Sie

Sie ist sie,
sie ist ich,
sie ist du.
Dumm ist sie nicht,
nicht klein oder kleinlich,
peinlich ist ihr wenig.
Wen sie mag, dem zeigt sie’s,
wen sie nicht mag, dem erst recht.
Echt ist sie und ehrlich,
mal lieb und mal gefährlich.
Entbehrlich manchem, ganz bestimmt.
Nimmt kein Blatt vor den Mund
und ihr Herz in die Hand.

Sie ist rund, nicht eckig,
lacht sich scheckig,
ist studiert, informiert,
Optimistin, Pazifistin,
Bücherwurm, Rapunzel im Turm,
Zwiebelhasserin, Versverfasserin.
Ist Tochter, Mutter und auch Frau,
genau - und noch viel mehr.
Sehr eitel ist sie,
die Augen dunkel, die Haare rot.
Und jetzt?
Jetzt ist sie tot.
Sie ...

hallo valentine,

deine verse wirken in mir zwiegespalten. ich verstehe absicht und ende, mag beides sehr, aber in der ausführung finde ich mich nicht wieder. zuviel "stilmix" und auch ein wenig "rüttelreim".
ist vielleicht gewollt? könnte aber ausdrucksstärker sein.

liebe grüße
nofrank

Hallo nofrank,

vielen Dank für deine Anmerkungen.

Also, sowohl "Stilmix" als auch "Rüttelreim" sind gewollt und durchaus beabsichtigt.

Was meinst du denn damit, dass du dich in der Ausführung nicht wiederfindest?!

fragt Valentine.

hallo valentine,

ja, wie meine ich das? gute frage und ist recht schwer zu fassen, aber ich versuch's mal. sehr schön finde ich, dass, zumindest nach meiner lesart, relativ offen ist, wer oder was sie ist, außer weiblich...
der anfang ist schlicht und universell, das ende schockartig. und zwischendurch ist wirklich alles drin, was reingeht: floskeln "Sie ist rund, nicht eckig,",
prosa & binsenweisheiten "Wen sie mag, dem zeigt sie’s, wen sie nicht mag, dem erst recht."
alberheiten: "Bücherwurm, Rapunzel im Turm,
Zwiebelhasserin, Versverfasserin." etc.
im grunde empfinde ich es eher als kurzprosa und nicht als lyrik. die form ist willkürlich.

so ungefähr, empfinde ich das.

nixfürungut
nofrank

Hallo nofrank,

danke noch mal für deine nachgeschobenen Erklärungen!

Also, willkürlich finde ich die Form nicht, zumindest war sie nicht als Willkür gemeint - aber wie so oft gilt wohl auch hier: Geschmackssache ...

Ebenfalls nix für ungut,
Valentine.

hallo,

schon klar, dass du die form nicht willkürlich findest. ebenfalls klar, dass es heutzutage schwierig ist, moderne lyrik als lyrik zu definieren. aber nur auf geschmack lässt sich das nicht reduzieren. der text hätte als prosa die gleiche wirkung. die versform ist folglich nicht zwingend, bzw. gibt dem text keine zusätzliche ebene, hebt nichts hervor, bricht nichts, gibt keine mehrdeutigkeiten, keine rhythmik, die nicht auch in der prosa da wären.

liebe grüße
nofrank

Hallo nofrank,

> der text hätte als prosa die gleiche wirkung.

Da muss ich aber widersprechen!

> die versform ist folglich nicht zwingend, bzw. gibt dem
> text keine zusätzliche ebene, hebt nichts hervor, bricht
> nichts, gibt keine mehrdeutigkeiten, keine rhythmik, die
> nicht auch in der prosa da wären.

Ich finde absolut, dass die Rhythmik in Prosaform eine komplett andere wäre. Und ob man jetzt Reime wie "Zwiebelhasserin, Versverfasserin" mag oder nicht: Rhythm is it!

;o)

Valentine.

auch gut.

nofrank