Piercingputtel

Es war einmal ein bildhübsches Mädchen, das lebte mit seiner bösen Stiefmutter tief im Asphaltdschungel der großen Stadt. Das Mädchen hatte wahrlich kein leichtes Leben, denn die böse Stiefmutter gab ihr viele schwere Arbeiten zu tun. Weil sie das Mädchen von ganzem Herzen hasste, trug ihr die böse Stiefmutter auf, auch im kältesten Winter nur mit seitlich geschlitztem Miniröcklein und nabelfreiem, dafür aber engem Hemdlein auf die Strasse zu gehen.

Wenn das Mädchen zum Supermarkt gehen oder Schnee schaufeln musste, fror es gar bitterlich. Ihre Finger wurden klamm, die schlanken Beine liefen blau an und selbst auf ihrer noch niemals rasierten Scham hingen Eiszapfen. Die böse Schwiegermutter hatte ihr nämlich auch das letzte Andenken an ihre verstorbene Mutter weggenommen: ein Pobacken betonendes Seidenunterhöschen mit belgischem Spitzenbesatz.

Den anderen Straßenbewohnern tat das Mädchen furchtbar leid, aber sie fürchteten die fürchterliche Rache der bösen Schwiegermutter. Deshalb wagten nur die mutigsten unter ihnen das kläglich frierende Mädchen auf der Strasse heimlich an sich zu ziehen. Sie pressten sie mitleidsvoll an ihre Körper, rieben ihr die zartrosa Brustknospen und erzählten Herrenwitze, um sie aufzuwärmen. Das Mädchen war ihnen dankbar.

Die einzige Freude, die das Mädchen neben der bereits betagten und auch sonst kaum brauchbaren Brieftaube Emil sonst noch hatte, war ein Intimpiercing, das ihr die Mutter vor vielen, vielen Jahren, kurz bevor sie verstarb, zum sechsten Geburtstag hatte machen lassen. Deshalb rief man das Mädchen Piercingputtel, auch wenn keiner den eigentlichen Grund wusste. Wann immer die böse Schwiegermutter außer Haus ging, schlüpfte Piercingputtel auf den Dachboden, holte eine Schmuckschatulle hinter einem Stapel von verstaubten Herrenmagazinen aus den Fünfziger Jahren hervor, setzte das silberne Piercing ein und ließ es in der durch das Dachfenster eindringenden Sonne zwischen ihren Schenkeln glänzen.

Diese Momente waren aber gewöhnlich nur kurz, denn die böse Schwiegermutter pflegte nie lange wegzubleiben und das Mädchen musste sich sputen, um wieder ungesehen in die Stube zurückzukommen.

Einmal geschah es, dass die böse Schwiegermutter noch rascher als sonst nach Hause kam, und Piercingputtel blieb keine Zeit, das Intimpiercing in die Schmuckschatulle zurückzulegen. Sie musste es zwischen den Beinen lassen und kam gerade rechtzeitig in die Stube zurück, als auch schon die böse Stiefmutter hereinplatzte.
„Piercingputtel“, rief sie zornig, „was sitzt Du so faul herum? Geh sofort hinaus und schaufle Schnee. Für Nichtsnutze und Faulpelze ist kein Platz in meiner Stube.“

Das arme Piercingputtel schlurfte ganz geknickt mit ihrem kurzen Miniröcklein und dem viel zu dünnen, nabelfreien Hemdlein, unter dem sich die frierenden Brüstlein deutlich abzeichneten, in das bitterkalte Wetter hinaus. Trotzdem es so fror, wurde es ihr beim Schnee schaufeln zwischen den Beinen warm und feucht.

Plötzlich begann das Piercing zu sprechen. „Piercingputtel! “, rief es mit tiefer Stimme, „Piercingputtel! Du hast mich gewärmt und befeuchtet und damit zum Leben erweckt. Zum Dank hast du einen Wunsch frei.“

Das Mädchen war erschrocken und schob ihr Miniröcklein hoch, um mit dem verzauberten Piercing zu sprechen. Das sonore Brummen der Stimme war ihm angenehm zwischen den Beinen gewesen.

„Ringlein“, so nannte Piercingputtel ihr Piercing, wenn sie alleine war, „Ringlein, ich weiß nicht, was ich mir wünschen soll.“

„Hast du keinen Wunsch, kein Begehr, das ich Dir erfüllen kann?“ antwortet das Piercing.

„Doch“, entgegnete das Mädchen, „kannst du Frieden machen auf Erden und die Menschheit von spermatozoid übertragbaren Geschlechtskrankheiten befreien?“

„Kindlein“, sagte das Piercing genervt, „das ist so einfach nicht. Die Menschheit ist ein Pack von geilen Böcken und wird nie friedlich sein.“ Das Piercing spie verächtlich aus. „Außerdem waren das zwei Wünsche und kann ich nur für denjenigen einen Wunsch erfüllen, an dem ich gerade dran stecke. Auftrag von Deiner verstorbenen Mutter.“

Piercingputtel sah das ein und überlegte eine Weile. Dann erhellte sich ihr Gesicht, rüttelte freudig an dem Ringlein und sprach: „Liebes Ringlein, kannst du mir den Wunsch nach einem Prinzen erfüllen, der mich liebt und bis zum Ende meiner Tage glücklich mit mir lebt?“

„Das kann ich wohl tun“, sagte das Piercing, vom Rütteln schwindlig und des langen Wartens überdrüssig geworden. „Ich werde Dir einen Prinzen kommen lassen.“ Die letzten Worte hatte das Piercing schon ganz langsam ausgesprochen, da es der kalte Wind durch das hochgeschobene Miniröcklein wieder erkälten und trocken werden ließ.

Dem Mädchen aber war es fröhlich zumute und es begann mit seiner glockenreinen Stimme zu singen. Durch den Gesang wurde ein auf Durchreise befindlicher Prinz angelockt, und als er des bildhübschen Mädchens mit den schlanken Beinen, dem sich unter dem Miniröcklein knackig abzeichnenden Po und den zarten Brüstlein ansichtig wurde, füllte sich sein Herz voll Liebe.

„Verrate mir deinen Namen“, bat er das Mädchen. „Ich will dich zu mir nehmen und zu meiner Königin machen.“

„Moment“, entgegnete das Piercingputtel, „woher weiß ich, dass du wirklich ein Prinz bist und nicht irgendein dahergelaufener Falott?“

„Nimm dieses edelsteinbestückte Schmuckstück zum Beweis meiner königlichen Herkunft“, sagte der Prinz und überreichte ihr ein baugleiches Piercing. Piercingputtel hob ihr Miniröcklein, spreizte die Schenkel leicht und besah sich das Geschenk.

„Fürwahr“, sprach das Piercingputtel schon weniger misstrauisch, „du scheinst der rechte Prinz zu sein. Wer aber sagt mir, dass deine Liebe zu mir unbegrenzt und ewig ist?“

Und Piercingputtel schnappte sich den gerade ahnungslos vorbeispazierenden Supermarktregaleinschlichterlehrling, dessen durchtrainierter Körper vor Kälte schon ganz blau gefroren war. Sie nahm seine kalte Hand, legte sie auf ihr zartrosa Brüstlein und wärmte sie. Dem Prinzen wurde ob ihrer Nächstenliebe noch liebevoller ums Herz, er kniete vor ihr nieder und setzte ihr zum Zeichen seiner Liebe eigenhändig das zweite Piercing zwischen die gespreizten Schenkel ein.

„Jetzt weiß ich, dass du mich wirklich liebst“, sagte das Piercingputtel ergriffen zum Prinzen und stupste den Supermarktregaleinschlichterlehrling zur Seite. Wehmütig grapschte sie dem Prinzen ins gewaltige Gemächt und sank an seine männlich gewölbte Brust. So zogen sie ein, in sein Königreich und wenn sie nicht gestorben sind, dann erfreuen sie sich noch heute an ihren Intimpiercings.

Die böse Schwiegermutter aber musste von nun an selbst Schnee schaufeln.
 
H

Henry Lehmann

Gast
Mensch Marius!

Was ist das denn??? Da ist aber die Fantasie mit dir ordentlich Schlitten gefahren. Schön schräg, mir gefällt es - bis auf den Schluss. Da merkt man, dass du die Geschichte irgendwie beenden wolltest. Da solltest Du noch mal drüber nachdenken und ein angemessen schräges Ende finden.

LG Henry
 
Hmmm, ich dachte eigentlich, dass der Schluss vielleicht nicht unbedingt der Stärkste, sonst aber schon Ok ist.
Oder ist es so zu interpretieren, dass Du nicht genug davon kriegen kannst? ;-)

Danke jedenfalls fürs Lesen und Deinen Kommentar.

Marius
 
Henry,
den Floh, den Du mir ins Ohr gesetzt hast, von wegen etwas schneller Schluss, sehe ich nun nach nochmaligem Durchlesen auch so. Ich werde den Schluss ein bisserl überarbeiten.

Marius
 
H

Henry Lehmann

Gast
Ursprünglich veröffentlicht von Marius Speermann
Henry,
den Floh, den Du mir ins Ohr gesetzt hast, von wegen etwas schneller Schluss, sehe ich nun nach nochmaligem Durchlesen auch so. Ich werde den Schluss ein bisserl überarbeiten.

Marius
Mach das Marius. Und bitte schön schräg! Und den Supermarktregaleinschlichterlehrling kennt in meinen Breiten kein Mensch! Kannst Du meiner Meinung nach getrost weglassen. Dafür die Schwiegermutter schön prall zum Schluss in Szene setzen. Nur so als Vorschlag! ;-))

Henry
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ach,

du liebe zeit! ja, so sind märchen im neuen kleid.
der supermarktboy gefällt mir dabei am besten, so eine schöne lange und neue berufsbezeichnung sollte man fördern!
lg
 



 
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