Kyrie Eleison (für Flammarion)

coxew

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"Kyrie Eleison" - ist die überarbeitete Fassung des "Überfalls"


Da war die Raiffeisenbankfiliale in Schrops. Bratapfelduft und fröhliche Weihnachtsklänge, Maria durch ein Dornwahald ..., wedelten von der Straße herein, als Holdi kurz vor Feierabend den Kundenschalter ansteuerte und die alte Frau Reese roh zur Seite stieß „Weg da!!“, worauf die Empörte ihn ansprang. „Hey!!“ Aber er langte schon der bestürzten Angestellten den Zettel zusammen mit einer ALDI-Tüte über den Schalter.
„ALLS GELD REIN, SONS KNALTS“, las Rita Sturmhagel atemlos. Und mit fahriger Hand kritzelte sie etwas darunter. Der Zettel schnellte zurück. „ICH KANNICH LESN"
Holdi feuerte einen Warnschuß aus seinem Damenrevolver ab und versuchte auch, sich der kleinen Frau Reese zu entledigen, die sich nun heftig in sein Jackett verkrallte.
Dammich! Fünfzigtausend mußten ran, sonst würde Schorsch
Hinze stecken, daß er, Holdi die Braut des Chefs vernaschte.
Es mußte den Brandmelder erwischt haben, denn eine
Sirene heulte rücksichtslos auf. Kyrie eleison.
„Mach schon!“ Holdis dürre Faust krachte auf den Schalter. Die Reese zeterte und zerrte unverdrossen an seinem Jackett, „also, Frau Rita, wenn ich ...“, bis sie Holdi schließlich am Kragen ihres grünen Wollmäntelchens packte. Doch ließ er plötzlich los. Er schnappte das NOKIA aus ihrer offenen Handtasche und schmetterte es gegen die Tür mit der Aufschrift ZUTRITT VERBOTEN. Dann spürte die Reese die kalte, glatte Revolvermündung an ihrer Schläfe, was sie aber keineswegs daran hinderte, ihre grünen Augen zu verdrehen und ein paar von Holdis Jackenknöpfen abzureißen. „Frau Rita, Frau Ri ...“ Doch Rita Sturmhagel war beschäftigt.
„Schöne Bescherung. Hättn‘s nich eher komm könn!?“
Holdi fuhr entnervt seine grauen Augen aus. Aber nicht lange.
„Frau Ri ...“ Ein kleines Kindlahein ohne Schmerrzen...
„Halt’s Maul, Vettel!“ schimpfte er endlich und fauchte auch die dicke Rita an. „Tempo!“ Rita stapelte wutzitternd das Geld in den die Tüte. „Nee! So geht mir das nich‘ raus.“ Die Tüte auf den Tisch entleerend, ordnete sie erneut die Scheine hinein, sehr sorgfältig!

Vom Baumweg gellte die Feuerwehr heran.
„Frau Rita, Frau Rrr...“ Dahas trug Mariiiaa...
„Händeuffndüschungkeinmuggs!“ Holdi packte die halbleere Tüte und schleifte die Reese am Mantelkragen hinter sich her zum Ausgang. Rita warf sich mit Wucht über den Kundenschalter.
„Warte doch, der ...“, keuchte sie und stierte dem Flüchtenden samt seiner Geisel nach.
Die Sirene trompetete nun direkt vor der Filiale. In letzter Not stieß Holdi seine Geisel nieder, ließ aber die Tüte mit dem Geld fahren und stürzte Hals über Kopf davon.
„Ach, pfeiff doch auf Freddi.“ Jackenknöpfe rollten, Räder quietschten. Am Ausgang schrien die Feuerwehrmänner „Wo?“
Mühsam rappelte die Reese sich auf. "Jämmerlicher Versager! Was hab ich da nur großgezogen."
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
also

ich finds köstlich, wie sich das weihnachtslied mit dem geschehen mischt. auch die atemlosigkeit, mit der du durch die geschichte rast. aber der neue schluss gefällt mir gar nicht.
lg
 
Re: kyrie

Ich finde den Schluss jetzt auch besser. Hat jetzt eine Pointe, und warum die Rita in der ersten Version in hysterisches Lachen verfiel, war auch nicht unbedingt klar. Das ist nun draussen.

Allerdings würde ich den gesprochenen Text der Reese nicht so sehr auf Fräulein Rita lenken, sondern irgendwie mehr Schimpfworte und Kritik auf den Räuber werfen lassen, aber immer so, dass nicht von vorneherein klar wird, dass zie zu ihrem Sohn spricht.
Als Mutter hätte sie ja keine Hilfe von Rita notwendig, weil sie ihn ja erzogen hat. Damit würde auch verständlich, warum der Räuber so nervös wird, weil eben immer seine Mutter an ihm was auszusetzen hat.
Und wenn Du diese Pointe stehen lassen willst, dann darf der Bankräuber keine körperliche Gewalt (Handy gegen die Wand werfen, Abschütteln vom Festkrallen, etc.) gegen die eigene Mutter ausüben (ist nicht lustig), sondern wenn Gewalt, dann nur die Mutter gegen ihn (z.B. sie klopft ihm mit dem Gehstock auf die Finger, wie man eben ein Kind "erzieht", oder sie gibt ihm eine Ohrfeige, zieht ihn am Ohr, etc.). Das ist humoristisch. Dass sie sich an ihn krallt, macht eine Mutter nicht und würde hier dann nicht passen.

Mario
 

coxew

Mitglied
Kyrie

hallo marius,

ich hatte mir das genau anders 'rum vorgestellt. aber so war es tatsächlich noch nicht fertig. danke für den tipp.

liebe grüße,
karin
 



 
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