Rotkäppchen

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Lucy warf ihre rote Schirmmütze an den Garderobenhaken und schlurfte in die Küche. Da stand schon wieder ihre Mutter und wollte was von ihr: Lucy, nimm die Pizza und das Bier da und bring ihn zu Oma. Sie hat angerufen. Sie ist wieder sehr krank. Oh nee, nich’ schon wieder, maulte Lucy, machte ihr Laptop an und chattete ein bisschen mit ihrem Avatar.
Doch doch, das tust du jetzt, drängte die Mutter, schließlich ist sie deine Oma. Nach einigem Hin und Her gab Lucy maulend nach. Sie schnappte den Korb, stopfte Pizzaschachtel und Bier in ihren Eastpak und ging raus auf die Straße zur Oma. Dazu musste sie die Straßenbahn nehmen. Aber sie hatte ja eine Schülermonatskarte. Bei der Haltestelle Wolfsstieg stieg ihr etwas komischer Freund Wolfi zu, der sie angrinste. Hey! Sie klatschten die Hände aneinander. Willste nicht mit mir beim Mauerpark aussteigen und ein bisschen mit uns skaten? fragte er. Hmmm machte Lucy, das ist verlockend, aber ich muss zur Oma. Ach was, sagte der Typ, den sie irgendwie cool fand. Dann gehst du eben später. Hmmm, na gut. Lucy stieg mit Wolfi beim Mauerpark aus und sie lieh sich ein Skateboard von jemand, was echt cool war. Komischerweise ging Wolfi aber gleich wieder weg, er hätte was Wichtiges zu tun. Na ja, was das wieder war, konnte Lucy sich wohl denken. Einer der Typen, den sie Bill the Hunter nannten, hatte Dope dabei. Immer mal wieder setzten sie sich hin und nahmen einen Zug. Oiii, das stieg ihr gleich in die Birne wie nix. Nach ein zwei Stunden ging sie, etwas schwankend, zur Oma.
Als sie völlig bedröhnt in Omas überheiztes Wohnzimmer kam, da kriegte sie ein schlechtes Gewissen. Denn die Oma lag reglos im Bett und sah irgendwie komisch aus. Lucy wusste nicht, ob es vom Dope war, oder ob irgendwas nicht stimmte. Jedenfalls fragte sie erst mal nach: He Oma, wass`n los? Warum haste denn so große Ohren?
He he, kam es da vom Bett mit fremder Stimme. Damit ich dich besser sehen kann.
Aha, machte Lucy und kratzte sich unter der Schirmmütze. Und was ist das mit deinen großen Augen? Hast du was genommen?
He he, machte das Ding vom Bett: Damit ich dich besser sehen kann.
Aha, machte Lucy und schnallte gar nichts. Das Dope war wirklich stark. Und was ist mit deinen Händen? Die sind auch irgendwie komisch.
He he, kam es vom Bett: Damit ich dich besser grrreifffen kann. Dann erhob sich der Wolf vom Bett, fletschte die Zähne und ...
Oh no, machte Lucy, und dein Maul ist … da kapierte sie. Und wo ist die Oma? wollte sie noch fragen, doch da stürzte sich der Wolf mit einem Satz auf sie und fraß sie auf mit Haut und Haaren.
Glücklicherweise ist ihr aber Bill the Hunter nachgestiegen, irgendwie wollte der was von ihr, weil sie ihr Dope nicht bezahlt hatte. Na ja, sie dachte halt, es wär gratis. Jedenfalls war der Typ jetzt an der Tür und da diese nur angelehnt war, kam er rein und stand dem Wolf gegenüber. Da Bill the Hunter aber ziemlich bewandert war in Sci Fi und Co, schnallte der sofort was los war und zückte sein Jedi Schwert: He Mann, du hast wohl meine Freundin gefressen. Die schuldet mir noch was, das solltest du wissen. Und mit dem Jedi Schwert schlitzte der dem Wolf ratz-fatz den Bauch auf und heraus kamen Lucy und die olle Oma. Oh Mann, was warn das? stotterte Lucy und wischte sich angeekelt den Magenschleim von den Ärmeln. Komm lass uns die Oma wieder ins Bett legen, die ist völlig fertig, sagte Bill the Hunter und die beiden hievten die ohnmächtige Oma ins Bett. Dann holte Bill ein paar Ziegelsteine, die draußen vor der Tür bei einer Baustelle herumlagen und legte sie dem Wolf in den Bauch, den er wieder zutackerte. He he, machte der Wolf, als er wieder zu sich kam und blinzelte. Jetzt hab ich euch gefressen. Dann wollte er sich aufrichten, aber die Ziegelsteine waren so schwer in seinem Magen, dass er tot hinfiel.
Mensch, sagte Lucy, das Bier. Und sie holte die Flasche aus ihrem Eastpak, die gottseidank unversehrt geblieben war und goss der Oma gleich ein Gläschen zur Stärkung ein.
Dann tranken die beiden auch einen und Bill the Hunter sagte: Ey Mann Lucy. Dein Dope ist jetzt gratis. Du schuldest mir nix mehr. Die Nummer war echt obergeil.
 



 
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