Traumhäuser

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Kaleidoskop, es ist eine interessante Problematik: das Verhältnis zur Gegenwart.
Die feste Form zwingt die Zeit (und das Gedicht) in ein Korsett, so erscheint eine Schwierigkeit:

Die Zeile
"lieber in die Ferne gleitet,"
hat kein erkennbares Subjekt. Man neigt dazu, eins in Gedanken einzufügen (der lieber in die Ferne gleitet).
Das Problem ist die Kongruenz und der Textzusammenhang. Ich verstehe die Zeile nicht, sie leiert sich in meinem Kopf herum, worauf bezieht sie sich? Ist sie ein Imperativ? Gesprochen wäre es möglich, aber die Satzzeichen sprechen dagegen.
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo Bernd,

ja, es stimmt, man möchte ein "er" davor setzen. Darum habe ich nach "beschreitet" keinen Punkt gesetzt. So hoffte ich, dass der Bezug zum Fuß herstellbar ist. Da man das "In die Ferne gleiten" ja eher den Gedanken nachsagt, bleibt der Fuß womöglich unbeachtet. Doch dieser ist gemeint und schließlich auch der ganze Körper, der dranhängt, mitsamt seinen Gedanken.

Es ist eine Ellipse, die grammatisch nicht korrekt, aber in Gedichten gebräuchlich ist, wie bei z.B. Erich Kästner:

Einsam bist du, sehr alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Träumst von Liebe. Glaubst an keine.
Kennst das Leben. Weißt Bescheid
oder bei Georg Büchner im "Lenz":
Man saß bei Tische, er hinein.
Wer eine elegantere Lösung weiß, immer her damit! Allerdings empfinde ich die Reduzierung des Textes durch die Ellipse in diesem Gedicht nicht als störend, da sie zur Stimmung passt.

lg,
Kalei
 



 
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