NEIDISCH

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Wounded2001

Mitglied
NEIDISCH

Der Himmel ist grau
und auf den Strassen pulsiert
totes Leben
Regen fällt, Nadelstichen gleich, auf die Haut
Der Himmel weint brennendheisse Tränen
Kein Vogel-Laut, denn tote Vögel singen nicht

In den Nachrichten
ein kleines Mädchen, schwarze Haut
und aufgebläther Bauch
wie ein giftiges Geschwür
dem Platzen nahe
und mit erbarmungsloser Hand
wischt ihr der Hunger das letzte Lächeln fort

In der Schule ein nagelneuer Abfalleimer
Pausenbrote, Wurstsalat und Bienenstich
Der Hausmeister wälzt sich mit einem Schild
für ihn daher
"Wegen Überfüllung geschlossen"

Ein weiterer Krieg, irgendwo ganz nah bei uns
Der Tag, so wunderschön
Verwesende Leichen in der Mittagsglut
...und die Fliegen werden wieder satt

Tote auf der Autobahn
verbrannt und zerquetscht
Geisterfahrer in das Jenseits
mit Leichentüchern aus Blech und Stahl
Während zu Hause eine Tochter, ein Sohn
auf die Eltern wartet
und die Großmutter nicht weiss
was sie sagen soll

Hautkrebssteigerung auch in Europa
...fällt wahrscheinlich unter Artenschutz
und in Südamerika stirbt der Regenwald
ausgerottet von Selbstmördern
Ein Kleinkind stirbt an Asthma
Bayer, Schering, Höchst...
die Chemie, die macht das schon!

...und ich werde neidisch und verzweifle daran
wie gut es dem Rest der Welt doch geht.
Denn DU hast MIR das Herz gebrochen!




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Anmerkung:
Ich weiss das das Gedicht HIER nicht so ganz in die Rubrik passt. Aber ich schrieb es seinerzeit als ich innerlich triefend vor Ironie und Sarkasmus aus Selbstschutz
wieder die Zeit mit mir allein verbringen musste.
Liebe Grüsse------------------
 

ex-mact

Mitglied
Moin,

obwohl ich - wie gewiss viele andere auch - Dein Gefühlsdilemma in einer ,,Herzbruchsituation'' nachvollziehen kann, finde ich das Gedonnere mit menschlichem Leid, nur zum Zweck des emotionalen Overkills, furchtbar, grässlich und abstoßend.
 

Wounded2001

Mitglied
entschuldige, du hast dann aber hier gar nichts verstanden. schaue nicht nur mit dem einen auge, ausser es könnte sein, du wärest auf dem andren blind.
abstossend finde ich das, was ich täglich in den nachrichten und dergleichen mitbekomme, und mich dieses in tiefe traurigkeit und mitleid stürzt. ob du es glaubst oder nicht, auch einen krieg hab ich in meinen jungen jahren miterlebt, weil ich aus einem osteuropäischen land stamme, wo dieses gar nicht lange her ist. erzähle mir also bitte nicht was grässlich, abstossend etca ist. ich habe es gesehen!
ich klage an was menschen andren menschen antun. auch ich bin nur mensch, und letzten endes auch mir selber irgendwie der nächste. und manche geschehen, die einem zustossen respektive zugefügt werden, erscheinen in dem akuten augenblick das schlimmste auf der welt zu sein für einen.
doch irgendwie geht es für einen irgendwann auch wieder weiter. doch das entsetzen und der schmerz in der welt kennt keine pause. und letztendlich, klage ich DAS an!

ergo nochmal (nicht böse gemeint!) : entschuldige, du hast dann aber hier gar nichts verstanden. schaue nicht nur mit dem einen auge, ausser es könnte sein, du wärest auf dem andren blind.

ich danke dir dennoch sehr für deine kritik, und werde nochmals über meinen text nachdenken. (obwohl ich bis dato so eine rückmeldung noch von niemanden bekam)
so, das musste mal gesagt werden, ich konnte es nicht so "stehen" lassen.
liebe grüsse
 
"und letzten endes auch mir selber irgendwie der nächste. und manche geschehen, die einem zustossen, zugefügt werden, erscheinen in einem gewissen augenblick das schlimmste auf der welt zu sein für einen.
doch irgendwie geht es für einen selber immer weiter irgendwann. doch das entsetzen und der schmerz in der welt kennt keine pause."

Eigentlich hatte ich deinen Text so interpretiert, dass bezogen auf das allgemeine Leid das Eigene eigentlich nichtig ist...
Deine Antwort scheint aber etwas anderes auszusagen, oder habe ich deine Antwort falsch gedeutet?
 

Wounded2001

Mitglied
hallo michael!
leute, macht es euch doch nicht so schwer :)! ja michael, und nein michael. zudem hab ich den text grade bischen umgeschrieben, weil ich die wirre grammatik am ende selber nicht mehr verstand *g*. hab mich etwas aufgeregt, nun gut.
wenn jemand der text nicht gefällt is das kein problem, wirklich nicht. es ist immerhin "mein text", den ich in einer zeit grossen schmerzes geschrieben habe, und der eigentlich nich dafür gedacht war, dritten zugänglich zu machen.
kurzfassung:
ich klage das alles an was ich hier niederschrieb. (wer mich persönlich kennt weiss sehr wohl wie sehr ich mich über diese dinge aufrege und schlimm finde). und ich wollte auch mit den textpassagen, die den "weltschmerz" (nennen wir es mal so) widerspiegeln (und nun kommen wir zu DEINER RICHTIGEN aussage michael), das das allgemeine leid schlimmer wiegt, als das persönliche. Doch kam noch nie jeder in eine Situation (negative), wo ihm etwas zustoß, das so schlimm führ ihn war, das ihm der rest der welt (sorry) scheissegal war? und dies passiert sehr oft, das ist standard eigentlich.
1. ich klage alles schlimme an was auf der welt passiert
2. ich klage den egoismus an, dem die menschen immer mehr verfallen
3. ich klage aber auch die frau an, die mir seinerzeit das herz brach

so, und nun mag ich nicht mehr. ich danke aber jedem der hier was dazu beisteuert, egal ob negativ oder positiv!
Jeder Tag ein Sonnentag für Dich!
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Beurteilungen sind wie Konzertkritiken. Jeder sieht es anders. Manche schreiben Kritiken, ohne im Konzert gewesen zu sein und bei mancher Kritik weiß man nicht, in welchem Konzert er war.
Hermann Lahm
 

ex-mact

Mitglied
Moin,

es mag sein, daß Du nicht mehr magst - aber Du stellst den Text unter ,,Humor, Satire, Ironie'' (mit dem Hinweis, daß er hier nicht wirklich passt).

> der eigentlich nich dafür gedacht war, dritten zugänglich zu
> machen.

Da stellt sich mir die Frage, warum Du ihn dann doch veröffentlichst? Doch wohl deshalb, weil Du Reaktionen haben möchtest?

> ich klage das alles an was ich hier niederschrieb

...was an der ironischen Aussage dann aber zweifeln lässt, auch an der satirischen und erst recht an der humorvollen. Auch dann, wenn der Text in diesem Forum nicht so richtig passt :)

> Doch kam noch nie jeder in eine Situation (negative), wo
> ihm etwas zustoß, das so schlimm führ ihn war, das ihm der
> rest der welt (sorry) scheissegal war?

Gewiss. Ich schrieb ja auch - lies mit beiden Augen, nicht nur mit einem etwaig blinden - daß ich das GEFÜHL durchaus nachvollziehen kann, die TECHNIK, mit ganz konkreten Misständen dieser Welt (eben nicht mit abstraktem Weltschmerz) um sich zu werfen die Aussage des Textes aber sehr fragwürdig macht.

Zur Akzeptanz von Textkritik gehört auch, daß Du anerkennst, daß Leser Deines Textes die Aussage ,,in der Welt passieren viele schreckliche Dinge, für die es vielleicht stellenweise eine Abhilfe gibt, aber mir geht es im Augenblick so schlecht, daß ich auf alle anderen neidisch bin'' so verstehen, daß der ,,Erzähler'' selbstsüchtig und ignorant ist.

Es mag sein, daß Du es nicht so gemeint hast, aber es kommt so bei mir an. Die Version, daß Du den Erzähler anklagst, der nicht versteht, daß es der Welt viel schlechter als ihm geht, kommt aus Deinem Text nicht raus. Daran solltest Du in meinen Augen durchaus noch feilen.

Eine Möglichkeit wäre vielleicht, statt ,,... und ich verzweifele ...'' zu schreiben: ,, ... nur ich allein verzweifele ...'' - es ist noch nicht deutlich genug, aber IMHO besser als die momentane Fassung.
 

Wounded2001

Mitglied
@ mact
aha ,es geht doch ;-)!
schon besser. danke das du mir nun informationen lieferst mit denen ich auch was anfangen kann!
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Das ist die klarste Kritik der Welt,
wenn neben das, was ihm mißfällt,
einer was Eigenes, Besseres stellt.
Emanuel Geibel
------>
............
>der eigentlich nich dafür gedacht war, dritten zugänglich zu machen.
Da stellt sich mir die Frage, warum Du ihn dann doch veröffentlichst? Doch wohl deshalb, weil Du Reaktionen haben möchtest?
>>Nein mact, ich stellte es hier rein, in der hoffnung das es gar niemand entdecken sollte! ;-) natürlich wollte ich reaktionen bewirken! Konstruktive Kritik! Welche Dir ja nun im 2ten Anlauf geglückt ist.<<
..................................
hab mir deine rückanwort nun mal als textdatei kopiert, um sie in ruhe durchlesen zu können, da sie nun konstruktive kritik darstellt. danke, nun hats mich gefreut. mal sehen was ich nun durch deine hilfe daran verbessern kann.
liebe grüsse
 
K

Klopfstock

Gast
verstehe....

Hallo, Wounded2001,
genau die 3 Punkte:
1. Ich klage alles Schlimme an, was auf der Welt passiert.
2. Ich klage den Egoismus an, dem die Menschen immer mehr
verfallen.
3. Ich klage aber auch die Frau an, die mir seinerzeit das
Herz brach.
Genau so habe ich es beim lesen Deines Gedichtes verstanden. Bin ich zu einfach gestrick, oder warum
verkompliziert man es? Mir gefällt Dein Gedicht (wenn man
bei solchem Inhalt von Gefallen reden kann).

Liebe Grüße
 

Wounded2001

Mitglied
hallo liebe klopfstock!
vielen dank! ich fing schon an an der welt oder an mir zu zweifeln *g*. genau SO wollte ich es verstanden haben. ich hab mich gestern abend nochmal mit meinem text befasst, und werde ihn so lassen wie es ist. hab ihn gestern noch 3 anderen personen gezeigt, und die aussagen decken sich mit deiner. ich fand es sehr schade, das ich ich ihn hier so "verbal" zerstückeln und offen legen musste, da für mich die aussage und botschaft an sich klar war. Michael hatte ihn im übrigen auch richtig erfasst.
ach und noch was, ich denke nicht das man *einfach gestrickt* sein muss, um den text auf anhieb zu verstehen, eher gegenteilig ;-) !
dankeschön für deinen beitrag!
im übrigen fieber ich bereits auf weitere werke von dir!
liebe grüsse
 
K

Klopfstock

Gast
bittere Ironie....

Für mich ist im letzten Absatz des Gedichtes
eine "bittere Ironie" und diese ergibt sich
aus der Tatsache, daß man im Augenblick
des persönliches Unglücks immer zuerst das
Gefühl hat, dem Rest der Welt geht es unvergleichlich besser.Übrigens finde ich dieses Gedicht auch deswegen so gut,weil es den Irrsinn des Daseins verdeutlicht,
seine Widersprüchlichkeit, dieses Existieren der verschiedenen Welten auf diesem "Gottserbärmlichen Planeten".....

Lieben Gruß
 

Wounded2001

Mitglied
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Für mich ist im letzten Absatz des Gedichtes
eine "bittere Ironie" und diese ergibt sich
aus der Tatsache, daß man im Augenblick
des persönliches Unglücks immer zuerst das
Gefühl hat, dem Rest der Welt geht es unvergleichlich besser.
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tja, was klopfstock da schreibt dem ist nichts hinzuzufügen.
ich werde sie engagieren um meine gedichte und texte für die "Übrigkeit" zu "übersetzen" ;-)
Klopfstock, Du bringst die Sache auf den Punkt! Schön das es Dich gibt!
Danke!
 

GabiSils

Mitglied
Leid

Es gibt kein großes oder kleines Leid. Jedes Leid ist individuell. Wie soll man das quantitativ messen oder bewerten? Ist Überlingen schlimmer als Erfurt, weil es mehr Tote gab? Ist Columbias hilflos-zynische Sichtweise der "popligen achzehn Toten von Erfurt" berechtigt?
Vielleicht ist Woundeds "Erzähler" selbstsüchtig und ignorant im Moment seines persönlichen Unglücks, und das steht ihm auch zu.
Jede Verarbeitung von Trauer, Schmerz, Entsetzen nimmt den Raum ein, die sie braucht, und manchmal füllt sie das ganze Dasein. Wer anderen dieses Recht abspricht, verlangt, das eigene Leid in Relation zu setzen und damit unwichtiger, nebensächlicher, gar - vielleicht - lächerlich zu machen, bereitet den Weg für die seelenlosen Monster, die dann andere leiden lassen.

Gabi
 

Wounded2001

Mitglied
dankeschön GabiSils :)! Ja, so ist es ganz einfach. Nachdem ich den Text noch andren Leuten zeigte, und reihum nur positve Rückmeldung bekam, und der Text auch richtig interpretiert wurde von diesen Leuten, bin ich sowieso nun vollends beruhigt ;-) !
Wahrscheinleich hatte Mact da einfach nur nen schlechten Tag. Um mit den Worten eines Freundes von mir hier zu enden, welches diese nach dem Lesen sofort aussprach :
"Ich weiss nicht, was daran falsch ist, oder wo die Schwierigkeit liegen soll, das richtig zu interpretieren."
 



 
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