Kunst ist ein Katapult

G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
"Erwacht flog ich in ihrem Arm dahin" (Novalis)

Nun, das ist selbst eine katapultisch emporgeschleuderte These.
Jetzt gibt es (mindestens) diese beiden Möglichkeiten: Entweder ist das Meiste, das hier in der Lupa dargeboten wird, eben keine Kunst, weil da nur wenig durch den Himmel schießt, jagt, fliegt, stürzt, gleitet -
oder Kunst hat viele "Aufstiegswinkel", so auch das sanfte Dahingleiten der Bescheidenheit, die "den Ball flach hält".

Ich glaube eher ersteres: ein richtig geiles Lied schleudert den Sänger in die Sterne. Es gibt solche Lieder, und alles andere, all das Zeug, das solche Orgasmen nicht kennt, klebt am Boden.
Ja, nun ists raus, das ist ein schwindelerregend hoher Anspruch, nun hast Du ihn gestellt, Dir selbst gestellt, und nun - wie heißt es richtig in der Stabhochsprung-Metapher? - mußt Dus reißen (oder darfst es nicht reißen, wie auch immer das heißt) -
"'xcuse me, while I kiss the sky!"
 

Art.Z.

Mitglied
Hallo Mondnein,

danke für deinen schönen Kommentar.
Es mag sein, dass manche durch die Decke schießen und bei den Sternen landen, aber auch sie kommen irgendwann runter.
In meinem Gedicht meine aber auch die, ich will nicht Tiefflieger sagen, aber doch die die den Boden beim Flug immer im Auge haben. Ein Katapult kann ja auch flachschießen, oder eben steil, du hast recht: der Winkel zählt.
Und ob man nun jeden kleinen Hüpfer auch als Fliegen sieht, liegt oft beim Künstler und Zuschauer -- sie müssen sich einig werden.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Kommunion

Nein, das stimmt nicht: Es kommen nicht alle wieder "runter", sondern die besten Himmelsknutscher werden selbst Sterne, wie Hesiod, Horaz, Wolfram, Novalis, John Lennon - und noch viele viele mehr. Und wer einmal das Blau durchmessen hat, von dem bleibt etwas in dessen Tiefen und hat sich dort - nicht "verloren", sondern vielmehr - "gefunden", und es ist unwichtig, ob noch irgendwelche Reste, Nachklänge oder Wiederkünfte ihre Spuren in den Staub prägen.
Und genauso geht es den Lesern, das ist ja der Sinn poetischer Götterhochzeiten: daß sie sich mitteilen.
 



 
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