleicht treibt er es in Zukunft nicht mehr ganz so bunt.

Der Stabreim in der letzten Zeile ist dann auch noch einmal ein Höhepunkt.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

fenestra

Mitglied
Danke euch!

Ich war sehr gespannt, wie ihr das aufnehmt und ob ihr diese Art Humor mögt! Die erste Strophe entstand an einem fröhlichen Abend aus einer Alberei (eine Gruppe Jäger saß in der selben Gaststätte). Dann gab ein (Reim-)Wort das andere...

Erinnert mich an Hummels "Bukolisches Sonett"
Da man von dir immer etwas lernen kann, Thomas, hab ich das gleich nachgeschlagen.
bukolisch: nach Art der einfachen Schäfer- und Hirtendichtung ;)

Hummelt benutzt in seinem Bukolischen Sonett ebenfalls immer denselben Endreim: -achte (dachte, betrachte, verfrachte, übernachte...). Und ein Jäger kommt (angedeutet durch einen Schuss) auch drin vor.

Viele Grüße
fenestra
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Interessant ist auch die Wahl der Vokale in den jeweils vorletzten Wörtern bzw. Silben. Die bilden meist keine "echten" Reime, aber Assonanzen, gleiche Klänge, die dem Reim dann noch eins aufsetzen.
 



 
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