Reise bis ans Ende

2,50 Stern(e) 2 Bewertungen

HerbertH

Mitglied
Reise bis ans Ende

Es reiste oft ein Hochglanz-Journalist
in ferne Zonen, die er hurtig kreuzte,
derweil er kälteresistent sich schneuzte
und Frost ertrug als wirklicher Trapist.

Ihn schreckte nicht der Armut kalt' Gesicht,
nicht Jugenddürre derer, die er fragte,
kein knochig' Spindelbein er sich versagte,
sie sollten ihm zu Willen abgericht',

zu Demut, Scheue, Unterwürfigkeit,
ihm ausgeliefert sein und nicht zu teuer,
in Kammern, Klos und selbst in trister Scheuer
wollt' er, ein Ungeheuer, jederzeit

sein Menschenrecht auf seiner Opfer Kot.
Ein Vater schoss erbost ihn schließlich tot.
 

zanzara

Mitglied
Hallo Herbert,
was ist denn bitte ein Trapist? Ich habe dieses Wort noch nie gehört und kann es auch in meinem Duden nicht finden. Könntest du mich bitte aufklären?
Für meinen Geschmack hast du zu Gunsten der Metrik zuviel Zugeständnisse in der Sprache gemacht ( z.B. abgericht').
Und warum Menschenrecht auf seiner Opfer Kot? Hier scheint mir, dass es ungenau im Ausdruck wird. Meintest du das Menschenrecht auf freie Berichterstattung?
Das Thema ist gut gewählt. Vielleicht wäre es in einer anderen Form wirkungsvoller zum Ausdruck gekommen.
Gruß,
zanzara
 

HerbertH

Mitglied
Hallo zanzara,

Trapist ist zugegebenermassen kein sehr klarer Begriff im Deutschen. Ich habe das Wort gewählt, weil es zwischen

"Definition für Trappist
Die Trappisten sind ein im 17. Jahrhundert entstandener Reformzweig innerhalb des Zisterzienserordens, eines römisch-katholischen Ordens. Seit 1903 nennt sich der Orden offiziell ???Orden der Zisterzienser von der strengeren Observanz“ (lt. Ordo Cisterciensis reformatorum seu strictioris observantiae, kurz: OCSO oder Ordo Cisterciensium reformatorum, kurz: OCR). ..."
und dem englischen "trapist" changiert, was aus "to trap" und "rapist" zusammengesetzt ist. Und um des Reimes willen.


Das Menschenrecht steht hier für die Widersinnigkeit dessen, was im Kopf dieses Mannes vor sich geht, und womit er sich ein Alibi für seine Handlungen vor sich selbst verschaffen will, nach dem Motto "ich habe ein Recht darauf, mich so zu befriedigen, wie ich will, ich zahle ja dafür".

Hinsichtlich des Metrums wollte ich eine strenge Form, weil ganz häufig solche Männer ein Verdrängungskorsett im Kopf haben. Damit meine ich, dass sie sich an gewisse äußere Formen klammern müssen, um nicht im Chaos ihrer Gedanken und ihre Triebe unterzugehen.

Diese Form hat sicherlich zu einigen Härten geführt, ich denke noch mal über Änderungen nach.


Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Reise bis ans Ende

Es reist ein schmucker Hochglanz-Journalist
in ferne Zonen, die er hurtig kreuzt,
derweil er kälteresistent sich schneuzt
und Frost erträgt als wirklicher Trapist.

Ihn schreckt der Armut Kälte nicht,
nicht dünne Arme derer, die er fragt,
kein dürres Spindelbein er sich versagt,
sie sollen ihm zu Willen in die Pflicht,

zu Demut, Scheue, Unterwürfigkeit,
ihm ausgeliefert sein und nicht zu teuer,
in Kammern, Klos und selbst in trister Scheuer
will er, ein Ungeheuer, jederzeit

sein Menschenrecht auf seiner Opfer Kot.
Ein Vater schießt erbost ihn endlich tot.
 

HerbertH

Mitglied
Unter Verlust einiger weiblicher Reime ist das Gedicht jetzt in der Gegenwart angekommen und liest sich hoffentlich besser.

Ein wenig trauere ich der strengeren Form der ersten Version noch hinterher...
 

zanzara

Mitglied
Hallo Herbert,
ich finde es jetzt viel besser. Apostrophitis nimmt dem Text immer viel vom Fluss. vielen Dank für die Erläuterung des Trapisten.
Herzliche Grüße,
zanzara
 

semanja

Mitglied
Armutsprostitution

war und ist schon immer ein Gebiet allerlei Irrlichter - ob Dichter, Denker, Täter, Opfer, Investoren..... die ganze Pallette einfach rauf und runter. Amen.
 

HerbertH

Mitglied
Hallo semanja,

ja, Armutsprostitution ist ein breites Thema. Sie wächst leider und gerade durch die "Möglichkeit" ungewöhnlicher Sexpraktiken.

Das ich bei einem Gedicht zu diesem Thema anonym auch schlechte Noten bekommen würde, hatte ich mir schon gedacht.

Danke fürs Lesen und den Kommentar :)

Liebe Grüße

Herbert
 



 
Oben Unten