Schneeflöckchen - Weißröckchen

4,20 Stern(e) 5 Bewertungen

Walther

Mitglied
Schneeflöckchen - Weißröckchen


Es tanzen Flocken um den kalten Wind,
Sie wirbeln sich im Kreis, als gäb’s kein Morgen:
Man möchte sich von ihnen Leichtsinn borgen
Und fröhlich sein, so wie als kleines Kind.

So fallen sie, des Winters zarte Boten,
So schön, so weiß, als gäb’ es keinen Tod.
Sie decken ab, was unsern Blick bedroht,
Was wir zu wissen uns doch selbst verboten.

Man schaut von innen auf das wilde Treiben,
Wenn’s weiter friert, dann stirbt sich’s in der Stadt,
In Ecken, wo die Ausgegrenzten bleiben,

Die unser Leben ausgeworfen hat.
Die Wärme drinnen endet an den Scheiben:
Dort wird man mit- und aneinander satt.
 

Walther

Mitglied
Schneeflöckchen - Weißröckchen


Es tanzen Flocken durch den kalten Wind,
Sie wirbeln sich im Kreis, als gäb’s kein Morgen:
Man möchte sich von ihnen Leichtsinn borgen
Und fröhlich sein, so wie als kleines Kind.

So fallen sie, des Winters zarte Boten,
So schön, so weiß, als gäb’ es keinen Tod.
Sie decken ab, was unsern Blick bedroht,
Was wir zu wissen uns doch selbst verboten.

Man schaut von innen auf das wilde Treiben,
Wenn’s weiter friert, dann stirbt sich’s in der Stadt,
In Ecken, wo die Ausgegrenzten bleiben,

Die unser Leben ausgeworfen hat.
Die Wärme drinnen endet an den Scheiben:
Dort wird man mit- und aneinander satt.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hi Walther,

inhaltlich schöne Bilder, ein paar Kleinigkeiten stören meinen Blick -

Es tanzen Flocken durch den kalten Wind,
Sie wirbeln [red]sich[/red] im Kreis, als gäb’s kein Morgen:
Man möchte sich von ihnen Leichtsinn borgen
Und fröhlich sein, [red]so wie[/red] als kleines Kind.

[red]So [/red]fallen sie, des Winters zarte Boten,
[red]So[/red] schön, [red]so [/red]weiß, als gäb’ es keinen Tod.
Sie decken ab, was unsern Blick bedroht,
Was wir zu wissen uns doch selbst verboten.

Man schaut von innen auf das wilde Treiben,
Wenn’s weiter friert, dann stirbt [red]sich’s[/red] in der Stadt,
In Ecken, wo die Ausgegrenzten bleiben,

Die unser Leben ausgeworfen hat.
Die Wärme drinnen endet an den Scheiben:
Dort wird man mit- und aneinander satt.

>>das Rotmarkierte sicher dem Metrum geschuldet? Oder sollen die Flocken personifiziert werden (wirbeln SICH = aktiv sich selbst wirbeln??)
"sich" dort streichen und statt dessen dann "gäbe es kein Morgen"? Dann passts doch auch noch?

"so wie als" ist auch unschön... und danach noch dreimal "so" auch zuviel "so" - ich würde das erste so weglassen (statt dessen: wie einst als...) und bei "So fallen" auch etwas anderes überlegen...

das "stirbt sich's" ist einfach falsch - man stirbt sich nicht - es [red]stirbt sich[/red] höchstens [red]leicht [/red], schnell, etc., also man erwartet ein wie oder was noch danach - das kommt aber nicht, sondern nur eine Ortsbeschreibung (in der Stadt, in den Ecken). Das passt nicht.
Wenn elliptisch gedacht, dann an der Stelle eher ungünstig...?

Zum Perfektionieren würde ich auch hier noch etwas feinschleifen, denn ansonsten sehr schön! :)

LG, Rhea
 

Walther

Mitglied
Schneeflöckchen - Weißröckchen


Es tanzen Flocken durch den kalten Wind,
Sie wirbeln sich im Kreis, als gäb’s kein Morgen:
Man möchte sich von ihnen Leichtsinn borgen
Und fröhlich sein, ganz wie als kleines Kind.

So fallen sie, des Winters zarte Boten,
So schön, so weiß, als gäb’ es keinen Tod.
Sie decken ab, was unsern Blick bedroht,
Was wir zu wissen uns doch selbst verboten.

Man schaut von innen auf das wilde Treiben,
Wenn’s weiter friert, dann stirbt sich’s in der Stadt,
In Ecken, wo die Ausgegrenzten bleiben,

Die unser Leben ausgeworfen hat.
Die Wärme drinnen endet an den Scheiben:
Dort wird man mit- und aneinander satt.
 

Walther

Mitglied
Lb. Rhea_Gift,

(1) sie wirbeln sich im Kreis => Schnweewalzer
(2) stirbt sich's - Es stirbt sich nicht der Tat => Es wird gestorben - das ist grammatisch und sprachlich korrekt.
(3) die "so"s: Ich habe eines ausgebaut, das nicht nötig ist, die anderen sind es:
* Sie fallen genau "so", wie in S1 beschrieben
* Exklamierend, so muß man das auch laut lesen, sind sie "so" - im Sinne von "besonders" - schön bzw. weiß.

Ich glaube, lb. Rhea_Gift, daß Du bisher selten das Vergnügen hattest, von einem guten Vorleser Gedichte vorgetragen zu bekommen. Daher schlage ich Dir vor, daß Du Deine (und auch die anderer) Gedichte einmal vor Deinem inneren Ohr vorträgst. Dann wird Dir sicherlich das eine oder andere verwandte Stilmittel einsichtig.

Lieben Dank nochmals.

Bester Gruß W.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Lieber walther,

ich lese immer auch noch mehrmals laut und habe durchaus verschiedenste Gedichte gut vorgetragen bekommen :)
Mit dem eliminierten so in S1 klingt es auch nicht mehr so aneinandergereiht so so so - daher gebe ich dir recht, dass bei "so fallen" es auch bleiben kann - klang nur vorher mit dem so in S1 schon in Reihe nach zuviel...
Schneewalzer - verstehe - also ist die Personifizierung gewollt - das wollte ich ja nur wissen :)

Deinen Einwand zu "stirbt sich's" verstehe ich nicht - es wird gestorben erfordert auch kein "sich" -> wenn's friert, dann wird gestorben in der Stadt... ich kenn "stirbt es sich" = stirbt sich's nur in Verbindung mit einer weiteren Beschreibung, aber vielleicht gibt's das auch ohne... ist mir bisher nur noch nicht untergekommen, ich schau mal...

LG, Rhea
 

Walther

Mitglied
Lb. Rhea_Gift,

danke für Deinen Kommentar. Ich werde das mit den "stirbt sich's" auch nochmal überprüfen, aber ich meine, man kann das so schreiben.

LG W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,

mir ohrt es sehr angenehm und gefällt auch vom Sinn her.

Lediglich
In Ecken, wo die Ausgegrenzten bleiben,

Die unser Leben ausgeworfen hat.
könntest du m. E. durch "weggeworfen" ersetzen, weil 2mal "aus" nicht so perfekt wirkt ...

Eines deiner guten Sonette, wirklich.

Liebe Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Schneeflöckchen - Weißröckchen


Es tanzen Flocken durch den kalten Wind,
Sie wirbeln sich im Kreis, als gäb’s kein Morgen:
Man möchte sich von ihnen Leichtsinn borgen
Und fröhlich sein, ganz wie als kleines Kind.

So fallen sie, des Winters zarte Boten,
So schön, so weiß, als gäb’ es keinen Tod.
Sie decken ab, was unsern Blick bedroht,
Was wir zu wissen uns doch selbst verboten.

Man schaut von innen auf das wilde Treiben,
Wenn’s weiter friert, dann stirbt sich’s in der Stadt,
In Ecken, wo die Ausgegrenzten bleiben,

Die unser Leben weggeworfen hat.
Die Wärme drinnen endet an den Scheiben:
Dort wird man mit- und aneinander satt.
 

Walther

Mitglied
Hallo Heidrun,

danke für den positiven Eintrag und Deinen Hinweis. Ich habe Deinen Vorschlag oben umgesetzt.

LG W.
 



 
Oben Unten