Midlife Crisis

Hieronymus

Mitglied
Wie fühlt man sich mit grauen Haaren?
mit Jacketkronen, Gold im Munde?
Ganz gut; doch solcherlei Befunde
sind, wenn's drauf ankommt, nicht die wahren.

Ich zähl mein Alter nicht in Jahren.
Mich fordert jede wache Stunde,
Minute, drängelnde Sekunde,
im Unbekannten fortzufahren.

Gibt es ein Leben vor der Rente?
Lohnt es sich noch, sich zu verlieben?
Wo ist die Brille nur geblieben?

Wenn ich die Antwort greifbar wähnte
in allzu kurzen Geistesblitzen,
ließ sie mich meist im Dunkeln sitzen.
 
U

Urbinia

Gast
hallöchen, ... es lohnt sich noch.. nicht nur die jacketkronen zu putzen...nettes Werk über das Alter(n), gibts das überhaupt ( lächel?)
tschüssi von Urbinia
 

george

Mitglied
Hallo, Hieronymus,

die Idee zum Text ist gut.

Einen Vorschlag zur Korrektur des Rhythmus hätte ich:

"Lohnt es noch, sich zu verlieben." (du kannst ein "sich" einsparen).

Die ersten beiden Strophen leiden etwas daran, dass der gleiche Reim "ahren" vorkommt...

In der vierten Zeile holpert's...
In der letzten Zeile würde ich "meist" streichen.

Gruß
Jürgen
 

Hieronymus

Mitglied
Hallo Urbinia, hallo george,

vielen Dank für Zustimmung und Kritik.
Ich ändere die vierte Zeile und hoffe, dass sie dann glatter und deutlicher ist.
Das Versmaß soll ein vierhebiger Jambus mit weiblicher Endung sein, deshalb will ich nicht einfach Wörter auslassen.
Die Gleichheit der Reime in der ersten und zweiten Strophe ist gewollt. Es handelt sich bei dem Gedicht um ein Sonett; da ist diese Gleichheit durchaus zulässig.

Schöne Grüße
Hiero
 
H

Harald

Gast
„... ließ sie mich meist im Dunkeln sitzen.“

Im Dunkeln sitzt sich´s gut, mein Freund.
Kein Licht Dir grell ins Auge scheint,
der Jugend Lärmen tönt von weit –
Du greifst den Flügelschlag der Zeit.

In jenem kleinen Augenblick,
wo Licht ins Dunkel fällt zurück,
wenn Tag Dir in die Nacht versinkt,
dann weißt Du, wie das Alter klingt.


Nur ruhig Blut, das kommt erst als nächster Schritt. Wie schön wäre dann eine Midlife-crises.

Liebe Grüße
Harald
 



 
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