Nur noch lächerlich

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Verwandte, vor allem Familienmitglieder, können äußerst lästig sein. Vor allem ungewollte. Was, zum Beispiel, würden Schimpansen sagen, wenn sie wüssten, dass wir Menschen sie für unsere nächsten Verwandten halten? Vermutlich würden sie uns empfehlen, die biblische Schöpfungsgeschichte doch lieber wieder wörtlich zu nehmen. Und wie ginge es unseren jungen menschlichen Artgenossen, wenn die wüssten, wie lächerlich sie selbst einmal im Alter werden können? Bevor sie sich kurzschlussartig entscheiden, jung zu sterben, sei ihnen versichert, dass die meisten Seniorinnen und Senioren selbst wissen, wie lächerlich sie wirken können.
Schon in der Jugend des Alters, also zu Beginn des so genannten Ruhestands und ein paar weitere Jahre innerhalb des Renten- oder Pensionsalters, nehmen gewisse Lächerlichkeiten spürbar zu. Ob das den Schimpansen, die den menschlichen medizinischen Fortschritt nicht unbedingt für lebensverlängernde Maßnahmen nutzen können, auch so geht?
Lachen können die nach menschlichem Ermessen, aber ob sie sich gegenseitig auslachen können, ist mir nicht bekannt.
Mich plagt jedenfalls die ständige Angst, mich vor jüngeren Mitmenschen unfreiwillg lächerlich zu machen.
Dabei habe ich mir in meinem Lebensmittelalter (so um die Vierzig) immer vorgestellt, einst jene Altersweisheit zu besitzen, die ich jüngeren Zeitgenossen als Lebenshilfe anbieten und die mich allein deswegen gegen jegliche Art von Lächerlichkeit immun machen könnte.
Nun kann das Alter aber mindestens so lästig sein wie ungewollte Verwandte, die nicht selten schon alt, peinlich und lächerlich sind. Wenn ich da an meinen korinthenkackerischen Onkel Herbert denke, der immer alles besser weiß. Nun gut, er war nur angeheiratet, spielte sich aber auf, wie der ältere Bruder meiner Mutter, obwohl er nur der jüngere Bruder der Schwester meines Vaters war.
Verwandte kann man/frau sich halt nicht aussuchen. Und Onkel Herbert war so ein Verwandter, dem Affen bestimmt nicht nahestehen wollen, obwohl er schon sehr affenähnlich ist, wenn ich da allein an seinen behaarten Brustkorb denke, dessen Haarbewuchs von Jahr zu Jahr zunimmt und nur von dem auf seinem Rücken übertroffen wird, während das Haupthaar seiner speckig schweißglänzenden Glatze immer nachhaltiger weicht. Am Strand ragt sein Schädel wie ein Ei aus einem wollhaarigen Nest. Onkel Herbert gleicht weit mehr unseren nächsten Verwandten unter den Primaten als jungen Menschenartigen, die heute eher dazu neigen, ihre Körperbehaarung per Rasur radikal zu entfernen.
Nun gehöre ich auch nicht gerade zu den Haarlosen. Selbst mein Haupthaar hält sich stellenweise noch recht gut. Dennoch halte ich mich aus ganz anderen Gründen für eine lächerliche Alterserscheinung. Mich plagen vor allem Vergesslich- und Ungeschicklichkeiten.
„Neulich stand ich mit altersgemäß ungewöhlich hohem Blasendruck auf der Herrentoilette eines Cafès, konnte gerade noch rechtzeitig den Reißverschluss aufreißen, fand dafür aber den Unterhoseneingriff nicht. Ich hatte am Morgen die Unterhose einmal wieder falsch herum angezogen. Dass ich mit offenem Hosenstall ins Cafè zurückkehrte war kaum weniger peinlich. Doch dass eine ältere Dame, die gerade ihr Stück Sahnetorte zum Mund führte, hastig einhielt und, vermutlich wegen ihrer Schwerhörigkeit lautstark anmerken musste: „Junger Mann, ihr Hosenstall…!“ trug mir die allerpeinlichste Aufmerksamkeit nahzu aller Kaffeehausbesucherinnen ein.
Am schlimmsten ist es immer morgens. Regelmäßig fällt mir der Bürstenaufsatz von der elektrischen Zahnbürste. Und habe ich den schließlich dort befestigt, wo er seinen gesundheitlich wichtigen Dienst erfüllen kann, stürzt das Zahnpastawürstchen, das meine altersgelben Zähne schneeweiß färben soll, ins Waschbecken.
Beim Duschen kippt mir der Behälter mit dem Duschgel um und beim Abtrocknen, landet das Handtuch im noch nicht gänzlich leer gelaufenen Duschbecken. Zum Frühstück tropft Honig vom Brötchen auf meine Hose. Und bereits dabei guckt mich meine Frau an mit ihrem auffordernden „Was-hast-du-denn-heute-schon-wieder-vergessen-Blick“.
„Nein, Schatz, diesmal habe ich daran gedacht, dass wir uns heute vor 27 Jahren das erste Mal gesehen haben.“ Sie stöhnt Kopf schüttelnd auf: „Erstens war das vor 24 Jahren und zweitens sind wir heute vor 23 Jahren zusammengezogen.“
Dann eilt sie in die Küche und kommt mit einem nassen, in Spülmittel getauchten Lappen zurück, mit dem ich mir den Honig von der Hose entfernen soll.
Wirklich unangenehm wird alles jedoch erst, wenn unser Sohn inzwischen in einer Aachener Studentenbude wohnender Sohn mit seiner ganz besonders netten und keineswegs unattraktiven Freundin bei uns übernachtete und morgens mit am Frühstückstisch sitzt.
Zu meiner Entschuldigung murmelte ich neulich vor mich hin, dass nach meiner Erfahrung alle Rentner zum Schlabbern neigen und ich mich wenigstens noch auf mein Gedächtnis verlassen könne. Dabei sah ich großzügig über das Grinsen meiner Frau hinweg und erzählte zum Beweis meines perfekten Erinnerungsvermögens von unserem Urlaub vor fünf Jahren, den wir auf Kreta in der Pension von Jannis verbracht hatten.
Ja, wenn meine Frau mich schon Liebling nennt….„Also, Liebling, erstens waren wir vor fünf Jahren auf Sizilien und der Wirt auf Kreta, dort waren wir vor vier Jahren, hieß Elenie und war eine Frau. Jannis jedoch hieß Kostas und war unser Wirt in der Taverne auf Santorini.“
Die Freundin meines Sohnes lächelte mich an. „Ich mag dich, weil du wenigstens über deine Vergesslichkeit lachen kannst.“
Dankbar begann ich zu lachen. „Ja, das tut mir richtig gut, Silke.“
Ihr Lächeln wirkte plötzlich eher bemüht. „Nun, Silke war zwar die vorletzte Freundin deines Sohnes, ich heiße Lena, aber so lange dein Sohn sich das merken kann…!“
Der verdrehte die Augen und murmelte. „Hoffentlich, Papa, werde ich später nicht so peinlich“, griff sich an die Gesäßtasche, dann an den Kopf und stöhnte: „Ich hab mein Portemonnaie vergessen…!“
Lena streichelte ihm über den Kopf. „Ach, Liebling…, „
 
D

Donkys Freund

Gast
Hallo,

nichts für ungut, ich finde den Text einfach nur bedingt lustig.

Etwas wirr von Affen auf Onkel Herbert zum Slapstick im Badezimmer hin zu einer -wie ich finde- altbackenen, verkrampften Pointe. Eine ironische Auseinandersetzung mit dem Thema Alt werden, die die Geschichte vielleicht sein könnte/sollte, sehe ich jedenfalls nicht.

Dazu (absichtlich?) am Anfang x mal das Wort "lächerlich" oder "lachen" und noch einige weitere Schludrigkeiten im Text (z.B Zeitfehler wie "...alles besser weiß")

Da sich hier in der Rubrik natürlich der subjektive Eindruck durch Schmunzeln oder Nichtschmunzeln in der Vordergrund spielt, selbstverständlich auch nur eine sehr spontane Einschätzung. Ein paar Stellen wie die "Kreta-Verwechslungen" fand ich jedoch witzig.

Liebe Grüße
Donkys Freund
 
Hallo donkys freund,
deine Kritik trifft mich heftig. Aber ich werde den Text natürlich überarbeiten.
Mal sehen, was ich noch rausreißen kann.
Dennoch Dank
Karl
 
D

Donkys Freund

Gast
Karl, so heftig war das gar nicht gemeint. Hat nur meinen Humor nicht getroffen, was in dem Forum leider maßgeblich ist. Besonders die Pointe. Und die Linie fehlt mir irgendwie, wobei ich glaube, dass einfach etwas Sorgfalt fehlt. Kann das eventuell sein?

Aber Du siehst ja, es gibt da auch ganz andere Ansichten.

Also sorry, falls ich den Ton nicht getroffen habe. :)

Liebe Grüße
Donkys Freund
 
Lieber donkys,
ach, deinen Ton habe ich gar nicht gemeint. Ich habe deine Kritik schon als sehr sachlich und als konstruktiv empfunden.
So ganz überzeugt war ich ohnehin nicht von dem Text...
Gruß
Karl
 
Verwandte, vor allem Familienmitglieder, können peinlich sein. Vor allem ungewollte. Was, zum Beispiel, würden Schimpansen sagen, wenn sie wüssten, dass wir Menschen sie für unsere nächsten Verwandten halten? Vermutlich würden sie uns empfehlen, die biblische Schöpfungsgeschichte doch lieber wieder wörtlich zu nehmen.
Schon in der Jugend des Alters, zu Beginn des so genannten Ruhestands und ein paar weitere Jahre innerhalb des Renten- oder Pensionsalters, nahmen bei mir gewisse Tölpelhaftigkeiten spürbar zu, die mich der Lächerlichkeit preisgaben.
Dabei habe ich mir in meinem Lebensmittelalter (so um die Vierzig) immer vorgestellt, einst jene Altersweisheit zu besitzen, die ich jüngeren Zeitgenossen als Lebenshilfe anbieten und die mich allein deswegen gegen Lächerlichkeit immun machen könnte.
Nun können die eigenen Alterserscehinungen mindestens so lästig sein wie die ungewollter Verwandter. Wenn ich da an meinen korinthenkackerischen Onkel Herbert denke, der immer alles besser wusste. Er war nur angeheiratet, spielte sich aber auf, wie der ältere Bruder meiner Mutter, obwohl er nur der jüngere Bruder der Schwester meines Vaters war.
Mit Onkel Herbert hätten auch Affen bestimmt nicht verwandtschaftlich nahe stehen wollen. Dabei sah er ihnen sehr ähnlich. Sein behaarter Brustkorb, dessen Haarbewuchs von Jahr zu Jahr zunahm, wurde nur noch von dem Pelz auf seinem Rücken übertroffen, während das Haupthaar seiner speckig schweißglänzenden Glatze immer nachhaltiger Platz einräumte. Am Strand ragte sein Schädel wie ein Ei aus einem wollhaarigen Nest. Als er vor drei Jahren starb, glich er rein äußerlich weit mehr unseren nächsten Verwandten unter den Primaten als jungen Menschenartigen, die heute dazu neigen, ihre Körperbehaarung per Rasur radikal zu entfernen.
Mein Haupthaar hält sich stellenweise recht gut, aber mich plagen dafür Vergesslich- und Ungeschicklichkeiten.
„Neulich stand ich mit altersgemäß hohem Blasendruck auf der Herrentoilette eines Cafès, konnte gerade noch rechtzeitig den Reißverschluss aufreißen, fand dafür aber den Unterhoseneingriff nicht. Hatte am Morgen die Unterhose einmal mehr falsch herum angezogen. Da ich mit offenem Hosenstall ins Cafè zurückkehrte, sah sich eine ältere Dame, die gerade ein Stück Sahnetorte zum Mund führte, veranlasst - vermutlich wegen ihrer Schwerhörigkeit – sehr lautstark anzumerken: „Junger Mann, ihr Hosenstall…!“ Das brachte mir die Aufmerksamkeit nahzu aller Kaffeehausbesucherinnen ein.
Morgens fällt mir regelmäßig der Bürstenaufsatz von der elektrischen Zahnbürste. Und habe ich den dort sicher befestigt, stürzt das Zahnpastawürstchen, das meine altersgelben Zähne schneeweiß färben soll, ins Waschbecken.
Beim Abtrocknen nach dem Duschen, landet das Handtuch im noch nicht gänzlich leer gelaufenen Duschbecken und zum Frühstück tropft mir Honig vom Brötchen auf die Hose. Spätestens dann guckt meine Frau mich an mit ihrem auffordernden „Was-hast-du-denn-heute-schon-wieder-vergessen-Blick“.
„Nein, Schatz, diesmal habe ich daran gedacht: Wir haben uns heute vor 25 Jahren das erste Mal gesehen.“ Kopf schüttelnd stöhnt sie auf: „Erstens war das vor 24 Jahren und zweitens sind wir heute vor 23 Jahren zusammengezogen.“ Eilt in die Küche und kommt mit einem Spülmittel getränkten Lappen zurück, mit dem ich mir umgehend den Honig von der Hose entfernen soll.
Wirklich unangenehm wird es jedoch erst, wenn unser inzwischen in einer Studentenbude wohnender Sohn mit seiner keineswegs unattraktiven Freundin bei uns übernachtet und beide morgens mit am Frühstückstisch sitzen.
Zu meiner Entschuldigung murmele ich vor mich hin, nach meiner Erfahrung neigten alle Rentner zum Schlabbern. Ich könnte mich doch meistens noch auf mein Gedächtnis verlassen. Dabei sehe ich großzügig über das Grinsen meiner Frau hinweg und erzähle zum Beweis meines Erinnerungsvermögens von unserem Urlaub vor fünf Jahren, den wir auf Kreta in der Pension von Jannis verbrachten.
„Also, Liebling…“, wenn meine Frau mich schon Liebling nennt, „…erstens waren wir vor fünf Jahren auf Sizilien und der Wirt auf Kreta, dort waren wir vor vier Jahren, hieß Elenie und war eine Frau. Jannis jedoch hieß Kostas und war unser Wirt in der Taverne auf Santorini.“
Um die Situation zu retten, beginne ich zu lachen und die Freundin meines Sohnes lächelt mich an. „Ich mag dich, weil du über deine Vergesslichkeit lachen kannst.“
Dankbar lache ich weiter. „Das tut mir richtig gut, Silke.“
Ihr Lächeln bekommt etwas Bemühtes. „Silke? Das war zwar die vorletzte Freundin deines Sohnes, ich heiße Lena, doch so lange dein Sohn sich das merken kann…!“
Der verdrehte die Augen und murmelte. „Hoffentlich, Papa, werde ich später nicht so peinlichwie du“, griff sich an die Gesäßtasche, dann an den Kopf und stöhnte: „Oh, Silke, ich hab mein Portemonnaie vergessen…!“
Lena streichelt ihm nicht sonderlich zärtlich über den Kopf. „Ach, Liebling…, „
 
Verwandte, vor allem alternde Familienmitglieder, können peinlich sein. Vor allem ungewollte. Was, zum Beispiel, würden Schimpansen sagen, wenn sie wüssten, dass wir Menschen sie für unsere nächsten Verwandten halten? Vermutlich würden sie uns empfehlen, die biblische Schöpfungsgeschichte doch lieber wieder wörtlich zu nehmen.
Schon in der Jugend des Alters, zu Beginn des so genannten Ruhestands und ein paar weitere Jahre innerhalb des Renten- oder Pensionsalters, nahmen bei mir gewisse Tölpelhaftigkeiten spürbar zu, die mich der Lächerlichkeit preisgaben.
Dabei habe ich mir in meinem Lebensmittelalter (so um die Vierzig) immer vorgestellt, einst jene Altersweisheit zu besitzen, die ich jüngeren Zeitgenossen als Lebenshilfe anbieten und die mich allein deswegen gegen Lächerlichkeit immun machen könnte.
Nun können die eigenen Alterserscheinungen mindestens so lästig sein wie die ungewollter Verwandter. Wenn ich da an meinen korinthenkackerischen Onkel Herbert denke, der, je älter er wurde, immer alles noch viel besser wissen wollte. Er war nur angeheiratet, spielte sich aber auf, wie der ältere Bruder meiner Mutter, obwohl er nur der jüngere Bruder der Schwester meines Vaters war.
Onkel Herbert hätten auch Affen bestimmt nicht verwandtschaftlich nahe stehen wollen. Dabei sah er ihnen sehr ähnlich. Sein behaarter Brustkorb, dessen Haarbewuchs von Jahr zu Jahr zunahm, wurde nur noch von dem Pelz auf seinem Rücken übertroffen, während das Haupthaar seiner speckig schweißglänzenden Glatze immer nachhaltiger Platz einräumte. Am Strand ragte sein Schädel wie ein Ei aus einem wollhaarigen Nest. Als er vor drei Jahren starb, glich er rein äußerlich weit mehr unseren nächsten Verwandten unter den Primaten als jungen Menschenartigen, die heute dazu neigen, ihre Körperbehaarung per Rasur radikal zu entfernen.
Mein Haupthaar hält sich stellenweise recht gut, aber mich plagen dafür Vergesslich- und Ungeschicklichkeiten.
„Neulich stand ich mit altersgemäß hohem Blasendruck auf der Herrentoilette eines Cafès, konnte gerade noch rechtzeitig den Reißverschluss aufreißen, fand dafür aber den Unterhoseneingriff nicht. Hatte am Morgen die Unterhose einmal mehr falsch herum angezogen. Da ich mit offenem Hosenstall ins Cafè zurückkehrte, sah sich eine ältere Dame, die gerade ein Stück Sahnetorte zum Mund führte, veranlasst - vermutlich wegen ihrer Schwerhörigkeit – sehr lautstark anzumerken: „Junger Mann, ihr Hosenstall…!“ Das brachte mir die Aufmerksamkeit nahzu aller Kaffeehausbesucherinnen ein.
Morgens fällt mir regelmäßig der Bürstenaufsatz von der elektrischen Zahnbürste. Und habe ich den dort sicher befestigt, stürzt das Zahnpastawürstchen, das meine altersgelben Zähne schneeweiß färben soll, ins Waschbecken.
Beim Abtrocknen nach dem Duschen, landet das Handtuch im noch nicht gänzlich leer gelaufenen Duschbecken und zum Frühstück tropft mir Honig vom Brötchen auf die Hose. Spätestens dann guckt meine Frau mich an mit ihrem auffordernden „Was-hast-du-denn-heute-schon-wieder-vergessen-Blick“.
„Nein, Schatz, diesmal habe ich daran gedacht: Wir haben uns heute vor 25 Jahren das erste Mal gesehen.“ Kopf schüttelnd stöhnt sie auf: „Erstens war das vor 24 Jahren und zweitens sind wir heute vor 23 Jahren zusammengezogen.“ Eilt in die Küche und kommt mit einem Spülmittel getränkten Lappen zurück, mit dem ich mir umgehend den Honig von der Hose entfernen soll.
Wirklich unangenehm wird es jedoch erst, wenn unser inzwischen in einer Studentenbude wohnender Sohn mit seiner keineswegs unattraktiven Freundin bei uns übernachtet und beide morgens mit am Frühstückstisch sitzen.
Zu meiner Entschuldigung murmele ich vor mich hin, nach meiner Erfahrung neigten alle Rentner zum Schlabbern. Ich könnte mich doch meistens noch auf mein Gedächtnis verlassen. Dabei sehe ich großzügig über das Grinsen meiner Frau hinweg und erzähle zum Beweis meines Erinnerungsvermögens von unserem Urlaub vor fünf Jahren, den wir auf Kreta in der Pension von Jannis verbrachten.
„Also, Liebling…“, wenn meine Frau mich schon Liebling nennt, „…erstens waren wir vor fünf Jahren auf Sizilien und der Wirt auf Kreta, dort waren wir vor vier Jahren, hieß Elenie und war eine Frau. Jannis jedoch hieß Kostas und war unser Wirt in der Taverne auf Santorini.“
Um die Situation zu retten, beginne ich zu lachen und die Freundin meines Sohnes lächelt mich an. „Ich mag dich, weil du über deine Vergesslichkeit lachen kannst.“
Dankbar lache ich weiter. „Das tut mir richtig gut, Silke.“
Ihr Lächeln bekommt etwas Bemühtes. „Silke? Das war zwar die vorletzte Freundin deines Sohnes, ich heiße Lena, doch so lange dein Sohn sich das merken kann…!“
Der verdrehte die Augen und murmelte. „Hoffentlich, Papa, werde ich später nicht so peinlichwie du“, griff sich an die Gesäßtasche, dann an den Kopf und stöhnte: „Oh, Silke, ich hab mein Portemonnaie vergessen…!“
Lena streichelt ihm nicht sonderlich zärtlich über den Kopf. „Ach, Liebling…, „
 



 
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