Mann und Frau bei Sonnenuntergang (gelöscht)

Hallo HerrK,

wenn man als Realist an die Geschichte herangeht, kommt man zu dem Schluss, dass ein solcher Monolog nicht stattgefunden haben kann. Der Mann hätte, auch wenn er mit seinen Gedanken in der Vergangenheit war, den Tod seiner Frau früher generkt.
Ob die Geschichte vielleicht glaubhafter wäre, wenn sich die Frau etwa nach dem ersten Drittel noch mal kurz gemeldet hätte?
Der Text als solcher hat mich sehr angesprochen und bewegt.
LG Eberhard
 
U

USch

Gast
Halo HerrK,
ich schließe mich Eberhard voll an. Und noch: Wenn das Paar sich schon 70 Jahre kennt, dann müssen sie so um die 90 sein. Da sind dann wohl kaum noch Enkelkinder zu erwarten. Finde ich unschlüssig.
LG Uwe
 

HerrK

Mitglied
Hallo Eberhard,

vielen Dank für deinen Kommentar. Was das Nichtbemerken des Todes angeht, so habe ich den Bogen bewusst etwas über das Realistische hinaus gespannt. Mir war auch wichtig, dass die Frau sich kein einziges Mal zu Wort meldet, sodass die Szene noch absurder wirkt und dem Leser vor dem Mann klar wird was los ist. Aber er merkt meiner Meinung nach den Tod auch schon wesentlich früher, will nur nicht, dass die Person ihn verlässt mit der er fast 70 Jahre seines Lebens verbracht hat. Deshalb versucht er krampfhaft zu verdrängen/-leugnen was passiert und redet bis ins Skurrile gegen ihren Tod an - natürlich erfolglos.

Hallo Uwe,

bei einem 60-jährigen Sohn der sich ne Jüngere sucht wäre durchaus noch was möglich ;) nein, da habe ich wohl einfach nicht sehr gründlich gedacht. Habe es jetzt in Urenkel abgeändert.

LG HerrK

(P.S. Es war meiner erster vorsichtiger Versuch in Richtung (Kurz)Prosa, ich bitte also um Verständnis bei dem ein oder anderen Makel.)
 
Hallo HerrK!
Deine Erklärungen haben mich überzeugt. Besser wäre noch, Du könntest das in Deinem Werk selbst zum Ausdruck bringen. Aber das indirekt zu vermitteln, ist sicher ein Kunststück, das ich sicher nicht vollbringen könnte.
Lieben Gruß
Eberhard
 
E

eisblume

Gast
Hallo HerrK.,

wenn es so beabsichtigt war, dass der Leser praktisch vor dem Prota wissen sollte, was los ist, hast du dein Ziel erreicht.
Ich meine, dass deine Geschichte mit ein paar Kürzungen/Streichungen vielleicht wirksamer wäre.
Nur ein Vorschlag, der meiner persönlichen Meinung entspricht, dem du natürlich nicht folgen musst.

Lieben Gruß
eisblume


Von der untergehenden Sonne wird das Meer in ein tiefes Rot getaucht. Der Mann und die Frau sitzen auf einer Klippe. „Erinnerst du dich, wie wir uns damals zum ersten Mal trafen?“, beginnt er, den Kopf seiner Frau auf der Schulter. „Unten am Bach? Weißt du noch? Damals vor fast 70 Jahren. [strike]Jetzt werden die Tage schon wieder kürzer. Du trugst Astern im Haar, wir fühlten Jugend. [/strike]Stundenlang saßen wir da und wir schauten aufs Wasser und auf die Fische. Wir vergaßen[strike], wie[/strike] die Bomben [strike]auf die Städte flogen und wie alles starb und die Zerstörung und alles[/strike]...

Langsam wird es frisch hier. Da, meine Jacke, du sollst nicht frieren! [strike]Und ein paar Monate später dann, unsere Eltern wussten nichts, vor dem Gipfelkreuz oben, deine Lippen. Der Himmel war voller Wolken damals, es donnerte. Als wollte Gott uns sagen: … Ja, was wollte er uns sagen? Ich weiß nicht... du? [/strike]“
Er drückt sie etwas fester an sich und betrachtet lange ihr graues Haar. Nein, es ist eher weiß. Wie der Schimmel damals, auf den Broten, als man dankbar war[red],[/red] Essen zu haben. „[strike]Und dann, w[/strike][blue]W[/blue]eißt du noch, vor dem Altar. Wir beide! [strike]Und d[/strike][blue]D[/blue]u sagtest, es sei der schönste Tag deines Lebens.[strike] Dein Vater war nicht da, ich bin ja Protestant. Aber so ist das eben.[/strike]“
Die Sonne verschmilzt jenseits der Klippe mit dem Meer. Sie hat sich beinahe aufgelöst. Der Kopf der Frau rutscht ein Stück von der Schulter des Mannes. Er rückt ihn zurecht. „Du sollst doch nicht schlafen! Nein, da schau, die Sonne! [strike]Das sieht man nicht jeden Tag, schau! Jetzt sind wir hier. Schau mal, die Sonne. D[/strike][blue]Ach, du[/blue] siehst ja gar nichts, mit den ganzen Haaren im Gesicht.“ Er streicht ihr eine Strähne hinters Ohr[strike].

„Jaja, die Kinder, die brauchen uns jetzt auch schon lange nicht mehr. Ob wir mal Urenkel bekommen, irgendwann? Du würdest dich doch so freuen! An was denkst du denn gerade?“ Er[/strike][blue],[/blue] greift nach ihrer Hand, die ihm zu entgleiten droht. „Schatz, die ist ja ganz kalt, deine Hand, du frierst doch! Ganz kalt bist du und deine Stirn auch. [strike]Und warum starrst du so komisch? Antworte doch! Und wieso hältst du die Hand so schlaff? Antworte![/strike] Was ist denn los? Antworte doch! [strike]Antworte![/strike] Dir geht es doch gut! Antworte! ANTWORTE! [strike]ANTWORTE![/strike]“
Während er sie noch schüttelte, war die Sonne jenseits der Klippe[strike] ganz[/strike] verschwunden.
 
U

USch

Gast
Hallo HerrK,
ich finde auch, dass die Verbesserungsvorschläge von eisblume deinem Text sehr gut tun würden.
LG USch
 



 
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