Kapitalanlage auf Ibiza - Püttmann ... Folge 12

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Kapitalanlage auf Ibiza - Püttmann ... Folge 11

Kapitalanlage auf Ibiza

Wat war dat wieder fürn herrlichen Urlaubstag! Der Lorenz knallte unbarmherzig vom blauen Ibiza-Himmel runter.

Berta und ich lagen wegen der bösen Sonnenbranderfahrungen ausnahmsweise ma im Schatten einer riesigen Pinienakazie, oder Schirmkiefer, iss auch egal. Hauptsache im Schatten. Der Wind streichelte mir sanft die Haut, und nach vierzehn Tagen erfuhr ich zum ersten Mal so wat wie en kleinen Erholungseffekt.

Plötzlich säuselte meine Berta in diese himmlische Ruhe rein: „Sach ma, Williken“ – sonst sacht se „Willi“ und wenn et ma ganz ernst wurde, sogar "Wilhelm“ – „Du kriss doch in zwei Monaten, wenne sechzig wirss, die erste Lebensversicherung ausgezahlt?"

Ich begriff nich. „Berta, wat soll denn diese Fragerei, dat weisse doch bereits seit dreißig Jahren. Bisse schon heimlich am spekulieren, wie Du die Kohle unter die Menschheit verteilen kannz?“

Berta lächelte mich verdächtig nett an: „Nein, nein, mein liebet Williken.“
Oh, oh, sie säuselte immer noch, dat war jetz ne brandgefährliche Situation. Et galt nun die Lauscher ganz weit aufzustellen! Wat mochte jetz bloß kommen? Wat führte die Frau im Schilde? Höchste Alarmstufe!
„Der Kalle hat doch damals die Wohnung hier auffe Insel für’n Appel und en Ei gekauft. Er behauptet, die wär jetz schon dat Fünffache wert. Wär dat nich auch ne gute Altersvorsorge?“

Dann musste ich mir auch noch anhören: „Bei Deine Aktien hasse ja schwer Miese gemacht, ich will gar nich wissen, wie viel dat war! Da hasse ja hervorragende Berater inne Kneipe gehabt. Vorher wussten die Armleuchter nich ma, wie ‚Aktie’ geschrieben wurde. Die Dösköppe haben aber vor lauter Gier noch Kredite für ihre Spekulationen aufgenommen! Jetz können se sich nich ma mehr en Bier leisten und laufen wie angestochen durch die Gegend, geben aber nich zu, dat se Mist gebaut und Elend inne Familien gebracht haben.
Sonne schicke Eigentumswohnung aber, hier auf Ibiza, in eine Urbanisation, dat wär doch ne totsichere Geldanlage für unseren dritten Lebensabschnitt. Hier so schön inne Sonne, mein Williken. Warum hasse denn Dein Leben lang malocht? Irgendwat sollte doch noch für uns drin sein! Einen Traum musse Dir noch erfüllen, mein liebet Williken!“
Ich hörte mir allet ruhig an, bebte aber innerlich: „Nee Berta, mit fast sechzig bin ich zu alt für so Sperenzkes.“
Berta fiel mir sofort int Wort: „Ja, Du vielleicht, ich bin aber fünf Jahre jünger."
Aha, dachte ich, die Karte spielt se jetz, aufpassen, Wilhelm, aufpassen. Jedet Wort musse nun gut überlegen!

„Berta, die Lebensversicherung iss als Rentenergänzung gedacht, die soll nur die magere Staatsknete später ma aufbessern.
Vierzig Prozent wollen se Dir nur noch vom letzten Brutto als Rente auszahlen, die verdammten Banausen, wegen sonne dösige Alterspyramide.
Die Rentenkasse iss leer. Dat iss legale kriminelle Misswirtschaft, für dat man die Brüder nich ma persönlich anne Hammelbeine kriegen kann. Die gehören allesamt innen Knast rein!
Et dauert nich mehr lange, dann kriegen die Jungen ne Totschlagprämie für jeden Rentner ab fünfundsechzig! Sonst klappt dat nich mehr mit dem Regenerationsvertrag.“

Berta ließ nich locker: „Aber Williken, mit fünfundsechzig kommt doch noch die dicke Lebensversicherung auf’n Tisch. Und fünf Jahre sind noch ne sehr lange Zeit. Wer weiß, wat bis dahin allet passieren tut.“
Aha, kombinierte ich, meine Berta sieht mich schon weg vom Fenster, Radieschen von unten ankucken. Dann will se Halligalli auf Ibiza veranstalten, mit meiner Kohle! Nee, im Leben nich! Dat kommt überhaupt nich inne Tüte, nich mit Willi Püttmann! Willi, dachte ich für mich, bleib schön ruhig.

„Berta, dat iss für uns ne Nummer zu groß! Son Schrebergartenhäusken, unterhalb vonne alten Steinhalde vonne Zeche Shamrock, könnte ich von Jupp Koksmann billig kriegen. Der iss die Schufterei im Garten satt. Dat wär doch auch wat für dat Alter. Kuck ma, da bleibsse bei die Gartenarbeit schön in Bewegung, dat iss sehr gesund für Dich."

Berta war leider anderer Meinung: „So, jetz pass ma gut auf, Wilhelm! “Oh, oh, jetz ging et rund, Berta hat „Wilhelm“ für mich gesacht!
„Willi, jetz wird Butter bei die Fische getan! Von wegen Schrebergarten! Ich hab auch wat zu sagen. Kennze eigentlich wat von Zugewinngemeinheit? Bis heute hab ich nur für die Familie geschuftet, ich möchte noch wat vom Leben haben! Ich will auch son Eigentum hier aufe Insel! Kapiersse dat? Morgen hab ich en Anhörungstermin bei son Häusermakler in Sta. Eulalia!“

Ich war baff, fertig, ausse Socken gehauen. So kiebig war dat Berta schon lange nich mehr!
Ich stand sprachlos auf. Dat herrliche Gefühl von Erholung war wie weggeblasen.
Ich bin dann sofort zu meinem deutschen Touristenausbeuterwirt Jürgen geflüchtet und ließ mich dort trösten. Hier saßen regelmäßig Männer aller Altersklassen, die im Urlaub auch Problemos mit ihren Frauen hatten. Hier kam natürlich sehr viel Sachverstand zusammen! Jeder hatte für jeden Verständnis. So viel Einmütigkeit, Verbundenheit und Harmonie hätten wir uns auch zu Hause gewünscht!
Fazit aus dem stundenlangen, solidarischen und verschworenen Gebrüll: Es könne sich in Bertas Fall nur um einen Sonnenstich oder die Wechseljahre handeln!
Unser gegenseitiger Trost währte bis fünf Uhr morgens. Dann schlich ich sehr beruhigt nach Hause und schlief ganz sanft neben meinem süßen Bertamäusken ein.
 

Raul Reiser

Mitglied
Kapitalanlage auf Ibiza

Hallo Püttmann,
das müsste durchgängig in Mundart sein, meine ich. Die hochdeutschen Zwischentöne zerstören den Text, bzw. die Wahrnehmungsebenen irgendwie. Die Dialektstatements werden dadurch - so empfinde ich es - relativiert, und zwar eher negativ.
Durchgängig Mundart wär's viel besser, bis echt stark, meine ich.
Viele Grüße
Raul Reiser
 



 
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