Liebesbriefe

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B

Beba

Gast
Hi Perry,

ich finde deinen Text sehr interessant und habe ihn gern gelesen. Wenn die Liebenden schon längst nicht mehr sind, so halten vielleicht noch die Nachfahren irgendwann genau das Stückchen Papier in der Hand, das die Liebenden einst zusammengeführt hat.

Nur 2 Punkte möchte ich ansprechen:

Im ersten Vers nimmst du das Überdauern bereits vorweg. Vielleicht wäre es geschickter, bis zur 2. Strophe zu warten, um damit eine Wende in den Text zu bekommen?

Und du schreibst:
wenn ich sie zur Ruhe lege
Bist du es wirklich, der sie zur Ruhe legt? Ist es nicht die Zeit, das Leben o.ä.?

Ist nur meine Ansicht, aber vielleicht kannst du damit etwas anfangen. ;)

Ciao,
Bernd
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Manfred,

es gibt Briefe, die werden immer wieder gelesen, beispielsweise der Briefwechsel zwischen Bettine von Arnim und Hermann von Pückler-Muskau. Man liest sie anders, jetzt, da man nicht selbst der Angesprochene ist, liest sie voller Bewunderung über die Fähigkeit, Sprache zu nutzen, um einander so nahe kommen zu können. Im Zeitalter der SMS ein wirkliches Vergnügen.

Insofern ist Deine Frage "wer soll sie atmen...." durchaus berechtigt. Möglicherweise findet sich jemand, der aus dem Abstand heraus an diesen kleinen Schreibkunstwerken,die als Mitteilung für nur eine Person gedacht waren, dennoch ein Vergnügen findet.

In das Holzkästchen der Zeit wirst Du sie legen, vermute ich, weil es ihrer schon so viele sind.

Meine Briefe ruhen (wo sonst?) im Keller. Ich hatte sie mir aufbewahrt für den Fall, dass mir einmal nichts weiter bleibt, als mich von der Vergangenheit ernähren zu müssen. Dieser Fall ist noch nicht eingetreten. ;)

Sprachlich gefällt mir Dein schlichter Text gut, der auf Assonanzen setzt und mit Farben spielt.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Perry

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
meine Briefe ruhen noch in meinem Schreibtisch. Als sie mir kürzlich wieder in die Hände gefallen sind, fragte ich mich, was wohl aus ihnen wird, wenn ich einst nicht mehr bin.
Freut mich, dass dir die Kleine Laut- und Farbspielerei in den Zeilen gefallen hat.
Danke und LG
Manfred
 

Eve

Mitglied
... ist Tinte nicht königsblau oder royalblau? Das "kornblumenblau" will mir nicht so recht zur Schrift auf den weißen Seiten passen ... (ich denke da mehr an Blumen am Ackerrain *g*)

Ansonsten finde ich den Gedanken der überdauernden Briefe sehr schön! Auf dass meine Urenkelkinder irgendwann so etwas auf dem Speicher von mir finden :)

Viele Grüße,
Eve
 

Perry

Mitglied
Hallo Eve,
danke fürs genaue Lesen. Darum geht es, ob man seine Liebesbriefe der Nachwelt überlassen will. Aber diese Frage muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Ich denke, die Farbtönung der Tinte ist nicht so entscheidend, mir ging es beim "kornblumenblau" mehr um die Verbindung der Blumenwiese mit den Briefen.
LG
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hi perry,

schön. der rest ist schon gesagt.

grüße
nofrank
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Perry,

gefällt mir gut, doch habe ich zwei kleine Anmerkungen:
1. Wenn die Briefe weggelegt, müsste es dann nicht heißen: wie soll der Duft geatmet werden?
2.Das "begierig " ist mir persönlich zu viel.

LG Franka
 

Perry

Mitglied
Hallo nofrank,
freut mich, dass dir diese kleinen nostalgischen Zeilen gefallen haben.
Danke und LG
Manfred

Hallo Franka,
ja "begierig" fällt etwas aus dem Rahmen und über die Zeitform denke ich gerne noch einmal nach.
Danke für dein Interesse und LG
Manfred
 

Perry

Mitglied
Briefe


Leichthändige Wortküsse
kornblumenblaue Tinte
auf getrockneten Wiesenblättern

Sie werden uns überdauern
doch wer soll ihren Duft atmen
die Silbensüße einst trinken

wenn ich sie zur Ruhe lege
auf dunklem Samt
im Holzkästchen der Zeit


1. Fassung:

Liebesbriefe


Sie werden uns überdauern
leichthändige Wortküsse
die kornblumenblau
auf weißen Wiesenblättern blühen

Wer soll ihren Duft atmen
die Silbensüße begierig trinken
wenn ich sie zur Ruhe lege
im dunklen Holzkästchen der Zeit
 



 
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