Skinnerbox

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ENachtigall

Mitglied
Beat

Danke, Walther. Deine Worte bedeuten mir gerade deswegen etwas, weil Du selbst (meist) so ganz andere Verse schmiedest.

Lieben Gruß

Elke
 

Walther

Mitglied
Hallo Enachtigall,

Lyrik muß sich nicht reimen, um gut zu sein. Ich verweise auf das Gedicht "Erklär mir, Liebe" von Ingeborg Bachmann, das ich - sonettend - aufgriff: http://www.leselupe.de/lw/showthread.php?threadid=80631

Sie muß nur Beat haben, und auch dieses Gedicht hat genau das: Form, Metrum und die durch diese Disziplin gehärteten und gezäumten Gedanken. Es ist wichtig, den Geist zu disziplinieren. Nur so kommen Aussagen zustande, die den Augenblick transzendieren hin von der besonderen Aussage zur allgemeinen.

Das macht Lyrik aus. Und die Lyrik kommt ja vom Lied, vom Sprechgesang. Da kann man dann schon etwas Beat erwarten. Das Ohr will unterhalten sein.

Finde ich jedenfalls. Wenigstens Beat, wenn schon sonst nichts Überwältigendes. Und das darf gesagt sein, wenn es zu sagen war. Wie hier.

Wobei bei Deinen Werk durchaus der Inhalt anrührt und etwas mitgibt, das den beschriebenden Moment überdauert. Es ist also mehr als nur Beat, und das ist gut so. :)

Es grüßt respektvoll (ernsthaft)

W.
 

ENachtigall

Mitglied
Gedanken zur Lyrik

hast Du hier klar auf den Punkt gebracht, was Lyrik ausmacht, Walther. Die Gedanken haben viele Schnittstellen mit meinen eigenen zu diesem I-Tüpfelchen der Sprache.

Eigentümlicherweise bebrüte ich gewisse Bilder recht lange, bis sie dann geformt und fassbar gemacht werden. Diesem geht die Idee voraus, die eigene Existenz in der Vorstellung einer Dreiraumwohnung zu verbringen, wo die Gegenwart je eine Tür zu Zukunft und Vergangenheit hat, durch die laufend Gestalten hin und her gehen, wogegen das Ich albtraumartig an den einen Raum (Heute) gebunden bleibt. Derart zeitlich gefangen, aber dennoch mit den "Passanten" konfrontiert, bleiben als Verbindungspunkte folglich Schlüsselloch und Klinke. Wessen Versuchstier ist das Ich? Das eigene? Was bleibt, ist der Ausweg durch eigene Kraft den Käfig zu sprengen, durch Über-sich-Hinauswachsen". In diese Richtung soll es deuten - bei aller Beklemmung, die darin stecken mag, eine aussichtsreiche Herausforderung.

Danke für Dein Interesse.

Grüße von Elke
 

namaqool

Mitglied
fühle mich erinnert an josef k.´s prozess, der sogar die flöhe um hilfe bat:
"der türhüter erkennt, dass der mann schon am ende ist, und um sein vergehendes gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an: Hier konnte niemand sonst einlaß erhalten, denn dieser eingang war nur für dich bestimmt. ich gehe jetzt uns schließe ihn."

kennst du die türhüterparabel?

phänomenal, dein text, deine gedanken, deine sprache.

grüsse, namaqool.
 

ENachtigall

Mitglied
Türhüterparabel

Danke, namaqool, für die Erinnerung an diese Parabel. Es ist Ewigkeiten her, dass ich sie gelesen habe. Sie passt gedanklich und stimmungsmäßig ausgezeichnet zu diesem Gedicht. Es war gut sie jetzt wiederzulesen.

Liebe Grüße

Elke
 
N

no-name

Gast
Wow!

Das rockt - wirklich ein brillianter Text ENachtigall!
Bitte mehr davon! Deine Zeilen sprechen mich total an.

Ich gestehe, mein erster Gedanke war - aufgrund Deines Titels - der an Beviourismus, mit dem ich mich aus Interesse an diesem für mich spannenden Thema, früher mal sehr intensiv beschäftigt habe.
Nachdem namaqool die Türparabel ins Spiel gebracht hat, kann ich aber auch diese aus Deinen Zeilen herauslesen. Wirklich faszinierend, wie unterschiedlich man Texte lesen kann.

Liebe Grüße von no-name.
 

ENachtigall

Mitglied
Einlassen

Liebe no-name,

ich freue mich sehr über Deine Anerkennung!

Ich "musste" während des Studiums solche Versuche - wahlweise mit Ratten oder Tauben - durchführen; über Wochen. Das hat mich nachhaltig beschäftigt und ich erinnere mich heute noch mit Schrecken daran. Deshalb dieser Aufhänger für das Gedicht. Das mutmaßlich zwanghafte Verhalten, die selbstverständliche Akzeptanz der vermeintlich starren Regeln führen zu dieser Groteske.

Liebe Grüße

Elke
 



 
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