Püttmann auf Ibiza ... Folge 2

Eifersucht

Beim Anblick der fiesen Ferienblöcke schlug Bertas anfängliche Enttäuschung in Wut um.
„Wilhelm, dat iss doch wohl nich dat Paradies, in dem ich meine drei Wochen Urlaub verbringen soll? Dein lieber Sauf- und Skatbruder Kalle hätte uns doch sagen müssen, dat hier noch gebaut wird“, schimpfte mein Bertalein und fügte hinzu: „Aber so iss dat eben mit dem geschenkten Gaul. Herr Püttmann wollte ma wieder am Urlaub sparen, dat iss für ihn ja typisch!“

Berta wusste ja Gott sei Dank immer noch nix von Kalles unverschämtem Mietpreis. Sie hätte auf dem Absatz kehrt gemacht und wär nach Hause gedüst. Also blieb ich schön duckes.
„Komm jetz, Berta, ab inne Wohnung, dritter Stock rechts. Alle vier Koffer und die Taschen stellze erst ma schön vor den Aufzug und dann nach oben damit. Ich trag die zwei Rucksäcke.“ So hab ich vom Thema „geschenkten Gaul“ ganz geschickt abgelenkt.
Wat steht da anne Aufzugtür?
„Defecto“, stand da auf dem Schild. Prost, Mahlzeit, defecto! Dat fing ja schon gut an!
Berta pöngelte schweißtriefend die Koffer und Taschen in den dritten Stock und schloss die Tür von Kalles Traumwohnung auf.

In der Bude schlug uns son komischen Modergeruch entgegen, wie in som Schacht auf Zeche „Shamrock“, richtig widerlich!

Eingerichtet war die Wohnung äußerst zweckmäßig und übersichtlich, wenn Se wissen, wat ich damit meinen tu! Et klang allet sehr hohl.
„Lüüüften“, trällerte Berta, „lüüüften, die Feuchtigkeit vom Meer hat sich inne Klamotten verhaftet.“
Jau, dat war et. Der Gestank musste erst ma raus ausse Bude. Ich spritzte en ganzet Pülleken Kölnisch Wasser über’n Boden, schön anne Wände dran, auch sehr ausgiebig über die paar spärlichen Möbel und riss alle Türen und Fenster auf. Dabei gab et en ganz fiesen Durchzug. Rumms, knallte die Küchentür zu und die Türverglasung war inne Wicken. So ein Sch...!

Entschuldigend stammelte ich: „Berta, dat konnte ich leider nich verhindern, die Eigenheiten von dieser Bude kenn ich noch nich so genau!“
Berta hob nur vorwurfsvoll die Augenbrauen und kuckte mich wieder ma ekelhaft geringschätzig vonne Seite an.

Der Hauptwasserhahn im Abstellraum war völlig verrostet und dröppelte unentwegt. Rostspuren und Pfützen am Boden bewiesen dem Fachmann, dat der Zustand nich ganz neu war. Die Wände im Abstellraum waren vom Schimmel schwatt und duch die Fensterscheiben konnze vor lauter Baustaub nich durchpeilen.
Den Balkon bedeckte ne dicke Schicht mit som feinen gelblichen Dreck, wahrscheinlich vonne Pinienkieferbäume, Baustaub und Sand.
Ich wollte nich länger warten und musste einfach ma en Auge über’n Balkon werfen.
Entzückt vom herrlichen Anblick auf dat Meer, rief ich bewusst übertrieben: „Bertaken, komma schnell, von hier aus kannze dat ganze blaue Mittelmeer sehn! Kuck ma, da unten auch die grüne Liegewiese mit die Palmen und Kaktüsse, und da rechts, dat große Schwimmbecken. Nee, wat iss dat herrlich! Dat iss ja allet reine Sahne. Von hier oben tusse sogar noch ganz hinten die Berge sehen. Wat iss dat hier für ne tolle Landschaft!“

Irgendwie musste ich Berta allet schön schmackhaft machen und für ne gute Uraubsstimmung sorgen. Sie sollte ganz schnell den miesen Eindruck vor dem Block vergessen.

Leider spielte sie nich mit. Ich kriegte sofort Zunder: „Ja, ja, Willi, du muss natürlich durch den dicksten Dreck latschen, zieh bloß die Schuhe aus, wenne wieder inne Wohnung komms! Ich kuck mir die Aussicht erst an, wenn der Schweinestall hier sauber iss.“

So fing ich mir schon innerhalb von nur fünf Minuten die ersten Rüffel ein. Der Urlaub konnte ja heiter werden!

Bei der Hausarbeit wollte ich Berta besser nich stören. Ich schnappte mir deshalb schnell en Badetuch und marschierte zum Pool. Berta packte derweil die Koffer, Taschen und Rucksäcke aus, fegte dat zersplitterte Glas auf und befreite die Wohnung vom Baudreck, Saharastaub und Blütenpollen.

Ich aalte mich schon seit fast drei Stunden am Pool, schön inne pralle Sonne, genoss die herrliche Aussicht und schielte ganz nebenbei, so ab und zu nur, also wirklich nich zu oft, auf ne Oben-ohne-Perle, die meine männlichen Blicke voll genießen tat. Die Dame drehte sich in immer neue, noch reizvollere Positionen. Junge, Junge!

Leider hatte ich die Rechnung ohne meine Berta gemacht! Kommt die plötzlich auf die Liegewiese geschossen und schreit mich da wie ne Furie an: „Meinze, ich seh dat nich, wie du dat nackte Weib am baggern biss, du hass ja schon Stielaugen!“
Und dann kriegte die Perle auch noch ihr Fett weg: „Schämsse dich nich, son alten Mann hier verrückt zu machen?“

„Berta“, sachte ich, „Appetit kann sich der alte Mann wohl noch holen, zum Essen kommt er doch immer brav nach Haus! Dat weiße doch! Aber wenn wir schon ma beim Thema Essen sind, bisse bald so weit, dat ich wat zwischen die Kiemen krieg? Ich hab Kohldampf!“
Ja, da hatte ich wat gesacht. Hätte ich doch bloß mein Maul gehalten! „Fauler Sack“ und „balzender greiser Truthahn“ waren die harmlosesten Ausdrücke, die sie mir vor den Augen und Ohren meiner Poolschönheit an den Kopp warf. Ich sollte sehen, woher ich mein Essen kriegte, von ihr bekäme ich höchstens ein paar Ohrfeigen!

Bei so fiesen Beleidigungen bisse erst ma ganz schön fertig. Wat macht Man(n) in sonne Situation? Er rappelt sich nach ner gespielten Schmollpause auf, packt seine Klamotten, nimmt sein zugeteiltet Taschengeld und verdrückt sich für ne Weile!

Ich begab mich also flott auffe Suche nach ner ruhigen, gemütlichen Pinte, einer Oase der Entspannung.
 



 
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