Schreiben! Einfach nur Schreiben!

Buffy

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Schreiben!
Einfach nur Schreiben!
© by KW <Buffy>

Schreiben, einfach nur Schreiben.
Die Aussage einer französischen Schriftstellerin, „einfach nur schreiben“ hat etwas für sich. Ja, einfach nur schreiben!
Egal! Selbst wenn nichts, Vernünftiges, dabei herauskommt.
Heute ist alles so schnelllebig, so vergänglich.
Es macht mich nervös, nur daran zu denken, wie kurz ein Menschenleben ist.
Einfach nur schreiben.
Ohne erst lange nachzudenken. Keine Ideen im Kopf!
Einfach nur schreiben.
Kann vielleicht lustig werden. Bin ich lustig? Sich hinzusetzen und einfach schreiben. Ist Schreiben eigentlich einfach? Darüber könnte ich schreiben. Scheint doch nicht so einfach zu sein, nur Schreiben. Ist auch wieder typisch für mich. Setze mich einfach hin und schreibe. Aber über was? Und über wen? Und Über-haupt? Gibt es nicht schon genug Bücher? Genug Autoren?
Schriftsteller, die sich mit der Schriftstellerei auseinander setzen. Denker, die sich ernsthafte Gedanken machen, über das, was sie denken.
Philosophen, die denken, dass sie denken und dann auch noch das Gedachte zu Papier bringen.
Einfach nur schreiben.
Gehöre ich zu der Kategorie der Denker, der Schreiber, der Querdenker oder der Nachdenker?
Vielleicht ist das dilettantisch. Vielleicht naiv. Vielleicht auch nur für den Papierkorb. Vielleicht auch nur dafür geeignet, die Zeit totzuschlagen. Sterben müssen wir sowieso. Hört sich nach Herbststimmung an, nach nasskaltem Wetter und Untergangsstimmung. Hurra, es ist alles vorhanden. Der Blick aus dem Fenster ist der Beweis. Meine Herbstdepression hat seine Berechtigung.
Einfach nur schreiben.
Der Blick auf das Papier erspart mir den Blick aus dem Fenster.
Einfach nur schreiben.
Worte entstehen, Sätze entstehen, Seiten werden voll geschrieben und ergeben, wenn ich Glück habe, vielleicht auch einen Sinn, oder vielleicht Unsinn. Was ist Sinn? Was ist Unsinn?
Schreiben, einfach nur schreiben.
Wie denkt eigentlich ein Querdenker? Linear? Und was schreibt so ein Querdenker, wenn er sich einfach hinsetzt und schreibt. Schreibt er über sich? Über sich als Person in der Gesellschaft? Über die Gesellschaft ohne sich als Person darin wieder zu finden? Was schreibt der Schriftsteller, wenn er sich hinsetzt und einfach schreibt?
Wenn seine Visionen ihn weltfremd werden lassen und mal eben, so ganz nebenbei, einen Roman entstehen lässt. Was wäre, wenn ein Schreiberling keine Visionen hätte, keine Fantasie? Was wäre, wenn ein Schreiberling kein verletztes Kind wäre? Könnte er sich dann einfach hinsetzen und einfach schreiben. Leckt man nicht mit jedem Satz seine eigenen Wunden. Hofft man nicht bei jeder vollendeten Seite auf Heilung. Ist man nach einem Gedicht, Essay, Roman, oder einer Biografie, seelisch geheilt?
Einfach nur schreiben und wir brauchen keine Ärzte, keine Psychiater. Selbstheilung durch Worte, durch Sätze, durch Seiten. Heilung durch Wälzer? Schreibe und Heile. Hört sich leicht an.
Einfach nur Schreiben.
Lecke ich jetzt meine Wunden? Wandern meine Gedanken bereits durch meinen Körper, auf der Suche nach dem verletzten Kind in mir? Warum setze ich mich einfach hin und schreibe? Muss doch einen Grund haben? Ist es meine Unverletzbarkeit, die mich veranlasst, einfach zu schreiben. Ist es das unverletzte Kind in mir, das mit kindlicher Beharrlichkeit um Aufmerksamkeit bettelt, das mich fordert und mich in meinem Selbstmitleid stört? Verlangt mein kindliches, unschuldiges Wesen nach Worten, um endlich gehört zu werden? Nach geschriebenen Worten, die ich nachlesen kann, wenn ich mal wieder Oropax in meinen Ohren habe? Einfach nur Schreiben was mir in den Sinn kommt, wenn etwas kommt. Und wenn nicht? Egal. Vielleicht ist es mein verletztes Kind in mir das sich mitteilen will? Sich wichtig machen ist ein elementares Paradebeispiel für verletzte Kinderseelen. Man hat mich als Kind vernachlässigt und für unwichtig erklärt- euch Erwachsenen werde ich es aber zeigen. Wartet nur, bis ich erwachsen bin.
Es drängt sich die Frage auf, wer schreibt denn nun eigentlich? Der Erwachsene oder das Kind? Oder beide? Verstand und Bauch? Ergibt vielleicht ein interessantes Szenario. Erzfeinde dokumentieren Einigkeit. Sollte meine Therapeutin Recht haben, wenn sie behauptetet, es geschehen noch Wunder? Jedenfalls ist es ein Wunder. Da setze ich mich einfach hin und schreibe.
Hat Shirley MacLaine auch getan. Ich frage mich, ob das verletzte Kind in ihr auch ständig gegen Oropax ankämpfen musste. Warum hat man sonst das Bedürfnis sich mitzuteilen.
Armes unschuldiges Kind, ich bekenne mich schuldig. Ja, ich habe dich scheinheilig manipuliert. Wollte dich in die Gesellschaft einführen, dein Debüt gleich dem Wiener Opernball inszenieren. Pech mein Kind, war wohl nichts. Pech meine Erwachsene, jetzt hast du den Schlamassel am Hals, sieh zu, wie du das wieder in die Reihe bekommst.
Schreiben, einfach nur Schreiben.
Vergessen dass es draußen gießt und die Regentropfen auf die Fensterscheiben prasseln. Vergessen, dass das Laub von den Bäumen fällt. Vergessen, dass die Tage kürzer werden. Vergessen, dass uns lange, trübe Monate bevorstehen. Wie wäre es, wenn ich über das Vergessen schreiben würde? Könnte ganz aufschlussreich sein. Aber interessant? Ja, was interessiert denn so den Bücherwurm? Da sehe ich vor mir eine Buchhandlung mit Tausenden von Buchtiteln im Regal. Ich frage mich immer, wie viele davon werden in die Hand genommen, aufgeschlagen, durchgeblättert? Was motiviert mich, eine Buchhandlung zu betreten und ein Buch zu kaufen? Langeweile? Neugier? Frust? Oder sind es die Menschen, die mich faszinieren? Menschen, die Bücher schreiben. Menschen die noch nicht einmal so anders sind als ich. Kurz, Menschen wie du und ich, mit den gleichen Problemen und dass, seit es das erste Wort, den ersten Satz, die erste Seite, das erste Buch gibt. Was hat sich überhaupt in den 2000 Jahren verändert? Wir geben unseren jetzigen Problemen in unserer jetzigen Zeit vielleicht nur andere Begriffe. Multikulti. Übergreifender, dramatischer, lässiger, einfach cooler. Eben zeitgemäß. In was für einer verrückten Zeit leben wir eigentlich, wo sich jeder einfach so hinsetzen kann und schreibt, ohne eine Vorstellung, was und worüber man schreiben sollte, müsste, könnte? Wo Biografien aus dem Boden schießen wie Unkraut. Früher sagte man noch Pilze. Aber seit Tschernobyl- lassen wir das. Oder nehmen wir doch nur mal die Sach- und Fachbücher. Alles schon zu Papier gebracht. Gebrauchsanleitung mit dem Titel „Wie putze ich mir nach den neuesten Erkenntnissen die Nase“ Autor: Prof. Dr. Dr. XYZ“
Schreiben, einfach nur Schreiben.
Schreiben über den Sinn und den Unsinn der menschlichen Rasse. Ohne zu denken und um Gottes willen, erst recht nicht darüber nachdenken.
Schreiben, einfach nur Schreiben.
Mut haben, sich lächerlich zu machen. Was ist lächerlich? Darüber könnte ich schreiben. Der Gedanke, dass sich eifrige Leser eventuell kritisch über die geschriebenen Zeilen so eines Schreiberlings beugen. Vielleicht sogar darüber nachdenken, dass es ein Schreiberling tatsächlich fertig bringt, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, finde ich überhaupt nicht lächerlich. Es ist heutzutage schon eine Kunst, den Leser überhaupt herauszufordern und ich als Schreiberling habe ja auch meinen Spaß dabei. Auch auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen, kommt mir doch der Gedanke in den Sinn, womit beschäftigt sich eigentlich der heutige Zeitgeist? Auch darüber ließe sich schreiben. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es der Zeitgenosse selbst weiß. Was wissen wir schon? Wir hören mehr als wir verkraften. Aber was wissen wir wirklich? Und ist es denn eigentlich erstrebenswert, soviel zu wissen? Wir stellen laufend Fragen, stellen alles in Frage und streben nach Wissen. Haben wir den für uns erstrebenswerten Wissensstand erreicht, stellen wir mit Entsetzen fest, dass wir das, was wir jetzt wissen, eigentlich gar nicht wissen wollten und nun? Überzeugend stellen wir unsere alten Fragen verdreht als Neue hin und fangen das alte, jetzt neue Spiel, mit Begeisterung von vorn an. Lächerlich!
Schreiben, einfach nur schreiben.
Kein Anfang, kein Ende. Keine Struktur. Kein Ziel. Gedanken kommen, werden in Worte verwandelt, aufgeschrieben und verschwinden dann ebenso rasch wieder. Ist Schreiben eigentlich eine sinnlose Tätigkeit? Reine Papierverschwendung? Raubbau an der Natur? Wie viele Bäume müssen jetzt meinetwegen ihr Leben lassen, wie viel Strom verbraucht so ein Computer oder letztendlich der Reiswolf? Gibt es eigentlich sinnlose Tätigkeiten? Darüber könnte ich schreiben. Die Vorstellung, ohne Sinne zu schreiben, fasziniert mich. Was wäre, wenn ich all meine Sinne aufgebe. Worüber kann ich dann schreiben, wenn ich noch schreiben könnte. Nichts? Ohne Sinne müsste ich zwangsweise über das Nichts schreiben. Was ist das Nichts? Gibt es das Nichts überhaupt? Aber so, wie ich die Schreiberlinge einschätze, ist auch über das Nichts, bereits alles geschrieben worden. Ich hätte lediglich das Vergnügen, meinen eigenen Senf dazu zutun. Naiv, laienhaft und extra scharf. Könnte vielleicht Spaß machen.
Meinem verletzten Kind in mir bestimmt, aber ich- in meinem Alter- lassen wir das.
Schreiben, einfach nur schreiben.
Wird die Menschheit eines Tages die Kunst des Sprechens verloren haben, nur weil jeder glaubt, schreiben zu müssen? Darüber könnte ich schreiben. Alle Anzeichen sind dafür bereits vorhanden. „Stör mich jetzt nicht Schatz, du siehst doch, dass ich schreibe.“ Diskussionen sind heute schon sinnlos, weil wir die Kunst des konzentrierten Zuhörens bereits verlernt haben und so ist doch völlig klar, dass ein gemeinsames Austauschen von Gedanken und Ideen zum Scheitern verurteilt ist. Spontan fallen mir da die Debatten des Deutschen Bundestages ein. Für mich gibt es kein überzeugenderes Terrain. Über Nichts ist bereits alles geschrieben worden, müssen wir auch noch darüber reden? Da ist es doch ganz normal, wenn jeder sich hinsetzt und einfach schreibt. Der Griff zum Telefon ist out, wir schicken lieber eine E-Mail. Dann können wir die Nachricht so lange lesen, bis uns eine passende Antwort einfällt und die Gefahr, ad hoc zu antworten zu müssen, bleibt uns erspart. Wieso wird Alzheimer als krankhaft definiert? Es ist doch ein gesundes Zeichen, wenn überflüssige Gehirnzellen abgebaut werden. Garantiert biologisch abbaubar. Oder einfach der grüne Punkt auf jede Zelle und vielleicht noch recyceln, aber was ließe sich daraus machen?
Jetzt wird es kritisch- lassen wir das!
Manchmal stelle ich mir ernsthaft die Frage, brauche ich heutzutage eigentlich noch freundschaftliche, persönliche Kontakte? Die haben ja so oder so nie Zeit. Da setz ich mich doch lieber einfach hin und schreibe ein Buch. Eine Vision, wie es wäre, wenn ich Freunde hätte und was ich ihnen sagen könnte, wenn ich sie treffen würde. Dann schicke ich meinen besten Freunden eine E-Mail und empfehle ihnen meinen neuesten Roman, der im nächsten Herbst auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt wird. Ich werde mich jetzt in Geduld üben müssen, denn meine Freunde benötigen vielleicht mehrere Jahre, bis sie ihrerseits ihre Bücher, als Antwort auf mein Buch, auf der Buchmesse vorstellen können. Was mir wiederum Zeit gibt, über die Möglichkeiten ihrer Antworten, ein Buch zu schreiben. Ein weiterer Vorteil, keiner kann mich zwingen, ihre Bücher zu kaufen, oder gar zu lesen. Sollte mir jedoch das Vergnügen beschert werden, zufällig auf der Messe einen, oder sogar mehrere Freunde anzutreffen, dann könnte ein Dialog folgendermaßen geführt werden: „ Ä Mann. Ä Alte. Echt super. Cool! Oberaffengeil dein Schinken. Tschüs! Hab keine Zeit. Muss schreiben! Wird echt ein supergeiler Bestseller“.
Horror?
Wir rasen mit Riesenschritten auf die schreibende Spezies zu und unserer Fantasie sind keine kulturellen oder gesellschaftlichen, Grenzen gesetzt. Das beste Zeichen, die Schreiberlinge werden immer jünger.
Schreiben, einfach nur schreiben, nur ja nicht aufhören.
Beim Schreiben verfliegt die Zeit so schön. Ich setze mich hin, schreibe einfach bis mein Kopf auf die Tastatur fällt, Stunden vergehen und erstaunt frage ich mich, wo die Zeit geblieben ist. Kann man eigentlich über die Zeit schreiben? Was ist Zeit? Wozu ist Zeit überhaupt nötig? Brauchen wir denn Zeit? Ich habe jedenfalls nie Zeit. Ich kann machen was ich will, die Zeit reicht einfach nicht aus. Immer komme ich zu spät. Da habe ich in jedem Raum mehrere Uhren, aber es gibt nicht Zwei, die mir die gleiche Zeit anzeigen. Ich frage mich wieso? Sonderbar ist auch, das die Zeit bei der Arbeit langsamer und in der Freizeit schneller vergeht. Es soll sogar Menschen geben, bei denen dieses Phänomen genau umgekehrt vorkommt.
Verstehe einer die Zeit.
Bestimmt haben die Schreiberlinge auch schon alles über die Zeit geschrieben. Hatte bis jetzt noch keine Zeit mir ein Buch darüber zu besorgen und zu lesen- dazu fehlt mir zur Zeit, einfach die Zeit. Eine sonderbare Zeiterscheinung. Was ist heutzutage nicht sonderbar?
Schreiben, einfach nur schreiben, ohne Zeitgefühl, monoton, gleichgültig und verloren. Den geschriebenen Worten folgen wie ein Gefangener in einem Labyrinth. Immer nach einem Ausgang suchen und dann feststellen, es gibt keinen.
Schreiben, einfach nur Schreiben.
Hört sich leicht an. Aber ist es leicht? Was sind das eigentlich für Menschen, diese Schreiberlinge? Setzen sie sich wirklich nur einfach hin und schreiben? Oder verfolgen sie ein bestimmtes Ziel? Und wenn ja, welches? Ist es der Dialog mit dem Bleistift, dem weißen Papier, der Schreibmaschine und neuerdings dem Computer, die einen Schreiberling vor der Vereinsamung bewahrt? Obwohl ich vermute, dass die bereits vereinsamt sind. Liegt doch auf der Hand, sonst hätten die nicht soviel Zeit zum Schreiben.
Meine armen, einsamen
Autoren und Autorinnen.
 

Herr Müller

Mitglied
Nun Buffy

ich habe die ganze Zeit beim Lesen nur gedacht, wann fängt sie endlich an zu schreiben, ETWAS zu schreiben.
Ganz klar, ich habe die Geschichte nicht bis zum Schluß gelesen, weil mir irgendwann schwindlig wurde vom "Schreiben, einfach nur schreiben".
Du solltest nicht schreiben was Dich bewegt, sondern so schreiben, dass es andere bewegt. Da stecken tausende Themen drin in Deiner Geschichte. Soll man sich damit jeweils intensiv auseinandersetzen? Das ist ein wenig zu viel verlangt. Du sprichst lauter spannende Dinge an, hüpfst aber sofort zum nächsten Thema.
Aber ich denke mal, der Aufbau war so beabsichtigt. Es wird bestimmt jemanden gefallen, ich kann leider nichts für mich daraus gewinnen.
Hier fehlt der spannende Faden, der mich durch die Geschichte zieht.

Aber bitte, schreib weiter. Ich bin nicht der Maßstab der Dinge. Ich kann mich auch völlig irren. Ich habe nur geschrieben, dass ich nichts damit anfangen kann. :)
Mensch so viel Arbeit und dann kommt dieser Herr Müller und mault.

Herr Müller aber herzlich
 



 
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