Klassentreffen oder Spieglein, Spieglein an der Wand

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Thylda

Mitglied
Mehrere Tage schon hatte ich mich auf dieses Klassentreffen vorbereitet, nachdem man mir das Versprechen zu Erscheinen abgetrickst hatte. Meine Laune wurde von Tag zu Tag schlechter und ich nahm verbal keine Gefangenen mehr.
Die Stunden davor brachten in mir einen neuen Höhepunkt an potenzierter analoger PMS hervor. Meine Familie schlich nur noch um mich herum, was mich in den nächsten Level eisiger Höflichkeit hob.
Als ich dann auch noch mit den Haaren an der Türklinke hängen blieb, platze mir der Kragen mit meiner eigenen Eitelkeit. Wild entschlossen kratzte ich mir die Farbe vom Gesicht, band die Haare wieder in den Dutt und kramte mein graues Lieblingswollkleid nebst Strickjacke aus dem Schrank. Die können mich mal. Allesamt. Kreuzweise.

Den Blick zum Spiegel in der Halle beim Rausgehen konnte ich mir doch nicht verkneifen. Ich war schon darauf vorbereitet, mich für das, was ich sehen würde, fremd zu schämen. Dann musste ich allerdings doch grinsen. Dort klebte eines seiner Post-its: “Yer lookin' fine, luv.” Das gab mir Kraft, diesen berauschenden Abend anzugehen.

Es kam wie zu erwarten das Verhör nach Zeitvertreib und Familienstand, als ob das Jemanden interessierte. Ich wollte schon ein offizielles Ranking vorschlagen, begnügte mich aber damit, diese wildfremden Menschen bei rhythmischen Bewegungen zu beobachten. Inständig hoffte ich, dass diese Zeitschleife in die Pubertät nur vorübergehender Natur sei.

Als der allgemeine Vergiftungsgrad einen gewissen Promillebereich überschritten hatte, näherte sich mir ein bedauernswertes Wesen und gestand mir, er habe mich früher aus der Ferne verehrt, was ich ihm sofort glaubte, als ich seinen Porscheschlüssel sah, mit dem er ganz unauffällig spielte. Ich biss mir etwa acht mal pro Sekunde auf die Zunge und lächelte so freundlich wie möglich. Dafür erntete ich gleich Lob, ich sei viel milder als früher. Da kämpfte sich meine geschundene Zunge ins Freie. Ich versicherte ihm, er habe sich viel Leid erspart, lächelte wieder und glitt schnell seitwärts davon.

Im Waschraum ging das Spießrutenlaufen weiter. Mir wurde versichert, dass mein verbeultes Kleid edel aussähe und bei welchem Friseur ich mir denn diese elegante Hochsteckfrisur hätte machen lassen. Ich antwortete: “ Verheiratet, drei Kinder, Baum, Auto, Haus, leider immer noch kein Hund, aber daran arbeite ich noch,” ließ sie mit dem Gummipuppengesicht stehen und kehrte zur Feier zurück.

Ich schaute noch eine Weile auf die zappelnden, um Aufmerksamkeit und Anerkennung ringenden Gestalten und trat dann den Heimweg an.

Zu Hause fand ich meinen Mann im Dunkeln durch die offene Kühlschranktür beleuchtet vor. Er kaute gewissenhaft zu Ende und fragte: “Had fun?” Ich griff nach dem Gurkenglas und antwortete: “Das war der erste Spaß seit der Hund starb!”
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Mitfühlende Worte

Habe mich bei deiner kleinen Geschichte, die das Leben schrieb, köstlich amüsiert. So ähnlich habe ich das damals bei unserem 40er Klassentreffen auch erlebt. Ein Tribunal der Eitelkeiten, wo die Damen und Herren Doktoren und Professoren genauso bescheuerte Dialoge führten, wie damals auf dem Schulhof als pubertierendes Jungvolk. Etwas intelligenter halt.

Auch war ich in Jeans und T-Shirt für den feierlichen Anlass völlig „underdressed“ und erntete mitleidige Blicke. Als zum krönenden Abschluss von unserem damaligen Klassensprecher, der in den Hochadel eingeheiratet hatte, verkündet wurde:

„Mit Sechzig sehen wir uns wieder“,

dachte ich so bei mir: „Hoffentlich bin ich dann schon tot oder unabkömmlich, weil ich keinen Knasturlaub bekomme“. Jetzt habe ich nur noch wenige Monate, bis es wieder so weit ist. Tot bin ich noch nicht, kann aber kurzfristig noch irgend ein Ding drehen.

Es grüßt der Ironbiber
 
U

USch

Gast
Hallo Thylda,
köstlich, köstlich. Ich werde das nächste Klassen- bzw. Semestertreffen auch wieder meiden.
LG USch
 

Thylda

Mitglied
Lieber Ironbiber, lieber Usch

Vielen Dank fuer Euren Zuspruch. Ja, Klassentreffen sind Zeitverschwendung. Mit den paar Leuten, auf die man Wert legt, haelt man ohnehin Kontakt und die Andern kann man in der Pfeife rauchen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Selber beweihraeuchern kann ich mich selber :D

Was Deinen Klassensprecher betrifft, Ironbiber, kannst Du ihm mal eine Rechenaufgabe stellen: Wenn man den Zeitraum, in dem das "ius primae noctis" gepflegt wurde, in Betracht zieht in Verbindung mit der Bevoelkerungsdichte in der Zeit, dann die Durchschnittsdauer einer Generationenfolge mit der seither vergangenen Zeit hochrechnet und der genetischen Verteilungswahrscheinlichkeit: welcher Prozentanteil der Bevoelkerung hat kein adliges/hochadliges Blut? ;) ...wer's braucht...

Noch Etwas zum Handwerklichen. Da ich eher darauf gepolt bin, Texte nach Silbenzahl und Reim zu durchforsten, bin ich in der Prosa noch ein wenig auf Neuland. Damit will ich sagen, ich freue mich ueber Kritik (Aufbau, Logic, Grammatik, Rechtschreibung: alte :) , Zeichensetzung, Sprachstil, Themenwahl etc) Denn ich wuerde gerne lernen.

Liebe Gruesse
Thylda
 
Vorab das, was mich am Text durchaus angesprochen hat: der rasante, unsentimentale Zugriff, die innere Einstellung zum Stoff und eine Reihe von Details, die man nur aus eigener Erfahrung kennen kann.

Andererseits scheint mir die Gestaltung im Einzelnen einige Schwächen aufzuweisen. Da sind einmal einfache Verschreiber wie "Erfahren" statt "erfahren" oder "patze" statt "patzte" oder "acht mal" statt "achtmal". Zum anderen stoße ich auf Begriffe und Formulierungen, die mir unverständlich bleiben: " ... nahm verbal keine Gefangenen mehr ... Höhepunkt an potenzierter analoger PMS ..." Haben das die anderen Leser verstanden?

Ferner sind manche Konstruktionen sprachlich unglücklich. So dürfte der Kragen statt "mit" eher wegen oder aufgrund oder - literarisch - ob der eigenen Eitelkeit platzen. Sehr unbeholfen wirkt der "Blick zum Spiegel in der Halle beim Rausgehen". Diese Ballung von Substantiven sollte aufgelöst werden, etwa: "Ich brach auf, kam durch die Halle, wo der Spiegel meinen Blick auffing ..." Oder: Statt "mit dem Gummipuppengesicht" sollte es besser "mit ihren Gummmipuppengesichtern" heißen.

Der Text weist einen guten Ansatz auf, er könnte durch sorgfältiges Überarbeiten Zeile für Zeile noch erheblich gewinnen.

Freundlichen Gruß
Arno Abendschön
 
U

USch

Gast
Hallo Thylda, hallo Arno,
Höhepunkt an potenzierter analoger PMS ..." Haben das die anderen Leser verstanden?
Das habe ich auch nicht verstanden. Die Vorschläge von dir Arno finde ich gut und du Thylda solltest sie umsetzen, soweit es die Fehler angeht und über einen Feinschliff nachdenken.
LG USch
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hehe, mit Vergnügen gelesen, vom Thema her absolut gelungen. Allerdings solltest Du weg vom Nominalstil, und das Tempo ein bisschen drosseln.
PMS kurz vor einem Fest bedeutet einen sehr tiefen Griff in die Klischee-Kiste (für die Männer: Zickenalarm kurz vor der Periode), aber was nun "potenzierte analoger" ist, ist leicht rätselhaft: Etwa potenziert durch mehrere Töchter?!?
Sonst auf jeden Fall alles stimmig!
(Wenn man 20 Jahre nach dem Abi hört, du hast dich ja gar nicht verändert, weiß man auch nicht, ob das gut oder schlecht ist. ;-))
LG Doc
 

Thylda

Mitglied
Mehrere Tage schon hatte ich mich auf dieses Klassentreffen vorbereitet, nachdem man mir das Versprechen zu Erscheinen abgetrickst hatte. Meine Laune wurde von Tag zu Tag schlechter und ich nahm verbal keine Gefangenen mehr.
Die Stunden davor brachten in mir einen neuen Höhepunkt an potenzierter analoger PMS hervor. Meine Familie schlich nur noch um mich herum, was mich in den nächsten Level eisiger Höflichkeit hob.
Als ich dann auch noch mit den Haaren an der Türklinke hängen blieb, platzte mir der Kragen angesichts meiner eigenen Eitelkeit. Wild entschlossen kratzte ich mir die Farbe vom Gesicht, band die Haare wieder in den Dutt und kramte mein graues Lieblingswollkleid nebst Strickjacke aus dem Schrank. Die können mich mal. Allesamt. Kreuzweise.

Auf dem Weg hinaus konnte ich mir den Blick in den Spiegel doch nicht verkneifen. Ich war schon darauf vorbereitet, mich für das, was ich sehen würde, fremd zu schämen. Dann musste ich allerdings doch grinsen. Dort klebte eines seiner Post-its: “Yer lookin' fine, luv.” Das gab mir Kraft, diesen berauschenden Abend anzugehen.

Es kam wie zu erwarten das Verhör nach Zeitvertreib und Familienstand, als ob das Jemanden interessierte. Ich wollte schon ein offizielles Ranking vorschlagen, begnügte mich aber damit, diese wildfremden Menschen bei rhythmischen Bewegungen zu beobachten. Inständig hoffte ich, dass diese Zeitschleife in die Pubertät nur vorübergehender Natur sei.

Als der allgemeine Vergiftungsgrad einen gewissen Promillebereich überschritten hatte, näherte sich mir ein bedauernswertes Wesen und gestand mir, er habe mich früher aus der Ferne verehrt. Das glaubte ich ihm sofort als ich seinen Porscheschlüssel sah, mit dem er ganz unauffällig spielte. Ich biss mir etwa achtmal pro Sekunde auf die Zunge und lächelte so freundlich wie möglich. Dafür erntete ich gleich Lob, ich sei viel milder als früher. Da kämpfte sich meine geschundene Zunge ins Freie. Ich versicherte ihm, er habe sich viel Leid erspart, lächelte wieder und glitt schnell seitwärts davon.

Im Waschraum ging das Spießrutenlaufen weiter. Mir wurde versichert, dass mein verbeultes Kleid edel aussähe und bei welchem Friseur ich mir denn diese elegante Hochsteckfrisur hätte machen lassen. Ich antwortete: “ Verheiratet, drei Kinder, Baum, Auto, Haus, leider immer noch kein Hund, aber daran arbeite ich noch,” ließ sie mit ihren Gummipuppengesichtern stehen und kehrte zur Feier zurück.

Ich schaute noch eine Weile auf die zappelnden, um Aufmerksamkeit und Anerkennung ringenden Gestalten und trat dann den Heimweg an.

Zu Hause fand ich meinen Mann im Dunkeln durch die offene Kühlschranktür beleuchtet vor. Er kaute gewissenhaft zu Ende und fragte: “Had fun?” Ich griff nach dem Gurkenglas und antwortete: “Das war der erste Spaß seit der Hund starb!”
 

Thylda

Mitglied
Lieber Arno Abendschoen

Vielen Dank fuer Deine Hinweise, habe sie bereits umgesetzt. Allerdings habe ich das Wort “erfahren” nicht in meinem Text gefunden, oder ich muss mal zum Optiker.

Du hast ein paar Formulierungen befremdlich gefunden. Vielleicht habe ich da um zu viele Ecken gedacht und damit einen sperrigen Wortsalat heraufbeschworen. Gemeint habe ich Folgendes:

Wenn in einem Krieg keine Gefangenen genommen werden, werden sie an Ort und Stelle getoetet. Da meine Protagonistin aber keine Moerderin ist ;) , hat sie das Gegenueber nicht taetlich angegriffen, sondern nur verbal auseinander genommen.

Das wohl bekannteste Symptom von PMS ist eine unausgeglichene Gemuetslage. Potenziert man nun Unausgeglichenheit mit schlechter Laune erhaelt man etwas PMS-aehnliches (=analog), nur viel schlimmer.

Ich gestehe, dass ich dazu neige, Inhalte zu komprimieren, was in Folge gesetzt wohl durchaus geeignet ist, ein gewisses Tempo zu erzeugen. Im echten Leben gereichte mir das bisher zum Vorteil :D , das muss beim Schreiben von Prosa allerdings nicht so sein.
Soll ich die beiden unverstaendlichen Formulierungen lieber mit “bissig” und “uebellaunig” ersetzen? Mir persoenlich kaeme das fast schal und schlapp vor. Allerdings hat ein Textstueck seinen Sinn verfehlt, wenn es vom Leser nicht erkannt werden kann.

Ich hoffe, das beantwortet auch Deine Frage, lieber Usch.

Lieber Doc

Ja, der Nominalstil. Vielleicht bin ich dem schon ein wenig zu lange ausgesetzt. Ich fuerchte, ich bin mit ihm eine symbiotische Verbindung eingegangen und er ist mittlerweile Teil meiner Denkstruktur im Deutschen. An welcher Stelle stoert es Dich denn besonders? (ein paar habe ich schon entfernt)

Vielen lieben Dank Euch

Gruesse
Thylda

PS Kann bitte Derjenige, der meinen Text grauenvoll findet, mich erhellen, warum. Als Kommentar oder PN, beides gern gesehen und mit keiner Unbill verbunden.
 
Liebe Thylda,

nein, bitte nicht zum Optiker gehen - ich habe mich vertan, meinte tatsächlich "Erscheinen" statt "erscheinen" in Zeile 2. Pardon.

Du möchtest wissen, wer (und warum) einer den Text schlecht bewertet hat. Ich war's nicht, habe mit "6" benotet und würde nach den inzwischen vorgenommenen deutlichen Verbesserungen auch "7" geben.

Freundlichen Gruß
Arno
 

Thylda

Mitglied
Mehrere Tage schon hatte ich mich auf dieses Klassentreffen vorbereitet, nachdem man mir das Versprechen zu erscheinen abgetrickst hatte. Meine Laune wurde von Tag zu Tag schlechter und ich nahm verbal keine Gefangenen mehr.
Die Stunden davor brachten in mir einen neuen Höhepunkt an potenziertem, prämenstruellem Syndrom analog hervor. Meine Familie schlich nur noch um mich herum, was mich in den nächsten Level eisiger Höflichkeit hob.
Als ich dann auch noch mit den Haaren an der Türklinke hängen blieb, platzte mir der Kragen angesichts meiner eigenen Eitelkeit. Wild entschlossen kratzte ich mir die Farbe vom Gesicht, band die Haare wieder in den Dutt und kramte mein graues Lieblingswollkleid nebst Strickjacke aus dem Schrank. Die können mich mal. Allesamt. Kreuzweise.

Auf dem Weg hinaus konnte ich mir den Blick in den Spiegel doch nicht verkneifen. Ich war schon darauf vorbereitet, mich für das, was ich sehen würde, fremd zu schämen. Dann musste ich allerdings doch grinsen. Dort klebte eines seiner Post-its: “Yer lookin' fine, luv.” Das gab mir Kraft, diesen berauschenden Abend anzugehen.

Es kam wie zu erwarten das Verhör nach Zeitvertreib und Familienstand, als ob das Jemanden interessierte. Ich wollte schon ein offizielles Ranking vorschlagen, begnügte mich aber damit, diese wildfremden Menschen bei rhythmischen Bewegungen zu beobachten. Inständig hoffte ich, dass diese Zeitschleife in die Pubertät nur vorübergehender Natur sei.

Als der allgemeine Vergiftungsgrad einen gewissen Promillebereich überschritten hatte, näherte sich mir ein bedauernswertes Wesen und gestand mir, er habe mich früher aus der Ferne verehrt. Das glaubte ich ihm sofort als ich seinen Porscheschlüssel sah, mit dem er ganz unauffällig spielte. Ich biss mir etwa achtmal pro Sekunde auf die Zunge und lächelte so freundlich wie möglich. Dafür erntete ich gleich Lob, ich sei viel milder als früher. Da kämpfte sich meine geschundene Zunge ins Freie. Ich versicherte ihm, er habe sich viel Leid erspart, lächelte wieder und glitt schnell seitwärts davon.

Im Waschraum ging das Spießrutenlaufen weiter. Mir wurde versichert, dass mein verbeultes Kleid edel aussähe und bei welchem Friseur ich mir denn diese elegante Hochsteckfrisur hätte machen lassen. Ich antwortete: “ Verheiratet, drei Kinder, Baum, Auto, Haus, leider immer noch kein Hund, aber daran arbeite ich noch,” ließ sie mit ihren Gummipuppengesichtern stehen und kehrte zur Feier zurück.

Ich schaute noch eine Weile auf die zappelnden, um Aufmerksamkeit und Anerkennung ringenden Gestalten und trat dann den Heimweg an.

Zu Hause fand ich meinen Mann im Dunkeln durch die offene Kühlschranktür beleuchtet vor. Er kaute gewissenhaft zu Ende und fragte: “Had fun?” Ich griff nach dem Gurkenglas und antwortete: “Das war der erste Spaß seit der Hund starb!”
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir sind eigentlich vor allem die ersten beiden Abschnitte aufgefallen, die sehr viele Nomen enthalten. Vielleicht kannst Du sie noch etwas entschärfen.
Das mit den Gefangenen machen ist richtig gut. Übernehme ich sofort in meinen aktiven Wortschatz.
;-)
 

Ofterdingen

Mitglied
Ich weiß jetzt eigentlich immer noch nicht, was PMS ist. Ich schaute bei Wikipedia nach und erfuhr:

PMS steht für:

Package Management System, ein Paketverwaltungs-System, das in den 90er Jahren von Rik Faith für Linux-Betriebssysteme entwickelt wurde
Pädagogische Maturitätsschule, eine weiterführende Schule zur Lehrerausbildung
Pantone Matching System, ein Farbabstimmungssystem der Firma Pantone
Partido Mexicano Socialista, ehemalige sozialistische Partei in Mexiko
Patch Management System, ein System zur Dokumentation, Administration und Überwachung von Netzwerken
Pavement Management System, eine Datenbank für Straßennetze
Personal Message System, also z. B. E-Mail oder Chat-System
Petite Messe solennelle, eine Messe von Gioacchino Rossini
Phenazinmethosulfat, ein Redoxindikator
Philips Medizin Systeme, heute Sparte Healthcare von Philips Deutschland
Plateaux Montagnards du Sud, eine Region in Vietnam
PMS-Interactive, ein Teletext-Unternehmen
Podcast Management System, Verwaltungssoftware für Podcasts inkl. Load Balancing
Politisch Motivierte Straßengewalt, eine 1992 gegründete Sondereinheit der Berliner Polizei
Polizeimehrzweckstock, ein Schlagstock, der von den Behörden in der Schweiz, Deutschland und den USA häufig eingesetzt wird
POS Management System (POS: Point of Sale), ein System zur Verwaltung, Auswertung und Kontrolle von Terminal- und Transaktionsvorgängen
Postcard Mailing Service, siehe MMS-Postkarte
Post-Marketing Surveillance, nach Einführung eines (pharmazeutischen) Produkts werden im Rahmen des PMS Anwendungsbeobachtungen und Phase-IV-Studien durchgeführt
Prämenstruelles Syndrom, eine Kombination von Symptomen, die bei Frauen einige Tage vor Eintreten der Regelblutung auftreten kann
Processor-Memory-Switch, eine grafische Beschreibungsnotation für Computer-Architekturen von Gordon Bell und Allen Newell
Process Management System, ein generisches Softwaresystem das auf Basis expliziter Prozessmodelle operationelle Geschäftsprozesse ausführt und verwaltet
Production Management System, eine gelegentlich im IT-Management genutzte Bezeichnung
Projektmanagementsoftware, eine Software, die den oder die Anwender beim Projektmanagement unterstützt
Property Management System, eine Software zur computergestützten Verwaltung von Ressourcen
Pro Mente Sana, Schweizerische Stiftung im Interesse psychisch kranker Menschen

Da PMS, wie man sieht, für sehr Vieles stehen kann, wäre eine Fußnote oder sonstige kurze Erklärung hilfreich gewesen.
 

Label

Mitglied
Hallo Ofterdingen

in deiner Liste fehlt das, wofür es tatsächlich steht: Prämenstruelles Syndrom
http://de.wikipedia.org/wiki/Prämenstruelles_Syndrom.
und Thylda antwortete
Das wohl bekannteste Symptom von[blue] PMS [/blue]ist eine unausgeglichene Gemuetslage. Potenziert man nun Unausgeglichenheit mit schlechter Laune erhaelt man etwas PMS-aehnliches (=analog), nur viel schlimmer.
zuweilen wird PMS als [blue]prä oder post menstruelles Symptom[/blue] umgedeutet, um Gemütsregungen einer Frau, die von einer angenehmen Gemütslage abweichen, auf eine in der Frau selbst begründete Störung zu verweisen.

ich finde das gut, Ofterdingen, dass du nicht zu jenen Umdeutern gehören kannst.

Liebe Thylda

ein Vorschlag wie dieser Satz ein wenig "entdichtet" werden könnte

Die Stunden davor brachten in mir einen neuen Höhepunkt an potenzierten PMS-ähnlichen Symptomen hervor.

Liebe Grüße
Label
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo Label,

Das Prämenstruelle Syndrom findet sich sehr wohl in der Liste. Dieses kann allerdings nicht gemeint sein, denn im Text steht "brachten in mir einen neuen Höhepunkt an potenzierter analoger PMS hervor". Also eindeutig die PMS (feminin). "Syndrom" ist aber neutrum, d.h. das Syndrom, es müsste also heißen: an potenziertem analogem PMS. So heißt es hier jedoch nicht, folglich kann nicht das Prämenstruelle Syndrom gemeint sein.

Wir dürfen also weiter rätseln. Da der Ausdruck im Text feminin (weiblich) ist, muss es sich um eine der nachstehenden Bedeutungen handeln:

Pädagogische Maturitätsschule
Petite Messe solennelle
Politisch Motivierte Straßengewalt
Projektmanagementsoftware
Pro Mente Sana

Ich wäre für "Politisch Motivierte Straßengewalt", denn die kann "potenziert" sein - anders als die Messe, die Schule und die geistige Gesundheit, oder?

Gruß,

Ofterdingen
 

Label

Mitglied
Hallo geschätzter Ofterdingen

Die Reizbarkeit ist durchaus steigerungsfähig und kann sich bei geeigneten adversen Vorkommnissen (z. B. mehrfache Haarspaltung ;) )nicht nur linear, nicht einmal nur progressiv, sondern sich sogar potenzieren.

Besonders große Ausschläge auf der Reizbarkeitsskala erreicht man, wenn man sie durch ein Rasterelektronenmikroskop betrachtet.

Es ist üblich, stellvertretend für das Syndrom oder die Krankheit, von den deutlich wahrnehmbaren Symptomen zu sprechen und nicht so sehr vom klinischen Bild (ist hier als medizinische Vokabel gemeint)

bei PMS ist es die Reizbarkeit

Millimeterpapiervermessend hast du wahrscheinlich recht, allerdings gebe ich dir zu Bedenken, handelte es sich um einen öffentlichen Fernsprecher, würdest du ebensolche Einwendungen erheben falls man Telefonzelle sagte?

dir einen freundlichen Gruß
Label
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo Label,

Mir geht es um die Sprache, genauer gesagt um die ZAKS (zunehmende Abkürzungssucht), die ich HÄSSLICH finde, und besonders schlimm dann, wenn der Schreiber uf (unfähig) ist, einen Satz soweit grammatisch richtig hinzubekommen, dass es für den AL (angewiderten Leser) möglich wird, die Abkürzung nachzuschlagen.

Wenn jemand z.B. meint, statt „Mitgliederversammlung“ lieber MV sagen zu müssen, dann soll er das eben tun, doch wenn einer statt „die Mitgliederversammlung für Verhaltensgestörte“ nicht die MVV, sondern der MVV oder das MVV schreibt, dann ist das voll daneben, denn der MVV ist der Münchner Verkehrsverbund und das MVV ist das Maedi-Visna-Virus. Ähnliches gilt für das PMS.

Ist es Haarspalterei, wenn man darauf hinweist, dass Sätze verständlich geschrieben, grammatikalisch korrekt konstruiert und im Ausdruck treffend und sprachrichtig sein sollten? Was Letzteres betrifft, fragt man sich in dem Satz „brachten in mir einen neuen Höhepunkt an potenzierter analoger PMS hervor“, ob man einen Höhepunkt hervorbringen kann und ob es statt „analoger PMS“ auch digitale PMS gibt.

Du schreibst: „allerdings gebe ich dir zu Bedenken, handelte es sich um einen öffentlichen Fernsprecher, würdest du ebensolche Einwendungen erheben falls man Telefonzelle sagte?“

Dazu muss ich dir leider sagen: Erstens schreibt man in diesem Fall „bedenken“ klein, zweitens fehlt nach „erheben“ das Komma, drittens hat dein Beispiel nichts mit dem PMS bzw. der Verständlichkeit oder Unverständlichkeit von Thyldas Text zu tun, viertens müsste es statt „Telefonzelle“, wenn schon, „öffentliche Fernsprecheinrichtung“ heißen und fünftens kann man nicht so pauschal sagen, welche der beiden Vokabeln vorzuziehen ist, sondern hier geht es um stilistische Angemessenheit in unterschiedlichen Texten. Die „öffentliche Fernsprecheinrichtung“ ist eine der vielen Früchte des krampfhaften Versuchs von Beamten, fremdsprachliche Wörter einzudeutschen, und dieses behördendeutsche Monstrum passt in einen Text, der sich speziell mit dem Sprachgebrauch von deutschen Beamten befasst, und sonst passt es nicht. Va bene?

Mit freundlichen Grüßen,

Ofterdingen
 

Thylda

Mitglied
Mehrere Tage schon hatte ich mich auf dieses Klassentreffen vorbereitet, nachdem man mir das Versprechen zu erscheinen abgetrickst hatte. Meine Laune wurde von Tag zu Tag schlechter und ich nahm verbal keine Gefangenen mehr.
Die Stunden davor brachten in mir einen neuen Höhepunkt an potenziertem prämenstruellem Syndrom analog hervor. Meine Familie schlich nur noch um mich herum, was mich in den nächsten Level eisiger Höflichkeit hob.
Als ich dann auch noch mit den Haaren an der Türklinke hängen blieb, platzte mir der Kragen angesichts meiner eigenen Eitelkeit. Wild entschlossen kratzte ich mir die Farbe vom Gesicht, band die Haare wieder in den Dutt und kramte mein graues Lieblingswollkleid nebst Strickjacke aus dem Schrank. Die können mich mal. Allesamt. Kreuzweise.

Auf dem Weg hinaus konnte ich mir den Blick in den Spiegel doch nicht verkneifen. Ich war schon darauf vorbereitet, mich für das, was ich sehen würde, fremd zu schämen. Dann musste ich allerdings doch grinsen. Dort klebte eines seiner Post-its: “Yer lookin' fine, luv.” Das gab mir Kraft, diesen berauschenden Abend anzugehen.

Es kam wie zu erwarten das Verhör nach Zeitvertreib und Familienstand, als ob das Jemanden interessierte. Ich wollte schon ein offizielles Ranking vorschlagen, begnügte mich aber damit, diese wildfremden Menschen bei rhythmischen Bewegungen zu beobachten. Inständig hoffte ich, dass diese Zeitschleife in die Pubertät nur vorübergehender Natur sei.

Als der allgemeine Vergiftungsgrad einen gewissen Promillebereich überschritten hatte, näherte sich mir ein bedauernswertes Wesen und gestand mir, er habe mich früher aus der Ferne verehrt. Das glaubte ich ihm sofort als ich seinen Porscheschlüssel sah, mit dem er ganz unauffällig spielte. Ich biss mir etwa achtmal pro Sekunde auf die Zunge und lächelte so freundlich wie möglich. Dafür erntete ich gleich Lob, ich sei viel milder als früher. Da kämpfte sich meine geschundene Zunge ins Freie. Ich versicherte ihm, er habe sich viel Leid erspart, lächelte wieder und glitt schnell seitwärts davon.

Im Waschraum ging das Spießrutenlaufen weiter. Mir wurde versichert, dass mein verbeultes Kleid edel aussähe und bei welchem Friseur ich mir denn diese elegante Hochsteckfrisur hätte machen lassen. Ich antwortete: “ Verheiratet, drei Kinder, Baum, Auto, Haus, leider immer noch kein Hund, aber daran arbeite ich noch,” ließ sie mit ihren Gummipuppengesichtern stehen und kehrte zur Feier zurück.

Ich schaute noch eine Weile auf die zappelnden, um Aufmerksamkeit und Anerkennung ringenden Gestalten und trat dann den Heimweg an.

Zu Hause fand ich meinen Mann im Dunkeln durch die offene Kühlschranktür beleuchtet vor. Er kaute gewissenhaft zu Ende und fragte: “Had fun?” Ich griff nach dem Gurkenglas und antwortete: “Das war der erste Spaß seit der Hund starb!”
 

Thylda

Mitglied
Mehrere Tage schon bereitete ich mich auf dieses Klassentreffen vor. Leider hatte ich versprochen zu erscheinen. Meine Laune wurde von Tag zu Tag schlechter und ich nahm verbal keine Gefangenen mehr.
Die Stunden davor potenzierten mein prämenstruelles Syndrom analog zu neuen Höhen. Meine Familie schlich nur noch um mich herum, was mich die nächste Stufe erreichen ließ: eisige Höflichkeit.
Als ich dann auch noch mit den Haaren an der Türklinke hängen blieb, platzte mir der Kragen angesichts meiner eigenen Eitelkeit. Wild entschlossen kratzte ich mir die Farbe vom Gesicht, band die Haare wieder in den Dutt und kramte mein graues Lieblingswollkleid nebst Strickjacke aus dem Schrank. Die können mich mal. Allesamt. Kreuzweise.

Auf dem Weg hinaus konnte ich mir den Blick in den Spiegel doch nicht verkneifen. Ich war schon darauf vorbereitet, mich für das, was ich sehen würde, fremd zu schämen. Dann musste ich allerdings doch grinsen. Dort klebte eines seiner Post-its: “Yer lookin' fine, luv.” Das gab mir Kraft, diesen gefürchteten Abend anzugehen.

Es kam wie zu erwarten das Verhör nach Zeitvertreib und Familienstand, als ob das Jemanden interessierte. Ich wollte schon ein offizielles Ranking vorschlagen, begnügte mich aber damit, diese wildfremden Menschen bei rhythmischen Bewegungen zu beobachten. Inständig hoffte ich, dass diese Zeitschleife in die Pubertät nur vorübergehender Natur sei.

Als der allgemeine Vergiftungsgrad einen gewissen Promillebereich überschritten hatte, näherte sich mir ein bedauernswertes Wesen und gestand mir, er habe mich früher aus der Ferne verehrt. Das glaubte ich ihm sofort, als ich seinen Porscheschlüssel sah, mit dem er ganz unauffällig spielte. Ich biss mir etwa achtmal pro Sekunde auf die Zunge und lächelte so freundlich wie möglich. Dafür erntete ich gleich Lob, ich sei viel milder als früher. Da kämpfte sich meine geschundene Zunge ins Freie. Ich beteuerte ihm, er habe sich viel Leid erspart, lächelte wieder und glitt schnell seitwärts davon.

Im Waschraum ging das Spießrutenlaufen weiter. Mir wurde versichert, mein verbeultes Kleid sähe edel aus, und bei welchem Friseur ich mir denn diese elegante Hochsteckfrisur hätte machen lassen. Ich antwortete: “ Verheiratet, drei Kinder, Baum, Auto, Haus, leider immer noch kein Hund, aber daran arbeite ich noch,” ließ sie mit ihren Gummipuppengesichtern stehen und kehrte zur Feier zurück.

Ich schaute noch eine Weile auf die zappelnden, um Aufmerksamkeit und Anerkennung ringenden Gestalten und trat dann den Heimweg an.

Zu Hause fand ich meinen Mann im Dunkeln durch die offene Kühlschranktür beleuchtet vor. Er kaute gewissenhaft zu Ende und fragte: “Had fun?” Ich griff nach dem Gurkenglas und antwortete: “Das war der erste Spaß seit der Hund starb!”
 

Thylda

Mitglied
Lieber Doc

Besser so? :)


Lieber Ofterdingen

Es hat mir viel Freude gemacht, von Dir kritisiert zu werden, denn meistens kommt schlechte Kritik wenig unterhaltsam daher. So lässt es sich viel leichter schlucken ;)

Dir zuliebe habe ich auch die Abkürzung herausgenommen und bei der Gelegenheit auch gleich das falsche Geschlecht geändert, wie von Dir so zutreffend und kurzweilig angemerkt. Es heißt natürlich "das Syndrom", obwohl umgangssprachlich oft von "der" PMS gesprochen wird. (Da darfst Du Dich jetzt bei meiner Mutter beschweren, die es mir falsch beigebracht hat, während sie gleichzeitig allmonatlich ausgiebig davon Gebrauch gemacht hat :D )

Was das "analog" betrifft, hat sich hier wohl das allgemeine Leserrisiko verwirklicht. Homonyme kann man eben leicht falsch verstehen. Hier war das "analog" nicht das Gegenteil zu digital, sondern mehr wie § 1004 Abs. 1 Satz 2 BGB analog, § 122 BGB analog, e.t.c., im Sinne von "ähnlich". Vielleicht war es nicht so einfach zu verstehen, weil es nicht nachgestellt war, was ich nun aber auch geändert habe.

Da ich in der Prosa mehr oder weniger Neuling bin, würde ich mich freuen, wenn Du mir auch in Zukunft den einen oder anderen Hinweis gäbest, vor allem, wenn es so amüsant verpackt ist.


Liebe Label

Vielen lieben Dank für Deine Unterstützung :)


Liebe Grüße Euch
Thylda
 



 
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