Mondzyklus, zunehmender Mond.

Hk

Mitglied
Hallo,
ich habe endlich mal damit angefangen, die Fragmente an Fantasy-literatur in meinem Kopf zusammenzusuchen und zu etwas hoffentlich sinnvollem zusammenzustellen. :) (Das bedeutet auch, dass man unter Umständen einige Dinge seltsam finden wird, da zwischendurch doch eine Menge Gedanken dahintersteckt.)
Damit man keine falsche Hoffnungen weckt: Das hier soll kein Werk werden, in dem bewusst grandiose philosophische Fragen aufgeworfen werden (von solchen Geschichten werde ich schon genug verwirrt ;)), man könnte es vielmehr als "Traum mit glorifizierter Darstellung von Kriegern, beeinflusst durch Wikinger uÄ" beschreiben. ;)

Da dies bereits vorher zu Verwirrung geführt hat: Die Begrenzungen der wörtlichen Rede habe ich mit etwas mehr Bedeutung versehen als üblich ist, indem ich sie verwende, um die Sprache anzudeuten, in der gesprochen wird. Aktuell wichtig ist, dass Anführungszeigen ("") bedeuten, dass in der Sprache der Menschen gesprochen wird und nach aussen zeigende Groesser- bzw Kleinerzeichen (<> ) bedeuten, dass in der Sprache der Elfen gesprochen wird. Groesser- und Kleinerzeichen in der anderen Richtung (>< ) stellen Gedanken dar. (Wobei noch die interresante Frage besteht: koennte ein elfischer Magier die Gedanken eines Menschen lesen?)

Genug der worte in dieser Welt.


Drei Pferde folgten einem alten Pfad in einem lichten Wald, einem Auslaeufer des Waldes der Elfen. Auf zweien der Pferde sassen Menschen, das dritte war bepackt mit vielerlei Dingen, von Waffen über Rüstungsteile bis hin zu Beuteln voller Nahrung.

Der ältere der beiden Reiter - Xanatos - war recht klein, aber umso breiter gebaut. Der Kopf war vollkommen kahl - kein Bart, kein Haupthaar. Um die Schultern lag ein rotes Band, auf dem goldene Stickereien glitzerten. Der Rest des Kriegers war durch einfache, rauhe Kleidung geschützt.

Der andere der beiden Krieger war umso grösser und mindestens genauso kräftig, wenn nicht sogar kräftiger als Xanatos. Im Gegensatz zu diesem hatte dieser Krieger langes braunes Haar, bis über seine Schultern fiel es. Auch der tiefbraune Bart des Schülers war beeindruckend, er fiel weit auf die Brust des Kriegers. Auch er trug ein rotes Band um den Hals und auch auf diesem waren goldene Stickereien zu sehen. Seine rauhe Kleidung wurde in der Mitte von einem schweren Ledergürtel zusammengehalten. Dieser Gürtel hatte einige Last zu tragen, denn an ihm hingen an jeder Seite Schwerter - keine Meisterwerke der Schmiedekunst, aber gepflegt und schwarf - sowie zwei Äxte.

Auf einmal kommte der Jäger sehen, wie Xanatos sich im Sattel anspannte. "Du hörst es auch?"
Xanatos nickte. "Kampfeslärm. Mehrere Dutzend auf jeder Seite. Sehen wir uns das an."

Der Jäger nickte. Beide glitten aus den Satteln, liessen ihre Pferde zurück und bewegten sich leise durch den lichten Wald. Relativ bald konnten sie das Schlachtfeld vor sich sehen. Wie Meister Xanatos gesagt hatte. Etwa zwei Dutzend Elfen auf der einen Seite, etwa zwei Dutzend und ein paar menschliche Soldaten auf der anderen Seite.

Inmitten der Elfen, etwas zurück, stand eine Elfin, die besonderes auffiel. Wodurch genau wusste der Jäger nicht einmal genau. Vielleicht dadurch, dass sie trotz umherirrender Pfeile ruhig dort stand und den Kampf um Auge behielt? Durch die leichte Rüstung und die zwei Schwerter - das bedeutete immerhin, dass sie einmal zu den Klingentänzern gehört hatte.

<Beenden wir dies.> raunte Xanatos seinem Schüler auf elfisch zu. <Die Menschen wollen die Elfen nur versklaven. Sie haben keinen Grund zu kämpfen.>
Der Jäger nickte. Er nahm das rote Stirnband von den Schultern und zurrte es fest um seinen Kopf. Als er Xanatos ansah, sah er auch dessen rotes Stirnband und sein Nicken.

Mit einer schnellen Bewegung hatte der Jäger das Schwert in der linken und eine Axt in der rechten Hand und glitt hinter einem Bogenschützen der Menschen auf die Lichtung. Der hatte ihn nicht kommen gehört und das Schwert traf ihn in der Nierengegend. Leise ging er zu Boden. Ohne sich weiter aufzuhalten schritt der Jäger weiter voran, bis ihn endlich ein Mensch erblickte, der ebenfalls etwas weiter zurückstand.

"JÄGER!" brüllte er. "DREI MANN AUF JEDEN!"

Ein kurzes Zögern entstand, als die Masse der Soldaten sich entschied, wer gegen die Neuankömmlinge antreten musste, doch dann traten sechs Soldaten zurück und teilten sich auf die beiden Neuen auf. Der Jäger musterte seine Gegner. Alle hatten Schwert und Schild - Standardausrüstung. Alle bewegten sich, wie sich Soldaten bewegten - Standardausbildung. Daher wussten sie, wie sie vorgehen sollten: Formation annehmen, dicht zusammenbleiben.

<Wenn der Gegner ein bisschen Vorbereitung braucht>, hatte Xanatos ihn gelehrt, <dann tritt ihm mitten in die Vorbereitung und zerschlage ihn.>

Mit wenigen langen Schritten hatte der Streiter die Entfernung zum ersten Soldaten zurückgelegt. Grimmig sah der Mann ihn an und suchte aus den Augenwinkeln nach den anderen Soldaten. Ein Fehler, denn er sah den Tritt gegen sein Knie nie kommen, schrie aber auf und knickte um als dieser traf. Wenige Sekundenbruchteile rammte eine Axt gegen seinen Schädel und beendete den Kampf.

Die beiden anderen Soldaten zögerten nun etwas, doch der Jäger setzte auch diesen beiden nach. Der erste, den er erreichte, versuchte, einen Hieb mit dem Schwert anzubringen, doch der Jäger lenkte diesen mit dem eigenen Schwert zur Seite, während er mit der Axt nach dem Soldaten hieb. Der hatte sein Schild noch hochgehoben und die Axt krachte auf dieses Schild. Der Jäger wusste nun, was er zu tun hatte: er glitt etwas zur Seite und hieb mit dem Schwert nach dem Hals des Soldaten. Dieser versuchte, sein Schild zu heben, doch der Arm reagierte nicht.
In diesem Moment gellte ein Schrei über das Schlachtfeld. Der Jäger wusste fast augenblicklich, was dies bedeutet hatte. Xanatos war getroffen. <Verdammt! Ihr Idioten> gellte es vond er Seite der Elfen herüber. <Feuert nicht auf die neu angekommenen!>

Er schenkte diesem jedoch keinen Blick, denn der dritte Soldat war inzwischen nahe an ihn herangekommen und hieb ebenfalls mit dem Schwert zu. Der Jäger wich dem zur Seite aus und hieb mit dem Schwert nach dem Hals des Soldaten. Dieser blockte mit dem Schild, doch liess er dadurch den Tritt nach seinem Knie durch. Den zweiten Hieb konnte er nicht mehr blocken.

Erst jetzt liess der Jäger einen Blick über das Schlachtfeld streifen. Xanatos war tot. Mehrere Pfeile ragten aus seiner Brust - elfische Pfeile, aber auch mehrere Wunden - durch Schwerter - waren zu sehen. Vermutlich hatten die Pfeile ihn behindert und die Menschen den Rest erledigt.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass es sehr viel stiller geworden war. Die Menschen waren tot - oder geflohen.



Die Kriegsherrin sah sich um. Kein Mensch lebte mehr. Zumindest keiner der Menschen, die sie angegriffen hatten. Die Elfen waren noch immer angespannt, denn sie wussten nicht, was sie von diesem Krieger zu halten hatten. Er hatte sie noch nicht angegriffen, allerdings war er so schnell, dass es schwer werden würde, ihn aufzuhalten, wenn er angreifen wollte.

Er erwiederte die Blicke der Elfenkrieger, dann ging er auf die Knie und legte sein Schwert und die Axt zur Seite. Dann löste er den Knoten im roten Stirnband mit den goldenen Stickereien und hängte es sich locker um den Hals. Von einem der Toten vor ihm riss er einen Streifen Stoff ab und wischte das Blut und anderen Schmutz von den Klingen der Waffen.

Die Kriegsherrin erinnerte sich. <Die Jäger tragen im Kampf dieses Stirnband. Sie binden damit Furcht, Mitleid und Schwäche. Wenn sie das Stirnband ablegen, ist der Kampf für sie beendet.> hatte ihr Meister gesagt. Dieser Jäger hatte das Stirnband abgelegt, also schienen sie kein Feind für sie zu sein.

<Der Kampf ist zuende.> rief sie ihren Soldaten auf elfisch zu. Kritische und misstrauische Blicke trafen sie, aber Schultern zuckten und viele dachten sich >Die Kriegsherrin weiss schon, was sie tut.< und begannen, ihre Waffen zu säubern und VErletzte zu versorgen.
Die Kriegsherrin wandte sich an den Jäger. <Euer Kamerad starb durch die Hand eines meiner Soldaten.> stellte sie in der Sprache der Elfen fest.

Der Jäger blickte sie an und nickte knapp. Die Säuberung der Waffen hatte er abgeschlossen. Deshalb stand er wieder auf und hängte sich die Waffen an den Gürtel.

Verwirrt blickte die Kriegsherrin den Jäger an. <Ihr versteht mich doch? Hegt ihr keinen Groll gegen mich?>
Der Jäger blickte sie nur ruhig an und antwortete - zu ihrer Überraschung in der Elfensprache: <Euer Soldat wusste nicht, dass wir keine Feinde sind. Ihn trifft keine Schuld. Euch trifft keine Schuld. Schuld trifft nur die Menschen, die den Kampf heraufbeschworen haben.>
Die Elfin sah eine düstere Entschlossenheit in seinen Augen aufblitzen.

<Was habt ihr vor?> fragte sie.
Ohne eine Regung zu zeigen antwortete der Jäger: <Ich werde sie vernichten.>
Auch wenn sie die Antwort bereits wusste, sie fragte denoch nach: <Wen werdet ihr vernichten?>
<Die Menschen. Ihr Imperium.>

Da es nun ausgesprochen war, musste die Elfin fast lachen, doch das Lachen blieb ihr im Halse stecken, als sie tief in die Augen des Jägers blickte. Hatte er die Worte nur aus Wut hervorgestossen? Aus Wut, dass diese Soldaten den Kampf heraufbeschworen und damit seinen Kameraden getötet? Nein. Sie fand keine Wut. Keinen Hass. Nicht einmal Furcht. Sie fand nur eine Entschlossenheit, die ihr Schauer über den RÜcken jagte. Derartige Entschlossenheit hatte sie bereits einmal gesehen.

Sie erinnerte sich klar an diese Augen der Vampire. Klar, frei von Furcht, frei von Wut, aber von grauenhafter Entschlossenheit und hunger durchsetzt. Diese Augen sah sie, bevor die Vampire sich in die Schlacht gegen die erste Legion der Menschen im Elfenwald warfen. Keiner hatte diese Nacht überlebt. Keiner der Hundertschaften der Vampire, und erst recht keiner der tausenden Menschen. Sie schauderte, als die Erinnerung an die Nacht mit Macht zurückkehrte.

Die Erinnerung an die Schreie in dieser Nacht, die Schreie der Menschen, die fast nicht mehr menschlich waren, und die unmenglischen Schreie der Vampire. Und die Erinnerung an das Schlachtfeld am nächsten Tag. Krieger mit Jahren der Erfahrung hatten dieses Schlachtfeld gesehen und hatten sich übergeben.

<Das ist Wahnsinn. Ihr habt keine Chance.> brachte sie schwach hervor.
<Ich weiss. Alleine kann ein Krieger einen Drachen nicht besiegen. Aber hundert Krieger besiegen einen Drachen.>
<Und woher habt ihr hundert Krieger?>
<Ich habe einen Krieger. Ihr habt ein oder zwei Dutzend.>
<Warum sollte ich mit euch in diese aussichtslose Schlacht ziehen?>

<Es gibt bei uns Jägern eine Geschichte. Es gibt ein Haus, in diesem Haus leben eine feige Ratte und ein mutiger Krieger. Ein Drache greift dieses Haus an. Der Krieger stellt sich dem Drachen im offenen Kampf. Der Drache tötet ihn. Die Ratte verkriecht sich in einem Loch, doch dieses wird verschüttet, als der Drache das Haus niederreisst. Die Ratte erstickt qualvoll über viele Stunden.>

<Und mir soll das was sagen?> fragt die Kriegsherrin schärfer - mit einer Ratte vergleichen zu werden war doch hart.
Der Jäger zuckte nur mit den Schultern und antwortete: <Mir scheint, die Geschichten über Elfen sind zum Teil wahr, und zum Teil komplett falsch.>
<Welche Geschichten?>

<Die einen erzählen von grossen elfischen Magiern und Denkern. Sie bewegen gigantische Dinge mit ihrem Geist. Diese scheinen sich zu irren. Die anderen erzählen von feigen Elfen, die sich im Wald verkriechen, während Krieger ein Dorf verwüsten. Sie scheinen sich nicht zu irren.>

Die Kriegsherrin sog scharf die Luft ein. Das war eine Beleidigung - mehr noch, mehr eine Kränkung ihrer Ehre. Kurz überlegte sie, ob sie ihren Kriegern befehlen sollte, ihn zu töten, doch das würde nur denjenigen, der die Worte sprach, tilgen, nicht die Worte selbst.
<Man kann mir jedoch auch das Gegenteil beweisen.> murmelte der Jäger, wie zu sich selbst.
<Wartet hier. ich muss mit den Kriegern sprechen.> presste die Kriegsherrin hervor und wandte sich zu den Kriegern um, die sich in etwas Entfernung gesammelt hatten.
 



 
Oben Unten