Meine erste Liebe
Während ich in den Apfel beiße und der süße Saft über meine Lippen läuft, denke ich immer noch an Susi, dieses rothaarige Mädchen. Sie gefiel mir schon lange. Etwas ruppig, dünn, überall Sommersprossen und mit zwei langen Zöpfen ausgestattet, sprang sie durch die Straßen. Ich wußte nie, ob sie mich aus- oder anlachte. Keck auf den Gehwegplatten tanzend und dabei fröhlich ein Liedchen pfeiffend, so sah ich sie fast täglich.
Heute früh jedoch, veränderte sich alles. Mir war jetzt noch ganz komisch zumute und ich wußte nicht warum. Meinem Bauch ging es so seltsam, als wäre er in Bewegung. Es war Samstag und ich lief wie gewöhnlich zum Bäcker. „Seppi, Seppi“, rief es. Ich tat, als würde ich nichts hören. „Seppi, bleib doch stehen!“ Susi lief hinter mir her, zwei Äpfel, in jeder Hand einen, vorsichtig balancierend. Manchmal warf sie einen in die Luft und fing ihn flink wieder auf. Sie bemerkte, wie ich auf die Äpfel sah. „Willst du einen haben“, fragte sie? „Ich weiß nicht“, antwortete ich errötend. Sie spielte weiter mit den Äpfeln, die mir mit jedem Moment süßer, leuchtender und begehrenswerter vorkamen. Geschickt jonglierte sie mit den kleinen Kugeln, immer an meiner Nase vorbei. „Willst du, na willst du?“ „Gib mir einen, bitte!“ Meine Stimme erstickte fast. „Aber“, und dabei sah sie mich so seltsam an, „dafür, dafür mußt du mich küssen!“ Mir wurde abwechselnd heiß und kalt, mein Kopf leuchtete wie die Schlußlaterne von einem Zug. Noch röter, das war, glaube ich, nicht möglich. Plötzlich rannte ich, schneller und immer schneller. Doch Susi war noch flinker als ich. Bald hatte sie mich, nach Luft schnappend, eingeholt. „Hier nimm!“ Dabei berührte sie mich flüchtig, fast zufällig und verschwand. Als hätte mich ein Blitz getroffen, stand ich da und konnte an nichts denken. Langsam setzten sich meine Beine in Bewegung.
„Seppi, was willst du?“ „Seppi?“ Wie im Traum sagte ich, „zehn Brötchen.“
Ich spüre, daß die Flüssigkeit den Hals hinunterläuft, der herrliche Saft des Apfels. ‚Ob ein Mädchen auch so süß schmeckt, frage ich mich?‘ Morgen, ja morgen werde ich sie küssen. Ich beiße einfach in sie hinein, ja das werde ich tun.
Die nächsten Tage machte ich einen großen Bogen um ihr Haus, besuchte Freunde und ging Fußballspielen. Ich trainierte, lief und schoß Tore. Meine Mannschaft jubelte und unser Trainer trug mich auf Händen. Zu Hause konnte ich manchen Sieg melden, meine Eltern waren mächtig stolz auf mich. Fast begann ich die Ereignisse zu vergessen. Beim letzten Samstagsspiel gelang mir wieder alles. Doch, als ich auf das Tor zurannte, es stand gerade 1:1, sah ich Susi. Sie stand hinter der Absperrung und spielte mit zwei Äpfeln.
Ich schoß auf das Tor und traf den Pfosten. Heulen hätte ich können. Dieses dumme Kribbeln und am Schluß haben wir auch noch verloren. Wütend über mich selbst, meinen Bauch und die Äpfel verließ ich den Platz. Dabei liefen mir Tränen über die Wangen. Niemanden wollte ich sehen. Ich trocknete mir mein Gesicht ab und versuchte, mich davonzuschleichen. „Seppi, warte doch!“ Wie angewurzelt blieb ich stehen. Meine Füße versagten ihren Dienst. „Komm, wir gehen in den Park“, legte sie fest. Ich trottete hinterher, nicht so recht wissend, was ich mit mir und ihr anfangen sollte. Hinter einem großen Baum am Weiher lag eine Decke. „Setz dich!“ Willenlos ließ ich mich fallen, voller Angst, aber auch ein wenig neugierig, was jetzt kommen sollte. „Mach die Augen zu, los“, kommandierte sie. Ich gehorchte. Schnell presste sie ihre Lippen auf meine und zog blitzartig ihren Kopf zurück. „Wehe, wenn du das irgend jemand erzählst! Dann, dann bringe ich dich um!“
Als wäre nichts geschehen, begann sie auf dem Baum herumzuklettern, dann schlug sie Purzelbäume und rannte über die Wiese. Plötzlich stand sie wieder vor mir. „Wir gehen jetzt nach Hause!“ Ich hörte sie noch sagen, „und denke daran!“
Die nächsten Tage sah ich sie nicht wieder. Ich mußte zur Schule und zum Training. Immer, wenn ich ihre Straße entlang lief, waren die Fenster durch Rollläden verschlossen. Intensiv kümmerte ich mich um meine Aufgaben, hoffte aber insgeheim, sie wiederzusehen. Eines Tages nahm ich all meinen Mut zusammen und klingelte an ihrer Wohnungstür. Niemand öffnete. Immer und immer wieder klingelte ich. Eine Nachbarin sagte mir, daß Susi bei einem Autounfall ums Leben gekommen sei.
Es war, als würde ein Hubschrauber in meinem Bauch landen. Ich sehe sie nie mehr, schoß es mir durch den Kopf. Nichts wird so sein, wie es war.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schien die Sonne durch mein Fenster. Die hängenden Äste des Baumes zappelten im Wind, sie ähnelten rothaarigen Zöpfen. Und an den Zweigen hingen bunte Äpfel. Es war, als riefen sie mir zu, ich werde dich nicht vergessen!
Während ich in den Apfel beiße und der süße Saft über meine Lippen läuft, denke ich immer noch an Susi, dieses rothaarige Mädchen. Sie gefiel mir schon lange. Etwas ruppig, dünn, überall Sommersprossen und mit zwei langen Zöpfen ausgestattet, sprang sie durch die Straßen. Ich wußte nie, ob sie mich aus- oder anlachte. Keck auf den Gehwegplatten tanzend und dabei fröhlich ein Liedchen pfeiffend, so sah ich sie fast täglich.
Heute früh jedoch, veränderte sich alles. Mir war jetzt noch ganz komisch zumute und ich wußte nicht warum. Meinem Bauch ging es so seltsam, als wäre er in Bewegung. Es war Samstag und ich lief wie gewöhnlich zum Bäcker. „Seppi, Seppi“, rief es. Ich tat, als würde ich nichts hören. „Seppi, bleib doch stehen!“ Susi lief hinter mir her, zwei Äpfel, in jeder Hand einen, vorsichtig balancierend. Manchmal warf sie einen in die Luft und fing ihn flink wieder auf. Sie bemerkte, wie ich auf die Äpfel sah. „Willst du einen haben“, fragte sie? „Ich weiß nicht“, antwortete ich errötend. Sie spielte weiter mit den Äpfeln, die mir mit jedem Moment süßer, leuchtender und begehrenswerter vorkamen. Geschickt jonglierte sie mit den kleinen Kugeln, immer an meiner Nase vorbei. „Willst du, na willst du?“ „Gib mir einen, bitte!“ Meine Stimme erstickte fast. „Aber“, und dabei sah sie mich so seltsam an, „dafür, dafür mußt du mich küssen!“ Mir wurde abwechselnd heiß und kalt, mein Kopf leuchtete wie die Schlußlaterne von einem Zug. Noch röter, das war, glaube ich, nicht möglich. Plötzlich rannte ich, schneller und immer schneller. Doch Susi war noch flinker als ich. Bald hatte sie mich, nach Luft schnappend, eingeholt. „Hier nimm!“ Dabei berührte sie mich flüchtig, fast zufällig und verschwand. Als hätte mich ein Blitz getroffen, stand ich da und konnte an nichts denken. Langsam setzten sich meine Beine in Bewegung.
„Seppi, was willst du?“ „Seppi?“ Wie im Traum sagte ich, „zehn Brötchen.“
Ich spüre, daß die Flüssigkeit den Hals hinunterläuft, der herrliche Saft des Apfels. ‚Ob ein Mädchen auch so süß schmeckt, frage ich mich?‘ Morgen, ja morgen werde ich sie küssen. Ich beiße einfach in sie hinein, ja das werde ich tun.
Die nächsten Tage machte ich einen großen Bogen um ihr Haus, besuchte Freunde und ging Fußballspielen. Ich trainierte, lief und schoß Tore. Meine Mannschaft jubelte und unser Trainer trug mich auf Händen. Zu Hause konnte ich manchen Sieg melden, meine Eltern waren mächtig stolz auf mich. Fast begann ich die Ereignisse zu vergessen. Beim letzten Samstagsspiel gelang mir wieder alles. Doch, als ich auf das Tor zurannte, es stand gerade 1:1, sah ich Susi. Sie stand hinter der Absperrung und spielte mit zwei Äpfeln.
Ich schoß auf das Tor und traf den Pfosten. Heulen hätte ich können. Dieses dumme Kribbeln und am Schluß haben wir auch noch verloren. Wütend über mich selbst, meinen Bauch und die Äpfel verließ ich den Platz. Dabei liefen mir Tränen über die Wangen. Niemanden wollte ich sehen. Ich trocknete mir mein Gesicht ab und versuchte, mich davonzuschleichen. „Seppi, warte doch!“ Wie angewurzelt blieb ich stehen. Meine Füße versagten ihren Dienst. „Komm, wir gehen in den Park“, legte sie fest. Ich trottete hinterher, nicht so recht wissend, was ich mit mir und ihr anfangen sollte. Hinter einem großen Baum am Weiher lag eine Decke. „Setz dich!“ Willenlos ließ ich mich fallen, voller Angst, aber auch ein wenig neugierig, was jetzt kommen sollte. „Mach die Augen zu, los“, kommandierte sie. Ich gehorchte. Schnell presste sie ihre Lippen auf meine und zog blitzartig ihren Kopf zurück. „Wehe, wenn du das irgend jemand erzählst! Dann, dann bringe ich dich um!“
Als wäre nichts geschehen, begann sie auf dem Baum herumzuklettern, dann schlug sie Purzelbäume und rannte über die Wiese. Plötzlich stand sie wieder vor mir. „Wir gehen jetzt nach Hause!“ Ich hörte sie noch sagen, „und denke daran!“
Die nächsten Tage sah ich sie nicht wieder. Ich mußte zur Schule und zum Training. Immer, wenn ich ihre Straße entlang lief, waren die Fenster durch Rollläden verschlossen. Intensiv kümmerte ich mich um meine Aufgaben, hoffte aber insgeheim, sie wiederzusehen. Eines Tages nahm ich all meinen Mut zusammen und klingelte an ihrer Wohnungstür. Niemand öffnete. Immer und immer wieder klingelte ich. Eine Nachbarin sagte mir, daß Susi bei einem Autounfall ums Leben gekommen sei.
Es war, als würde ein Hubschrauber in meinem Bauch landen. Ich sehe sie nie mehr, schoß es mir durch den Kopf. Nichts wird so sein, wie es war.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schien die Sonne durch mein Fenster. Die hängenden Äste des Baumes zappelten im Wind, sie ähnelten rothaarigen Zöpfen. Und an den Zweigen hingen bunte Äpfel. Es war, als riefen sie mir zu, ich werde dich nicht vergessen!