Peter Gunn Variation

1

„Er ist ein gottverdammter Arzt. Er verdient...“

Sie lässt mich fester in den Stofffetzen beißen, indem sie mit dem Lauf des Revolvers leicht gegen meine Schläfe schlägt. Zieht ihn über mein Gesicht, über meine Brust, bewegt den Zeigefinger, als wolle sie abdrücken, als sie ihn gegen meinen Schritt drückt. Ich tue so, als würde ich zusammenzucken, halte den Kotzstrom zurück, der mich sonst ersticken lassen würde. Ich will, dass sie weiß, dass ich jedes Kaliber respektiere.

„...was, fünfundsechzigtausend im Jahr? Ich meine, der Typ ist reich. Oder? Ich fühle mich hierbei nicht besonders schlecht.“

Der Wasserhahn läuft. Am Dampf kann ich erkennen, dass sie ihn auf heiß gestellt hat. Interessante Wahl. Wieder droht sie mir damit, mich umzubringen, stopft dabei die Sachen meines Mitbewohners in eine Plastiktüte. In einem Kissenbezug hat sie schon mehrere Hände voller Kohle. Ich habe ihn immer ermahnt, ein Konto zu eröffnen. Er traut den Banken angeblich nicht. Das hat er jetzt davon.

„Wenn ich mich einsam fühle, rufe ich mal an. Ich mache das jetzt wirklich ungern.“

Dann schießt sie auf mich.


2

In dem Moment der Berührung mit deiner Haut fühlt sich eine Revolverkugel an wie ein kleines Feuer. Wenn du sofort die Augen schließt, kannst du fühlen, wie die Härchen schmelzen, die Haut brennt, sich dann ein Muster von brennenden Stellen ausbreitet, da, wo Stücken meiner Eingeweide auf meinem nackten Arm spritzen. Mein Arm wird zu Russland, von umherfliegenden Weltalltrümmern getroffen. Doch dann das nicht zu tolerierende Brennen in meinem Magen, und der Ausschnitt eines Films, endlos wiederholt, eines Films, den ich irgendwann mal gesehen hatte. Eine Szene mit zwei Gangstern, die miteinander diskutieren, wie schmerzhaft eine Schussverletzung im Bauch sein kann. Fünfzehn Minuten lang sehe und höre ich ihnen zu. Dann verlangsamt sich die Druckwelle zu einem dumpfen Pochen. Steht still. Dann Blut. Die Zeit läuft wieder in normalen Bahnen.


3

„Ich werde einen Krankenwagen rufen. Bei einer Bauchwunde dauert es Stunden, bis man verblutet. Glaube ich. Ich werde dich anrufen.“

Sie legt meinen Kopf mit einer Leichtigkeit zu Boden, die der einer Mutter gleichkommt, die eine Melone auf den Küchentisch legt. Und geht. Irgendwie hoffe ich, einer der Nachbarn hat den Schuss gehört, aber in dieser Gegend...

Sie klopft an.

„Du musst mal mitkommen und die Tür aufschließen. Ich habe meine linken Schuh dort vergessen.“

Und aus welchen Gründen auch immer mache ich das auch.
 



 
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