Sie ging

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Walther

Mitglied
Sie ging. Die leere Kälte kam:
Alleinsein absolut.
Sein blondes Haar ergraut.
Die Sonne, die sie mit sich nahm,
Hat warm auf ihr geruht.
Er hatte zugeschaut.

Für sie war Dasein Freudentanz,
Ihr Lachen klang so hell.
Er hörte gerne hin.
Jetzt träumt er von verblasstem Glanz -
Das Glück ging viel zu schnell -
Und fragt nach einem Sinn.

Als in der Nacht sein Auge brach,
Verendete sein Mut.
Es blieb ihm nur das Leben.
Davor verschwand. Und das Danach,
Es wurde nicht mehr gut:
Er kann sich nicht vergeben.
 
E

equinox

Gast
Mein lieber Walther,

ein elegisches Gedicht wie ich es mir wünsche.
Klage. Wehmut. Ungesühnte Sühne.

Eine Melodie, die immer in mir singt. Leider :(


Danke das Du Deine Gedanken mit uns teilst und
liebe Grüße

equinox
 

Walther

Mitglied
Sie ging. Die leere Kälte kam:
Alleinsein absolut.
Sein blondes Haar ergraut.
Die Sonne, die sie mit sich nahm,
Hat warm auf ihr geruht.
Er hatte zugeschaut.

Für sie war Dasein Freudentanz,
Ihr Lachen klang so hell.
Er hörte gerne hin.
Jetzt träumt er von verblasstem Glanz -
Das Glück verging zu schnell -
Und fragt nach einem Sinn.

Als in der Nacht sein Auge brach,
Verendete sein Mut.
Es blieb ihm nur das Leben.
Davor verschwand. Und das Danach,
Das wurde nicht mehr gut:
Er kann sich nicht vergeben.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

mit der Zeile

[blue]als in der Nacht sein Auge brach[/blue]

komme ich nicht zurecht.

Sie ging bedeutet doch wohl, dass sie ihn verlassen hat?

Sollte sie aber gestorben sein, was man ja auch herauslesen könnte, dann müsste es heißen:"Als in der Nacht [red]ihr[/red] Auge brach".

Als in der Nacht sein Auge brach, würde ja bedeuten, dass er gestorben ist. Denn mit dem gebrochenen Auge verbindet man allgemein den Tod.

Vielleicht meinst Du ja, dass er in dieser Nacht vom seelischen Schmerz her einen Tod gestorben ist?

Für mich wäre es überzeugender, wenn sie gestorben wäre und es stünde da:"Als in der Nacht ihr Auge brach."

Wessen er sich schuldig gemacht hat, erfährt man nicht und muss es auch nicht wissen. Er könnte irgendetwas getan haben, wovon er jetzt vermutet, dass es ihren vorzeitigen Tod herbeigeführt oder beschleunigt hat.

Vielleicht hilfst Du mir auf die Sprünge....:)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
Hallo Walther,
eben sehe ich, dass Vera Lena dieselben Gedanken wie ich hatte.

Ich wollte nämlich schreiben:

als in der Nacht sein Auge brach,
M.E. spricht man doch vom „Augen brechen“, wenn jemand stirbt.

Hier wird aber weiter gelebt. Oder?

Gruß
Marie-Luise

Ps. Vielleicht ist in der Nacht sein Herz gebrochen.
 

Walther

Mitglied
Lb. Vera-Lena,

auf den ersten Blick hast Du recht, denn die Metapher ist natürlich aus dem Bild heraus bekommt. Nun schaut einen richtige Mutlosigkeit aus ähnlich leblosen Augen an. Nicht wenige sagen, der verlorene Mut sei ein vorgezogener Tod.

Ich habe mir hin- und herüberlegt, ob man dieses Bild, das total überzeichnet und damit "aneckt", stehen lassen sollte. Dann habe ich mich entschieden, dieses Bild als Stachel so stehen zu lassen, um damit die absolute Enttäuschung, die völlige innere Zerstörung, den totalen Verlust der Lebensfreude so zu thematisieren.

Nun kann man natürlich klüger werden. Aufgrund der Konstruktion führt das allerdings dazu, daß die 3. Strophe komplett zu bearbeiten ist. Das kann ein wenig dauern, da bitte ich dann bescheiden um Geduld.

Danke und lieber Gruß W.

Lb. Marie-Luise,

Du greifst ja den gleichen Punkt auf. Ich verweise also auf meine Antwort an Vera-Lena.

Auch Dir herzlichen Dank und lieber Gruß W.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

da habe ich Dich ja ganz richtig verstanden.

Hier ein Vorschlag, den Du vielleicht nicht annehmen möchtest, der aber ganz nah an Deine Absicht herankommt:

Der Schmerz der Nacht sein Auge brach,
es endete sein Mut.

Dann hättest Du den "uneigentlichen" Tod, der mit dem Verlust des Mutes verbunden ist. Und man wüsste aber, dass er nicht gestorben ist.

Ich würde das dann so interpretieren, dass er, da er dieses sonnenhafte Wesen nicht mehr sehen konnte, er überhaupt nichts mehr sehen wollte, er also eine zeitweilige tiefe Depression durchlitt.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

für mich ist da aber dochnoch ein Unterschied.

"Durch den Schmerz der Nacht", den ich hinzugefügt habe,wird angezeigt, dass das gebrochene Auge nicht den wirklichen Tod bedeutet, sondern den Tod für das Auge, also das "Nicht-mehr sehen-können" außer Kummer und Herzeleid.

So erscheint mir das.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
Es blieb ihm nur das Leben.
Liebe Vera Lena,
durch diese Zeile wird ja gesagt, dass es sich nicht um den Tod handelt.
Ich kann mich einfach nicht mit dem Brechen des Auges anfreunden. Ich beziehe es immer auf einen Sterbenden.
Viele Grüße
Marie-Luise

Ps. Nach nochmaligem Lesen finde ich deinen Vorschlag aber besser.
 

Vera-Lena

Mitglied
ok, liebe Marie-Luise,

wir werden sehen, was Walther machen wird.

Danke für Deine Antwort an mich!:)

Dir einen schönen Tag!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
Sie ging. Die leere Kälte kam:
Alleinsein absolut.
Sein blondes Haar ergraut.
Die Sonne, die sie mit sich nahm,
Hat warm auf ihr geruht.
Er hatte zugeschaut.

Für sie war Dasein Freudentanz,
Ihr Lachen klang so hell.
Er hörte gerne hin.
Jetzt träumt er von verblasstem Glanz -
Das Glück verging zu schnell -
Und fragt nach einem Sinn.

Als nachts der Schmerz sein Auge brach,
Verendete sein Mut.
Es blieb ihm nur das Leben.
Davor verschwand. Und das Danach,
Das wird wohl nie mehr gut:
Er kann sich nicht vergeben.
 

Walther

Mitglied
Lb. Vera-Lena, lb. Marie-Luise,

ich habe die letzte Strophe an einigen Stellen neu gefaßt und hoffe, daß die Schwierigkeit so beseitigt werden konnte.

Danke für Eure Unterstützung und die Rückmeldung!

LG W.
 
Lieber Walther,
ich weiß ja, dass "Herz- Schmerz" hier verpönt ist.
Egal, ich hätte geschrieben:

Als nachts der Schmerz das Herz ihm brach

Wie ich schon erwähnte, komme ich mit dem brechenden Auge nicht klar.
Ansonsten gefällt mir dein Gedicht sehr gut.

Viele Grüße
Marie-Luise
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

das ist ein furchtbar trauriges Gedicht. Verlassenwerden ist etwas unglaublich Schmerzhaftes. Ich habe es erst einmal in meinem Leben erdulden müssen, als ich 14jährig meinen geliebten Vater von jetzt nach gleich an den Tod abgeben musste. Es hat fast 30 Jahre gedauert bis ich dieses Erlebnis verarbeitet hatte.

Mir gefällt, dass Du die Zeilen mit unterschiedlicher Silbenzahl gewählt hast. Dadurch wird dieses Abgetrenntsein noch unterstrichen.

Eigentlich ist das Ganze eine Momentaufnahme von Schmerz und Schuld. Breiter hätte man es nicht anlegen dürfen. Gerade dieses "Konzentrat" lässt mich als Leser erschauern.

Der mangelnde Mut ist tatsächlich ein echtes Lebenshindernis. In viele Situationen, die eigentlich harmlos und sogar hilfreich sind, wagt sich der Mutlose nicht mehr hinein. Das weiß ich von Menschen, denen ich begegnet bin. Ein mutloses Leben ist bereits eine besondere Art von Katastrophe. Wenn dann noch Schuldgefühle hinzukommen, ist ein schweres Schicksal besiegelt, es sei denn der seelisch Verletzte findet Möglichkeiten, dieses Erlebnis zu verarbeiten.

Ungern lese ich so traurige Sachen, aber hier ist alles gut auf den Punkt gebracht. Insofern mag auch ich mit diesem Text etwas anfangen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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