Leben auf der Überholspur.

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pleistoneun

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Er parkte seinen Wagen zielsicher vor dem Haus Herrn Quadsegels, packte seine Tasche, machte ein paar Schritte durch den Vorgarten und warf die Post direkt vor die Haustüre. "Guten Morgen", rief dieser durch das dreckverschmierte Badefenster. Der Postbote konnte ihn aufgrund des dröhnenden Verkehrslärms nicht hören, drehte sich deshalb um und fuhr davon. Herr Quadsegel wohnte mit seinem kleinen Kanalrattenterrier auf der Überholspur einer Autobahn. Keinen Meter vom dritten Streifen der Straße entfernt, also am Pannenstreifen, wucherten seine vom Straßenverkehr bereits grau melierten Thujen. Im Vorgarten dahinter strauchelten kärglich Ansätze von niederem Buschwerk und ab und zu hörte man das staubige Gras husten. Die Fenster hielt Herr Quadsegel aus Atemluftgründen das ganze Jahr über geschlossen, es gab ja ohnehin nicht viel zu sehen, nicht nur wegen der ständig verschmutzten Scheiben.

Jeden Dienstag, so auch heute, gab es Post. Das Kuvert war hastig geöffnet und der Inhalt schnell gelesen. Es handelte sich um ein Schreiben aus Kanada, von Menschen, die sich kurzerhand selbst für einen Zwischenbesuch einluden. Onkel Joffrey, Tante Audreen, wie er entnahm, mit drei Kindern, den verstorbenen Nachbarn Ebbhead und Uriah, den vier Sicherheitsbeamten für Meuchel-Eddy, den Meuchler und dem Büffelmasseurehepaar Bock-Jersey-Hundeleber. Alles Unbekannte, aber bitte. Er schaute auf die Uhr. Oh, Gott, sie müssten jeden Moment ankommen. Und noch ehe er den 15 cm breiten Hauspassierstreifen von kaputten Stoßstangen und Zierkappen befreit hatte, zielbremste das erste kanadische Wohnmobil und dann gleich das zweite und dritte mit ungehemmter Wucht in die thujengetarnten Latten seines schäbigen Vorgartenzaunes.

So viel Besuch auf einmal. Herr Quadsegel asthmatisierte beim Anblick der Menschenscharen die aus den Wohnmobilen stiegen. Begleitet von aggressivem Gehupe der vorbeifahrenden Autobahnbenutzer wegen der kreuz und quer auf zwei Fahrbahnen verteilten kanadischen Wohnmobile traten sie in das aus allen Nähten zu platzen drohende Pannenstreifenhäuschen. Herr Quadsegels Verzweiflung war ihm anzumerken, vor allem, als er für über 20 Personen Kaffeetassen und Teller suchte. Er suchte seinen Nachbarn gegenüber auf, der jedoch nicht zuhause war. Herr Quadsegel erbeutete daraufhin die gewünschte Anzahl an Tassen und Teller und war gerade am Nachhauseweg, als mit Gelblicht der Herr von der Post vorfuhr. Mit zuvorkommendem Redeschwall entschuldigte sich dieser tausend Mal bei Herrn Quadsegel für das große Missverständnis, dass durch den Brief entstanden sei. Fast zeitgleich leerte sich das Häuschen, schwere Motoren wurden gestartet und im nächsten Moment stand Herr Quadsegel wieder allein mit einem Brief der Post in der Hand in seinem staubigen Vorgarten. Er begann zu lesen:

"Lieber Kunde.
Wir bitten Sie vielmals um Verständnis,
dass uns bei der Zulosung einer Gratisurlauberbewirtungsaktion
ein Fehler unterlaufen ist. Diese peinliche Verwechslung
unsererseits ist uns äußerst unangenehm und wir
schicken Ihnen daher als Wiedergutmachung
einen Katalog mit rumänischen Gratisurlaubern,
die sie dann bewirten dürfen.
Viel Glück."

Überglücklich zerriss Herr Quadsegel seinen Hund und fütterte anschließend den Brief im Abgasrausch. Zu Lunge vor der Tür gestanden, lieber Herr Quadsegel.
 
P

Parsifal

Gast
Leben auf der Überholspur

Hallo pleistoneun,

Dein Text könnte eine gute Groteske werden, aber Du müßtest sie noch einmal überarbeiten.
...warf die Post direkt vor die Haustüre. "Guten Morgen", rief dieser...
wer ist "dieser?" (Bezug).
..traten sie in das aus allen Nähten zu platzen drohende Pannenstreifenhäuschen.
Umständlicher kann man es kaum ausdrücken.
als er für über 20 Personen Kaffeetassen und Teller suchte. Er suchte seinen Nachbarn gegenüber auf, der jedoch nicht zuhause war.
Wenn der Nachbar nicht zu Hause ist, kann er ihn nicht aufsuchen. Außerdem dürfte das Haus verschlossen gewesen sein, jedenfalls wird nichts Gegenteiliges erwähnt.

Herr Quadsegel wohnt "auf der Überholspur einer Autobahn." Das ist krampfhafter Wille zur Komik, die ganze Situation mit den sich ergebenden Weiterungen ist an den Haaren herbeigezogen. Woher weiß z.B. der Briefträger vom Inhalt des Briefes? Eine Groteske muß zumindest die Spur einer Möglichkeit bieten

Willy Reichert pflegte in solchen Fällen trocken zu bemerken: "I henn mi dot g'lacht."

Parsifal
 



 
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