Hallo Bernd, hallo Jacko!
Schön, Euch beide hier im Gespräch zu sehen. Da geselle ich mich gerne
dazu, denn der Diskussionsansatz von Jacko ist höchst interessant.
Es wär schon im Sinn des traditionellen Distichons, für die unbetonten
Stellen auch möglichst unscheinbare Silben zu wählen. Im Distichon
geht es ja darum, einen wirkungvollen Kontrast im Betonungsmuster
zwischen Hexameter und Pentameter zu setzen.
Ich geb mal ein Beispiel, wie sich m.E. der Hexameter anschmiegsamer
und der Pentameter entsprechend kontrastierender lesen würden:
Unbill und Stürme verwüsten im Sommer die blühenden Gärten.
Gnadenlos fällst du den Baum. Wettergott, musste das sein?
Hexameter haben aber für mich wegen ihrer unvergleichlichen Klangfülle
einen ganz besonderen Reiz, und zufällig experimentiere ich gerade
damit. Es scheint mir fast, als könnte der wohltönende Effekt dieser
Verse sogar noch verstärkt werden, wenn wir weniger auf Gleichklang
und alternierende Elemente, und dafür mehr auf das Hervorheben der
inhaltlichen Besonderheiten achten würden. Mit anderen Worten: Nicht
glätten, sondern aufrauen.
Unbill und Sturm schickt im Sommer der Wettergott über das Land,
Wenn ich mir Deinen Hexameter daraufhin anschaue, lieber Bernd,
und ihn mal ein bisschen eigenwilliger ixe
XxxX XxXx xXxX XxxX
bekommt er eine völlig andere Struktur und entwickelt sich in seiner
ganzen Klangfülle zu einem Prachtvers! Na schön, für ein Distichon
ist er so nicht mehr verwendbar, hat dafür aber viel an Ausdrucksstärke
gewonnen. Lest ihn mal laut nach meiner Betonung. Empfindet Ihr es
auch so, oder spinne ich?
Ich bin gespannt auf Eure Meinung.
Liebe Grüße
Claudia
P.S. Sorry, Eure letzten Beiträge sind mir während des Schreibens
entgangen. B.B. gehe ich später nochmal darauf ein.