Sam auf Tour

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Garde

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Sam ist ein Streifenstinktier und lebt in Branson, einer Stadt in Missouri. Missouri liegt in Nordamerika und ist die Heimat vieler Streifenstinktiere. Man nennt sie wegen der weißen Streifen so, die entlang des Rückens verlaufen.
Am Stadtrand von Branson hat sich Sam unter einem alten Schuppen eine Wohnhöhle gegraben. Neben ihm wohnen seine Freunde William, Abigail und Sophia.
Von hier aus macht sich Sam auf seine täglichen Streifzüge. Da es in Branson einiges zu sehen gibt, zum Beispiel das Schiffsmuseum, kommen viele Touristen. Ab und zu wagt sich Sam ganz nahe an sie heran. So hört er von Menschen aus Deutschland, wie schön es in ihrer Heimat ist.
In Branson gibt es einen Flughafen, auf dem läuft Sam häufig herum, weil er dort etwas zu futtern findet.
Bei einem dieser Erkundungstouren sieht er, dass ein Flugzeug beladen wird. Da Sam gerne mal verreisen würde, huscht er über die angelehnte Ladebrücke in den Laderaum. Er versteckt sich hinter einem knallroten Koffer. Eine ganze Weile rumpelt und poltert es ordentlich. Immer mehr Koffer stapeln sich vor Sam. Einer von ihnen landet fast auf seinem Kopf. Er erschrickt so sehr, dass sein Schwanz steil in die Höhe schnellt und die Drüse darunter, eine ordentliche Ladung Stinkstoff versprüht.
Gleich darauf schreit eine Stimme: „Wieso stinkt das plötzlich hier so bestialisch. Das riecht ja, als hätte sich ein Stinktier verirrt. Pfui Teufel.“
Eine zweite Stimme schimpft. „Das ist nicht zum Aushalten. Lass uns die Luke schließen, die Koffer sind alle drin.“
Ein paar Minuten später rollt das Flugzeug über die Landebahn und hebt ab. Kurz darauf ist Sam eingeschlafen. Er wird durch lautes Quietschen und Schleifen wach. Irgendwann gibt es einen Ruck und es ist still.
Ein wenig später wird es hell und jemand ruft: „Hier stinkt es ganz entsetzlich. Was ist das? Das ist ja ekelhaft.“ Sam macht, dass er schnell nach draußen kommt.
Auf dem Flugplatz sieht es ähnlich aus wie in Branson, nur ist dieser hier viel größer.
„Hamburger Abendblatt“, ruft eine Stimme. Aha, hier ist Hamburg. Da gibt es viel Wasser, weiß Sam. Ganz in Gedanken merkt er nicht, dass ein großer Hund hinter ihm herläuft. Erst als dieser nach ihm schnappt, wird er aufmerksam. Instinktiv geht sein Schwanz pfeilgerade in die Höhe und Sam versprüht eine ordentliche Ladung Stinkgase. Der Hund bremst scharf ab, dreht sich zweimal um die eigene Achse und rennt davon, was das Zeug hält. Und mit ihm rennen die Menschen in alle Himmelsrichtungen. Laut vor sich her schimpfend, drücken sie sich Taschentücher vor die Nasen und sehen zu, dass sie ins Freie gelangen.
Sam schaut sich um, sucht den roten Koffer. Es interessiert ihn, wem und wohin er gehört. Da ist er, ein großer, kräftiger Mann zieht ihn eilig hinter sich her. Neben dem Mann geht eine blonde Frau mit einem kleinen Jungen an der Hand. Sie bleiben auf der Straße an einem tiefschwarzen Auto stehen und holen tief Luft.
„Mama, ich muss Pippi“, sagt der Junge.
„Oh nein, Fabian“, sagt die Frau. „Vor drei Minuten hast du noch gesagt, du müsstest nicht. Jetzt müssen wir in diese stinkige Halle zurück.“ Sie nimmt den Jungen an der Hand und geht mit ihm los. Der Mann hievt den Koffer in den Kofferraum, zückt sein Handy und telefoniert. Die Gelegenheit nutzt Sam, springt in das Auto und verkriecht sich. Es dauert nicht lange und die Frau und Fabian sind zurück, die Fahrt geht los. Sam döst vor sich hin, als ihn ein fürchterlicher Krach so sehr erschreckt, dass sein Schwanz sich selbstständig macht.
„Dieser Idiot“, schreit der Mann. „Beinahe hätte es gekracht. Nimmt mir einfach die Vorfahrt.“ Er holt tief Luft. „ Pfui Teufel.“ Er schüttelt sich. „Wieso stinkt das plötzlich hier so. Maria mach die Scheibe hoch.“ Sam macht sich klein. Obwohl er ja nichts dafür kann. Wenn ihn etwas erschreckt oder wenn er jemand vertreiben will, muss er stinken.
Das ist nicht zum Aushalten.“ Der Mann dreht unruhig den Kopf. Die Frau und der Junge halten sich Taschentücher vor die Nasen.
Irgendwann hält das Auto. Die Drei steigen eilig aus und atmen tief durch. Schon geht die Kofferraumklappe nach oben. „Pfui Teufel“, ruft der Mann erneut und tritt einen Schritt zurück. „Der Gestank kommt aus dem Auto.“
Sam springt an dem Mann vorbei auf die Straße, rennt um ein Haus, hinter einen Schuppen. Dort fühlt er sich erst mal sicher.
Um seine Nase schwirrt und summt es ununterbrochen. Da merkt er, dass er hungrig ist und macht sich auf die Jagd. Er muss sich nicht anstrengen, die Insekten fliegen ihm sprichwörtlich in die Schnauze. Gestärkt von Grünzeug und allerlei Kleintieren gräbt er sich unter den Schuppen eine Wohnhöhle. Nach kurzer Zeit verschwindet er völlig darin.
Ausgeschlafen und neugierig macht er sich im Dunkeln auf Erkundungstour. Manches ist anders, als in Branson. Die Erde riecht modriger, ist klumpiger, die Pflanzen sind fetter und schmecken ungewohnt. Und es ist ruhiger als in Branson. Er riecht, hört und sieht niemand. Gerade als er das denkt, leuchten vor ihm zwei gelbe Lichter auf und ein furchterregendes Fauchen dringt an seine Ohren. Unbeeindruckt bleibt er hocken, vor Katzen hat er keine Angst. Er kennt viele und mit einigen ist er befreundet.
„Nun beruhige dich mal wieder“, sagt er, als diese nicht aufhört zu fauchen.
„Jetzt werde bloß nicht frech“, zischt sie. „Wer bist du? Dich habe ich noch nie gesehen.“
„Kannst du auch nicht. Bin heute erst angekommen. Von Branson, das ist in Amerika.“
„Angeber“, faucht die Katze und zieht hoheitsvoll davon.
Erstaunt und enttäuscht bleibt Sam hocken. Er hätte sich gerne unterhalten.
Wuff, Wuff macht es da unmittelbar neben ihm. „Knurr… Knurr.“
„Mach nicht einen solchen Krach“, schnauft Sam erbost. „Was soll das, mich so zu erschrecken?“
Stille, dann Schnaufen. „Ich kann so viel Krach machen wie ich möchte. Ich passe auf und du hast hier nichts zu suchen. Wer bist du?“
„Ich bin Sam. Ein Stinktier aus Amerika und du?“
„Dann bist du das Tier das Fabian und seine Eltern im Kofferraum hatten. Sie haben nach dir gesucht. Ich hole sie her.“ Schwupp ist der Hund weg.
Sam zieht sich vorsichtshalber in seine Wohnhöhle zurück. Eine ganze Zeitlang rumort es draußen laut herum. „Wuff, Wuff, Kläff, Kläff.“
Den nächsten Tag verschläft Sam und erst am Abend, so wie er es von klein auf gewohnt ist, kriecht er hungrig aus seiner Wohnhöhle. Geruhsam schaut und riecht er sich um und fängt an zu futtern. Er hat schon ordentlich zugeschlagen, als urplötzlich ein riesengroßer Schatten über ihm auftaucht. Furchterregende Krallen sausen auf ihn zu und ein großer gefiederter Kopf mit vorstehenden runden Augen und einem spitzen gebogenen Schnabel kommt schnell näher.
O Schreck, eine große Eule. Sams Schwanz schießt in die Höhe. Er dreht sich suchend um die eigene Achse, sieht eine Schubkarre und verschwindet unter ihr. Noch nie zuvor hat er aus der Nähe eine Eule gesehen. Er hat aber schon viele schreckliche Dinge von ihnen gehört. Die Eule verharrt unbeeindruckt von dem Gestank in der Luft, die Krallen und den gebogenen Schnabel angriffslustig nach vorne gestreckt. Dann schwebt sie eine ganze Weile, fast geräuschlos, über der Schubkarre hin und her. Sie schiebt sich immer wieder vor das Mondlicht, sodass es abwechselnd dunkel und hell ist. Irgendwann scheint der Mond ununterbrochen, die Eule hat sich zurück gezogen.
Sam traut sich erst nach einiger Zeit hervor. Ihm ist der Appetit vergangen. Ängstlich schaut und riecht er immer wieder in die Höhe. Er fühlt sich schlecht. Wie alle Stinktiere ist er gerne alleine unterwegs, aber er weiß auch, wie wichtig Freunde sind, besonders dann, wenn es gefährlich ist. Deshalb vermisst er William, Abigail und Sophia gerade sehr.
Am nächsten Abend geht er unbeschwert auf Futtersuche. Er hat die Eule vergessen und mampft zufrieden vor sich hin, als es über ihm dunkler wird und spitze Krallen auf ihn zu sausen. Instinktiv wirft er sich auf die Seite und die Krallen greifen an ihm vorbei in den Boden. Sam rennt, was das Zeug hält. Unter einer Hecke findet er Schutz. Regungslos verharrt er, bis die Eule verschwunden ist. So geht es einige Tage. Manchmal hat er genug gefressen, manchmal gerade erst angefangen, wenn die Eule auftaucht. Einmal erwischt sie ihn mit ihren Krallen an der Seite und verletzt ihn. Es blutet ein wenig und tut weh.
Sam wird immer trauriger und niedergeschlagener, er bereut es, dass er in das Flugzeug gekrochen ist. Wenn er nur wüsste, wie er wieder zurück zu seinen Freunden könnte.
Aus Angst geht er eher auf Nahrungssuche. Für die Eule scheinbar zu früh, denn Sam bleibt ungestört.
Eines Tages läuft er an einem Zaun entlang, als er den roten Koffer riecht, hinter dem er sich in dem Flugzeug versteckt hatte. Er sieht, wie der Vater von Fabian ihn neben das schwarze Auto stellt und den Kofferraumdeckel öffnet.
„Hubert, du hast etwas vergessen“, ruft die Mutter von Fabian und der Vater geht zu einem Haus. Diese Gelegenheit lässt sich Sam nicht entgehen, er springt in den Kofferraum und verkriecht sich unter einer Wolldecke. Wenige Zeit später wäre der Koffer fast auf seiner Pfote gelandet, aber Sam klemmt seinen Schwanz ganz fest zusammen, damit bloß nichts passiert.
Nach einem Peng wird es dunkel und die Fahrt geht los. Sam kommt es unheimlich lange vor, bis sich der Kofferraum wieder öffnet. Er zögert keinen Moment und springt über die Hände von Fabians Vater aus dem Auto. Der erschrickt sich fast zu Tode. „Das ist ja ein Ding, schon wieder dieses verflixte Tier“, staunt er.
Sam rennt was das Zeug hält. Sehr zu seiner Freude erkennt er, dass er sich auf dem Flughafen befindet, auf dem er vor einigen Tagen angekommen war. Er flitzt durch die große Wartehalle hinaus auf das Flugfeld, bremst ab und rennt zurück. Ihm ist eine Idee gekommen. Vielleicht fliegt der Vater von Fabian nach Branson? Schnell hat er den roten Koffer entdeckt und bleibt ihm auf den Fersen. Als er im Laderaum eines Flugzeuges verschwindet, klettert Sam hinterher. Er verschläft den Start und wird erst wieder wach, als die Maschine mit einem derben Ruck auf der Landebahn aufsetzt.
Als sich die Luke öffnet und die ersten Luftströme Sams Nase erreichen, weiß er sofort, er ist in Branson. Ungeduldig schlängelt er sich zwischen den aufgestapelten Koffer hindurch, rennt über das Flugfeld und überschlägt sich immer wieder vor Freude. Er riecht es, er hört es, er sieht es, er ist wieder daheim. Ein paar Minuten später ist er von seinen Freunden umringt. Aufgeregt und froh wollen Abigail, William und Sophia wissen, wo er denn so lange gewesen ist.
 

Garde

Mitglied
Sam ist ein Streifenstinktier und lebt in Branson, einer Stadt in Missouri. Missouri liegt in Nordamerika und ist die Heimat vieler Streifenstinktiere. Man nennt sie wegen der weißen Streifen so, die entlang des Rückens verlaufen.
Am Stadtrand von Branson hat sich Sam unter einem alten Schuppen eine Wohnhöhle gegraben. Neben ihm wohnen seine Freunde William, Abigail und Sophia.
Von hier aus macht er sich auf seine täglichen Streifzüge. Da es in Branson einiges zu sehen gibt, zum Beispiel das Schiffsmuseum, kommen viele Touristen. Ab und zu wagt er sich ganz nahe an sie heran. So hört er von Menschen aus Deutschland, wie schön es in ihrer Heimat ist.
In Branson gibt es einen Flughafen, auf dem läuft Sam häufig herum, weil er dort etwas zu futtern findet.
Bei einem dieser Erkundungstouren sieht er, dass ein Flugzeug beladen wird. Da er gerne mal verreisen würde, huscht er über die angelehnte Ladebrücke in den Laderaum. Er versteckt sich hinter einem knallroten Koffer. Eine ganze Weile rumpelt und poltert es ordentlich. Immer mehr Koffer stapeln sich vor Sam. Einer von ihnen landet fast auf seinem Kopf. Er erschrickt so sehr, dass sein Schwanz steil in die Höhe schnellt und die Drüse darunter, eine ordentliche Ladung Stinkstoff versprüht.
Gleich darauf schreit eine Stimme: „Wieso stinkt das plötzlich hier so bestialisch. Das riecht ja, als hätte sich ein Stinktier verirrt. Pfui Teufel.“
Eine zweite Stimme schimpft. „Das ist nicht zum Aushalten. Lass uns die Luke schließen, die Koffer sind alle drin.“
Ein paar Minuten später rollt das Flugzeug über die Landebahn und hebt ab. Kurz darauf ist Sam eingeschlafen. Er wird durch lautes Quietschen und Schleifen wach. Irgendwann gibt es einen Ruck und es ist still.
Ein wenig später wird es hell und jemand ruft: „Hier stinkt es ganz entsetzlich. Was ist das? Das ist ja ekelhaft.“ Sam macht, dass er schnell nach draußen kommt.
Auf dem Flugplatz sieht es ähnlich aus wie in Branson, nur ist dieser hier viel größer.
„Hamburger Abendblatt“, ruft eine Stimme. Aha, hier ist Hamburg. Da gibt es viel Wasser, weiß Sam. Ganz in Gedanken merkt er nicht, dass ein großer Hund hinter ihm herläuft. Erst als dieser nach ihm schnappt, wird er aufmerksam. Instinktiv geht sein Schwanz pfeilgerade in die Höhe und Sam versprüht eine ordentliche Ladung Stinkgase. Der Hund bremst scharf ab, dreht sich zweimal um die eigene Achse und rennt davon, was das Zeug hält. Und mit ihm rennen die Menschen in alle Himmelsrichtungen. Laut vor sich her schimpfend, drücken sie sich Taschentücher vor die Nasen und sehen zu, dass sie ins Freie gelangen.
Sam schaut sich um, sucht den roten Koffer. Es interessiert ihn, wem und wohin er gehört. Da ist er, ein großer, kräftiger Mann zieht ihn eilig hinter sich her. Neben dem Mann geht eine blonde Frau mit einem kleinen Jungen an der Hand. Sie bleiben auf der Straße an einem tiefschwarzen Auto stehen und holen tief Luft.
„Mama, ich muss Pippi“, sagt der Junge.
„Oh nein, Fabian“, sagt die Frau. „Vor drei Minuten hast du noch gesagt, du müsstest nicht. Jetzt müssen wir in diese stinkige Halle zurück.“ Sie nimmt den Jungen an der Hand und geht mit ihm los. Der Mann hievt den Koffer in den Kofferraum, zückt sein Handy und telefoniert. Die Gelegenheit nutzt Sam, springt in das Auto und verkriecht sich. Es dauert nicht lange und die Frau und Fabian sind zurück, die Fahrt geht los. Sam döst vor sich hin, als ihn ein fürchterlicher Krach so sehr erschreckt, dass sein Schwanz sich selbstständig macht.
„Dieser Idiot“, schreit der Mann. „Beinahe hätte es gekracht. Nimmt mir einfach die Vorfahrt.“ Er holt tief Luft. „ Pfui Teufel.“ Er schüttelt sich. „Wieso stinkt das plötzlich hier so. Maria mach die Scheibe hoch.“ Sam macht sich klein. Obwohl er ja nichts dafür kann. Wenn ihn etwas erschreckt oder wenn er jemand vertreiben will, muss er stinken.
Das ist nicht zum Aushalten.“ Der Mann dreht unruhig den Kopf. Die Frau und der Junge halten sich Taschentücher vor die Nasen.
Irgendwann hält das Auto. Die Drei steigen eilig aus und atmen tief durch. Schon geht die Kofferraumklappe nach oben. „Pfui Teufel“, ruft der Mann erneut und tritt einen Schritt zurück. „Der Gestank kommt aus dem Auto.“
Sam springt an dem Mann vorbei auf die Straße, rennt um ein Haus, hinter einen Schuppen. Dort fühlt er sich erst mal sicher.
Um seine Nase schwirrt und summt es ununterbrochen. Da merkt er, dass er hungrig ist und macht sich auf die Jagd. Er muss sich nicht anstrengen, die Insekten fliegen ihm sprichwörtlich in die Schnauze. Gestärkt von Grünzeug und allerlei Kleintieren gräbt er sich unter den Schuppen eine Wohnhöhle. Nach kurzer Zeit verschwindet er völlig darin.
Ausgeschlafen und neugierig macht er sich im Dunkeln auf Erkundungstour. Manches ist anders, als in Branson. Die Erde riecht modriger, ist klumpiger, die Pflanzen sind fetter und schmecken ungewohnt. Und es ist ruhiger als in Branson. Er riecht, hört und sieht niemand. Gerade als er das denkt, leuchten vor ihm zwei gelbe Lichter auf und ein furchterregendes Fauchen dringt an seine Ohren. Unbeeindruckt bleibt er hocken, vor Katzen hat er keine Angst. Er kennt viele und mit einigen ist er befreundet.
„Nun beruhige dich mal wieder“, sagt er, als diese nicht aufhört zu fauchen.
„Jetzt werde bloß nicht frech“, zischt sie. „Wer bist du? Dich habe ich noch nie gesehen.“
„Kannst du auch nicht. Bin heute erst angekommen. Von Branson, das ist in Amerika.“
„Angeber“, faucht die Katze und zieht hoheitsvoll davon.
Erstaunt und enttäuscht bleibt Sam hocken. Er hätte sich gerne unterhalten.
Wuff, Wuff macht es da unmittelbar neben ihm. „Knurr… Knurr.“
„Mach nicht einen solchen Krach“, schnauft Sam erbost. „Was soll das, mich so zu erschrecken?“
Stille, dann Schnaufen. „Ich kann so viel Krach machen wie ich möchte. Ich passe auf und du hast hier nichts zu suchen. Wer bist du?“
„Ich bin Sam. Ein Stinktier aus Amerika und du?“
„Dann bist du das Tier das Fabian und seine Eltern im Kofferraum hatten. Sie haben nach dir gesucht. Ich hole sie her.“ Schwupp ist der Hund weg.
Sam zieht sich vorsichtshalber in seine Wohnhöhle zurück. Eine ganze Zeitlang rumort es draußen laut herum. „Wuff, Wuff, Kläff, Kläff.“
Den nächsten Tag verschläft Sam und erst am Abend, so wie er es von klein auf gewohnt ist, kriecht er hungrig aus seiner Wohnhöhle. Geruhsam schaut und riecht er sich um und fängt an zu futtern. Er hat schon ordentlich zugeschlagen, als urplötzlich ein riesengroßer Schatten über ihm auftaucht. Furchterregende Krallen sausen auf ihn zu und ein großer gefiederter Kopf mit vorstehenden runden Augen und einem spitzen gebogenen Schnabel kommt schnell näher.
O Schreck, eine große Eule. Sams Schwanz schießt in die Höhe. Er dreht sich suchend um die eigene Achse, sieht eine Schubkarre und verschwindet unter ihr. Noch nie zuvor hat er aus der Nähe eine Eule gesehen. Er hat aber schon viele schreckliche Dinge von ihnen gehört. Die Eule verharrt unbeeindruckt von dem Gestank in der Luft, die Krallen und den gebogenen Schnabel angriffslustig nach vorne gestreckt. Dann schwebt sie eine ganze Weile, fast geräuschlos, über der Schubkarre hin und her. Sie schiebt sich immer wieder vor das Mondlicht, sodass es abwechselnd dunkel und hell ist. Irgendwann scheint der Mond ununterbrochen, die Eule hat sich zurück gezogen.
Sam traut sich erst nach einiger Zeit hervor. Ihm ist der Appetit vergangen. Ängstlich schaut und riecht er immer wieder in die Höhe. Er fühlt sich schlecht. Wie alle Stinktiere ist er gerne alleine unterwegs, aber er weiß auch, wie wichtig Freunde sind, besonders dann, wenn es gefährlich ist. Deshalb vermisst er William, Abigail und Sophia gerade sehr.
Am nächsten Abend geht er unbeschwert auf Futtersuche. Er hat die Eule vergessen und mampft zufrieden vor sich hin, als es über ihm dunkler wird und spitze Krallen auf ihn zu sausen. Instinktiv wirft er sich auf die Seite und die Krallen greifen an ihm vorbei in den Boden. Sam rennt, was das Zeug hält. Unter einer Hecke findet er Schutz. Regungslos verharrt er, bis die Eule verschwunden ist. So geht es einige Tage. Manchmal hat er genug gefressen, manchmal gerade erst angefangen, wenn die Eule auftaucht. Einmal erwischt sie ihn mit ihren Krallen an der Seite und verletzt ihn. Es blutet ein wenig und tut weh.
Sam wird immer trauriger und niedergeschlagener, er bereut es, dass er in das Flugzeug gekrochen ist. Wenn er nur wüsste, wie er wieder zurück zu seinen Freunden könnte.
Aus Angst geht er eher auf Nahrungssuche. Für die Eule scheinbar zu früh, denn Sam bleibt ungestört.
Eines Tages läuft er an einem Zaun entlang, als er den roten Koffer riecht, hinter dem er sich in dem Flugzeug versteckt hatte. Er sieht, wie der Vater von Fabian ihn neben das schwarze Auto stellt und den Kofferraumdeckel öffnet.
„Hubert, du hast etwas vergessen“, ruft die Mutter von Fabian und der Vater geht zu einem Haus. Diese Gelegenheit lässt sich Sam nicht entgehen, er springt in den Kofferraum und verkriecht sich unter einer Wolldecke. Wenige Zeit später wäre der Koffer fast auf seiner Pfote gelandet, aber Sam klemmt seinen Schwanz ganz fest zusammen, damit bloß nichts passiert.
Nach einem Peng wird es dunkel und die Fahrt geht los. Sam kommt es unheimlich lange vor, bis sich der Kofferraum wieder öffnet. Er zögert keinen Moment und springt über die Hände von Fabians Vater aus dem Auto. Der erschrickt sich fast zu Tode. „Das ist ja ein Ding, schon wieder dieses verflixte Tier“, staunt er.
Sam rennt was das Zeug hält. Sehr zu seiner Freude erkennt er, dass er sich auf dem Flughafen befindet, auf dem er vor einigen Tagen angekommen war. Er flitzt durch die große Wartehalle hinaus auf das Flugfeld, bremst ab und rennt zurück. Ihm ist eine Idee gekommen. Vielleicht fliegt der Vater von Fabian nach Branson? Schnell hat er den roten Koffer entdeckt und bleibt ihm auf den Fersen. Als er im Laderaum eines Flugzeuges verschwindet, klettert Sam hinterher. Er verschläft den Start und wird erst wieder wach, als die Maschine mit einem derben Ruck auf der Landebahn aufsetzt.
Als sich die Luke öffnet und die ersten Luftströme Sams Nase erreichen, weiß er sofort, er ist in Branson. Ungeduldig schlängelt er sich zwischen den aufgestapelten Koffer hindurch, rennt über das Flugfeld und überschlägt sich immer wieder vor Freude. Er riecht es, er hört es, er sieht es, er ist wieder daheim. Ein paar Minuten später ist er von seinen Freunden umringt. Aufgeregt und froh wollen Abigail, William und Sophia wissen, wo er denn so lange gewesen ist.
 



 
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