Ungereimtes

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Ungereimtes

Es ist schwer zu verstehen, warum bei Lyrik-Wettbewerben gereimte Produktionen immer häufiger schlecht abschneiden. Möglicherweise liegt es daran, dass in unserer schönen Sprache ausgesprochene Reim-Armut herrscht. Die Franzosen haben uns Reimanhängern zwar etwas aus der Patsche geholfen, indem sie uns unzählige Verben auf "ieren" bescherten; auch ständig neu hinzukommende Anglizismen verschaffen uns etwas Spielraum. Durchgreifende Abhilfe ist aber nur zu erwarten, wenn unsere eigenen Philologen dringend benötigten Neuschöpfungen den Weg ebenen.
Hierzu ein zweckdienlicher Beitrag:

Ein frierender Cowboy am Rande der Rocky Mountains ist sicher mit einer warmen Weste gut bedient. Was aber ist mit der Oste und der Norde? Hätten wir diese, ergäben sich sofort neue Perspektiven:

Shang Mao Li braucht eine Oste,/egal, was das Textil auch koste.
Herr Lapp, Chef einer Lappenhorde,/wünscht sich eine bunte Norde.

Aber selbst im Süden kann es sehr kalt sein, z.B. in Feuerland:
Ein Chilene,alt und müde,/wünscht sich eine Pelztier-Süde.

Eben klopft mir Heinz Schenk auf die Schulter und meint, ich sei nicht auf der Höhe der Zeit. Er zitiert aus den Werken eines noch wenig bekannten Dichters:

Wir Hesse feiern frohe Feste,/überall, nicht nur im Weste.
Auch in Kassel, hoch im Norde,/sind die Narre wach geworde.
Auch in Fulda, dort im Oste,/wolln die Leute nicht verroste.
Und in Hepprum, dort im Süde,/ist man ohnehin nicht prüde.
 
Ungereimtes

Es ist schwer zu verstehen, warum bei Lyrik-Wettbewerben gereimte Produktionen immer häufiger schlecht abschneiden. Möglicherweise liegt es daran, dass in unserer schönen Sprache ausgesprochene Reim-Armut herrscht. Die Franzosen haben uns Reimanhängern zwar etwas aus der Patsche geholfen, indem sie uns unzählige Verben auf "ieren" bescherten; auch ständig neu hinzukommende Anglizismen verschaffen uns etwas Spielraum. Durchgreifende Abhilfe ist aber nur zu erwarten, wenn unsere eigenen Philologen dringend benötigten Neuschöpfungen den Weg ebenen.
Hierzu ein zweckdienlicher Beitrag:

Ein frierender Cowboy am Rande der Rocky Mountains ist sicher mit einer warmen Weste gut bedient. Was aber ist mit der Oste und der Norde? Hätten wir diese, ergäben sich sofort neue Perspektiven:

Shang Mao Li braucht eine Oste,/egal, was das Textil auch koste.
Herr Lapp, Chef einer Lappenhorde,/wünscht sich eine bunte Norde.

Aber selbst im Süden kann es sehr kalt sein, z.B. in Feuerland:
Ein Chilene,alt und müde,/wünscht sich eine Pelztier-Süde.

Eben klopft mir Heinz Schenk auf die Schulter und meint, ich sei nicht auf der Höhe der Zeit. Er zitiert aus den Werken eines noch wenig bekannten Dichters:

Wir Hesse feiern frohe Feste,/überall, nicht nur im Weste.
Auch in Kassel, hoch im Norde,/sind die Narre wach geworde.
Auch in Fulda, dort im Oste,/wolln die Leute nicht verroste.
Und in Hepprum, dort im Süde,/ist man ohnehin nicht prüde.

Beinah vergessen: eine geniale Idee von Marie-Luise Wendland. Sie hat offenbar auch erkannt, dass etwas geschehen muss, um dem bestehenden Reimmangel zu begegnen.
Hier die erste Strophe ihres Gedichts 'Springtime':

The cold, cold winter must schnell go,
verschwunden sind now ice and snow.
The sun, sie steht hot in the sky
and days of rain, die are vorbei.

Demnächst wird ein deutsch-englisches Gemeinschafts-
Reimlexikon erscheinen.
 

multimind

Mitglied
Den "gereimten Teil" finde ich witzig, originell, habe ich gerne gelesen. Beim ersten Absatz habe ich mir gedacht: Text im falschen Forum gelandet? Vielleicht könnte man den ersten Absatz prosa-mäßiger gestalten? Spontan fällt mir ein "Gedanken eines Altphilologen als Juror beim XY-Lyrik-Wettbewerb", das kann man in alle möglichen Richtungen ausbauen und eventuell am Schluß zum Thema Reimlexikon noch mal verarbeiten.
 
Ungereimtes

Es ist schwer zu verstehen, warum bei Lyrik-Wettbewerben gereimte Produktionen immer häufiger schlecht abschneiden. Möglicherweise liegt es daran, dass in unserer schönen Sprache ausgesprochene Reim-Armut herrscht. Zwar gibt es z.B. auf 'ein' sehr viele Reime, aber gerade dann, wenn wir sie am nötigsten brauchen, haben wir kein Schwein und werden im Stich gelassen.
Die Franzosen haben uns Reimanhängern etwas aus der Patsche geholfen, indem sie uns unzählige Verben auf "ieren" bescherten; auch ständig neu hinzukommende Anglizismen verschaffen uns etwas Spielraum. Durchgreifende Abhilfe ist aber nur zu erwarten, wenn unsere eigenen Philologen dringend benötigten Neuschöpfungen den Weg ebenen.
Hierzu ein zweckdienlicher Beitrag:

Ein frierender Cowboy am Rande der Rocky Mountains ist sicher mit einer warmen Weste gut bedient. Was aber ist mit der Oste und der Norde? Hätten wir diese, ergäben sich sofort neue Perspektiven:

Shang Mao Li braucht eine Oste,/egal, was das Textil auch koste.
Herr Lapp, Chef einer Lappenhorde,/wünscht sich eine bunte Norde.

Aber selbst im Süden kann es sehr kalt sein, z.B. in Feuerland:
Ein Chilene,alt und müde,/wünscht sich eine Pelztier-Süde.

Eben klopft mir Heinz Schenk auf die Schulter und meint, ich sei nicht auf der Höhe der Zeit. Er zitiert aus den Werken eines noch wenig bekannten Dichters:

Wir Hesse feiern frohe Feste,/überall, nicht nur im Weste.
Auch in Kassel, hoch im Norde,/sind die Narre wach geworde.
Auch in Fulda, dort im Oste,/wolln die Leute nicht verroste.
Und in Hepprum, dort im Süde,/ist man ohnehin nicht prüde.

Beinah vergessen: eine geniale Idee von Marie-Luise Wendland. Sie hat offenbar auch erkannt, dass etwas geschehen muss, um dem bestehenden Reimmangel zu begegnen.
Hier die erste Strophe ihres Gedichts 'Springtime':

The cold, cold winter must schnell go,
verschwunden sind now ice and snow.
The sun, sie steht hot in the sky
and days of rain, die are vorbei.

Demnächst wird ein deutsch-englisches Gemeinschafts-
Reimlexikon erscheinen.

Ungern gedenke ich eines Arno Holz (1863-1929), der Reim und Versmaß ganz abschaffen wollte. Sein Argument: Reim und Versmaß fesselten die eigentlich beabsichtigte Aussage. Tun wir Reimer unser Bestes, damit er möglichst selten Recht behält.
 
Hallo multimind!

Ich habe mir Deine Anregungen durch den Kopf gehen lassen und meinen Beitrag um einige Sätze erweitert. Aber ein Fachaufsatz hätte die Kurzprosa gesprengt und auch dem humoristischen Grundcharakter nicht gut getan.
LG Eberhard
 

HerbertH

Mitglied
Beitrag zum bilingualen Wörterbuch

wohin ever I go
I'll immer be froh
empfindest you genauso?
gemütlich burns stroh
 
Ungereimtes

Es ist schwer zu verstehen, warum bei Lyrik-Wettbewerben gereimte Produktionen immer häufiger schlecht abschneiden. Möglicherweise liegt es daran, dass in unserer schönen Sprache ausgesprochene Reim-Armut herrscht. Zwar gibt es z.B. auf 'ein' sehr viele Reime, aber gerade dann, wenn wir sie am nötigsten brauchen, haben wir kein Schwein und werden im Stich gelassen.
Die Franzosen haben uns Reimanhängern etwas aus der Patsche geholfen, indem sie uns unzählige Verben auf "ieren" bescherten; auch ständig neu hinzukommende Anglizismen verschaffen uns etwas Spielraum. Durchgreifende Abhilfe ist aber nur zu erwarten, wenn unsere eigenen Philologen dringend benötigten Neuschöpfungen den Weg ebenen.
Hierzu ein zweckdienlicher Beitrag:

Ein frierender Cowboy am Rande der Rocky Mountains ist sicher mit einer warmen Weste gut bedient. Was aber ist mit der Oste und der Norde? Hätten wir diese, ergäben sich sofort neue Perspektiven:

Shang Mao Li braucht eine Oste,/egal, was das Textil auch koste.
Herr Lapp, Chef einer Lappenhorde,/wünscht sich eine bunte Norde.

Aber selbst im Süden kann es sehr kalt sein, z.B. in Feuerland:
Ein Chilene,alt und müde,/wünscht sich eine Pelztier-Süde.

Eben klopft mir Heinz Schenk auf die Schulter und meint, ich sei nicht auf der Höhe der Zeit. Er zitiert aus den Werken eines noch wenig bekannten Dichters:

Wir Hesse feiern frohe Feste,/überall, nicht nur im Weste.
Auch in Kassel, hoch im Norde,/sind die Narre wach geworde.
Auch in Fulda, dort im Oste,/wolln die Leute nicht verroste.
Und in Hepprum, dort im Süde,/ist man ohnehin nicht prüde.

Beinah vergessen: eine geniale Idee von Marie-Luise Wendland. Sie hat offenbar auch erkannt, dass etwas geschehen muss, um dem bestehenden Reimmangel zu begegnen.
Hier die erste Strophe ihres Gedichts 'Springtime':

The cold, cold winter must schnell go,
verschwunden sind now ice and snow.
The sun, sie steht hot in the sky
and days of rain, die are vorbei.

Demnächst wird ein deutsch-englisches Gemeinschafts-
Reimlexikon erscheinen.

Ungern gedenke ich eines Arno Holz (1863-1929), der Reim und Versmaß ganz abschaffen wollte. Sein Argument: Reim und Versmaß fesselten oder verfälschten die eigentlich beabsichtigte Aussage. Tun wir Reimer unser Bestes, damit er möglichst selten Recht behält.
 
Hallo HerbertH! Hallo multimid!

Ich bedanke mich für Euer freundliches Echo. Ich warte nun darauf, dass ich aus dem Forum Ungereimtes Contra kriege.
LG Eberhard
 



 
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