Meer ohne Wasser

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Perry

Mitglied
Meer ohne Wasser


Wir wussten beide
dass der Tag kommt an dem du die Bäume
unserer Erwartungen fällen würdest
um mit ihnen ein Schiff zu bauen
für deine Reise nach Amerika

Ich blieb zurück
sah dem Wind zu
wie er den Humus unserer Zeit fort trug
rannte dem Wasser des Satans hinterher
fand doch nur alte Spuren

Nur wenn ich mit den Skorpionen spielte
ihr Gift mein Hirn vernebelte
fiel Regen aus deinem Wolkenhaar
der in meiner Erinnerung
die Wüste kurz erblühen ließ


Der Text bedient sich zweier arabischer Redewendungen:
Wüste: Meer ohne Wasser
Fatamorgana: Wasser des Satans
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Manfred,

Kompliment! Die Art, wie Du hier mit den Redewendungen spielst, spricht mich sehr an. Besonders die letzte Strophe

Nur wenn ich mit den Skorpionen spielte
ihr Gift mein Hirn vernebelte
fiel Regen aus deinem Wolkenhaar
der in meiner Erinnerung
die Wüste kurz erblühen ließ
...finde ich, beschreibt in feinster Poesie, wie die Verklärung (Erblühen der Wüste) der Vergangenheit angesichts des Verlustes eines geliebten Menschen (Wolkenhaar) das Lyrich befällt.

Liebe Grüße

Elke
 

Perry

Mitglied
Hallo Elke,
ja die Wehmut ist wohl eine der stärkste poetischen Triebfedern. Freut mich, dass dich meine "wüsten" Gedanken
angesprochen haben.
LG
Manfred
 



 
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