Momentaufnahme

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Momentaufnahme

Der Blick zum Himmel tröstet mich,
er trägt jetzt blau, will nicht mehr weinen,
was Flügel schwingt, singt österlich,
das stumme Volk schnauft aus den Beinen.
Da wankt ein Baum, er atmet ein
und aus, sowie der Wind sich dreht,
gemächlich wispert Blatt mit Hain,
wo großes Sein beisammensteht.
Wo kleines Ich die Schühchen senkt
auf dauerfrostentwöhnte Erde,
verzieht ein Blümchen sich gekränkt,
sodass es nie erwachsen werde.
Ein Krokus, dem die Luft zu kühl schien,
verschloss sich vor dem Sprießerlicht,
es lässt die Bienen vor der Müh' fliehn,
den Frühling seh' ich bisher nicht,
ich fühl' ihn.

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Ich weiß, der Schluss ist ein bisschen holperig, Verzeihung, wäre sehr dankbar für Verbesserungsvorschläge, was diesen Teil angeht, momentan fällt mir nichts Besseres mehr ein.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Hallo Alfred, willkommen im Club.

Wenn mir so ein schönes Gedicht eingefallen wäre, hätte ich 4 Strophen daraus gemacht.
Die letzte Strophe hätte ich, um Walthers Kritik zu entgehen, wie folgt geschrieben:

Ein Krokus, dem die Luft zu kalt,
verschloss sich vor dem Sprießerlicht.
Die Biene fliegt noch angeschnallt,
der Frühling kommt und kommt doch nicht.

Wenn du deine letzte Strophe stehen lässt, passt mein letzter Satz auch in deine. (wenn er dir gefällt)

Es ist nur so: die Reihenfolge der Anzahl deiner Silben in den jeweils 4 Zeilen ist 8,9(8),8,9(8). In der letzten Strophe ist es umgekehrt. Das hat aber auch seinen Reiz.

Lieben Gruß dir,
Gerd
 
Stimmt, dass die klingenden Kadenzen in der letzten Strophe diese schwankende Silbenanzahl zur Folge haben, ist mir leider erst aufgefallen, als ich sie ausschrieb. Dann wollte ich das aber auch nicht mehr ändern und ich dachte mir: was solls, es lebe die Abwechslung.
Was die Stropheneinteilung angeht, hast du wohl recht, hätte Sinn gemacht. Die Abschnitte sind ja sowieso relativ deutlich. Und ich schätze, die Verweigerung von Absätzen ist allgemein etwas, an dem ich arbeiten muss... hier ist es gerade vielleicht nicht so wichtig, denkt euch die vier Abschnitte/ Sätze einfach als vier Strophen.
Dein Änderungsvorschlag ist ganz nett, aber vorerst werde ich ihn so wohl nicht übernehmen, wie schon gesagt, ich habe Gefallen an diesem Konzept, also dem Muster der letzten Strophe gefunden, wo ich etwas verbessern wollte, lag eher im Detail. Vielleicht eine etwas glücklichere Formulierung, die dem Ganzen noch mehr Fluss gibt, oder noch ein etwas hübscherer Reim auf "fühl' ihn" - oder gibt es dazu noch eine raffiniertere Alternative? Fiel dir überhaupt die Entsprechung "Frühling"/"fühl ihn" auf, bzw. ist die erhaltenswert? Vielleicht täte ich dem Gedicht doch einen Gefallen, wenn ich diese letzte Erweiterung wegließe...
Danke jedenfalls für dein Lob, deine konstruktive Kritik und dein herzliches Willkommen sowieso. :)
 
L

label

Gast
Hallo Alfred Wowikkidberghson (spannender Name)

Dein Gedicht hat eine wunderschöne Sprache

"gemächlich wispert Blatt mit Hain" ist besonders gelungen

nach meinem Gehör ließe sich eine Verbesserung erzielen mit:



Ein Krokus, dem die Luft zu kühl schien,
verschloss sich vor dem Sprießerlicht,
[strike]es[/strike] lässt die Bienen vor der Müh' fliehn.
Den Frühling seh' ich [strike]bisher[/strike] nicht,ich fühl' ihn.

evtl. auch
und lässt die Bienen vor der Müh' fliehn.
 
Hallo label,

schön, dass du meinen Namen spannend findest. Vielleicht ist er ein bisschen überspannt. Anagramme sind keine leichte Sache und man verfängt sich dabei gerne in übertriebenen Konstruktionen - gerade, wenn es um Namen geht. Eigentlich sollte es ja Alfredo Wikkidberghson werden, bis mir auffiel, dass ich auf diese Weise ein W unterschlagen hätte - böses W! Du hast alles ruiniert! -, weshalb der Doppelnachname nochmal eine Erweiterung über sich ergehen lassen musste. Das fand ich so traurig, dass es schon wieder ulkig war, deshalb habe ich es dabei belassen. :) Aber ich schweife ab.

Zum Gedicht - bzw. deinem Kommentar dazu. Erstmal danke, dass du es größtenteils gelungen findest. Dann muss ich mich aber wundern, dass du jetzt schon der Zweite bist, der mir vorschlägt, die letzten beiden Verse zusammenzulegen. Ist ja klanglich gar nicht so abwegig, aber dadurch geht doch die Betonung des Kontrasts sehen - fühlen, die ich durch diese Herausstellung (ja, die war Absicht) erwirken wollte, ganz verloren. Das will ich nicht. Und ich lege mich einfach einmal fest: in der Hinsicht werde ich die letzte Strophe nicht verändern. Was ich mit holperig meinte, betraf eher den Reim, vor allem mit "Müh' fliehn". Da ich reine Reime und überhaupt klare Schematas sehr verehre, brachte mir diese... Abweichung ein leicht schlechtes Gewissen ein. Aber vielleicht geht es ja wirklich nicht anders, wenn ich die Struktur nicht verändern will. Wenn doch jemand irgendeine geniale Ideehat, was eben genau diesen Punkt betrifft, möge er sie gerne vorbringen - ansonsten kann ich die letzte Strophe denke ich mal abhaken.
Ach ja, das mit dem "und lässt" funktioniert auch nicht so gut - lustigerweise hatte ich das zwischendurch mal dastehen, aber besann mich dann darauf, dass wirklich ursächlich für die Faulheit der Bienen wohl das Sprießerlicht ist, das den Krokus nicht motivieren kann, sich zu öffnen, er reagiert ja selbst nur - bzw. eben nicht. ^^° Jaaa, ich habe mal wieder ein bisschen im Kreis gedacht, hoffentlich habe ich mich dabei nicht verheddert.
So nebenbei... ich hoffe mal, dass niemand meine Antworten überliest, weil ich sie klein mache, ich will nur nicht, dass sie jemandem direkt ins Auge springt und der sich meine Intentionen (die ich ja teilweise deutlich mache) betrachtet, bevor er mein Gedicht liest, das würde mir irgendwie nicht gefallen. Wenn man das hier läse, bevor man weiterkommentiert, fände ich das wiederum sehr praktisch, also, ich weiß nicht genau, ob das hier die Ideallösung ist, muss wohl erstmal abwarten. Wenn ich jemanden übermäßig verwirren sollte, der möge sich melden, dann stelle ich mich um.
 



 
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