Mir graut vor nichts

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Walther

Mitglied
Mir graut vor nichts


Es klatscht der Mohn mir ins Gesicht.
Die Sonne hält, was sie verspricht,
Und brennt ein Loch mir in den Pelz.
Der Amsel, die laut pfeift, gefällt’s.

Der Türkenmohn prallt feuerrot.
Ich denke nichts, das Hirn wie tot,
Und fahre Kreise um die Bäume.
Als ich das Gras beiseite räume,

Erahne ich, was Wüste heißt:
Die Stirne, die sich rasch verschweißt,
Erleuchtung trifft durch Sonnenstrahlen,
In denen sich die andern aalen.

Das Mähen ist mein Lieblingsjob:
Man fräst sich durch sein Biotop,
Verflucht die Büsche, die drin sitzen,
Gerät ins Grübeln und ins Schwitzen.

Das Hirn ist dumpf, das Leben schwer,
Die Arbeit hart, die Flasche leer,
Der Rücken schmerzt, rot ist die Haut:
Wohl dem, dem nicht mal davor graut.

Das Kreiseziehn macht einen hin,
Und dem kann ich mich nicht entziehn.
Doch nach dem Mähen gibt’s ein Bier:
Bis dahin aber stirbt man schier.
 
H

Heidrun D.

Gast
Ihr müsst aber ein großes Grundstück haben, geschätzter Walther ...

Allerdings muss ich mich jetzt als Treckerliebhaberin outen ... mag aber nur die kleinen knuddligen. Wenn ich einen solchen sehe, frage ich stets, ob ich `ne Runde drehen darf ... ich liebe die Teile!

Dein Gedicht ist aber auch gut. :)

Herzlichst
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Hallo Heidrun,

ich schiebe. :) Treckerfahren ist mir zu riskant. Die Rosen würden es nicht überleben und ich den Rosentod auch nicht.

Bisher stehst Du mit Deiner Ansicht, mein Gedicht sei gut, alleine. Aber das kann sich ja noch ändern. :)

Gruß W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Das sollte dich jetzt nicht verdrießen, Walther,

die Werterei ist doch derzeitig sowieso nicht so recht ernstzunehmen:

Es folgt mein Lieblingsbeispiel:

14 Wörter rein
6 raus durch "Textarbeit"
komplette Umstellung durch "Textarbeit"
neuer Titel durch "Textarbeit"

=

8

Mir gehen da die Schuhe auf!

Heidrun
 

presque_rien

Mitglied
Also ich find's auch gut, lieber Walther. Sehr sogar.

Wie kann man hier nur eine 4 geben? Das erschließt sich mir einfach nicht. Der Text ist formal sauber (nur Verse 4 und 13/14 könnte man vielleicht noch anprangern, wenn man kleinlich sein wollte) und sehr unterhaltsam. Einige Formulierungen sind wirklich witzig:
Und brennt ein Loch mir in den Pelz.
Die Stirne, die sich rasch verschweißt,
Erleuchtung trifft durch Sonnenstrahlen,
Das Mähen ist mein Lieblingsjob:
Man fräst sich durch sein Biotop,
Verflucht die Büsche, die drin sitzen,
Das Hirn ist dumpf, das Leben schwer,
Die Arbeit hart, die Flasche leer,
(Obwohl ich "Hirn" nur einmal verwendet hätte.. die "leere Flasche" ist aber toll als Steigerung des halbleeren Glases ;))

Ich kann mir das ganze Prozedere jedenfalls bildlich vorstellen, und mich dabei prächtig auf deine Kosten amüsieren :D.

Besonders gelungen finde ich aber, dass du wirklich sehr lebensnah dieses Alles-Doof-Gefühl schilderst, das beim Verrichten dieser Art von Arbeit aufkommen kan. Und das in Kombination mit dem Titel. Sehr schön. :D.

Lg presque
 

Walther

Mitglied
Lb. presque-rien,

ed jibbt hier Personen, die ham mich lieb, richtich lieb. Da dient das Werten als Rache für Unbotmäßigkeiten. Das, ihr lieben Rachewerterchens, jeht mia aba irjentwo vorbei, wat heißt, ich mach weiter wie bisher.

Das Gedicht ist in der Tat was für Frustmäher, deren 150 qm Zierrasen von ungefähr 12 Büschen und Sträuchern durchzogen sind, von den Beeten und Wiesenblumen, die man ja stehen lassen muß, ganz zu schweigen. Das 2. "Hirn", was mir manchmal guttäte, habe ich durch dessen möglichen bzw. wahrscheinlichen Aufenthaltsort ersetzt (manchmal ist es ja woanders, wie wir wissen).

Einen Preis wollte ich damit nicht gewinnen, aber etwas zur Erheiterung beitragen. Und wenn das bei der einen oder dem anderen gelungen ist, soll mich der Rest einfach mal gern haben. :D

Danke Dir für Deine Ermunterung. :)

Lieber Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Mir graut vor nichts


Es klatscht der Mohn mir ins Gesicht.
Die Sonne hält, was sie verspricht,
Und brennt ein Loch mir in den Pelz.
Der Amsel, die laut pfeift, gefällt’s.

Der Türkenmohn prallt feuerrot.
Ich denke nichts, das Hirn wie tot,
Und fahre Kreise um die Bäume.
Als ich das Gras beiseite räume,

Erahne ich, was Wüste heißt:
Die Stirne, die sich rasch verschweißt,
Erleuchtung trifft durch Sonnenstrahlen,
In denen sich die andern aalen.

Das Mähen ist mein Lieblingsjob:
Man fräst sich durch sein Biotop,
Verflucht die Büsche, die drin sitzen,
Gerät ins Grübeln und ins Schwitzen.

Der Grind ist dumpf, das Leben schwer,
Die Arbeit hart, die Flasche leer,
Der Rücken schmerzt, rot ist die Haut:
Wohl dem, dem nicht mal davor graut.

Das Kreiseziehn macht einen hin,
Und dem kann ich mich nicht entziehn.
Doch nach dem Mähen gibt’s ein Bier:
Bis dahin aber stirbt man schier.
 
Hallo Walther,
presque und Heidrun haben soviele Lobesworte gefunden, die ich nicht mehr überbieten kann. Ich schließe mich denen einfach an.

Viele Grüße
Marie-Luise
 

revilo

Mitglied
Welch´eine Wonne!Ich sehe Dich schwitzend und glücklich hinter dem Rasenmäher rennen.Ahhhhhhhhhh, was schmeckt das Bier dem Gärtner guuuuuuuuuuuuuuuttttttt! LG revilo
 

Leise Wege

Mitglied
Humorvoll! Ist spannend und macht Spass zu lesen und ist pfiffig in den Bildern.
Ich denke die "Vier-Werter" haben ein größeres Grundstück - da kann dann schonmal Wichtiges in der Sonne verbrannt sein, was Du sogar noch ursprünglich zweimal hattest :)))

Lg Moni
 

Walther

Mitglied
Hi Oliver,

das Bier ist das Beste am Rasenmähen!

Gruß W.

Hallo LeiseWege,

es könnte sein, daß das Hirn derjenigen welchen ein wenig ausgedörrt war. Zuviel geistige Wüste und Sand im Getriebe. *brülllach* (rotfl ist zu wenig).

Gruß W.

In der Tat,

lb. Julia,

ick wollte mia schonn wegschmeeßn. :D

Jrüße W.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

schade dass man nachts nicht mähen darf, dann hättest Du es doch etwas kühler. Der mondbeschienene Rasen hätte eine zauberhafte Ausstrahlung und da die Gänseblümchen ihre Köpfchen geschlossen haben, würdest Du es noch nicht einmal merken, wieviele von denen Du jetzt umgenietet hast.
Ich frage mich natürlich auch, wie Du das machst, dass Du bei dem Mähgeräusch trotzdem noch die Amsel flöten hörst.

Das Bier nach getaner Arbeit würde ja auch zur Mitternacht noch auf Dich warten. Also, wie wäre es mit einer kleinen Zeitverschiebung?

Spaß beiseite, der Text ist Dir gut gelungen pfiffig und amüsant.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
Hi Vera-Lena,

das mit der Amsel geht wie folgt: Wenn der Schnittsammler von dat Mäha voll is, woll, wiad dat Mäha abgestellt un dat Plastikdingens geleert. Justamente in dieser Zeit kannste dann de Amsel sisch einen abflöten hören, woll.

Im Ernst: Die kennt keine Angst, sitzt auf dem Wipfel der Hängezypresse und pfeift sich einen. Unerhört! Obwohl ich unten vom Mähen einen Hitzeschlag kriege. Dat is der voll egal!

Danke für Deine Eintrag! :)

LG W.
 



 
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