Tischtuch runter!

Inge Anna

Mitglied
Tischtuch runter!

Leo aß selten im Lokal,
denn seine Tischmanieren
taugten für Kuh- und Schweinestall,
doch wenig zum Dinieren.

Mitunter ließ sich's nicht umgeh'n
im Grand-Hotel zu speisen;
denn Ehefrau Lisa-Doreen,
wollt' großspurig verreisen.

Fünf-Sterne-Häuser, schick und fein,
den Geizigen das Sparen!
Er wäre gern nach Eberstein
zu Bauer Lutz gefahren.

Dort war er Mensch und durft's auch sein,
kein Tischtuch und kein Schema;
man schob die frische Landkost rein:
Bekleckern - nie ein Thema.

Lutz äußerte mit vollem Mund,
was er vom Leben dachte
und rülpste, dass sein Hosenbund
vor Wohlbehagen krachte.

Die Bäu'rin füllte ihm den Trog,
ihr Kittel roch nach Kuhstall;
wenn Loni auch zwei Zentner wog,
war sie sein bester Zufall.

Des Bauernpaares Meisterstück
war rundlich und hieß Trudel.
Zehn Freier suchten bei ihr Glück;
doch sie vertrieb das Rudel.

Trudels Herz gehörte Malte,
'nem reichen Gastwirt aus der Schweiz;
kam er ins Haus, so pfiff der Alte,
denn Geld hat schließlich Sinn und Reiz.

Der Bauernsohn soff Kneipen leer,
galt als der Klapperstorch im Ort.
Man schmiss ihn raus, er nahm es schwer,
Lutz würgte am Versöhnungswort.

Leo kämpft mit Urlaubszwängen,
sein Magen ist kein Luxushaus;
bei dem Menü von sieben Gängen,
rastet er dann plötzlich aus.

Die teu're Hose, auch die Weste
sind von Sternen übersät;
es handelt sich um Speisereste:
da geht er, noch ist's nicht zu spät.

Nicht länger mag er sich verkrampfen,
er fährt zu Lutz nach Eberstein.
Nie wieder tafeln, nur noch mampfen
und ohne Tischtuch locker sein!
 



 
Oben Unten