Namensgebung

knychen

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Namensgebung

Es war im März `98.
Ich fuhr nachts mit dem Lkw auf der A61 von Köln nach Mainz und es war Vollmond. Nach Mitternacht ist es auf der Autobahn ein entspanntes Fahren, fast nur noch Lkw sind unterwegs und mehr oder weniger alle Dank des gesetzlich vorgeschriebenen Geschwindigkeitsbegrenzers gleich schnell.
Und bei Vollmond hat diese Strecke auch nachts durchaus ihre landschaftlichen Reize. Man kann nach rechts kilometerweit in die Eifel schauen und nach der Moselüberquerung bei Koblenz den Hunsrück im Mondenschein bewundern, linkerhand sind es die Rheinebene, das Siebengebirge und später der Westerwald und ein bißchen Taunus, welche in ebendieser Reihenfolge die Blicke auf sich ziehen.
Und wenn ich so des Nachts durch das Land fahre und keine privaten Probleme zu wälzen habe, suche ich mir irgendein Thema und das wird dann nach dem Motto: „Was wäre, wenn...“ wie ein Kuchenteig in alle Richtungen ausgerollt.
Ich war damals 34 Jahre alt und hatte mir für die ganz persönliche Blue-Moon-Sendung das Thema „Tote im Bekanntenkreis“ gewählt.
Da war Ingo, der vor zwanzig Jahren aus Liebeskummer nachts frontal in einen russischen Armee-Lkw fuhr.
Und da war Winfried, der nach einer Party betrunken an einem illegalen Gleisübergang stolperte und bewusstlos oder betrunken, wer weiß es, von der S-Bahn überrollt wurde.
Und da war Lemke, der langsamste Kellner der Welt. Man konnte im Hochsommer sozusagen mit heraushängender Zunge in die ansonsten leere Stammkneipe kommen und erst nach zehn Minuten erschien er am Tisch, um zu fragen: „Wollt ihr was trinken?“ Er hat sich, pedantisch wie er war, Anfang der Neunziger über der Badewanne aufgehangen.
Und da war mein Freund Steffen. Er hatte, kurz nachdem er endlich eine eigene Wohnung gefunden, den Kopf ungelogen in die Bratröhre gesteckt und das Gas aufgedreht. Vorher war er Untermieter in meiner Anfang der Achtziger in Ost-Berlin besetzten Wohnung und meine Küche war wohl die Einzigste in ganz Berlin, in der er schalten und walten durfte, wie er wollte. Bei allen anderen Bekannten hatte er Küchenverbot, denn er konnte zwar göttlich kochen, aber der Ort seines Schaffens sah jedes mal aus wie ein Schlachtfeld. Ursprünglich wollte er auch Koch werden, aber es gab in Rostock, dort stammte er her, wohl keine entsprechende Lehrstelle und so wurde er Zimmermann, kam im Rahmen eines großangelegten Wohnungsbauprogrammes nach Berlin und weil ihn das Bauarbeiterwohnheim anstank, zog er nach einem Kneipenkontakt bei mir ein. Ich hatte ja zwei Zimmer mit Küche und das Klo ´ne halbe Treppe tiefer und unter der Woche war ich eh nicht zu hause. So traurig die Sache mit seinem Freitod damals auch war, ich bin ihm heute noch dankbar, dass er es nicht in meiner Küche getan hat.
Und bei Gas fiel mir Anna ein.
Das erste Mal sah ich sie 1978 im Herbst auf dem Schulhof. In der neunten Klasse war ich und neu in dieser Schule. Ich ging durch das Treppenhaus als ich durch ein geöffnetes Fenster ein hinreißendes Lachen hörte. Ich schaute hinaus.
Und da stand sie: enge ausgewaschene Jeans, ein rot-weiss-quergestreiftes T-Shirt lose über den Hosenbund hängend, die Figur noch ganz mädchenhaft und das honigblonde Haar auf dem Scheitel raspelkurz, auf dem Rücken jedoch ganz lang herabhängend. Sie stand dort mit ihrem Fahrrad und einem anderen Mädchen und als ich meinen neugierigen Kopf durch das Fenster steckte, sah sie nach oben und lächelte.
„Det isse !“wusste ich sofort.
Wenig später kamen wir uns bei einer Turnhallen-Disco durch ein zwangloses „Haste-mal-Feuer?“näher und ich erfuhr, dass sie Anja heißt, von allen Anna genannt wird, 13 Jahre alt ist( Ich war 14)und zur Zeit, oh Wunder, keinen Freund hatte. Und Lachen konnte sie, man musste einfach mitlachen.
Wir wurden ein Paar oder wie man so sagt: „Wir gingen miteinander.“
Das mit uns hielt die für das damalige Alter unglaubliche Dauer von neun Monaten. Im Juni war Schluss, warum, weiß ich nicht mehr, aber in den darauffolgenden Jahren waren wir immer wieder zusammen, selbst wenn wir gerade in einer festen Beziehung steckten. Wir trafen uns zufällig, liebten uns und gingen auseinander. Ohne Konsequenzen und ohne Ziele.
Nach der Schule machte ich eine Lehre als Herrenmaßschneider, ging für achtzehn Monate zur Armee und zog dann in die vorhin erwähnte Wohnung in Adlershof. Arbeit hatte ich als Kraftfahrer in einem Chemie-Betrieb gefunden.
Sie wurde nach der zehnten Klasse Bäckerin und arbeitete auch in diesem Beruf.
Mit der Wohnung gab es kurzfristig Scherereien und ich musste zumindest vorübergehend dort raus.
In dieser Situation traf ich Anna nach längerer Zeit in einer Wildauer Disco wieder, ich erzählte ihr von meinem Problem und sie meinte, ich könnte ja vorerst bei ihr wohnen. Das war an einem Freitagabend und ich sollte am Sonntagnachmittag zu ihr kommen und sie würde mir einen Schlüssel geben usw.
Sonntagmittag stieg ich in Wildau aus der S-Bahn und treffe als erstes meinen alten Freund Manne nebst Motorrad.
„Fahr mich doch mal schnell zu Anna.“
„Da brauchste nicht hin, die ist tot, hamse heute früh gefunden, Abschiedsbrief an der Tür, Gas aufgedreht und die blöden Bullen ham sogar noch geklingelt, die hätten in die Luft fliegen können, Mann!“
Und wie ich so die A61 runterfahre habe ich diesen typischen Dreiecksblick drauf, `ne Weile geradeaus, kurzer Blick in den linken Rückspiegel, kurzer Blick auf’s Armaturenbrett und wieder geradeaus.
Aber plötzlich ist mir so, als ob da auf dem Beifahrersitz etwas ist, was vorher nicht da war, so aus dem Augenwinkel, verstehst Du?
Ich schaue also rüber und da sitzt Anna, die gleichen Klamotten wie damals `78, die gleiche Frisur, aber die Figur wie kurz vor ihrem Tod; sie hatte eine tolle Figur.
Als Mann von rationalem Denken und Handeln schlussfolgere ich: „Halluzination“, schaue geradeaus und nach einer kurzen Pause wieder nach rechts. Da sitzt Anna und lächelt mich an.
„Brauchst keine Angst haben, ich bin’s wirklich.“ sagt sie.
„Du bist...“
„Ja, ich weiß, ich bin tot, aber deswegen kann ich doch hier sein, oder?“
Ich spüre, wie vor Aufregung mein Adrenalinspiegel steigt; wenn es nicht so schummerig im Fahrerhaus wäre, könnte man die Röte sehen, die mir ins Gesicht kriecht. Die zitterigen Hände kann ich gut kaschieren, indem ich einige mehr oder weniger wichtige Handgriffe wie Radio leiser stellen, Fenster etwas öffnen, eine Zigarette anzünden, verrichte. Das lenkt mich vom Grund der Aufregung ab und ich werde wieder ruhiger.
„Wie geht es dir?“ frage ich und merke im gleichen Augenblick, wie bescheuert die Frage eigentlich ist.
Aber sie hilft mir und antwortet ganz lapidar: „Den Umständen entsprechend gut.“
Schweigen.
„Und was machst du so?“ frage ich nun und komme mir unendlich dumm vor. Andererseits, was würdest du denn jemanden fragen, von dem du definitiv weißt, daß er oder in diesem Falle sie, tot ist.
„Immer noch neugierig wie damals, was?“ grinst sie rüber und „Kann ich mir eine Zigarette nehmen?“
„Nur zu“ sage ich und unterstreiche das Angebot mit einem Schwenken meiner Rechten aus dem Handgelenk.
„Der Spruch ist neu.“ stellt sie fest.
„Hab ich aus dem Film „Pulp fiction“ erkläre ich.
Schweigen.
Sie raucht.
„Pass auf“ schlägt sie nun vor, „ich erzähle dir zuerst, wie das so bei uns läuft und dann verrate ich dir, was es mit meinem Hiersein auf sich hat.“
Dankbar, daß sie die Initiative ergriffen hat, sage ich: „Erzähle“ und lehne mich in die Nische von Rückenlehne und Fahrertür, takte den Tempomaten auf Neunzig ein, nehme den rechten Fuß vom Gaspedal und mache es mir soweit es geht gemütlich.
„Weißt du, Knychen, eigentlich ist es der Idealzustand.Zeit spielt keine Rolle mehr, Sprachbarrieren gibt es nicht und du kannst alle Menschen kontaktieren, die jemals auf der Erde gelebt haben. Ob Alexander der Große, Janis Joplin oder Kerouac, ob Marc Bolan oder Leonardo da Vinci oder irgendjemand der vielen Namenlosen, alles ist drin. Natürlich kommt nicht Jeder in diesen von religiösen Menschen paradiesisch genannten Zustand. Das, was man Hölle nennt, gibt es natürlich auch, aber die dorthin kommen, müssen in ihrem irdischen Leben ganz schön viel Scheiße bauen und sie bleiben auch für immer in der Verdammnis. Jedenfalls hat „Eins“ es uns so erklärt. Körperlich vorhanden sind wir in unserem Himmel natürlich nicht, wo sollten auch so viele Gestalten hin, aber du mußt dir das so vorstellen, daß, wenn du mit irgend jemand Bestimmtem Kontakt aufnehmen willst, dein Geist oder deine Seele so etwas wie eine Suchmeldung rausschickt.
Und wenn die gesuchte Person sich interessiert zeigt, ist der Kontakt plötzlich da.
Engel und sowas gibt es nicht, jedenfalls hab ich noch keine gesehen und auch noch nix von Anderen gehört.
Die einzigste Person, die schon immer hier ist, ist „Eins“.
Wenn man ein Gleichnis für die Tätigkeit von „Eins“ sucht, wäre, so glaube ich, eine Schaltzentrale das richtige Bild.
Dort hat „Eins“ sämtliches Geschehen auf der Erde im Blickfeld. „Eins“ könnte häufig eingreifen, aber „Eins“ ist nicht Gott und befolgt somit auch bloß Anweisungen. Die lauten klipp und klar: „Die Menschen müssen selbst zurechtkommen.“
Anna nahm sich noch eine Zigarette und so hatte ich die Gelegenheit, nach dem Grund ihres Hierseins zu fragen.
„Tja“, sagte sie „ da ist seit vorigem Jahr nach eurer Zeitrechnung dieser Computerfreak aus Berlin bei uns und der ist sowas von neugierig, daß er rausgefunden hat, wie man in die Zukunft sehen kann. Das ist natürlich ein heißes Eisen, wegen der schwer einzuschätzenden Konsequenzen, aber wir haben uns da was überlegt.
Ich hätte ganz gern noch Mal eine Chance als Mensch. Es gibt so viele Dinge, die mir fehlen, Zigaretten zum Beispiel, guter Sex ist auch so `ne Sache, richtiges Essen in angenehmer Gesellschaft usw.
Kannst du dich erinnern, wie wir beide durch die Tschechei getrampt sind und ich mir gleich am Anfang den rechten Arm gebrochen habe. Wir wollten trotzdem nicht auf diesen Urlaub verzichten und du mußtest mich die ganze Zeit, zumindest wenn wir Schnitzel oder Ähnliches aßen, füttern. Ich schwöre dir, nie wieder habe ich Mahlzeiten so genossen. Hier ist alles so kopflastig, keine wirklichen, keine sinnlichen Genüsse, verstehst du?
Und nun ist es so, daß „Eins“ sehr eitel ist. Wenn man „Eins“ die Gelegenheit gibt, seine Untätigkeit, wenn auch nur für kurze Zeit, zu unterbrechen und in das Geschehen einzugreifen, dann hat man einen Wunsch frei, wie im Märchen.“
„Tut mir leid, Anna, ich verstehe bloß Bahnhof.“
„Naja“ ihr Gesicht bekam einen ängstlichen und fragenden Ausdruck, „ich darf dir nicht konkret sagen, auf was ich hinauswill, aber wir haben in deiner Zukunft nachgesehen und festgestellt, daß du noch lange in der irdischen Welt bleiben wirst.
Und wenn du jetzt etwas tust, was eigentlich unweigerlich zu deinem Tod führen würde, dann müsste „Eins“ eingreifen, den alten Zustand wieder herstellen und so blöd wie es klingt, hättest du einen Wunsch frei. Der darf natürlich nicht ausgesprochen werden, intensiv denken reicht.“
„Ich glaube, ich verstehe dich langsam, aber eine Frage musst du mir noch beantworten. Wie hast du es angestellt, dass du plötzlich hier auftauchen konntest?“
Sie überlegte kurz, dann verzog sie etwas das Gesicht und meinte: „Das darf ich dir nicht verraten, du könntest es sonst gezielt einsetzen und das brächte die gesamte Ordnung durcheinander. Sorry.“
Wir waren gerade circa zweihundert Meter vor einer Brücke.
„Was hältst du von diesem Plätzchen hier?“
Wieder schaute sie mich fragend an.
Als wir auf der Brücke waren, sahen wir beide hinunter. Unten konnte man das übliche Bild erkennen. Wiesen oder Äcker, eine Straße, ein Bahngleis und ganz am Rande mäanderte sich ein kleines Flüßchen durch die Talsohle.
„Dir kann ja wohl nix mehr passieren“ rief ich ihr automatisch lauter werdend zu, „ich hoffe, eure Theorie stimmt!“
Dann riss ich das Lenkrad nach rechts. Die Bordsteinkante schlug mir fast das Steuer aus der Hand, aber ich behielt die Richtung bei. Auch das widerliche Geräusch, als wir durch das Brückengeländer brachen, konnte mich von dem einmal gefaßten Vorhaben nicht abbringen.
Dann war es ruhig, nur ein Zischen erfüllte die Umgebung und senkrecht unter uns wurde der sich in dem Flüßchen spiegelnde Mond immer größer. Hier setzt meine Erinnerung für kurze Zeit aus.
Das nächste Bild spielt sich mit roten, blauen und gelben zuckenden Lichtern in meine Wahrnehmung. Ich bekomme mit, daß ich auf dem Rücken liege und die Lichter zu diversen Krankenwagen, Feuerwehren und Bergungsfahrzeugen gehören. Geräusche sind vorerst überhaupt nicht vorhanden.
Langsam setzt jedoch ein Murmeln und Raunen ein, welches von schräg links hinter mir kommt.
Es kostet mich ungeheure Mühe, mich in diese Richtung zu drehen, aber als ich es endlich schaffe, sehe ich eine Gruppe von Menschen vor mir. Eigentlich sind es eher zwei Gruppen ungefähr gleicher Personenzahl. Ganz vorn stehen jeweils meine verstorbenen Großeltern, links die mütterliche Linie, rechts die väterliche. Dahinter nehmen die Gruppen gleichmäßig zu, in den vorderen Reihen erkenne ich noch die Mutter meines Opas und, daneben, Oma und Opa Bleske, die Eltern meiner Oma mütterlicherseits. In der anderen Gruppe steht dicht hinter den Eltern meines Vaters eine vor Jahren verstorbene Cousine, die restlichen Leute sind mir völlig unbekannt. Bedingt durch die immer altertümlicher werdende Bekleidung nehme ich nicht ganz grundlos an, daß es sich bei diesen Leuten um meine gesammelten Vorfahren handelt.
Keiner spricht etwas Deutliches, nur dieses Murmeln erfüllt die Luft.
Im Ganzen macht das Bild aber einen gütigen Eindruck, alle sehen mich freundlich an, manche nicken.
`Irgendwas war doch noch?` versuche ich einen klaren Gedanken zu fassen, als die Gruppen noch ein bißchen auseinander treten und Anna hervortritt. Auch sie spricht kein Wort, formt aber mit den Lippen ein „Wir sehen uns.“
Von der entgegengesetzten Seite werde ich plötzlich angesprochen.
„Können Sie mich verstehen?“ fragt eine männliche Stimme.
Eine Gestalt in weiß schiebt sich in mein Blickfeld und kurz darauf bin ich erneut bewußtlos.
Dieser intensive Traum hält mich den ganzen folgenden Tag in seinem Bann und als ich zum Ende der Woche nach hause komme, entdecke ich im Bad einen benutzten Schwangerschaftstest.
Nach dem Studium der Gebrauchsanleitung und einem Blick auf den Indikator schiebt sich ein Grinsen oder wohl eher ein zu
freudiges Lächeln in mein Gesicht.
Kurz darauf klappert es an der Tür und Melanie kommt aus der Schule.
Sie strahlt mich an und bestimmt ganz anders, als sie es sich vorgenommen hatte, sagt sie: „Ich bin schwanger!“
„Ich weiß,“ antworte ich, „und ich habe auch schon einen Namen.“
Dann erzähle ich ihr die ganze Geschichte und sie findet es okay.
Natürlich stellt sich nun die Frage, warum das Kind Charlotte heißt und nicht, wie man eigentlich annehmen sollte Anna.
Das ist ganz einfach die elterliche Eitelkeit, dem Nachwuchs einen wohlklingenden und möglichst nicht zu häufigen Namen zu geben.
Mit gesteigerter Sensibilität lauschten Melli und ich auf die Namen, die andere Eltern ihren Kindern verpaßt hatten und mußten feststellen, daß es „Anna`s“ schon wie Sand am Meer gab und so entschlossen wir uns für eine Charlotte.
Aber egal, wie sie nun heißt, das Lachen, liebes Publikum, das Lachen hab ich schon wiedererkannt.
 

majissa

Mitglied
hallo knychen,

die geschichte hat mir gut gefallen. sie ist spannend geschrieben und ich habe an keiner stelle das interesse am weiterlesen verloren. nur der anfang ist ein wenig langatmig. ansonsten macht dieser text neugierig nach mehr geschichten von dir.

liebe grüße
majissa
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo knychen,

da habe ich aber Glück gehabt. Ich wollte meine Suche nach einer wirklich lesenswerten Geschichte auf dieser Seite schon aufgeben, da stolperte ich über deinen "Namenstag". Hat mir sehr gut gefallen. Für eine Kurzgeschichte enthält dein Text allerdings am Anfang ein paar Details zuviel. Speziell deinem Freund Steffen, der mit der eigentlichen Geschichte ja gar nichts zu tun hat und nur zu der erstaunlich langen Reihe der zu Tode gekommenen Kumpels gehört, widmest Du für meinen Geschmack zuviel Aufmerksamkeit. Vielleicht widmest Du ihm lieber eine eigene Geschichte?
Aber ansonsten..... hmm.... bin ich wohl richtig begeistert. Dein Stil gefällt mir. Ohne in Rührseligkeiten zu verfallen, verstehst Du es durchaus, stellenweise bzw genau an der richtigen Stelle so etwas wie Rührung beim Leser aufkommen zu lassen.
Nur bei dem Satz:"Auch das widerliche Geräusch, als wir durch das Brückengeländer brachen, konnte mich von dem einmal gefaßten Vorhaben nicht abbringen." , da mußte ich grinsen. Was hätte sich geändert, wenn er in diesem Moment sein Vorhaben hätte aufgeben wollen? Bei einem durchbrochenem Brückengeländer dürfte da wohl alles zu spät sein.

Gruß Ralph
 

knychen

Mitglied
hallo ralph, hallo majissa,
schön, wenn es euch gefallen hat, aber nun zur kritik.
wenn du dir die liste der freiwillig aus dem leben geschiedenen ansiehst, wirst du feststellen, daß zu jeder person der entsprechende absatz etwas länger wird im vergleich zum vorhergehenden. damit will ich zeigen, wie ich mich für ein thema, daß mir eher zufällig in den sinn gekommen ist, immer mehr erwärme.
und die sache mit dem brückengeländer?
ich hab sowas natürlich noch nie getan, aber ich kann mir vorstellen, daß man im letzten moment versucht das lenkrad herumzureißen, selbst wenn das rationale denken noch funktioniert und man weiß, daß alles lenken dieser welt nix mehr helfen würde. also könnte man diese passage als ausdruck einer "ich-zieh-das-jetzt-durch"-mentalität verstehen.
Aber, so ehrlich muß ich wohl sein, diese beiden erklärungen sind mir erst auf grund der kritik eingefallen.
wenn es also in diesem sinne gemeint war, dann unbewußt.
atschö aus berlin sagt knychen
 

Intonia

Mitglied
Reife Leistung

Hallo knychen,
selten findet man so reife Beiträge in der Lupe. Hier stimmt einfach alles. Du bist ein toller Erzähler.

Gruss intonia (m)
 



 
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