Staufreunde-Sonett

Ich will hier für den Stau die Lanze brechen,
denn so ein Stau ist schließlich Luxus pur.
Den Stau, den musst du fühlen in Natur,
im echten Stau nur kannst du Menschen sprechen,
die sich sonst wie der Blitz zum Spurt erfrechen,
verkrampft am Steuer, schielend auf die Uhr.
Der echte Stau erweist sich so als Kur,
du kannst gemütlich frische Brote brechen.

Dem, was die Masse macht, kannst du vertrauen,
vermeide nur, ins Ende reinzurammeln.
Das Land vergrößert stets den Platz zum Stauen,
damit sich jedes Jahr Millionen sammeln.
Um neue Flächen für den Stau zu bauen:
Das Geld ist da, so lasst es nicht vergammeln!

im stau zu staub zu stehen
erfreut nicht jedermann
entfliehe drum wer kann
erhöre doch das flehen

ich staue mich fast täglich
und möchte lieber fliegen
vielleicht am strand nur liegen
die luft dort wär erträglich

wer sich zum stau bekennt
der hat sich oft verrannt
die abfahrt gar verpennt

denn allen ist bekannt
dass der viel schneller rennt
dem stau ist unbekannt

hat dich etwa mein "weg ins paradies" inspiriert?

Wenn alle aus dem Stau entfliehn,
bin ich alleine dort,
ich habe freie Fahrt sofort
und kann gemütlich weiterziehn.
Doch zieht es alle magisch hin
an den besondren Ort,
sie haben keine Zeit an Bord,
nur Stinkefingermedizin.

Doch eines weiß ich ganz genau:
Wenn ich mich auch dazu bequeme
und eine andre Route nehme
und fühle mich besonders schlau,
und wenn ich auch die andern zähme:
ich bin nicht im, ich bin der Stau.

Mich hat ein Literaturseminar in Wolfenbüttel inspiriert ...
Man muss beachten: einmal im Jahr haben die Staufreunde ihre Hauptversammlung, und sie nehmen alle teil. Wenn die Staufläche nicht ausreicht, muss man sie vergrößern. Man kann dazu die Straßen breiter, aber auch länger machen. Beide Verfahren werden genutzt. So baut man neben eine Autobahn noch eine Landstraße. Man gibt die Geschwindigkeiten frei, was den Stau in bestimmten Gebieten stark befördert, und was zugleich die Durchschnittsgeschwindigkeit senkt.

In Dresden hat man große Opfer für die Gesellschaft der Staufreunde gebracht, man hat für die Vergrößerung der Staufläche das Weltkulturerbe "oberes Elbtal" geopfert, eine Tat, die sehr selten ist.
Wir waren darin als Bundesrepublik führend.

stau von vorn und hinten

die fläche aufzublähen
auf die der stau uns stellt
zerstört das letzte feld
ich sehe kaum noch krähen
kaum noch den bauer mähen
wenn laut die hupe gellt
wenn feuer häute pellt
und ärzte adern nähen

denn raser rammen hinten
voll in den stau hinein
man stirbt dort ohne finten
krepiert auch vorne fein
denn voll mit wein aus pinten
trifft geisterfahrers pein

staufreunde

diese Fortsetzungen des ersten Textes von zwei Seiten gesehen hat mir gut gefallen. Wäre auch eine Möglichkeit als Schreibaufgabe, Texte in Fortsetzung zu schreiben, jeder wie er es empfindet. Habe die Texte gerne gelesen!

ja, so ein kettengedicht macht spass. gut finde ich, dass es sich in der LL oft ganz spontan entwickelt.

Liebe Grüße

Herbert