Sachdienlich gegen blutleere Räume

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Carlo Ihde

Mitglied
Weil das "sich-Bekriegen" etwas mit
"Bekommen" zu tun hat, steh ich
im Zentrum, jage den Salven den
Schlachtruf hinterher, dass beide nur
durch ihr Gerichtet-sein den Feind
kenntlich machen, der eigentlich
in mir steckt, doch Salve
und Schrei sind Auswürfe, Sputum,
alles führt von mir weg,
in opalisierenden Farben.
Die Worte von blumig bis krass
wollen meinen: ich schieße wild um mich
in Erwartung mich betreffender
Essenzen, resultierend aus der Schlacht,
dem Vielfrontenkrieg, möchte dass
aus Angst vor dem Kugelhagelzentrum
mancher mächtig zweifeln beginnt,
zieh mit dem Mund den Granatenzünder,
zünde Splitterbomben, an deren Splittern vorher
schon Blut zu kleben schien, es wurd
durch sie erst verteilt,
gerade in blutleeren Räumen,
die es erst zu färben galt durch
noch so hässliche Bilder,
die alle der Sache dienlich waren.
 
H

HFleiss

Gast
Hallo Carlo, ich habe mich durch deinen Vers hindurchgewühlt und bin am Ende so schlau als wie zuvor. Worum geht es denn in deinem Gedicht?
Irgendwelche anonymen Feinde, die irgendwas Verblasenes tun, noch dazu in einem pseudointellektuellen Deutsch - und die Konkreta? Glaub mir, für einen Band dieser Art Gedichte würde kein Mensch auch nur einen Cent ausgeben. Du weißt, Lyrik verkauft sich sowieso schon schwer. Nein, Carlo, belege all diese Theorie mit Beweisen - wie es so schön heißt bei Sol Stein: Beweisen, nicht behaupten. Das ist ein gutgemeinter Ratschlag von mir, der zynischen Hfleiss.

Hanna
 

Carlo Ihde

Mitglied
Gutste Hannah

habe nicht behauptet, dass ich das verkaufen möchte. Die meisten Leute denken viel zu schnell an irgendein schnelles Geld, das aus schnell produzierbaren Textchen erwachsen soll. Nicht umsonst ist Leselupe mit ungereimten "Gedichten" überschwemmt, weil es für die keine Richtlinien gibt, nichts an das man sich halten, nichts, was dem Ego Grenzen setzt.

Deshalb wird das nie was, mit dem Verkaufen. Der Markt ist durch das Überangebot weggebrochen.
 
H

HFleiss

Gast
Nein, Carlo, das leuchtet mir ein: Das kannst du auf keinen Fall verkaufen, willst es ja auch gar nicht. Aber schreiben muss man so, als ob man es verkaufen wollte, selbstverständlich ohne dass man dabei den literarischen Anspruch vergisst. Nun, und was deine Meinung über freie Rhythmen angeht, so glaubst du, dass sie einfacher zu schreiben seien als Gereimtes, weil du selbst so herangehst - jedenfalls ist das mein Eindruck.
Glaub mir, wenn man ernsthaft an sie herangeht, nehmen sie sich nichts. Mein Eindruck ist sogar, dass mir Gereimtes inhaltlich sehr viel weniger gibt als die freien Rhythmen, selbst noch die weniger gelungenen.
Fürs Reimen bekommt man ein paar Regeln serviert, lernt die unterschiedlichen Formen, und nach diesem Stiebel wird gereimt - wobei du hier fast überwiegend Knittelverse findest, die einfachste Form. Es ist wie mit dem Verhältnis von Unfreiheit und Freiheit - bekanntlich ist die Freiheit viel schwerer zu schultern als die Unfreiheit. Aber das ist meine höchsteigen persönliche Meinung. Sprichst du mit einem notorischen Reimer, wirst du genau das Gegenteil hören. Es ist nun mal so: Jeder sieht nur seinen eigenen Suppenteller. Aber das ist eine Abschweifung, ich hoffe, sie hat dich nicht allzusehr belästigt.

Hanna
 

Carlo Ihde

Mitglied
Nein, belästigt nicht,

ich merke, du machst dir Gedanken, die über das Normalmaß hinaus gehen. Ich danke dir für deine Kritik und deine Hinweise. Keineswegs glaube ich, dass das Ungereimte leichter zu schreiben sei, ich glaube aber, dass die meisten anderen das glauben. Dazu empfehle ich dir die "Polemik gegen die Laberlyrik" von Roman Ritter, der in den frühen 80ern diesen Trend von Lyrikschwämme schon mal gegenwärtig sah.

Was aber Kritik an meiner Schreibweise angeht, verstehe ich keinen Spaß. Und ein freundlicher Hinweise hört dort auf, freundlich zu sein, wo er die Niederkämpfung von Hoffnungen sein soll, die mir nur unterstellt werden und mich als genauso niederes, gieriges Früchtchen brandmarken sollen.
 



 
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